Wir sind uns einig: Toni der Hüttenwirt Classic 57 – Heimatroman
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Liebe und Gefühle, nach Heimat und bodenständiger Natur bildet Kern und Botschaft dieser unvergleichlichen Romanserie.
Aber vorher müssen wir noch was erledigen! Toni wartete bei seinem Geländewagen. »Basti! Franzi! Nun kommt! Ihr tut ja gerade so, als würdet ihr die Baumberger Großeltern monatelang nimmer sehen. Dabei ist es nur bis morgen!« Toni schmunzelte. Er freute sich, daß sich die Kinder so gut mit seinen Eltern verstanden. Die Kinder kamen die Treppe herunter und stiegen ins Auto. »Toni! Warte!« rief seine Mutter aus dem Fenster. »Du kannst uns noch einen Gefallen tun!« Kurz darauf kam seine Mutter mit einem Korb aus dem Haus. »Toni, fahr' das bitte beim Pircher Hof vorbei und gib den Korb dem Edgar. Da ist warmes Mittagessen drin. Der Edgar hat angerufen. Die Polly ist in Kirchwalden. Sie hatte vorgekocht.
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Buchvorschau
Wir sind uns einig - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Classic
– 57 –
Wir sind uns einig
Aber vorher müssen wir noch was erledigen!
Friederike von Buchner
Toni wartete bei seinem Geländewagen.
»Basti! Franzi! Nun kommt! Ihr tut ja gerade so, als würdet ihr die Baumberger Großeltern monatelang nimmer sehen. Dabei ist es nur bis morgen!«
Toni schmunzelte. Er freute sich, daß sich die Kinder so gut mit seinen Eltern verstanden. Die Kinder kamen die Treppe herunter und stiegen ins Auto.
»Toni! Warte!« rief seine Mutter aus dem Fenster. »Du kannst uns noch einen Gefallen tun!«
Kurz darauf kam seine Mutter mit einem Korb aus dem Haus.
»Toni, fahr’ das bitte beim Pircher Hof vorbei und gib den Korb dem Edgar. Da ist warmes Mittagessen drin. Der Edgar hat angerufen. Die Polly ist in Kirchwalden. Sie hatte vorgekocht. Aber der Edgar hat das Mittagessen anbrennen lassen.«
»Des mache ich, Mutter! Bis die Tage! Morgen fährt der Vater die Kinder rauf auf die Oberländer Alm. Wir sehen uns dann erst wieder nächste Woche! Grüß Dich, Mutter!«
Toni gab seiner Mutter einen Kuß auf die Wange.
»Ja, des macht er! Dein Vater bringt nach dem Mittagessen die Kinder rauf auf die Oberländer Alm. Grüß mir die Anna schön und auch den Alois. Dann bis die nächste Woche, Toni!«
Sebastian und Franziska, die Basti und Franzi gerufen wurden, winkten, als Toni auf dem Hof seines Elternhauses wendete und abfuhr.
Edgar Pircher saß auf der Bank vor dem Haus. Er hatte sich den Tisch davor gedeckt. Toni hielt.
»Ihr bleibt im Auto!« sagte Toni zu den Kindern und stieg aus.
»Grüß Gott, Toni! Mei, bist du aber schnell!«
»Grüß dich, Pircherbauer! Machst du es wie die Sommerfrischler und tust draußen essen?«
Der Bauer lachte.
»Mir bleibt nix anderes übrig. Es stinkt noch ziemlich angebrannt in der Küche. Ich hoffe, bis meine Polly aus Kirchwalden kommt, hat sich der Qualm verzogen. Die wird ärgerlich sein und gleich die Vorhänge waschen. Tüchtig ist die Polly schon, aber manchmal tut sie ein bissel übertreiben. Weißt, Toni, ich wollte kalt essen, aber des Madl hat drauf bestanden, daß ich etwas Warmes in den Bauch bekomme. Dabei ist mir der Eintopf angebrannt. Ich habe den Topf mit dem Inhalt fortgeworfen. Na ja, für die Kocherei bin ich net geeignet, Toni. Ich bin net so wie du, ich laß sogar das Wasser noch anbrennen! Die Polly wäre ärgerlich, wenn ich zu Mittag nur Brot und Wurst und Käse essen würde. Sie sagt, ein Mannsbild braucht etwas Warmes im Bauch.«
Sie lachten.
