Die Lohensteinhexe, Teil V: Der ewige Fluch
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Rezensionen für Die Lohensteinhexe, Teil V
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Buchvorschau
Die Lohensteinhexe, Teil V - Kristian Winter (winterschlaefer)
Vorwort
Liebe Leser,
nachdem mich mehrere Briefe erreichten mit dem Bemerken, dass ein solches Ende nicht akzeptabel sei, bin ich noch einmal in mich gegangen und habe festgestellt, dass das Thema offenbar doch noch nicht ausgereizt ist. Also habe ich mich entschlossen, der Sache ein ‚würdiges‘ Ende zu geben, wobei ich jedoch schon wieder merke, dass es länger als beabsichtigt wird. Es wird also so was wie eine zweite Staffel folgen. Darum immer mal reinsehen. Ich werde in der Folge weitere Teile einstellen, sobald ich sie fertig habe. Über den Umfang kann ich noch keine Aussage treffen.
Mit besten Grüßen, Kristian Winter
Der ewige Fluch
Zwei Jahre nach den geschilderten Ereignissen treffen wir Daniel Titius in der ritterlichen Residenz des von Gottes Gnaden ernannten Herrn zu Lauenburg, Markgraf Gero, Fürst zu Minden und Camin und residierenden Commendator zu Düren wieder. Er hat dort unlängst eine Anstellung als ‚ordentlicher Obmann‘ gefunden und verfügt seither über die geachtete Position eines amtlichen Assessors.
Das erscheint umso verwunderlicher, zumal er nach seinem Fortgang von der Wendenburg jeden Halt zu verlieren drohte und sich schon an einem Baum aufknüpfen wollte. Da der Ast aber gebrochen war und er außer ein paar Blessuren nichts davontrug, deutete er es als ein ‚Zeichen‘ und ließ von weiteren Versuchen ab.
Nach einer Zeit ziellosen Umherirrens, durchsetzt von Zechgelagen, Hasardspiel und der Gesellschaft schamloser Weiber, geschah das Unglaubliche. Man bestellte ihn vor den städtischen Rat, wo er nach einer kurzen Einführungsphase ohne die nötige Proberelation bald in dieses Amt gehoben wurde.
Auch wenn das unter den dortigen Bediensteten große Verwunderung bis hin zu mancherlei Verärgerung auslöste, wagte niemand, dagegen zu intervenieren. Vielmehr begegnete man ihm mit gestelltem Wohlwollen, aber auch Vorsicht.
Sickerte doch schnell durch, dass er in der Gunst der edlen Beatrice von Ringfeld stand, die sich ihm aus irgendwelchen Gründen verpflichtet fühlte. So soll sie sich persönlich beim Markgrafen für ihn verwandt haben, obgleich sie – wie man sagte - nicht mehr recht bei Sinnen war.
Ganz in schwarz gekleidet, würde sie ihre Kammer nie verlassen und ihr Gesicht stets mit einem Schleier verhüllen. Noch niemand habe sie näher zu sehen bekommen. Das wiederum nährte die wildesten Spekulationen, sie litte unter einer schweren Entstellung, wäre blatternvernarbt bis hin zur Behauptung, sie sei womöglich gar kein Weib.
Schon deshalb erschien diese Fürsprache mehr als verdächtig. Und da auch er zu mancherlei Absonderlichkeiten neigte, die ihn bisweilen nicht recht bei Sinnen erscheinen ließ, stellte man schnell Parallelen her.
So erschien er zum Bespiel oftmals unrasiert und mit zerknitterten Gamaschen und erfüllte somit schon rein optisch nicht die Attribute eines Obmanns. Auch trug er oft anstelle des weißen Seidentuches mit der silbernen Brosche, was ihn als ordentliches Ratsmitglied auswies, nur einen grob verknoteten Filzschal. Zudem hüllte er sich nur gelegentlich in den Talar und auf das purpurne Barett verzichtete er ganz.
