Bergluft macht frei: Toni der Hüttenwirt 235 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Helene Träutlein kam vom Einkaufen zurück. In der Küche stellte sie die beiden vollen Einkaufstaschen auf die Anrichte. Pfarrer Heiner Zandler saß am Küchentisch und trank eine Tasse Kaffee. »Na, Träutlein, was gibt es Neues? Du bist doch drüben bei der Veronika einkaufen gewesen. Was erzählt sie so?« »Net viel! Der Laden war voll. Auf dem Parkplatz hat ein Reisebus gehalten mit einer großen Wandergruppe. Wie ich herausgehört habe, war es ein Sportverein, der seinen Jahresausflug macht. Die sind alle in den Laden gestürzt. Veronika hatte alle Hände voll zu tun. Aber hier habe ich etwas für Sie. Des hat mir die Veronika für Sie mitgegeben.« Sie zog einen Briefumschlag aus dem Seitenfach der Einkaufstasche. »Sie wartet auf eine Antwort.« »So?«, staunte Pfarrer Zandler. Er ging mit dem Umschlag in sein Studierzimmer. In dem Briefumschlag lag nur ein kleiner Zettel.
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Buchvorschau
Bergluft macht frei - Friederike von Buchner
Leseprobe:
Der zweite Ring
LeseprobeLars stürzte zur Fahrertür seines Wagens und riss sie auf. Bevor er sich ins Auto werfen konnte, hielt Arne ihn zurück.
»Ich fahre«, sagte der junge Bergquist so bestimmt, dass Lars gar nicht erst auf die Idee kam, ihm zu widersprechen. Außerdem wusste er selbst, dass er in seiner momentanen Gefühlslage alles andere als ein guter und vor allem sicherer Fahrer war. Wie sollte er auch? Seine Wenke war verschwunden! Entführt! Karl Aresson hatte sie ihm entrissen! Dieser verschrobene Einsiedler, bei dem Wenke nach ihrem Schiffbruch gestrandet war und vier endlos lange Tage aushalten musste. Er hatte sie wieder in seine Gewalt gebracht! Und irgendwo da draußen fuhr er jetzt mit ihr, auf der Flucht vor seinen Verfolgern…
»Du kennst den Weg zu dieser Landzunge?«, fragte Erik Hellström. Er wollte es sich nicht nehmen lassen, bei der Suche nach seiner Schwester mitzumachen, und hatte auf der Rückbank Platz genommen.
Lars nickte. »Ja, wir brauchen nur Richtung Norden zu fahren, immer der Küstenlinie entlang. In spätestens zwei Stunden müssten wir sie erreicht haben.«
Und dort, da war sich Lars ganz sicher, würde er Wenke aus Karls Händen befreien. Wie hatten sie sich nur so in ihm täuschen können? Obwohl – Lars hatte dieses ungute Gefühl, das bei dem Gedanken an Karl in ihm aufkam, nie verlassen. Deshalb hatte er sogar seinen Freund Magnus Freiberg gebeten, sich diesen Kauz noch einmal näher anzusehen. Doch Magnus hatte schnell Entwarnung gegeben. Als einen harmlosen Spinner hatte er Karl beschrieben, der zwar total vernarrt in Wenke sei, von dem aber keine Gefahr ausginge.
Lars schnaubte auf und schlug mit der Faust frustriert gegen die Beifahrertür. Die beunruhigten Blicke seiner Mitstreiter interessierten ihn nicht.
»Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Ich hätte sie nicht eine Sekunde aus den Augen lassen dürfen! Das ist alles meine Schuld!«
»Hör auf damit!«, blaffte ihn Erik an. »Du weißt, dass das Unsinn ist! Niemand konnte ahnen, dass das passieren würde. Sei lieber froh, dass Tante Greta das Nummernschild am Wagen ausmachen konnte und wir dadurch erfahren haben, dass es Karl war. Ansonsten wären wir und die Polizei noch völlig ahnungslos.«
Toni der Hüttenwirt
– 235 –
Bergluft macht frei
Laura wird nach Waldkogel ›entführt‹ …
Friederike von Buchner
Helene Träutlein kam vom Einkaufen zurück. In der Küche stellte sie die beiden vollen Einkaufstaschen auf die Anrichte.
Pfarrer Heiner Zandler saß am Küchentisch und trank eine Tasse Kaffee. »Na, Träutlein, was gibt es Neues? Du bist doch drüben bei der Veronika einkaufen gewesen. Was erzählt sie so?«
»Net viel! Der Laden war voll. Auf dem Parkplatz hat ein Reisebus gehalten mit einer großen Wandergruppe. Wie ich herausgehört habe, war es ein Sportverein, der seinen Jahresausflug macht. Die sind alle in den Laden gestürzt. Veronika hatte alle Hände voll zu tun. Aber hier habe ich etwas für Sie. Des hat mir die Veronika für Sie mitgegeben.« Sie zog einen Briefumschlag aus dem Seitenfach der Einkaufstasche. »Sie wartet auf eine Antwort.«
»So?«, staunte Pfarrer Zandler.
Er ging mit dem Umschlag in sein Studierzimmer. In dem Briefumschlag lag nur ein kleiner Zettel. Darauf stand:
Lieber Herr Pfarrer Zandler!
Ich möchte Sie sprechen. Leider kann ich nur nach Ladenschluss.
Wann kann ich abends mal zu Ihnen kommen?
Bitte geben sie mir Bescheid.
Vielen Dank im Voraus.