»Gar so schlimm wird es nicht sein, Bauer! Es kann doch mal vorkommen, daß man den Topf auf dem Herd vergißt. Dann wünsche ich dir guten Appetit, Pircher.«
»Danke! Und grüß’ mir deine liebe Anna schön und den alten Alois!«
»Danke, des mache ich!«
»Wie geht es dem alten Alois?«
»Ja mei, wie soll es ihm gehen? Gut geht es ihm. Seit er bei uns auf der Berghütte ist, ist er richtig aufgeblüht. Das ist wie ein Jungbrunnen für ihn. Die Berghütte, des war eben seine Welt. Er hat zwar dann und wann seine Zipperlein, wie es jeder im Alter hat, aber im großen und ganzen geht es ihm gut. Er ist für die Kinder ein richtiger Großvater. Besonders der Basti hat es ihm angetan. Die beiden sitzen oft zusammen. Der Alois erzählt die alten Berggeschichten, auch wenn er manchmal ein bissel übertreiben tut.«
»Mei, des freut mich!«
Toni verabschiedete sich und fuhr ab.
Nach dem Essen packte Edgar Pircher die Schüsseln zusammen und brachte sie zurück zu den Baumbergers. Die Vordertür des Wirtshauses mit Pension war abgeschlossen, es war Mittagszeit. Da hatten Meta und Xaver geschlossen. Nur wenn sie besondere Pensionsgäste hatten, machte Meta Mittagessen. Doch in Waldkogel kannte man sich. Edgar ging um das Haus herum und betrat die Küche durch den Hintereingang.
»Grüß Gott!«
»Grüß Gott, Edgar! Bringst du das Geschirr? Mei, so beeilen hättest dich net müssen!«
»Doch, doch! Ich muß ja auch noch zahlen. Ich will keine Schulden bei euch haben, Xaver!«
»Jetzt machst du aber eine Staatsaffäre daraus, Edgar!« lachte Xaver Baumberger.
Er stand auf und holte zwei Bier.
»Des geht auf das Haus! Zum Wohl!«
»Zum Wohl, Xaver!«
Sie tranken. Xaver Baumberger, Tonis Vater, lud Edgar ein, sich zu setzen.
»So, so! Dann bist heute alleine?«
»Ja, des bin ich! Die Polly ist nach Kirchwalden gefahren und kommt erst gegen Abend, vielleicht auch später. Ich habe zu ihr gesagt, sie soll sich auch was gönnen. Sie soll mal ins Kino gehen. Ich würde schon zurechtkommen. Des Madl macht sich viel zuviel Gedanken. Wenn ich ihr das mit dem angebrannten Mittagessen beichten tue, dann ist das mal wieder Wasser auf ihre Mühle. Ich bin eben net sehr geschickt, was die Hausarbeit angeht. Da werde ich mir bestimmt wieder etwas anhören müssen!«
»Die Polly ist wohl ein bissel sehr genau, wie?«
»Ja, des ist sie! Die bemuttert mich ganz schön. Manchmal ein bissel zu viel. Auf der anderen Seite will ich nix sagen. Was würde ich denn ohne des Madl machen?«
Meta Baumberger nickte.
