Auf Malta entschied sich ihr Schicksal: Sophienlust 297 – Familienroman
Von Anne Alexander
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Über dieses E-Book
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Volker Hauff hatte noch den Wortlaut des anonymen Briefes im Kopf, den er an diesem Morgen, nach der Rückkehr von einer mehrwöchigen Reise, unter seiner Post gefunden hatte. Leise sprach er ihn vor sich hin, während er seinen Wagen durch den Stuttgarter Fasanenhof lenkte: »An Ihrer Stelle würde ich mich mehr um meine Tochter kümmern! Adina geht es schlecht bei Frau Kleingärtner. Sie sperrt das Kind ein, so daß man es kaum im Garten sieht, aber weinen hört man es oft.« Volker hoffte, daß es sich bei diesem Brief nur um eine Verleumdung handle. Schließlich hatte ihm seine Schwägerin gleich nach Elkes Tod das Angebot gemacht, Adina bei sich aufzunehmen. Wieso sollte Anita die Kleine nun plötzlich schlecht behandeln? Das wollte ihm nicht in den Kopf. Volker dachte an seine Frau, die vor knapp einem halben Jahr bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Ein betrunkener Autofahrer hatte eine Ampel in der Stuttgarter Innenstadt nicht beachtet und war bei Rot über die Kreuzung gefahren. Er hatte Elke mit dem Kotflügel seines Wagens erfaßt und beiseite geschleudert. Für Elke war jede Hilfe zu spät gekommen. Noch vor Eintreffen des Krankenwagens war sie gestorben. Volker bog jetzt in die Nelkenstraße ein. Rechts und links der Straße standen hübsche Reihenhäuser mit gepflegten Vorgärten. Kinder spielten auf den Treppenstufen und auf dem Rasen. Die meisten von ihnen waren in Adinas Alter, doch seine kleine Tochter war nicht unter ihnen. Volker hielt vor dem Eckhaus, das Anita Kleingärtner, der Schwester seiner verstorbenen Frau, gehörte. Er kam unverhofft, denn sie erwartete ihn erst Anfang der nächsten Woche von seiner Reise zurück. Gewöhnlich rief er an, wenn er vorhatte, Adina zu besuchen, aber diesmal hatte er das nicht getan.
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Rezensionen für Auf Malta entschied sich ihr Schicksal
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Buchvorschau
Auf Malta entschied sich ihr Schicksal - Anne Alexander
Leseprobe:
Gefühle preiswert abzugeben
LeseprobeSehr verehrte Leserin, sehr geehrter Leser! Stellen Sie sich vor: Ihnen begegnet sie, die Liebe auf den ersten Blick. Da haben Sie den Salat! Ohne Ankündigung betreten Sie sein oder ihr Haus. Sie merken – hoppla! Da wohnt ja noch jemand? Eine Frau? Ist der Herr gebunden? Und wenn ja: Warum hat er nichts gesagt? Warum gibt er vor, auch in Sie verliebt zu sein? Dabei denke ich, dass er doch wirklich einen guten Eindruck gemacht hat, der Kilian, oder? Seriös, wenigstens. Was ist da los?
Haben Sie auch schon mal davon geträumt – was wäre, wenn … ja, wenn ausgerechnet Sie den Jackpot abräumten? 7,5 Millionen! Was könnte man damit alles machen? Also, ich hätte da die eine oder andere Idee, das können Sie glauben! Was ich überraschend finde, ist, dass Ludwig nur den geringsten Teil der Kohle für sich ausgeben will. Er verteilt ja schon kräftig. Aber wer weiß? Vielleicht macht ihn das glücklicher, als sich selbst ›mein Haus, mein Boot, mein Pferd‹ zu leisten. Ich könnte mir vorstellen, dass Geld so vielleicht doch glücklich machen kann. Du kannst nichts mitnehmen, sagte meine Oma immer. Und ›Das letzte Hemd hat keine Taschen‹. Recht hatte sie.
Am wichtigsten ist allerdings die Frage: Was ist den nun mit unserem Chefarzt? Ist er inzwischen doch wieder gesund geworden? Oder muss er den Beruf an den Nagel hängen? Haben Sie nachgesehen? Steht irgendwas von ›letzte Folge› auf dem Einband? Nicht? Aha! Dann ist es wohl wie bei Ihnen und bei mir. Wie im wahren Leben, eben. Es geht immer irgendwie weiter. Wie meinen Sie? Ja, Sie haben recht. Auch ein Spruch meiner Oma!
