Alte Liebe rostet nicht?: Toni der Hüttenwirt Extra 117 – Heimatroman
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Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann.
Jonas und Sabine kamen vom Einkaufen zurück auf den Ziegler Hof und parkten unter dem Carport neben der Scheune. Die Küchenfenster standen auf. »Mei, warum schlagen sie so die Autotür zu?«, fragte Ewald. »Vielleicht ist ihnen nur die Autotür aus der Hand gerutscht«, antwortete Lore. Augenblicke später stürmte ihre Enkelin Sabine herein. Jonas folgte mit den Einkaufstaschen. »Habt ihr alles bekommen?«, fragte Lore. »Ja, der Rest ist noch im Auto. Ich hole die Sachen gleich rein«, antwortete Jonas. Sabine machte ein grimmiges Gesicht. »Was ist passiert?«, fragte Ewald. »Du siehst aus, als wäre dir eine Laus über die Leber gelaufen. Gab es Streit unter Verliebten? Das geht vorbei. Was sich liebt, das neckt sich.«
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Buchvorschau
Alte Liebe rostet nicht? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt Extra
– 117 –
Alte Liebe rostet nicht?
Friederike von Buchner
Jonas und Sabine kamen vom Einkaufen zurück auf den Ziegler Hof und parkten unter dem Carport neben der Scheune. Die Küchenfenster standen auf.
»Mei, warum schlagen sie so die Autotür zu?«, fragte Ewald.
»Vielleicht ist ihnen nur die Autotür aus der Hand gerutscht«, antwortete Lore.
Augenblicke später stürmte ihre Enkelin Sabine herein. Jonas folgte mit den Einkaufstaschen.
»Habt ihr alles bekommen?«, fragte Lore.
»Ja, der Rest ist noch im Auto. Ich hole die Sachen gleich rein«, antwortete Jonas.
Sabine machte ein grimmiges Gesicht.
»Was ist passiert?«, fragte Ewald. »Du siehst aus, als wäre dir eine Laus über die Leber gelaufen. Gab es Streit unter Verliebten? Das geht vorbei. Was sich liebt, das neckt sich.«
»Ja, wir hatten Streit. Jonas kann nicht verstehen, dass ich dieser Schreckschraube die ganzen Einkäufe vor die Füße werfen wollte. Mei, war ich auf hundertachtzig!«, stieß Sabine hervor.
»Ah, deshalb hast du die Autotür zugeknallt.«
»Schatz, das hätte nichts gebracht«, versuchte Jonas beschwichtigend auf sie einzureden. »Veronika Boller ist so und war schon immer so. Anders kennt sie niemand in Waldkogel. Sie hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen und gibt zu allem ihren Kommentar ab. Damit musst du dich abfinden.«
»Damit finde ich mich nie und nimmer ab, Jonas. Ich werde sie mir erziehen. Es ist mein Geld, das ich bei ihr lasse. Es wird unser Geld sein. Ich bin Kundin. Der Kunde ist König. Ich brauche den Trachten- und Andenkenladen Boller nicht. Ich kann in Kirchwalden einkaufen. Dort wird mein Leben nicht öffentlich breitgetreten. Ich bin sauer, ich bin stocksauer. Außerdem gibt es das Internet. Dort kann ich alles bestellen, und es wird sogar noch geliefert. Also, ich schwöre, das war mein letzter Einkauf dort. Und falls sie sich einbildet, sie könnte anlässlich unserer Hochzeit ein gutes Geschäft machen, dann kann sie sich das abschminken«, schimpfte Sabine weiter. »Aber der habe ich es gegeben.«
Jonas sagte kein Wort. Er ging hinaus, die restlichen Sachen aus dem Kofferraum zu holen.
»Madl, setz dich!«, sagte Lore. »Ich mache dir eine schöne Tasse Kaffee. Dann fühlst du dich gleich besser.«
Sie nahm Sabine bei den Schultern und drückte sie auf den Stuhl. Dann machte sie ihr eine Tasse Kaffee mit viel Zucker und Sahne.
Sabines Großvater schmunzelte.
»Was hast du?«, fragte Sabine.
»Ich bedauere, dass ich nicht dabei gewesen bin. Wenn du jetzt noch so oben draus bist, dann muss es im Laden noch schlimmer gewesen sein.«
»Oh ja! Der Laden war voll. Alle starrten mich an. Aber das war mir egal.«
Sabine löffelte die Sahne vom Kaffee und trank einen Schluck.
»Willst du uns nicht erzählen, was genau vorgefallen ist?«, fragte Lore.
Sie schenkte sich auch eine Tasse Kaffee ein und setzte sich dazu. Sabine schwieg. Jonas kam herein und stellte Taschen und Körbe ab.
»Jonas, was ist passiert?«, fragte Lore.
»Das müsst ihr Sabine fragen. Ich war nicht dabei, als die beiden aneinandergerieten. Ich war hinten im Laden. Dort unterhielt ich mich mit einem alten Schulfreund. Plötzlich hörte ich, wie Sabine laut wurde. Sie brüllte: ›Das geht Sie nichts an. Seien Sie still! Wer erlaubt Ihnen, so zu reden?‹ Ich stürzte nach vorn.«
Jonas musste lachen, als er fortfuhr:
»Ihr hättet Veronika Boller sehen müssen. Mit so einer Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Sie stand mit offenem Mund hinter der Kasse. Sie war wie erstarrt.«
Ewald schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
»Das hätte ich gern erlebt, dass die Veronika mal keine Worte findet. Da hat sie in dir wohl ihre Meisterin gefunden, Sabine. Dass du dich gewehrt hast, wird in Waldkogel die Runde machen. Du wirst viele Bewunderer haben. Aber was hat Veronika denn gesagt?«
Ewald sah Jonas an. Der zuckte mit den Schultern.