»Des stimmt schon, Edgar! Aber wenn es net so wäre, dann müßte es auch gehen.«
»Ja, so ist es! Wißt ihr, mir ist das net so recht, daß sich mein Madl so aufopfern tut. Sie denkt immer nur an mich und an den Hof, kein bissel an sich. Ich will net, daß sie mal als alte Jungfer endet.«
»Das wäre net gut! Was würde dann aus dem Hof?«
»Ach, um den Hof geht es mir in erster Linie net, obwohl es schon schade wäre, wenn niemand da wäre, um den Hof weiterzugeben, der schon so viele Generationen auf dem Buckel hat. Es geht um die Polly selbst. Andere Madln von ihrem Jahrgang, die sind schon verheiratet, viele haben schon Kinder. Zumindest sind sie verlobt oder haben einen Burschen.«
Edgar Pircher trank einen Schluck Bier. Es tat ihm sehr wohl, mit Xaver und Meta Baumberger zu reden.
»Ja, hat denn die Polly keinen Burschen?«
»Da tust mich was fragen, Xaver! So leicht läßt sich das net beantworten. Sicher kann ich mir da nicht sein. Die Polly redet net drüber und auf den Hof hat sie ihn auch noch nicht gebracht. Das Madl will auch net drüber reden. Ich kann sie nix fragen. Da wird sie richtig bös’. Sie ist dann imstande, einen ganzen Tag nix mit mir zu reden oder sogar mal eine ganze Woche nur das Nötigste zu sagen.«
»Au wei! Dann hängt bei euch der Haussegen schief!«
»Ganz richtig, Xaver! Deshalb frage ich lieber nix. Die Polly ist ein ganz liebes Madl. Tüchtig ist sie. Sie macht alles so, wie es auch meine Alwine gemacht hätte, wenn sie noch leben würde. Gott hab’ sie selig!«
»Ja, deine gute Alwine, die hat der Herrgott zu früh zu sich genommen«, bedauerte Meta Baumberger.
»Ja, des hat er! Aber da muß ich mich dreinfügen. Warum das der Herrgott so gemacht hat, darauf find’ ich auf Erden keine Antwort. Das Schlimme dabei ist, daß die Polly dadurch ihre ganze Jugend verloren hat. Andere Madln, die haben mehr Freiheit, gehen tanzen – ihr wißt schon. Sie haben einfach Zeit zum Fröhlichsein. Die drückt keine Verantwortung für einen Hof und einen Vater, der Witwer ist.«
Meta und Xaver schauten sich an. Ihnen ging beiden ein Gedanke durch den Kopf. Aber keiner von ihnen sprach ihn aus. Es wäre am besten, wenn Edgar selbst wieder heiraten würde, dachten sie. Dann wäre er versorgt und Polly die Verantwortung für ihren Vater los. Eine Verantwortung, die das junge Madl sehr ernst nahm. Xaver und Meta Baumberger verstanden, daß sich Edgar Sorgen um seine Polly machte. Der frühe Tod seiner Frau, der erst wenige Jahre zurücklag, lastete immer noch schwer auf ihm. Dazu kam jetzt die Sorge um sein Madl. Die war berechtigt, denn Polly war seit dem Tod ihrer Mutter sehr ernst geworden. Stillschweigend hatte sie alle Pflichten übernommen. Den Arbeitsplatz als Köchin in einem Lokal in Kirchwalden hatte Polly sofort gekündigt und sich ganz ihrem Vater und den Aufgaben einer Bäuerin auf dem heimischen Pircher Hof gewidmet. Ihr Vater war damit nicht ganz einverstanden gewesen, aber Polly hatte nicht nachgegeben. »Auf den Hof gehört eine Bäuerin! Da die Mutter jetzt nimmer ist, will ich ihre Arbeit übernehmen«, hatte Polly damals gesagt. »Das mache ich und darüber gibt es keine Diskussion!« Edgar Pircher, damals noch in tiefer Trauer, hatte sich geschlagen geben müssen.
Fünf Jahre waren seither vergangen. Fünf Jahre voller Einsamkeit für Edgar Pircher und Sorge um sein einziges Kind. Apollonia, die Polly gerufen wurde,