Matheo - Sohn einer verbotenen Liebe: Mami 2002 – Familienroman
Von Gisela Reutling
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Über dieses E-Book
»Opa, Opa!« In seiner Begeisterung warf Florian die Arme in die Luft, als er aus dem Haus stürzte. »Suuper, daß du da bist!« »Das nenne ich eine Begrüßung«, schmunzelte Joachim Weber. Er schlug die Wagentür zu und nahm den Elfjährigen um die Schulter. Wie der Bub sich doch freuen konnte! Durch das Vorgärtchen gingen sie auf das hübsche Reihenhaus zu, dessen Tür offenstand. Anita kam herbei, sie streckte ihrem Schwiegervater die Hand entgegen. »Das ist aber eine nette Überraschung!« »Och, also ich bin eigentlich gar nicht so überrascht«, sagte Florian mit einem pfiffigen Lächeln. Sein Opa zwinkerte ihm zu. »Du zählst auf mich, was?« Da kam auch schon die kleine Heike. Die langen blonden Locken wippten, so hatte sie sich beeilt. »Tach, Opa!« Sie hob die Ärmchen zu dem großen kräftigen Mann auf, der sie auch sogleich wie ein Püppchen in der Luft herumschwenkte. »Rate, was ich dir mitgebracht habe!« »Gummibärchen!«
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Mami Classic
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Buchvorschau
Matheo - Sohn einer verbotenen Liebe - Gisela Reutling
Mami
– 2002 –
Matheo - Sohn einer verbotenen Liebe
Ein Vater hatte nichts von seinem Kind gewusst
Gisela Reutling
»Opa, Opa!« In seiner Begeisterung warf Florian die Arme in die Luft, als er aus dem Haus stürzte. »Suuper, daß du da bist!«
»Das nenne ich eine Begrüßung«, schmunzelte Joachim Weber. Er schlug die Wagentür zu und nahm den Elfjährigen um die Schulter.
Wie der Bub sich doch freuen konnte!
Durch das Vorgärtchen gingen sie auf das hübsche Reihenhaus zu, dessen Tür offenstand.
Anita kam herbei, sie streckte ihrem Schwiegervater die Hand entgegen. »Das ist aber eine nette Überraschung!«
»Och, also ich bin eigentlich gar nicht so überrascht«, sagte Florian mit einem pfiffigen Lächeln.
Sein Opa zwinkerte ihm zu. »Du zählst auf mich, was?«
Da kam auch schon die kleine Heike. Die langen blonden Locken wippten, so hatte sie sich beeilt.
»Tach, Opa!« Sie hob die Ärmchen zu dem großen kräftigen Mann auf, der sie auch sogleich wie ein Püppchen in der Luft herumschwenkte.
»Rate, was ich dir mitgebracht habe!«
»Gummibärchen!«
»Falsch.«
»Honigbonbons!«
»Auch falsch.«
»Schokoriegel!«
»Das kommt der Sache schon näher.«
»Eine Tafel Schokolade!« rief Heike und klatschte in die Hände.
»Richtig.« Joachim zauberte sie aus seiner Tasche und gab sie ihr. Nun mochte man annehmen, daß das nicht gar so etwas Besonderes war. Aber Mama Anita hielt ihre Kinder mit Süßigkeiten kurz, zum Wohle derselben, wie sie meinte. Sie bekamen genug Zucker im Obst, und zum Frühstück gab es Honig und selbstgemachte Marmelade. Das reichte. Nur bei den Großeltern sah sie von diesem Prinzip ab. Großeltern mußte man die Ausnahme gestatten.
Einen Pflaumenkuchen hatte er auch mitgebracht, in Stücke geschnitten und sorgfältig eingepackt. Oma Ingrid hatte ihn am Morgen auf dem Blech gebacken. Sie sollten es sich schmecken lassen.
»Die Gute«, lachte Anita. »Sie weiß, daß ich ihr in bezug auf ihre Backkünste nicht das Wasser reichen kann.«
»Ich geh’ schon mal packen«, verkündete Florian.
»Was willst du packen?« fragte seine Mutter verblüfft.
»Das soll dir Opa erklären«, antwortete der Sohnemann verschmitzt.
»Wieso der Opa? He, hiergeblieben! Was habt ihr vor, ihr beide?«
Daß die ein Herz und eine Seele waren, wußte hier jeder. »Wir haben gestern miteinander telefoniert, Florian und ich«, begann der Großvater, und der Junge warf ein: »Ja, wegen dem Dorffest, Mama. Da wollt’ ich so gern dabei sein.« Treuherzig blickte er zu ihr auf.
»Und weil doch ein paar Tage Herbstferien sind, habe ich gesagt, ich würde mal sehen, was sich machen läßt. So war’s doch, Florian?«
»Genau. Und seitdem hab’ ich den Daumen gehalten, daß du mich holen würdest. Aber daran geglaubt habe ich schon, weil du der beste Opa von der Welt bist.«
»Soso«, sagte Anita belustigt. »Und das wird einfach hinter meinem Rücken beschlossen.«
»Ich denke, du wirst nichts dagegen haben, und Patrick auch nicht, wenn ich euch Florian für wenige Tage entführe?«
»Entführe«, wiederholte Heike, die aufmerksam der Unterhaltung gefolgt war, von einem zum anderen blickend. Mit ihren knapp fünf Jahren wußte sie schon, was das bedeutete. »Tust du mich auch entführen?«
»Och, nö«, machte Florian, aber mehr in sich hinein. Er liebte zwar seine kleine Schwester, aber dann mußte er ja immer darauf aufpassen.