»Sabine hat die ganze Heimfahrt nur geschimpft«, sagte Jonas. »Ich habe nur Bruchstücke mitbekommen.«
Alle sahen Sabine erwartungsvoll an.
»Sie hat Max beleidigt. Sie hat gesagt, ich könne froh sein, dass es sich Max anders überlegt habe. Er habe ja damals meine Mama sitzen lassen. Aber da er keine andere Frau bekommen konnte – wer will schon einen Mann heiraten, der es mit den Nerven hat –, hat er jetzt eine Kehrtwende gemacht. Außerdem hätte ich ein Riesenglück, dass Jonas mich nimmt – trotz meiner Gene. Auf jeden Fall sollten wir uns testen lassen, bevor wir Kinder in die Welt setzten. Es gäbe Erbkrankheiten, die mit dem Kopf zu tun hätten. Glaubt mir, es hat nicht viel gefehlt und ich wäre auf sie losgegangen. Ach, und sie fügte noch hinzu, dass sie es nur gut meine, wegen der armen Kinder. Dabei hat sie sich über den Tresen gebeugt und leiser gesprochen, aber immer noch so laut, dass es alle Kunden und Kundinnen hören konnten«, sprudelte Sabine hervor.
»Herr im Himmel! Welcher Teufel hat Veronika da geritten?«, stöhnte Lore.
Ewald stand auf.
»Ich ziehe mich an und fahre ins Dorf. Der werde ich deutliche Worte sagen! Das lasse ich nicht auf sich bewenden«, sagte Ewald.
»Stopp, setz dich wieder hin! Das bringt nichts«, sagte Lore mahnend. »Veronika kann man so nicht beikommen. Sie wird sich herausreden, dass sie es nur gut gemeint habe. Veronika kann man nur klein kriegen, wenn man sie bei ihrer empfindlichen Stelle packt. Lass mich das machen!«
»Veronika hat keine empfindliche Stelle. Sie ist so unempfindlich wie ein Hauklotz«, sagte Ewald.
»Das stimmt nicht. Veronika ist eine Geschäftsfrau. Wenn es ans Geld geht, ist sie sehr empfindlich«, antwortete Lore.
Sie sah ihre Enkelin an.
»Madl, ich habe bei ihr Dirndl für dich bestellt, aus dem Katalog. Ich wollte dich überraschen. Wir kaufen die Sachen in Kirchwalden. Ich rufe Veronika Boller jetzt an und mache die Bestellung rückgängig. Laut Gesetz habe ich ein Rücktrittsrecht, und davon mache ich jetzt Gebrauch.«
Sabine huschte ein Lächeln übers Gesicht.
»Großmama, du musst mir nichts kaufen, ich habe genug zum Anziehen.«
»Du bist still, Madl! Darum geht es nicht. Ich freue mich, dich auszustaffieren.«
»Lass Sabine erst mal zu Ende erzählen«, sagte Ewald. »Wie ging es dann weiter?«
»Ich sagte, sie könne die Sachen behalten, es gebe noch andere Geschäfte. Dort würde man nicht beleidigt. Dann kam ein Mann in einem grauen Kittel aus dem Lager. Ich nehme an, das war Herr Boller. Er flüsterte Veronika etwas ins Ohr. Sie bekam einen hochroten Kopf und verschwand im Lager. Der Mann sah sehr unglücklich aus, das gebe ich zu. Er zuckte mit den Schultern und sagte, er würde mich jetzt immer bedienen. Daraufhin zahlte Jonas, und wir gingen.«
»Ja, ja, der Franz Boller kann einem schon leidtun«, sagte Ewald. »Er hat es nicht leicht mir seiner Veronika. Bösartig ist sie nicht. Sie redet nur gern und viel und vor allen Dingen, ohne vorher zu denken. Sie gibt überall ihren Senf dazu. Okay, sie hat durch ihre Art auch schon Gutes bewirkt. Sie ist zuverlässig und hilfsbereit. Aber manchmal geht sie zu weit. Ihr war sicher nicht bewusst, dass sie zu weit gegangen war. Aber man sollte ihr es klarmachen.«
Sabine schüttelte den Kopf.
»Sie hat die Grenze überschritten. Ich werde ihr das nie vergessen.«
»Recht hast du, Madl«, sagte Lore. »Ich werde sie jetzt anrufen.«
Lore Ziegler ging zum Telefon in der Küche. Sie stellte den Lautsprecher laut, damit alle mithören konnten.
Sie wählte. Es läutete lange hin.
»Trachten- und Andenkenladen Boller«, meldete sich Franz Boller. »Grüß Gott!«
»Grüß Gott, Franz, Lore Ziegler hier. Gib mir bitte die Veronika!«
»Tut mir leid, sie ist im Augenblick nicht da.«
»Ah, das macht nichts. Du weißt, dass sich