Komm zurück, Katherine
Von Cheryl Reavis
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Über dieses E-Book
Katherine kann der Versuchung einfach nicht widerstehen: Nur einmal will sie ihr stürmisches Begehren, den athletisch gebauten Calvin zu lieben, ausleben. Es werden wundervolle Stunden, von denen Katherine noch lange träumen wird. Eine Wiederholung soll es nicht geben - viel zu gefährlich ist es, sich emotional zu sehr zu binden! Katherine hält eine Beziehung zwischen ihnen für ausgeschlossen, denn Calvin ist erheblich jünger als sie …
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Buchvorschau
Komm zurück, Katherine - Cheryl Reavis
IMPRESSUM
Komm zurück, Katherine erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2002 by Cheryl Reavis
Originaltitel: „The Older Woman"
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1339 - 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Cecilia Scheller
Umschlagsmotive: GettyImages_kobrin_photo
Veröffentlicht im ePub Format in 05/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733757113
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Strahlende Sonne – glückliche Braut."
Calvin Doyle, kurz „Bugs" genannt, von der Fallschirm-Sondereinheit 4, starrte aus dem Fenster im zweiten Stock. Die Sonne hatte sich heute noch nicht gezeigt. Es regnete und regnete. Allmählich war er das unaufhörliche Trommeln auf das Dach leid.
Mit einem Mal, völlig ohne Vorwarnung, fühlte er sich niedergeschlagen. Zwar hatte er sich bereits seit Wochen, wenn nicht sogar seit Monaten irgendwie entmutigt gefühlt. Das war jedoch nichts im Vergleich zu der Traurigkeit, die ihn jetzt überkam.
Ihm war nach Weinen zumute. Und wenn es ihm möglich wäre, von hier wegzukommen, säße er in dieser Minute in irgendeiner verrufenen Kneipe, wo er ungestört einen kippen und in dem klagenden Text eines guten alten Songs schwelgen könnte. Und wenn er genug angesäuselt wäre, dann würde er ganz sicher mitmachen, würde sich heiser singen, um seinem betrübten Herz Erleichterung zu verschaffen.
Dass die Hochzeit stattfinden würde hatte er ja erwartet. Eigentlich war sie regelrecht überfällig gewesen. Die andauernden Bedenken der Braut und der ständige Aufenthalt des Bräutigams in irgendwelchen Rehakliniken hatten die Trauung hinausgezögert. Doyle war in die Hochzeitspläne nicht eingeweiht worden. Das machte ihm jedoch nicht so sehr zu schaffen wie seine eigene Unklarheit, ob er für Rita Warren noch immer etwas empfand oder nicht.
Wahrscheinlich empfand er doch immer noch etwas für sie. Sonst hätte er sich nicht so sehr darum bemüht, bei der Zeremonie in der Kirche dabei zu sein. Er musste für sie noch immer etwas empfinden, sonst hätte er keinen so großen Wert darauf gelegt, nichts Dummes anzustellen. Und vor allem hätte er ihr nicht so aufrichtig gewünscht, dass sie glücklich werden sollte. Denn das wünschte er ihr ganz ehrlich. Er hatte Rita in allen Lebenslagen erlebt – und zumeist in keinen sehr erfreulichen. Wenn jemand ein wenig Sonnenschein verdient hatte, dann war sie es.
Doyle lächelte verhalten.
Rita, Rita, dachte er, und schüttelte den Kopf. Keine ist wie du, Mädchen.
Zumindest hatte er es geschafft, ihr zum Abschied einen sittsamen Kuss auf die Wange zu drücken … unter dem wachsamen Blick des ihm vorgesetzten Offiziers, der – wie es sich nun mal so traf – ihr frisch angetrauter Ehemann war.
Lieutenant McGraw war ein ausgemachter Lump, der nur Glückstreffer zog. Er hatte einen Absturz mit dem Black Hawk überlebt, und er hatte Doyles Mädchen bekommen. Calvin „Bugs Doyle, der einzige andere Überlebende desselben Helikopterabsturzes, musste sich dagegen damit abfinden, schlicht und einfach der „Freund
der Braut zu bleiben.
Er atmete tief durch. Reiß dich zusammen, Doyle!
Es gab absolut keinen Grund, sich deswegen so niedergeschlagen zu fühlen. Rita hatte ihn niemals hintergangen. Sie war ihm gegenüber immer offen gewesen, auch dann, als sie verlassen und ohne einen Cent vorübergehend zu ihm gezogen war. Sie hatte mit ihm zusammengelebt – zu ihren Bedingungen. Und sie war ihm für seine Hilfe dankbar gewesen. Sie hatte ihn jedoch nicht geliebt. Nicht so, wie er es sich gewünscht hatte.