Am Verwunderlichsten aber war sein offen zu Schau getragener Gleichmut. So pfiff er auf alle Konventionen, wirkte stets aufgekratzt und tat für das allgemeine Rechnungswesen nur das Nötigste.
Sobald er sich aber mit dem Problem der Hexerei beschäftigte, entwickelte er einen ungeahnten, geradezu krankhaften Eifer. Das wurde bisweilen so schlimm, dass er sich manchmal unter der Last der inneren Anspannung in den Finger biss oder mit einem Male zu lachen begann, einmal sogar so laut, dass ein erschrockener Beamter herbeigeeilt kam. Nur mit Mühe konnte er den besorgten Mann beruhigen, auch wenn er genau spürte, in welcher Verwirrung er ihn zurückließ.
Was jedoch niemand wusste - er litt unter diesem Zustand, der für ihn sehr qualvoll war und ihn noch ruinieren würde. Aber von der Obsession einer grundlegenden Nivellierung der Hexerei beherrscht, die für ihn einer Verwissenschaftlichung des Unwissens gleichkam, konnte er nicht anders, als seinen Protest dagegen in aller Form zu bezeigen.
Hinzu kamen Bilder aus der Vergangenheit, die gleich einer Mahnung urplötzlich vor ihm auftauchten, einmal sogar so deutlich, dass er darüber erschrak und ein Tintenfass danach warf. Erst der Fleck an der Wand brachte ihn wieder zur Besinnung.
Dabei ahnte er längst die Ursache. Obgleich nunmehr schon ein Jahr vergangen war, verfolgte sie ihn immer noch. Dabei wurden seine Gedanken und Träume von der quälenden Frage beherrscht, ob sein Fortgang ohne Abschied wirklich rechtens war und ob sie das, was sie danach tat, auch im Falle seines Bleibens getan hätte?
Längst war er zu der Überzeugung gekommen, dass sie zu jener Art Frau gehörte, deren Außergewöhnlichkeit sie unberechenbar machte. Niemals konnte man sich ihrer sicher sein. Denn wer die Kälte im Herzen allein durch Charme und Liebenswürdigkeit derart zu überspielen versteht, dass selbst der dahinter lauernde Vorteil unbemerkt bleibt, ist schon mehr als ausgekocht. Der muss seine Emotionen völlig beherrschen, dass kein Raum für ein Herz bleibt, obgleich sie gerade das immer zu zeigen verstand.
Warum er sie dennoch nicht hasste, konnte er nicht erklären, aber selbst wenn, hätte er es wohl kaum akzeptiert. Befand er sich doch damals in einem Zustand der Tollheit, der ihn dazu brachte, selbst die ungeheuerlichsten Dinge für sie zu begehen.
Ja, er hatte diese Frau geliebt, liebte sie bis zur Raserei und fühlte sich vielleicht gerade deshalb jetzt missbraucht und weggeworfen wie ein alter Lappen. So was war ihm noch nie passiert und hatte sein Selbstverständnis schwer beschädigt. Folglich war ihm jede Erinnerung an diese Leidenschaft zur Qual geworden, deren er sich bis zu Tränen schämte.
Es hatte lange gedauert, bis er sich wieder fing. Danach bemühte er sich, das Ganze zu vergessen. Zwar war es ihm noch nicht gelungen, aber er verspürte keinen Hass mehr. Er vermochte jetzt unvoreingenommener und vor allem gerechter über sie zu urteilen und begann zu begreifen, dass er für sie nur eine Figur in einem Spiel gewesen war. Zwar hatte sie ihm ein weiteres Mal das Leben gerettet, doch auch das nur wegen ihres Vorteils.
Dennoch hatte sie etwas, was einen solchen Eindruck auf ihn machte, dass er sie manchmal zum Teufel wünschte, im selben Moment jedoch schon wieder um sie sorgte. Dabei vermisste er sie jeden Tag, auch wenn er dieses Gefühl