Das Glück wartet auf dich, Elisa!: Der kleine Fürst 158 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Sie sind also wirklich hier bei uns im Krankenhaus, in Kaiserslautern«, sagte Dr. Elisa von Theobald, als sie an das Bett des Patienten trat und mit einem Lächeln auf ihn heruntersah. »Ich habe es nicht glauben wollen, als es mir erzählt wurde.«
Der Patient war ein Mann von über Sechzig, seine Wangen waren eingefallen, die Augen lagen tief in ihren Höhlen. Im ersten Moment wirkte er verwirrt, dann jedoch breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Frau von Theobald!«, sagte er mit leiser Stimme. »Entschuldigen Sie bitte, hier sollte ich Sie wohl mit ›Frau Doktor‹ ansprechen.«
Sie rückte einen Stuhl an sein Bett und setzte sich. Zugleich ergriff sie seine linke Hand, die bewegungslos auf der Bettdecke lag. »Reden Sie mich an, wie Sie wollen, Herr Hagedorn«, sagte sie, »aber werden Sie vor allem schnell wieder gesund.«
»Ich bin ja nicht krank, Frau von Theobald, ich bin nur …«
Als er abbrach, sagte sie sofort: »Ich kenne Ihre Geschichte natürlich. Sie sind nicht krank, aber Sie waren lange in der Hand von Entführern, die für Sie ein sehr hohes Lösegeld für Ihre Freilassung gefordert haben.«
»Nicht nur gefordert, sie haben es auch bekommen. Und den Hauptschuldigen hat die Polizei bis jetzt leider noch nicht geschnappt, nur zwei seiner Helfershelfer.«
»Ich hatte Urlaub, jetzt habe ich die ganze Woche Nachtdienst, wir werden uns also jeden Abend sehen. Es tut mir sehr leid, dass ich die Familie verpasst habe, als alle hier waren, um Sie zu besuchen. Ich hätte gern mit ihnen gesprochen.«
»Sie müssen dann eben bald
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Buchvorschau
Das Glück wartet auf dich, Elisa! - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 158–
Das Glück wartet auf dich, Elisa!
…und Eberhard Hagedorn kehrt ins Schloss zurück
Viola Maybach
»Sie sind also wirklich hier bei uns im Krankenhaus, in Kaiserslautern«, sagte Dr. Elisa von Theobald, als sie an das Bett des Patienten trat und mit einem Lächeln auf ihn heruntersah. »Ich habe es nicht glauben wollen, als es mir erzählt wurde.«
Der Patient war ein Mann von über Sechzig, seine Wangen waren eingefallen, die Augen lagen tief in ihren Höhlen. Im ersten Moment wirkte er verwirrt, dann jedoch breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Frau von Theobald!«, sagte er mit leiser Stimme. »Entschuldigen Sie bitte, hier sollte ich Sie wohl mit ›Frau Doktor‹ ansprechen.«
Sie rückte einen Stuhl an sein Bett und setzte sich. Zugleich ergriff sie seine linke Hand, die bewegungslos auf der Bettdecke lag. »Reden Sie mich an, wie Sie wollen, Herr Hagedorn«, sagte sie, »aber werden Sie vor allem schnell wieder gesund.«
»Ich bin ja nicht krank, Frau von Theobald, ich bin nur …«
Als er abbrach, sagte sie sofort: »Ich kenne Ihre Geschichte natürlich. Sie sind nicht krank, aber Sie waren lange in der Hand von Entführern, die für Sie ein sehr hohes Lösegeld für Ihre Freilassung gefordert haben.«
»Nicht nur gefordert, sie haben es auch bekommen. Und den Hauptschuldigen hat die Polizei bis jetzt leider noch nicht geschnappt, nur zwei seiner Helfershelfer.«
»Ich hatte Urlaub, jetzt habe ich die ganze Woche Nachtdienst, wir werden uns also jeden Abend sehen. Es tut mir sehr leid, dass ich die Familie verpasst habe, als alle hier waren, um Sie zu besuchen. Ich hätte gern mit ihnen gesprochen.«
»Sie müssen dann eben bald wieder einmal nach Sternberg kommen.«
Eberhard Hagedorn war seit Jahrzehnten Butler auf Schloss Sternberg, in dieser Zeit war er zu einer Institution geworden, unverzichtbar für die Bewohner des Schlosses wie für seine Gäste. Und doch hatten sie wochenlang ohne ihn auskommen müssen, nachdem er von skrupellosen Gangstern entführt worden war. Dass er schließlich doch hatte befreit werden können, aus einer Wohnung in einem schäbigen Mietshaus in Kaiserslautern, war einer Mischung von intensiver Polizeiarbeit, glücklichem Zufall und wertvollen Hinweisen aus der Bevölkerung zu verdanken.
