Sein Platz in ihrem Herzen: Der Bergpfarrer Extra 47 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Sein größtes Lebenswerk ist die Romanserie, die er geschaffen hat. Seit Jahrzehnten entwickelt er die Romanfigur, die ihm ans Herz gewachsen ist, kontinuierlich weiter. "Der Bergpfarrer" wurde nicht von ungefähr in zwei erfolgreichen TV-Spielfilmen im ZDF zur Hauptsendezeit ausgestrahlt mit jeweils 6 Millionen erreichten Zuschauern.
Wundervolle, Familienromane die die Herzen aller höherschlagen lassen.
Der sechsundvierzigjährige Tobias Hellmann erinnerte sich noch haargenau an die Worte, die Pfarrer Trenker in der kleinen Pfarrkirche von St. Johann gesprochen hatte: »Tobias, nehmen Sie Ihre Braut Caroline als Ihre Frau an und versprechen Sie, ihr die Treue zu halten in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, und sie zu lieben, zu achten und zu ehren, bis der Tod Sie scheidet?« Er hatte laut und deutlich mit Ja geantwortet. Die gleiche Frage hatte der Pfarrer Caroline gestellt, und auch ihre Antwort hatte Ja gelautet. Das war ein halbes Jahr her. Und nun hatte Tobias das Gefühl, vor den Trümmern seiner Illusion von Liebe und Glück zu stehen. Er betrieb in Garmisch ein IT-Unternehmen und hatte geschäftlich viel um die Ohren. Darüber hinaus saß er im Gemeinderat, und dieser Job war manches Mal auch ziemlich zeitraubend. Heute, es war ein Freitag, hatte er etwas früher Schluss gemacht. Er war kurz nach Mittag nach Hause gekommen und hatte nur seine zwölfjährige Tochter Janina sowie den vierzehnjährigen Patrick angetroffen. Sie hatten ihm erklärt, dass Caroline nicht anwesend war, als sie vor etwa einer halben Stunde von der Schule heimgekommen waren. Wo verbrachte sie ihre Tage? Denn die Zeiten, in denen sie nicht zu Hause war, häuften sich, und die Erklärungen, die Caroline lieferte, waren mehr als dürftig. Tobias glaubte ihr nicht – nicht mehr. Er stand am Fenster im Wohnzimmer seines Hauses am Ortsrand von St. Johann und starrte blicklos durch die Scheibe auf einen unbestimmten Punkt im Garten. Es war Anfang Juni, der Kirschbaum trug eine Unmenge von Früchten, die allerdings noch grün und ungenießbar waren, die Rosen und eine Reihe weiterer Blumen blühten im Garten um die Wette. Überhaupt war alles grün und bunt und sein Auge hätte sich erfreuen können, wäre es nicht von Kummer und Leid getrübt gewesen. Dreimal hatte Tobias versucht, seine Frau telefonisch zu erreichen. Sie hatte ihr Mobiltelefon ausgeschaltet.
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Buchvorschau
Sein Platz in ihrem Herzen - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer Extra
– 47 –
Sein Platz in ihrem Herzen
Warum Tobias so verzweifelt war …
Toni Waidacher
Der sechsundvierzigjährige Tobias Hellmann erinnerte sich noch haargenau an die Worte, die Pfarrer Trenker in der kleinen Pfarrkirche von St. Johann gesprochen hatte: »Tobias, nehmen Sie Ihre Braut Caroline als Ihre Frau an und versprechen Sie, ihr die Treue zu halten in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, und sie zu lieben, zu achten und zu ehren, bis der Tod Sie scheidet?«
Er hatte laut und deutlich mit Ja geantwortet.
Die gleiche Frage hatte der Pfarrer Caroline gestellt, und auch ihre Antwort hatte Ja gelautet.
Das war ein halbes Jahr her. Und nun hatte Tobias das Gefühl, vor den Trümmern seiner Illusion von Liebe und Glück zu stehen.
Er betrieb in Garmisch ein IT-Unternehmen und hatte geschäftlich viel um die Ohren. Darüber hinaus saß er im Gemeinderat, und dieser Job war manches Mal auch ziemlich zeitraubend. Heute, es war ein Freitag, hatte er etwas früher Schluss gemacht. Er war kurz nach Mittag nach Hause gekommen und hatte nur seine zwölfjährige Tochter Janina sowie den vierzehnjährigen Patrick angetroffen. Sie hatten ihm erklärt, dass Caroline nicht anwesend war, als sie vor etwa einer halben Stunde von der Schule heimgekommen waren.
