Ein Glück, das ohne Hoffnung ist?: Fürstenkrone 195 – Adelsroman
Von Cornelia Waller
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»So reden Sie schon, Mann! Was haben Sie herausgefunden?« Die Gräfin zu Bergheim richtete sich steil in ihrem Rollstuhl auf. In ihrem von Alter und Siechtum gezeichneten Gesicht zeigte sich ein Ausdruck höchster Spannung. Ihre hageren Hände, an denen hochkarätige Brillantringe seltsam grotesk funkelten, krampften sich um die Lehnen dieses Stuhles, der in den letzten zwanzig Jahren ihr einziges Fortbewegungsmittel gewesen war. Der kleine korpulente Mann mit dem Fuchsgesicht war sich der Wichtigkeit dessen, was er zu sagen hatte, bewusst. Er schlug die kurzen Beine übereinander und lehnte sich zurück. »Sie hatten mir keine leichte Aufgabe übertragen, Frau Gräfin«, sagte er, von der Ungeduld der alten Frau ungerührt. »Und nur unter dem Einsatz meiner ganzen Mittel und Möglichkeiten …« »Unter Zuhilfenahme meiner nicht unbeträchtlichen Honorarvorauszahlung«, unterbrach ihn die alte Gräfin trocken und hob die Hand. »Bitte keine lange Einleitung, Verehrtester! Ihr Eigenlob können Sie sich sparen. Für gute Arbeit zahle ich gut, aber spannen Sie mich jetzt gefälligst nicht auf die Folter und sagen Sie klipp und klar, was Sie recherchiert haben!« Der hochmütig energische Ton seiner Auftraggeberin ließ den Mann seine selbstbewusste Haltung ändern. Er setzte die Füße wieder nebeneinander und griff zu seiner Aktentasche, die er mit etwas gekränkter Miene öffnete. Er hatte sich mithilfe eines großen Auftritts ein Erfolgshonorar versprochen, aber die alte Frau machte nicht den Eindruck, als würde seine Mitteilung etwas an ihren Vereinbarungen ändern. Bei ihr versagte diese Taktik offenbar. Er entnahm der Tasche ein Blatt und reichte es ihr.
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Buchvorschau
Ein Glück, das ohne Hoffnung ist? - Cornelia Waller
Fürstenkrone
– 195 –
Ein Glück, das ohne Hoffnung ist?
Warum Melanie nicht auf ihr Herz hören wollte …
Cornelia Waller
»So reden Sie schon, Mann! Was haben Sie herausgefunden?«
Die Gräfin zu Bergheim richtete sich steil in ihrem Rollstuhl auf. In ihrem von Alter und Siechtum gezeichneten Gesicht zeigte sich ein Ausdruck höchster Spannung. Ihre hageren Hände, an denen hochkarätige Brillantringe seltsam grotesk funkelten, krampften sich um die Lehnen dieses Stuhles, der in den letzten zwanzig Jahren ihr einziges Fortbewegungsmittel gewesen war.
Der kleine korpulente Mann mit dem Fuchsgesicht war sich der Wichtigkeit dessen, was er zu sagen hatte, bewusst. Er schlug die kurzen Beine übereinander und lehnte sich zurück. »Sie hatten mir keine leichte Aufgabe übertragen, Frau Gräfin«, sagte er, von der Ungeduld der alten Frau ungerührt. »Und nur unter dem Einsatz meiner ganzen Mittel und Möglichkeiten …«
»Unter Zuhilfenahme meiner nicht unbeträchtlichen Honorarvorauszahlung«, unterbrach ihn die alte Gräfin trocken und hob die Hand. »Bitte keine lange Einleitung, Verehrtester! Ihr Eigenlob können Sie sich sparen. Für gute Arbeit zahle ich gut, aber spannen Sie mich jetzt gefälligst nicht auf die Folter und sagen Sie klipp und klar, was Sie recherchiert haben!«
Der hochmütig energische Ton seiner Auftraggeberin ließ den Mann seine selbstbewusste Haltung ändern. Er setzte die Füße wieder nebeneinander und griff zu seiner Aktentasche, die er mit etwas gekränkter Miene öffnete.
Er hatte sich mithilfe eines großen Auftritts ein Erfolgshonorar versprochen, aber die alte Frau machte nicht den Eindruck, als würde seine Mitteilung etwas an ihren Vereinbarungen ändern. Bei ihr versagte diese Taktik offenbar. Er entnahm der Tasche ein Blatt und reichte es ihr.
»Die Geburtsurkunde Ihrer Enkelin, Frau Melanie Oswald«, sagte er dennoch nicht ohne Pathos.
Die Gräfin nahm das Blatt, setzte ihre Brille auf und studierte es eingehend.
Ihr Gesicht blieb unbewegt, bis auf ein leises Zucken um die Mundwinkel.