Zweifelnd sah der Großvater auf das zierliche Persönchen nieder. »Du bleibst besser bei deiner Mama, Heike. Auf dem Fest werden so viele Menschen sein, da könntest du uns verlorengehen«, scherzte er.
»Ich will ja auch gar nicht mit«, behauptete die Kleine. »Da beißt mich nur wieder der Gänserich.«
Joachim lachte herzlich. »Er hat dich ja gar nicht richtig gebissen!«
»Aber er ist fauchend und schnatternd hinter mir her, und gestupst hat er mich wohl am Bein mit seinem Schnabel«, sagte Heike, und die Entrüstung stand ihr noch im Nachhinein im rosigen Gesichtchen geschrieben.
»Dieses fürchterliche Erlebnis wird dich aber doch hoffentlich nicht davon abhalten, deine Großeltern auf dem Lande wieder zu besuchen, hm?« Mit einem guten Lächeln zupfte Joachim an einer der seidenweichen Locken seiner Enkelin.
»Kann ich jetzt packen?« fragte Florian.
Und schon flitzte er davon, in sein Zimmer.
»Du bleibst aber doch zum Abendessen?« wandte sich Anita an ihren Schwiegervater. »Patrick muß auch jeden Moment kommen.«
Es war ein Freitag, da verließ er die Kanzlei nach Möglichkeit pünktlich. Der Hausherr staunte nicht schlecht, als er erfuhr, was da beschlossene Sache war. Kein Wort hatte der Lausbub davon gesagt.
»Kannst du ihn denn überhaupt brauchen, Papa? Als Bürgermeister der Gemeinde hast du doch alle Hände voll zu tun, wenn die Vereine ihr Herbstfest veranstalten.«
»Keine Sorge, ich habe schon alles im Griff, Patrick.«
Um halb acht fuhren sie los. Anderthalb Stunden ging es schon über die Autobahn. Anita konnte es nicht lassen, ihrem Sohn gute Ermahnungen mit auf den Weg zu geben. »… und sei schön brav!«
»Bin ich doch immer!« sagte Florian im Brustton der Überzeugung und schwang Mamas Reisetasche auf den Rücksitz.
*
Wenn es auch quasi nur für ein verlängertes Wochenende war, so fehlte er ihnen doch, da sein Platz am Tisch freiblieb.
»Wo er mir doch weiter aus Harry Potter vorlesen wollte«, sagte Heike vorwurfsvoll. »Jetzt weiß ich gar nicht, wie das weitergeht mit dem seiner Zauberei, haut einfach ab mit dem Opa.« Schmollend schob sie die Unterlippe vor.
»Er ist nicht abgehauen«, bemerkte ihre Mama kritisch, denn solche Ausdrücke liebte sie nicht. »Der Opa hat ihn mitgenommen, und wir sollten Florian den Spaß gönnen.«
Aber gutmütig las sie ihrem Töchterchen dann doch das nächste Kapitel aus dem Buch vor, bis ihr die Äuglein zufielen.
Ihr Mann saß im Wohnzimmer vor dem Fernseher beim Freitagskrimi. Es gab einen »Tatort«, den er sich nur selten entgehen ließ. Das Geschehen auf dem Bildschirm entspannte ihn nach konzentrierter Tagesarbeit.
Weil sie der fortgeschrittenen Handlung doch nicht mehr folgen konnte, griff Anita nach einer bunten Illustrierten, die sie sich gelegentlich kaufte. Patrick pflegte sie damit zu necken: »Willst du dich wieder informieren, was sich in der High Society abspielt?«
Ach, sie amüsierte sich eher über die Skandale und Skandälchen der Prominenten, von denen da berichtet wurde. Diese rasch wechselnden Beziehungen, nicht nur bei Künstlern, sondern bis in die Politiker- und Adelskreise hinein. Wie fern lag das alles, wenn man im ruhigen Gleichmaß einer gutbürgerlichen Ehe lebte.
Daß diese Dinge doch gar nicht so fern lagen, sollte Anita noch an diesem Abend erfahren, als sie durch einen Anruf aus ihrer Behaglichkeit aufgeschreckt wurde. Sie ging ins Nebenzimmer.
Ihre Mutter war am Apparat – und sie schluchzte.
»Was ist los, Mama, warum weinst du?« fragte Anita alarmiert.
»Dein Vater ist weggefahren«, kam es undeutlich zurück.
Anita zögerte. »Ich verstehe nicht… Wohin ist er gefahren?«
»Zu der anderen…«
»Zu welcher anderen?«
»Mit der er das Wochenende verbringen will.«
»Nun mal langsam, Mutti. Das mußt du mir schon näher erklären.«
Eine ganze Weile folgte nichts. Sie rang nur hörbar um Fassung. Endlich sagte die Mutter mit schwankender Stimme: »Ja, ja, Anita, ich bin jetzt abgemeldet.«
Anita schoß das Blut ins Gesicht. »Das darf doch nicht wahr sein!«
»Ist es aber.«
»Das kann doch nicht aus heiterem Himmel kommen, daß Papa dir plötzlich untreu wird«, empörte sich Anita.
»Aus heiterem Himmel? Nein. Da sind schon seit längerem Wolken aufgezogen. Ich habe nur die Augen davor verschlossen.«
»Warum hast du mir nie etwas davon gesagt?«
»Ach…« Es klang unendlich traurig. »Ich dachte, es wird schon wieder.«
»Als wir euch im Sommer besucht haben, war nichts