Doyle schloss die Augen und versuchte, nicht darüber nachzudenken, wie schön Rita heute ausgesehen hatte. Er wollte auch nicht an ihre Flitterwochen denken. Er war so müde, und seine Beine fingen wieder an zu schmerzen. Wenn er nicht bald aufstand und herumging, würde er es bereuen. Er hatte geglaubt, dass die Schmerzen nachlassen würden, sobald man ihm den Gipsverband abgenommen hatte. Falsch. Ohne Gipsverband mussten die Muskeln härter arbeiten. Und das bedeutete: noch größere Schmerzen.
Der Wind drehte sich, und der Regen klatschte gegen die Scheiben.
„Strahlende Sonne – glückliche Braut", murmelte er.
Die Braut war auch ohne Sonne glücklich gewesen. Die Eltern des Bräutigams hatten dem Brautpaar zwar nicht gerade ihren Segen gegeben. Die Familie hatte es vorgezogen, der Trauung fernzubleiben. Ritas kleine Tochter, Olivia, war dabei gewesen. Olivia hatte es großen Spaß gemacht, herausgeputzt zu werden, Küsschen zu werfen und Rosenblüten zu streuen. Rita hatte sonst niemanden, dem sie nahe stand – bis auf den treuen und braven „Bugs" Doyle. Auch er hätte wegbleiben können. Doch er hatte dabei sein wollen.
Allein ihretwegen.
Ein höllischer Schmerz durchzuckte sein Bein, und Doyle zog es ruckartig an. Der Gehstock rutschte vom Stuhl und fiel zu Boden. Doyle stieß eine Verwünschung aus und versuchte vergeblich, ihn aufzuheben. Dann starrte er wieder aus dem Fenster, atmete tief ein und aus, damit der Schmerz ihn nicht übermannte.
Doch der Schmerz wich nicht. Doyle musste aufstehen und umhergehen – und das sofort. Immerhin, er konnte seine Beine wieder bewegen! Das durfte er nicht vergessen. Denn bei dem Grad seiner Verletzungen und dem Auf und Ab seiner sich dahinziehenden Genesung waren die Chancen, wieder laufen zu können, nicht allzu groß gewesen. Er machte Fortschritte, wenn auch langsam. Sein einziger Trost war, dass Lieutenant McGraw es geschafft hatte. Und auch er – „Bugs" Doyle – würde es schaffen.
Er konnte den Stock nicht sehen, und schon gar nicht vom Stuhl aus an ihn herankommen. Er müsste aufstehen, sich auf den Boden runterlassen und sich dann schließlich wieder aufrichten. Das Tagespensum mit den Kniebeugen hatte er bereits hinter sich. Er könnte von Glück sagen, wenn er dieses kleine Vorhaben bei Sonnenuntergang erfolgreich beendet hatte.
Allein sich vom Stuhl zu erheben würde ihn reichlich Anstrengung kosten. Den Gedanken, seine Vermieterin um Hilfe zu rufen, gab er schnell wieder auf. Natürlich würde die kleine alte Mrs. Bee ihm sofort zur Hilfe eilen. Nur war sie wahrscheinlich mit dem Hinknien nicht viel besser dran als er.
Liebe alte Mrs. Bee … Kate Meehan, eine der Krankenschwestern im Krankenhaus, hatte es für ihn geregelt, dass er in das oben gelegene Apartment in Mrs. Bees Haus ziehen konnte, nachdem die Ärzte ihn zum ambulanten Patienten erklärt hatten. Er hätte sonst nicht gewusst, wo er abbleiben sollte.
Er hatte den Wohnwagen aufgegeben, in dem er eine kurze Zeit mit Rita gehaust hatte. Das war gewesen, noch bevor er und der Lieutenant mit dem Black Hawk Bruch gemacht hatten. Und der Sinn stand ihm wirklich nicht danach, sich mit einem Haufen anderer Soldaten eine Unterkunft zu teilen. Er würde den Jungs nur leidtun, ob sie es nun zugaben oder nicht.
Vom Apartment war es nicht weit zum Krankenhaus, und die Miete war für einen einfachen Soldaten mit geringem Sold erschwinglich. Kate Meehan hatte ihn ganz direkt gewarnt, dass Mrs. Bees Haus rauch- und alkoholfrei sei und dass sie für ihn nur bürgen würde, wenn er ihr versprach, sich zu benehmen.
Als ob er in der Lage wäre, etwas zu tun, was dem entgegenstand. Die Zeiten, wo er nackt mit einer Rose zwischen den Zähnen tanzte, waren vorbei. Seine Hände konnte er wieder gebrauchen, doch ihm waren immer noch Grenzen gesetzt.
Was sein alter Drill-Sergeant immer gesagt hatte, stimmte nicht ganz: Wo ein Wille ist, da ist nicht immer ein Weg. Manchmal war er versucht, einen Höllenaufstand zu machen, aber dann beruhigte er sich wieder und entspannte sich mit Essen, Schlafen und dem Zupfen seiner Gitarre – was ihn große Mühe kostete.
Sich benehmen? Kein Problem.
