Ein geheimnisvoller Eigenbrötler: Toni der Hüttenwirt 202 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Toni saß in der Küche seiner Eltern und trank Kaffee.»Mutter, hast dich umgehört? Hat jemand in der letzten Zeit die alte Ella gesehen oder etwas von ihr gehört?Meta Baumberger schenkte sich einen Becher Kaffee ein und setzte sich zu ihrem Sohn an den Küchentisch.»Ja, Bub, ich habe mich umgehört. Keinem war aufgefallen, dass er die Ella schon länger nimmer gesehen hat. Des heißt, jedem, den ich ansprach, wurde plötzlich bewusst, dass er sie schon lange nimmer gesehen hat. Sie alle haben versprochen, darauf zu achten und mir Bescheid zu geben, wenn sie Ella begegnen.Toni rieb sich das Kinn.»Mei, das klingt net gut.»Jemand müsste zu ihr gehen und nachsehen«, sagte Meta.»Des stimmt. Heute habe ich leider keine Zeit. Ich werde morgen oder übermorgen zu ihr gehen. Der alte Alois ist grantig. Ich kann es versehen. Mit der Ella verbindet ihn eine innige Freundschaft. Er sorgt sich um sie.»Das verstehe ich. Außerdem ist es doch oft so, dass bei guten Freunden der eine ahnt, wenn es dem anderen nicht gutgeht.
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Buchvorschau
Ein geheimnisvoller Eigenbrötler - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 202–
Ein geheimnisvoller Eigenbrötler
Sorgt für Unruhe in Waldkogel
Friederike von Buchner
Toni saß in der Küche seiner Eltern und trank Kaffee.
»Mutter, hast dich umgehört? Hat jemand in der letzten Zeit die alte Ella gesehen oder etwas von ihr gehört?«
Meta Baumberger schenkte sich einen Becher Kaffee ein und setzte sich zu ihrem Sohn an den Küchentisch.
»Ja, Bub, ich habe mich umgehört. Keinem war aufgefallen, dass er die Ella schon länger nimmer gesehen hat. Des heißt, jedem, den ich ansprach, wurde plötzlich bewusst, dass er sie schon lange nimmer gesehen hat. Sie alle haben versprochen, darauf zu achten und mir Bescheid zu geben, wenn sie Ella begegnen.«
Toni rieb sich das Kinn.
»Mei, das klingt net gut.«
»Jemand müsste zu ihr gehen und nachsehen«, sagte Meta.
»Des stimmt. Heute habe ich leider keine Zeit. Ich werde morgen oder übermorgen zu ihr gehen. Der alte Alois ist grantig. Ich kann es versehen. Mit der Ella verbindet ihn eine innige Freundschaft. Er sorgt sich um sie.«
»Das verstehe ich. Außerdem ist es doch oft so, dass bei guten Freunden der eine ahnt, wenn es dem anderen nicht gutgeht. Des ist zwar nur ein Bauchgefühl, aber hat des net schon jeder einmal erlebt? Da wird man plötzlich unruhig und denkt oft an jemanden, an den man lange nicht mehr gedacht hatte.«
»Des stimmt«, sagte Toni. »Vielleicht ist des dann so etwas wie Telepathie? Darüber streiten sich zwar die gelehrten Geister, aber net alles, was man wissenschaftlich nicht beweisen kann, muss deshalb unwahr sein.«
»So ist es, Toni. Es heißt ja auch: ›Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als die Schulweisheit lehrt‹.«
Toni nickte und trank einen Schluck Kaffee. Er schmunzelte.
»Ist schon sonderbar, über manche Volksweisheit wurde lange gelacht und jeder wurde verspottet, der daran glaubte. Wird so eine Sache aber dann wissenschaftlich bewiesen, wird sie zum Maß aller Dinge.«
»Die Menschen sind so, Toni. Des ist genau wie mit dem Wetter. Der Wetterbericht verheißt schöne Tage. Der Himmel ist blau, es scheint die Sonne, doch irgendwie spürt man, dass sich etwas zusammenbraut.«
»Man muss nur die Tiere beobachten, Mutter. Sie spüren des, und die Pflanzen ebenso. Die Blüten schließen sich, die Blätter drehen sich, wenn es bald Regen gibt. Leider beobachtet kaum noch jemand die Natur. Des Wissen geht langsam verloren. Des ist sehr schade.«
»Des ist eben die moderne Zeit, Toni.«
Sie tranken einen Schluck Kaffee.
»Die Ella wird sich wundern, wenn du sie aufsuchst, Toni. Sie kann genauso grantig sein wie der alte Alois.«
»Des stimmt! Ich werde behutsam sein. Ich werde mit keinem Wort erwähnen, dass wir uns Sorgen machen. Ich kann mir vorstellen, dass sie des gar net mag. Ich habe mir überlegt, wir könnten uns in Waldkogel zusammentun und der Ella ein Telefon legen lassen oder ihr ein Handy schenken.«
Tonis Mutter lachte auf.
»Toni, des ist – an sich – eine gute Idee. Aber ich denke net, dass die Ella des will. Außerdem hat sie in ihrer Kate im Wald keinen Strom. Eine Telefonleitung dorthin zu legen, dürfte zu kompliziert und zu teuer sein. Also scheidet des schon mal aus. Wenn man ihr ein Handy schenken würde, wo sollte sie es aufladen? Willst du ihr einen Generator hinstellen? Dann braucht sie wieder Treibstoff. Außerdem ist das für sie viel zu viel Technik. Du weißt doch, wie sie ist.«
Toni war von seiner Idee nicht so schnell abzubringen.