Geboren am 3. Dezember in Heidelberg, las sie. Als Mutter war Elisabeth Oswald eingetragen. Vater unbekannt.
Unbekannt? Hatte diese Frau bewusst darauf verzichtet, den Namen von Harald eintragen zu lassen?
So etwas wie Hochachtung überkam die alte Frau, doch diese Regung verflog schnell.
»Und wer will beweisen, dass mein Sohn der Vater dieses Mädchens ist?«, fragte sie scharf.
»Frau Oswald hat Briefe, aus denen eindeutig hervorgeht, dass Graf Harald sich zu dieser Vaterschaft bekannte.«
»Sie haben sie hoffentlich mitgebracht?«
»Nein, Frau Oswald wollte sie nicht aus den Händen geben, aber sie hat mir erlaubt, Fotokopien anfertigen zu lassen, jedenfalls von zwei Briefen. Bitte sehr.«
Er übergab ihr auch diese Schriftstücke. Sie trugen eindeutig die Schriftzüge ihres Sohnes, Gräfin Bergheim erkannte es auf den ersten Blick, und sie fühlte einen scharfen Schmerz in der Herzgegend, presste sekundenlang die Rechte auf die Brust.
Sie brachte es nicht fertig, die Briefe in Gegenwart des Mannes zu lesen, der sie so lauernd ansah und nur darauf wartete, dass sie sentimentalen Gefühlen nachgab.
Nein – sie ließ die Hand wieder sinken – die Gräfin zu Bergheim war ihr Leben lang nüchtern und unsentimental gewesen, und niemand sollte ihr nachsagen können, dass sie sich im Alter geändert hatte!
»Ich werde sie später lesen«, erklärte sie ruhig. »Berichten Sie mir jetzt bitte, unter welchen Lebensumständen Sie meine Enkelin angetroffen haben.«
»In schlechten«, erwiderte der Detektiv sofort. »Frau Oswald ist ziemlich krank, es geht ihr schon seit Jahren nicht gut, wie sie sagte. Ihren Beruf als Krankenschwester kann sie schon lange nicht mehr ausüben, Frau Melanie hat deshalb mit sechzehn Jahren die Schule verlassen müssen und eine Ausbildung als Kindergärtnerin begonnen, die sie demnächst beenden wird. Ich nehme an, auch das war bereits ein Opfer für ihre Mutter, die nur von einer kleinen Rente lebt.«
»Sie haben meine Enkelin gesehen?« Die Gräfin überging die Andeutung von Kritik, die sie aus den Worten des Mannes herauszuhören glaubte, kühl.
»Ja.« Der Detektiv nickte.
»Wie sieht sie aus?«
»Sie ist sehr hübsch, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, überdurchschnittlich hübsch, möchte ich sagen.«
»Hm! Und Sie haben ihrer Mutter gesagt, in wessen Auftrag Sie diese Ermittlungen vornahmen?«
»Sie hatten es mir nicht untersagt, Frau Gräfin!«, fuhr der Mann auf, doch sie winkte sogleich ab.
»Es war nicht als Vorwurf gemeint. Ich möchte nur wissen, wie … Frau Oswald darauf reagiert hat.«
»Zunächst war sie sehr befremdet und wollte gar nichts sagen. Ich glaube, nur in Anbetracht dessen, dass sie sehr krank ist und wohl kaum noch eine lange Lebenserwartung hat, entschloss sie sich schließlich zum Reden.«
»Sie wusste, dass mein Sohn im vergangenen Jahr tödlich verunglückt ist?«
»Ja, sie hat es in den Zeitungen gelesen.«
»Gut. Ihre Adresse haben Sie mir aufgeschrieben? Dann schicken Sie mir noch Ihre Abrechnung, oder sagen Sie mir gleich, was ich Ihnen noch schuldig bin, dann gebe ich Ihnen einen Scheck.«
Der Detektiv nannte einen Betrag, der den, welchen er vor Beginn seiner Recherchen genannt hatte, um einiges überschritt.
Die Gräfin sah ihn groß an, als wollte sie protestieren, doch dann schrieb sie, ohne mit der Wimper zu zucken, den Scheck aus und schob ihn dem Mann hin.
»An Ihre Schweigepflicht brauche ich Sie wohl nicht zu erinnern!«
Der Detektiv nahm den Scheck und steckte ihn sorgfältig in seine Brieftasche.
»Selbstverständlich nicht, Frau Gräfin.« Er erhob sich langsam. »Sollten Sie meiner wieder einmal bedürfen, ich stehe Ihnen jederzeit gern zur Verfügung.«
»Ich glaube kaum, dass es noch einmal der Fall sein wird, aber wenn, dann werde ich mich an Sie wenden«, murmelte die Gräfin, und der Detektiv sah sich verabschiedet.
Während er nicht unzufrieden Schloss Buchenhain verließ, griff die Gräfin nach den Fotokopien der Briefe, die er ihr dagelassen hatte.