Und so hatte er in dem großen viktorianischen Haus von Mrs. Bee im zweiten Stock eine Kombination aus Wohnraum, Essraum, Kochnische und einem auf der Rückseite gelegenen Schlafzimmer bezogen. Keine Zigaretten. Kein Whiskey. Keine willigen Frauen. Keine wilden Partys. Ach ja, es wäre wirklich schön, wenn er das Fluchen aufgäbe.
Er hatte seinen eigenen Eingang über die Hintertreppe, er durfte aber jederzeit durch die Vordertür kommen. Ein einziges Mal hatte er den Fehler gemacht, den Vordereingang zu nehmen, als Mrs. Bee und die Damen von der Kirchengemeinde ihr wöchentliches Treffen bei ihr hatten. Noch nie in seinem ganzen Leben war er so vielen Glucken ausgeliefert gewesen. Sie stürzten sich regelrecht auf ihn. Nichts ahnend, ganz in Gedanken versunken ging er die Treppe rauf, und im nächsten Moment fand er sich von den Frauen umringt in Mrs. Bees Wohnzimmer wieder, saß in einem Ohrensessel mit hoch gelegten Füßen und aß Schokoladenkuchen, salzige Erdnüsse, Gewürzgürkchen und trank irgendein Gemisch aus Kirsche, Cola und Ananas dazu. Es war urkomisch gewesen.
Es waren ganz liebe alte Damen – bis auf eine, die glaubte, dass jeder, der beim Militär war, zu irgendeinem Ausschuss gehörte. Und sobald Mrs. Bee das Zimmer verließ, hielt sie damit auch nicht hinterm Berg.
Doch gleichgültig, ob er den vorderen oder hinteren Eingang nahm, er musste sich jeden Tag aufs Neue die Treppen hinauf- und hinunterquälen, was ihm allerdings die Anerkennung seiner verschiedenen Chirurgen einbrachte. Alle hatten sie ihm genau das verschrieben. Die harte Anforderung, die Mrs. Bees Haus an seine Beine stellte, fand Doyle in Ordnung. Er fand es auch okay, dass er sich gut benehmen musste, da er es ja versprochen hatte. Er musste vernünftig sein, wenn er wieder ganz gesund werden wollte.
Zuerst musste er aber den verdammten Stock aufheben.
Doyle schaffte es, gleich beim ersten Versuch auf die Beine zu kommen.
„Nicht schlecht", lobte er sich selbst. Er musste sich dabei nur auf das Ziel konzentrieren und die Anstrengung und Schmerzen, die von ihm bis dahin abverlangt werden würden, unbeachtet lassen.
Und jetzt, wo er aufrecht stand, konnte er in den Garten vom Haus nebenan sehen. Kate Meehans Haus.
Manchmal konnte er auch Kate Meehan sehen, meistens wenn sie sich morgens auf den Weg zur Arbeit machte. Manchmal frühstückte sie auf der Terrasse – seit Kurzem mit irgend so einem Kerl. War wohl ein neuer Freund, einer von der Chefetage. Er kam immer mit Kaffee und einer weißen Tüte an, aus der er kleine runde Milchbrötchen herausholte. Dann redete er eine Weile auf Rita Meehan ein, brachte sie zum Lachen und verschwand wieder.
Manchmal, an ihren freien Tagen, machte sie sich draußen zu schaffen, pflanzte Blumen in Tontöpfe und auf Seitenbeete, hing Weidekörbchen mit Hängeblumen auf, wässerte und düngte sie. Offensichtlich liebte sie Gewächse. Und Glockenspiele. Nachts konnte Doyle das Geklingel hören, wenn er die Klimaanlage ausschaltete und die Fenster öffnete.
Gelegentlich saß Meehan in einem Liegestuhl und las. Sie hatte hübsche Beine, das musste Doyle ihr lassen. Und das war für ihn Grund genug, ihr Kommen und Gehen zu verfolgen. Sie winkte ihm immer zu, wenn sie ihn am Fenster entdeckte. Sonst hielt sie sich zurück. Soweit er es mitbekam, kontrollierte sie auch nicht, ob er mit seinem Benehmen womöglich die alte Mrs. Bee aufregte. Offensichtlich verließ sie sich darauf, dass er zu seinem Wort stand.
Seit einigen Tagen hatte er Meehan nicht allzu oft gesehen. Es überraschte Doyle ein wenig, dass sie nicht zu Ritas Hochzeit gekommen war. Er wusste, dass sie eingeladen worden war, und er wusste auch, dass sie Rita und Lieutenant McGraw mochte. Meehan gehörte sogar zu den wenigen Leuten, die ganz offen die Warren-McGraw-Liebesromanze bejaht hatte. Ganz im Gegensatz zu ihm. Schließlich hatte jedoch auch er sich damit abgefunden. Auch wenn es noch immer ganz schön schmerzte.
Doyle verlagerte sein Gewicht, um einen besseren Blick aus dem Fenster zu haben. Meehan und ihr Freund waren gerade aus dem Haus getreten. Sie ging mit gekreuzten Armen bis zur Einfahrt. Dort stand sie, während der Freund rastlos auf und ab lief –