»Dann bekommt sie eben zwei Handys geschenkt. Eines wird für sie hier im Ort aufgeladen, während sie das andere Handy dabei hat.«
Meta Baumberger schüttelte den Kopf.
»Toni, höre auf zu Träumen! Des geht schief.«
»Mm, aber sie ist schon alt und es kann immer mal etwas sein. Ich möchte nicht, dass sie Hilfe braucht und keiner es erfährt.«
Meta stimmte ihm zu. Sie ermahnte ihn, nicht den Teufel an die Wand zu malen. Wahrscheinlich sei Ella unterwegs im Wald.
»Wenn sie ganz bestimmte Beeren und Kräuter sucht, dann unternimmt sie schon mal weitere Wanderungen. Ella ist furchtlos. Sie wird unterwegs unter einem Baum nächtigen. Jetzt gehst du die Tage mal zu ihrer Kate und schaust nach. Lass dich von Alois’ Unruhe net anstecken, Toni. Sag ihm, dass du mit mir geredet hast und du die Ella besuchen wirst. Du kannst ja der Ella sagen, euch sei der gute Kräuterbalsam ausgegangen.«
»Der geht wirklich bald zu Ende. Du weißt, wie gut das Zeug gegen wunde Füße und Blasen hilft. Ich weiß nicht, was wir auf der Berghütte machen sollten, wenn wir des Zeugs nicht hätten. Im Augenblick ist es schlimm. Eine Firma hat Spezialwanderschuhe auf den Markt gebracht. Ich sage dir, das ist vielleicht ein Schrott! Von fünf Wanderern, die diese Hightech Wanderschuhe kauften, haben drei Blasen an den Füßen. Da ist Ellas Wunderbalsam gefragt.«
»Es geht nix über gute Lederschuhe mit dicker Sohle – und zum Schnüren müssen sie sein. Je älter sie sind, desto besser sind sie eingelaufen. Dicke Wollsocken aus Schafwolle sollen die Leut anziehen, dann bekommen sie keine Blasen«, schimpfte Meta. »Mitleid habe ich nicht, Toni. Des ist auch wieder so eine Sache wie mit dem Wetterempfinden. Ich habe nix gegen diese Wetterfrösche, aber die gute alte Tradition soll man net vernachlässigen. Sicher gibt es moderne Sachen, die gut sind, aber net alles Neue ist nützlich. Des Ganze hat oft nur den einen Zweck, nämlich den Leuten ihr sauer verdientes Geld aus der Tasche zu ziehen.«
Toni lachte.
»Was bist du wieder so hart in deinem Urteil, Mutter!«, sagte er. »Du kannst doch nicht alles über einen Kamm scheren.«
»Du weißt, ich bin vom alten Schlag und habe es gern einfach und solide. Des mit der Zeitersparnis ist doch oft nur Einbildung. Außerdem habe ich mich heute schon über so was geärgert.«
»So?«, staunte Toni. »Was gab es?«
»Wir hatten Besuch. Ein Vertreter einer Firma schneite herein, da saßen die Pensionsgäste gerade beim Frühstück.«
»Hast du ihm nicht gesagt, dass ihr nicht geöffnet habt?«
»Doch, Toni, das habe ich! Aber er ließ sich nicht abwimmeln, jedenfalls nicht gleich. Er wollte uns eine vollautomatische Putzmaschine verkaufen. Sie putzt, trocknet, wachst und poliert.«
»Eine Wundermaschine«, schmunzelte Toni. »Kann sie auch kochen und Bier zapfen?«
Meta Baumberger warf Toni ärgerliche Blicke zu. Ihr war nicht nach Scherzen zumute.
»Die Wundermaschine war nur auf den ersten Blick eine solche, denn sie macht mehr Arbeit und spart keine Zeit, im Gegenteil. Erst müssen alle Stühle hochgestellt werden, gut, das mache ich auch, wenn ich durchputze. Aber um die Tischbeine und unter die Tische, da kommt sie nicht hin. Also muss man die Tische verschieben. Dann hast du einen Behälter fürs Wasser, aber nur kaltes Wasser. Es muss mit einem Spezialreiniger versetzt werden. Dann gibt es noch ein Flüssigwachs und so weiter. Du bist jedes Mal danach damit beschäftigt, die Maschine gründlich zu reinigen. Des Ganze dauert dann länger, als wenn ich das schnell per Hand mache – mit einem Putzeimer voll heißer Seifenlauge, Schrubber und einem Lappen. Mei, unsere Wirtstube ist doch keine Bahnhofshalle. Dafür mag das ja angehen, aber hier net. Ich habe ihm jedenfalls gesagt, er soll sein Zeugs nehmen und verschwinden. Ich kehre und putze jeden Tag durch, und einmal in der Woche wachse ich und bohnere.«
Toni schmunzelte.
»Du scheinst dich ja mächtig geärgert zu haben.«
»Ja, ich habe mich geärgert. Mei, der Mann kann nix dafür, er muss damit seinen Lebensunterhalt verdienen. Aber weißt du, mir als erfahrener Hausfrau das Putzen beibringen zu wollen, diese Frechheit hat mich doch schon gewurmt.«
Toni schmunzelte.
»Net aufregen, Mutter!«
»Ich versuche es«, sagte Meta.
Dann schrie sie freudig auf.
»Toni, ich hab die Idee, wie wir das mit der alten Ella machen können. Die Ella sammelt oft