Jetzt zitterten die Greisenhände ein wenig, und sie musste sie beim Lesen auf dem Tisch aufstützen.
Beide Briefe waren nur kurz, aber nachdem sie sie gelesen hatte, erstand die Vergangenheit wieder vor den Augen der alten Frau.
Ihr einziger Sohn Harald war damals Student gewesen, und er hatte in Heidelberg studiert. Ach, sie waren so stolz auf ihren Einzigen gewesen, Friedrich und sie! Harald war ein stattlicher, begabter junger Mann gewesen, hatte ihnen niemals auch nur die geringsten Sorgen bereitet. Bis er dann in der romantischen Universitätsstadt jenes Mädchen kennenlernte, bei dessen Mutter er ein Zimmer gemietet hatte. Die klassische Studentenliebe entwickelte sich zwischen den beiden jungen Leuten: Student und Wirtstöchterlein.
Sie, seine Mutter, hatte es ihm sofort angemerkt. Sein verträumter Blick und seine seltener werdenden Besuche daheim sagten ihr genug. Aber sie hatte geglaubt, dass es nichts weiter als eine vorübergehende Liebelei sei, und war nicht weiter in ihn gedrungen. Ein junger Mann hatte seine Amouren, das musste man ihm zubilligen.
Doch eines Tages war er gekommen und hatte seinen Eltern erklärt, dass er dieses Mädchen heiraten wolle.
Sie waren entsetzt gewesen, denn dieses Mädchen aus kleinbürgerlichen Verhältnissen war in ihren Augen zielstrebig darauf aus gewesen, sich einen wohlhabenden Mann zu angeln, der in diesem Fall noch dazu aus adeligem Haus kam. Mit ihrem hübschen Lächeln hatte sie Harald betört, ganz klar!
Es hatte eine schreckliche Szene zwischen Harald und seinen Eltern gegeben. Klipp und klar erklärten sie ihm, dass sie ihn zu enterben gedachten, wenn er seine Heiratspläne nicht aufgeben würde. Wenn er schon heiraten wolle, so hatte Graf Friedrich grollend verkündet, dann eine Frau aus ihren Kreisen. Wie zum Beispiel Eleonore von Aichingen, die Tochter des Barons von Aichingen, der mit Graf Friedrich befreundet war.
»Eleonore ist drei Jahre älter als ich«, hatte Harald protestiert, »und außerdem liebe ich sie nicht!«
»Liebe kommt in der Ehe, mein Junge«, hatte sie, seine Mutter, erwidert. »Was du jetzt für dieses Mädchen empfindest, ist doch nur Begehren und Leidenschaft, glaube mir! Eines Tages würden dir die Augen aufgehen, und du müsstest erkennen, dass du mit dieser Heirat einen großen Fehler gemacht hast. Bedenke doch, dass dieses Mädchen nicht die geringsten Voraussetzungen für die Stellung einer Gräfin zu Bergheim besitzt. Wir verkehren schließlich im europäischen Hochadel und können niemandem zumuten, sie zu akzeptieren.«
»Aber, Mama, das ist doch ein alter Zopf, der endlich abgeschnitten gehört!«, hatte Harald erregt gesagt. »Und du vergisst, dass heutzutage sogar in noch regierende Königshäuser Bürgerliche einheiraten.«
»Was auch meistens schiefgeht«, hatte sie trocken entgegnet.
»Und gerade von meiner Mutter hatte ich mir Verständnis erhofft«, hatte Harald bemerkt, und sein trauriger Blick war ihr doch ans Herz gegangen.
»Mein Gott, du brauchst ja nicht gleich mit dem Mädchen zu brechen, nur heiraten sollst du es nicht«, hatte sie erwidert.
»Ach was, mache besser gleich Schluss«, hatte Graf Friedrich polternd erklärt. »Hast dich ohnehin schon genug da hineingesteigert. Also, ich sage nein, und das ist mein letztes Wort! Wenn du dich nicht danach richtest, so kannst du sehen, wo du bleibst, denn ich werde dir keinen Cent mehr zukommen lassen, verlass dich drauf! Dann sieh zu, wer dir dein Studium finanziert, oder verdinge dich als Hilfsarbeiter, damit du erkennen lernst, was für ein Glück du hast, in einem Elternhaus aufzuwachsen, das dir alle Privilegien bieten kann, von denen andere ihr Leben lang träumen!«
»Was nutzt mir dies, wenn ich die Frau, die ich liebe, nicht heiraten darf«, hatte Harald trotzig erwidert. »Dann pfeife ich darauf, Papa!«
Daraufhin hatte sich Graf Friedrich dermaßen erregt, dass ihn der Schlag traf und er bewusstlos zusammensank.
Tagelang zitterten sie um sein Leben, und als er sich schließlich ein wenig erholt hatte, rang er seinem Sohn das Versprechen ab, Elisabeth Oswald aufzugeben, denn die Vorstellung,