Veronika Boller
»Mm«, murmelte Pfarrer Zandler. Er wunderte sich, warum Veronika nicht einfach die Träutlein nach einem Termin gefragt hatte. Es musste etwas Schwerwiegendes sein, das sie nur mit ihm bereden konnte. Er nahm einen Stift und schrieb an den Rand des kleinen Zettels.
Jeden Abend, komm, wann du Zeit hast!
Zandler
Er steckte den Zettel in einen Briefumschlag und klebte ihn zu. Damit ging er zurück in die Küche.
Helene Träutlein hatte inzwischen die Lebensmittel ausgepackt und wischte die Anrichte ab.
»Hier, das ist meine Antwort für die Veronika. Bring es ihr bitte gleich rüber!«
»Das mache ich. Der Laden ist nur zwei Häuser entfernt. Es ist schon ein bisserl verwunderlich, dass die Veronika und Sie jetzt schriftlich verkehren.«
Pfarrer Heiner Zandler schmunzelte. Er sagte nichts und ging in seine Studierstube. Dort setzte er sich hinter den Schreibtisch und dachte nach. Träutlein hatte recht. Es war schon sonderbar, dass Veronika Boller schriftlich nach einem Termin nachfragte. Sie musste etwas auf dem Herzen haben, was ein längeres Gespräch erforderte und nicht kurz besprochen werden konnte.
»Na ja, ich werde es erfahren«, sagte er leise vor sich hin. Dann schrieb er an der Predigt weiter, die er am nächsten Sonntag halten wollte.
Es war am selben Abend. Pfarrer Zandler war gerade mit dem Abendessen fertig, als es an der Tür des Pfarrhauses klingelte.
»Des wird die Veronika sein, Träutlein. Ich gehe aufmachen. Mach uns bitte einen schönen Tee und bring ein paar Plätzchen«, sagte er.
Pfarrer Zandler führte Veronika Boller in die Studierstube. Er wartete mit dem Gespräch, bis Träutlein Tee und Gebäck gebracht hatte. Er schenkte Veronika Tee ein.
»Ich habe mich ein bisserl gewundert, warum du schriftlich um einen Termin gebeten hast. Warum bist du nicht einfach rübergekommen oder hast angerufen?«
Veronika Boller seufzte. »Weil mein guter Mann meint, es sei hirnrissig, und ich würde mir da etwas einbilden. Wir sind wegen der Sache nicht einer Meinung. Wenn ich telefoniert hätte oder vorbeigekommen wäre, hätte er es bemerkt. Heute Abend trifft er sich mit alten Freunden in Kirchwalden. Sie verabreden sich regelmäßig an einem Abend in der Woche.«
»So, dann hast du Heimlichkeiten, hinter dem Rücken deines Mannes?«, schmunzelte Pfarrer Zandler.
»Ja, aber was soll ich machen? Ich kann deswegen schon nimmer schlafen. Die Sache verfolgt mich. Ich habe so ein seltsames Gefühl im Bauch, deshalb muss ich immer daran denken. Nicht nur das, ich habe mich ein bisserl umgehört. Seither bin ich noch mehr beunruhigt. Aber ich musste meinem Franz versprechen, dass ich mich nicht einmische.« Veronika seufzte. »Es ist mir schon klar, dass er sich Sorgen macht. Er denkt, ich könnte da in eine schlimme Sache hineinrutschen. Aber muss man nicht etwas riskieren, wenn man vermutet, jemand sei in Not? Man kann doch nicht einfach die Augen davor verschließen.«
Veronika Boller hatte gerötete Wangen. Sie war sehr aufgeregt. Pfarrer Zandler ließ sie reden, obwohl ihre umständliche Art seine Geduld herausforderte. Doch so war Veronika. Sie kommentierte stets alles, bevor sie zum Wesentlichen kam.
Sie trank einen Schluck Tee, bevor sie endlich auf den Punkt kam. »Also, die Claudia Bader kenne ich gut, vor ihrer Ehe hieß sie Wildmann. Während sie in Kirchwalden in die Oberstufe ging, hat sie oft am Wochenende bei uns im Laden geholfen. Mei, das ist jetzt schon über zehn Jahre her, fast fünfzehn Jahre. Wie schnell doch die Zeit vergeht! Mit der Claudia war ich immer blendend ausgekommen. Sie hatte ein sanftes Wesen und verlor auch bei den launischsten Kunden nie die Geduld.«
»Inzwischen hat sie zwei Kinder, Eva und Nils, und wohnt drüben in Marktwasen. Da fällt mir ein, dass ich sie schon lange nimmer gesehen habe«, sagte Pfarrer Zandler.
Jetzt wurde Veronika noch lebhafter. »Das ist es ja, Herr Pfarrer, die Claudia ist verschwunden. Sie ist wie vom Erdboden verschluckt. Keiner weiß etwas. Die Fensterläden am Haus sind geschlossen. Ich bin mit dem Auto mehrmals vorbeigefahren. Davon weiß mein Mann nix. Ich habe mit der Briefträgerin gesprochen. Sie wirft seit Wochen die Post ein. Aber der Briefkasten ist nicht voll. Das ist doch sonderbar bei der vielen Reklame, die verschickt wird. Irgendjemand muss also den Briefkasten leeren. Die Nachbarn sind es nicht. Das habe ich ausgekundschaftet. Sie wundern sich auch über die geschlossenen Rollläden. Der Rasen ist nicht gemäht, aber die Blumen und das Gemüse im Garten hinter dem Haus gedeihen.«
Veronika Boller sah den Geistlichen ernst an.
»Das passt alles nicht zusammen. Vorgestern waren die Baumberger Geschwister nach der Schule bei mir