Doch leider hatten bei der Befreiungsaktion nur zwei seiner Entführer festgenommen werden können. Der Anführer der Bande war auf der Flucht, ebenso wie das jüngste Mitglied, ein junger Mann namens Tim, zu dem Eberhard Hagedorn, den Umständen zum Trotz, eine Art Vertrauensverhältnis aufgebaut hatte. Doch davon ahnte die Polizei noch nichts, denn bisher war er nicht vernehmungsfähig gewesen. Zwar war er nicht misshandelt worden und hatte auch genug zu essen bekommen, aber angegriffen war er trotzdem: Die andauernde Anspannung der vergangenen Wochen zeigte Wirkung. Er schlief schlecht, hatte Albträume, neigte zu schreckhaften Reaktionen und war in einem körperlich geschwächten Zustand. Eberhard Hagedorn, der sein ganzes Leben lang in Bewegung gewesen war, hatte wochenlang in einem sehr kleinen Zimmer ausharren müssen. Seine gymnastischen Übungen hatte er auf einem schmalen Bett machen müssen, aber er hatte sie gemacht. Es war ihm wichtig gewesen, Haltung zu bewahren, und das war ihm auch gelungen.
Jetzt aber, da die Leidenszeit beendet war, sah man ihm an, wie sehr er unter Druck gestanden hatte. Er war mager geworden, sein ehemals glattes Gesicht wies Falten auf, die es vorher nicht gehabt hatte. Und das lebhafte Interesse an allem, was um ihn herum vor sich ging, blitzte ihm auch nicht mehr aus den Augen. Er wirkte unendlich müde. Manchmal lief ein Zittern durch seinen Körper, und es kam vor, dass er nachts schreiend erwachte.
Elisa, die junge Ärztin, wusste das alles, sie hatte Eberhard Hagedorns Patientenakte vor diesem Besuch aufmerksam studiert. Sie war schon öfter im Sternberger Schloss gewesen, obwohl sie sich nicht als enge Freundin der Familie bezeichnet hätte. Aber sie kannte Baronin Sofia von Kant gut, von gemeinsamer ehrenamtlicher Arbeit her, und da sie einander sympathisch waren, hatte die Baronin sie hin und wieder eingeladen. Elisa war diesen Einladungen gern gefolgt, für sie war Sternberg ein Ort von traumhafter Schönheit, zudem fand sie Sofias Familie überaus sympathisch.
Von diesen Besuchen her kannte sie auch Eberhard Hagedorn, und sie hatte bereits beim Lesen seiner Akte geahnt, dass sein Weg zurück in die Normalität lang sein würde. Zugleich nahm sie an, anders als ihr Chef und wohl auch die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen, dass vor allem seine gewohnte Umgebung ihm helfen würde, wieder zu sich selbst zu finden. Sie wusste, wie sehr er mit Sternberg verbunden war, wie stark er am Schloss, seinen Bewohnern und dem Leben dort hing. Kehrte er dahin zurück, würden seine Kräfte ganz von selbst wieder wachsen.
Doch davon hatte ihr Chef, Professor Dr. Nikolaus Breuer, nichts hören wollen. Sie war Berufsanfängerin, hatte er ihr deutlich gemacht, sie möge sich bei der Beurteilung komplizierter Zusammenhänge lieber zurückhalten. Daraufhin hatte sie für sich behalten, dass sie den Patienten kannte – und auch seine Lebensumstände. Es hätte ihr vermutlich nur neuen Ärger eingebracht.
»Ich komme bestimmt bald einmal«, sagte sie jetzt und setzte mit einem Lächeln hinzu: »Schon, weil ich wissen will, wie Ihre Genesung voranschreitet, Herr Hagedorn.«
»Ich bin ja nicht krank«, wiederholte er ruhig. »Aber seit dieser ständige Druck von mir abgefallen ist und ich mir keine Gedanken mehr darüber machen muss, was die Entführer mit mir vorhaben, fühle ich mich seltsamerweise zittriger und schwächer als vorher.«
»Das ist eigentlich nicht seltsam. Ihre Angst und die Anspannung vorher haben Sie natürlich auch dazu gebracht, durchzuhalten. Das müssen Sie jetzt nicht mehr. Es kommt oft vor, dass Menschen erst zusammenbrechen, wenn der Stress, unter dem sie zu leiden hatten, bereits vorüber ist.«
»Ich hoffe nicht, dass ich zusammenbreche. Ich möchte nach Hause, Frau Doktor!«
»Das kann ich mir vorstellen. Bestimmt wird man nirgends so schnell gesund wie auf Sternberg.«
»Es ist der schönste Ort, den ich kenne.« Seine Stimme war leise, als er das sagte. »Ich habe großes Glück gehabt, dass ich dort als Butler angenommen wurde und nun schon seit so langer Zeit dort arbeiten darf.«
»Darf? Das hört sich so an, als hätte Ihnen jemand ein Geschenk gemacht. Herr Hagedorn, Sie haben den Ruf, der beste Butler der Welt zu sein. Also sind alle Schlossbewohner froh, dass Sie nicht in Erwägung ziehen, ein anderes Angebot anzunehmen.«
»Sie übertreiben, Frau Doktor! Lassen Sie das nur niemanden hören, sonst denken die Leute am Ende noch, ich sei größenwahnsinnig.«
Elisa lachte vergnügt. Sie war eine schöne Dunkelhaarige mit großen braunen Augen, einer hübschen, geraden schmalen Nase und einem überraschend üppigen Mund, dem man ansah, dass sie gern und oft lachte. »Wenn ich das sage, kann man Ihnen doch nicht vorwerfen, größenwahnsinnig zu sein, Herr Hagedorn.«
Er wollte etwas erwidern, doch vor der Tür seines Zimmers waren plötzlich erregte Stimmen zu hören. Ein Mann sagte: »Entweder, Sie gehen jetzt sofort freiwillig oder ich lasse Sie von