Wo verbrachte sie ihre Tage? Denn die Zeiten, in denen sie nicht zu Hause war, häuften sich, und die Erklärungen, die Caroline lieferte, waren mehr als dürftig. Sie wäre shoppen gewesen, hätte eine Cousine besucht, war bei einer früheren Freundin zu Besuch, hätte eine längere Wanderung unternommen …
Tobias glaubte ihr nicht – nicht mehr.
Er stand am Fenster im Wohnzimmer seines Hauses am Ortsrand von St. Johann und starrte blicklos durch die Scheibe auf einen unbestimmten Punkt im Garten. Es war Anfang Juni, der Kirschbaum trug eine Unmenge von Früchten, die allerdings noch grün und ungenießbar waren, die Rosen und eine Reihe weiterer Blumen blühten im Garten um die Wette. Überhaupt war alles grün und bunt und sein Auge hätte sich erfreuen können, wäre es nicht von Kummer und Leid getrübt gewesen.
Dreimal hatte Tobias versucht, seine Frau telefonisch zu erreichen. Sie hatte ihr Mobiltelefon ausgeschaltet. War es, weil sie nicht gestört werden wollte, bei dem, was sie gerade tat?
Tobias war sicher, dass ein anderer Mann im Spiel war.
Er war den Tränen nahe. Sie hatten sich im vorigen Jahr zum ersten Mal gesehen, als sie ihn in einem Landgasthof bedient hatte. Sie stamme aus Österreich hatte sie ihm erzählt, und er hatte sich regelrecht schockverliebt. Ein halbes Jahr später hatten sie sich das Jawort gegeben. Seine beiden Kinder aus erster Ehe hatten sie voll und ganz akzeptiert, Patrick und Janina waren von Caroline begeistert. Sie hatte aber auch ein ausgesprochen einnehmendes Wesen und kam überall sehr gut an, denn sie verstand es, mit ihrem Lächeln jeden zu verzaubern.
Warum tut sie dir das an?
Ist es ihr wirklich nur darum gegangen, gut versorgt zu sein? Himmel, du hast ihr doch sämtliche Freiheiten gelassen. Du stellst ihr viel Geld zur Verfügung, schränkst sie nicht ein, du hast sie auf Händen getragen und hättest ihr die Sterne vom Himmel heruntergeholt …
Verbittert wandte er sich ab. Sein Gesicht war Spiegelbild seiner Empfindungen. Nahe daran zu resignieren, ging er in die Küche, öffnete den Kühlschrank und nahm eine Tüte Milch heraus. Die Gefahr, in Depression zu verfallen war bei ihm groß. Caroline beteuerte zwar immer wieder, ihn zu lieben, doch das stufte er inzwischen als Lippenbekenntnisse und Schutzbehauptungen ein. Würde sie ihn lieben, würde sie ihn nicht so schlecht behandeln.
Tobias schenkte sich ein Glas mit Milch ein und trank in kleinen Schlucken. Patrick schaute zur Tür herein. »Ich fahr’ zum Fußballtraining, Papa«, gab er Bescheid, zog den Kopf zurück und verschwand.
Von oben, wo sich die Schlafräume befanden, erklang das Orgelspiel seiner Tochter. Das Keyboard hatte sich Janina zu Weihnachten gewünscht, und seitdem übte sie mit einer Verbissenheit, die ihresgleichen suchte.
Normalerweise würde er sich darüber freuen. Aber er konnte keine Freude mehr empfinden. Er dachte an Trennung. Seine Toleranz hatte Grenzen. Den gehörnten Ehemann wollte er auf keinen Fall spielen. Das Problem war, dass er Caroline trotz allem liebte. Manchmal fragte er sich, ob sie ihn verhext hatte. In Situationen wie jetzt, da ihn die Schwermut regelrecht erdrückte und eine quälende Unsicherheit in ihm wütete, war er bereit, ihr knallhart zu sagen, dass er ihr Verhalten nicht länger zu akzeptieren bereit sei und sie ihre Koffer packen und das Haus verlassen solle. Sobald er ihr in die graugrünen Augen schaute, die die Tiefe von Bergseen zu haben schienen, war es mit seiner Entschlossenheit vorbei. Seine Courage war dann wie weggeblasen, und er versuchte sogar zu glauben, was sie ihm an Ausreden und Ausflüchten auftischte.
Die ganze Situation machte ihn krank, ging ihm an die Substanz, ließ ihn in den Nächten schlecht schlafen, und während des Tages hatte er Mühe, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.
Als er ein Geräusch vernahm, wie es ein Automotor verursachte, ging er zum Fenster und schaute hinaus in den Hof.
Es war Carolines roter Mini Cooper, der durch die Einfahrt rollte und vor der Doppelgarage anhielt. Der Motor erstarb, sie stieg aus und nahm eine Papiertüte, die zwei dünne Griffe besaß, vom Rücksitz, warf die Tür zu und kam zum Haus.
Caroline war eine attraktive Frau, blondhaarig, mittelgroß, schlank und trotzdem fraulich proportioniert. Die Haare hatte sie am Hinterkopf zusammengesteckt, was ihrem gleichmäßigen Gesicht sehr viel Geltung verlieh. Sie war salopp gekleidet; Jeans, T-Shirt, weiße Sneakers. Nichts an ihr war künstlich. Nicht einmal ihre Lippen oder die Augen waren geschminkt. Sie war – um es mit einfachen Worten auszudrücken - eine natürliche Schönheit.
Ihr Anblick versetzte Tobias einen Stich. Sie wirkte so ehrlich, so integer, so bodenständig und – liebenswert, und es war für den vom Auf und Ab seiner Gefühle gebeutelten Mann schwer zu glauben, dass sie ihn dermaßen kaltschnäuzig und skrupellos ausnutzen und betrügen sollte.
Er merkte, wie seine Entschlossenheit ins Wanken geriet. Nach kurzem Zögern ging er zur Tür hinaus und betrat den Flur im selben Moment, in dem sie zur Haustür hereinkam. »Was ist das denn?«, rief sie überrascht. »Du bist heut’ schon nach Hause gekommen? Das muss ich ja glatt im Kalender vermerken. Sieben Uhr oder später ist normalerweise deine Zeit, zu der du von der Arbeit heimkommst.«
Bleib’ hart!, machte er sich selber Mut. So kann’s net weitergehen.
Er räusperte sich, schluckte und stieß hervor: »Wo kommst du her?«
Carolines Lächeln gerann. Seine knappe Frage und sein verschlossenes Gesicht verhießen nichts Gutes. »Wie bist du denn drauf?«, fragte sie ausweichend und ging ins Wohnzimmer, als wollte sie vor ihm fliehen.
Er folgte ihr. »Los, raus mit der Sprache!«, fuhr er sie an. »Wo kommst du her?«
»Ich war in Innsbruck und hab’ mich dort mit einer Freundin getroffen. Sie hat mich neulich angerufen.«
»So, so, Freundin«, brummte er. »Mir ist nix bekannt, dass du eine Freundin in Innsbruck hast. Du zauberst die Freundinnen und Cousinen aus dem Hut, wie es dir beliebt, wie?« Tobias erschrak geradezu vor seinen eigenen Worten. So kannte er sich selber nicht.
Er war jetzt richtig wütend. »Sag’ mir die Wahrheit, Caro, du hast einen anderen. Wahrscheinlich hattest du ihn schon, als wir geheiratet haben. Ist das der Dank?«
Ihr Gesicht überschattete sich. »Der Dank wofür?«
Tobias winkte ab. »Egal. Also los, Caro: Raus mit der Wahrheit. Wer ist der Kerl, und seit wann kennst du ihn? Hast du mir, als du mir deine Liebe beteuert hast, nur Sand in die Augen gestreut? Hast du mich überhaupt je geliebt? Um was ist es dir gegangen? Los, schenk’ mir endlich reinen Wein ein.«
»Ich will nicht drüber sprechen«, murmelte sie und es klang irgendwie müde und hoffnungslos. »Ich kann dir aber versichern, Tobias, dass ich dich geliebt habe und immer noch liebe. Dich und deine beiden Kinder.«
Ungläubig starrte Tobias seine Frau an. »Ja,