So, wo sind wir gerade? Ein schönes Haus, bayrischer Stil. Wir befinden uns mit Frau Fürstenrieder und Herrn Kreuzeder auf dem Flur im Eingangsbereich. Erinnern wir uns: Oben ging gerade das Licht an, und eine Frauenstimme rief nach Kilian …
Enttäuschungen
Der Blick, den Frau Fürstenrieder Kilian zuwarf, kombinierte Entsetzen und Enttäuschung. Sie verharrte in Erstarrung wie weiland Lots Weib, als könnte Sie durch völlige Bewegungslosigkeit die Katastrophe, den Untergang ihrer Träume und Hoffnungen, verhindern.
Wortlos öffnete Kilian eine Tür und griff hinein, um den Lichtschalter zu drücken.
Sophienlust
– 297 –
Auf Malta entschied sich ihr Schicksal
Die kleine Adina freut sich auf ihr neues Zuhause
Anne Alexander
Volker Hauff hatte noch den Wortlaut des anonymen Briefes im Kopf, den er an diesem Morgen, nach der Rückkehr von einer mehrwöchigen Reise, unter seiner Post gefunden hatte. Leise sprach er ihn vor sich hin, während er seinen Wagen durch den Stuttgarter Fasanenhof lenkte: »An Ihrer Stelle würde ich mich mehr um meine Tochter kümmern! Adina geht es schlecht bei Frau Kleingärtner. Sie sperrt das Kind ein, so daß man es kaum im Garten sieht, aber weinen hört man es oft.«
Volker hoffte, daß es sich bei diesem Brief nur um eine Verleumdung handle. Schließlich hatte ihm seine Schwägerin gleich nach Elkes Tod das Angebot gemacht, Adina bei sich aufzunehmen. Wieso sollte Anita die Kleine nun plötzlich schlecht behandeln? Das wollte ihm nicht in den Kopf.
Volker dachte an seine Frau, die vor knapp einem halben Jahr bei einem Unfall ums Leben gekommen war. Ein betrunkener Autofahrer hatte eine Ampel in der Stuttgarter Innenstadt nicht beachtet und war bei Rot über die Kreuzung gefahren. Er hatte Elke mit dem Kotflügel seines Wagens erfaßt und beiseite geschleudert. Für Elke war jede Hilfe zu spät gekommen. Noch vor Eintreffen des Krankenwagens war sie gestorben.
Volker bog jetzt in die Nelkenstraße ein. Rechts und links der Straße standen hübsche Reihenhäuser mit gepflegten Vorgärten. Kinder spielten auf den Treppenstufen und auf dem Rasen. Die meisten von ihnen waren in Adinas Alter, doch seine kleine Tochter war nicht unter ihnen.
Volker hielt vor dem Eckhaus, das Anita Kleingärtner, der Schwester seiner verstorbenen Frau, gehörte. Er kam unverhofft, denn sie erwartete ihn erst Anfang der nächsten Woche von seiner Reise zurück. Gewöhnlich rief er an, wenn er vorhatte, Adina zu besuchen, aber diesmal hatte er das nicht getan. Er wollte wissen, was hinter dem anonymen Brief steckte.
Mit wenigen Schritten hatte Volker den Vorgarten durchquert. Auf dem mit Kies bestreuten Weg ging er um das Haus herum. Er hoffte, Adina auf dem Spielplatz zu finden, den er für sie noch vor seiner Abreise nach Sardinien angelegt hatte, aber die Kleine war weder im Sandkasten noch auf der Schaukel.
Resignierend drehte sich Volker um und ging zur Haustür. Er mußte zweimal klingeln, bevor er Schritte im Korridor hörte. Ziemlich heftig wurde die Tür aufgerissen.
»Volker!« Anita Kleingärtner starrte entgeistert auf ihren Schwager. Sie hatte damit gerechnet, wieder einen Vertreter vor der Tür zu finden, aber nicht Volker. »Was tust du denn hier?« fragte sie nicht eben freundlich. Dann zwang sie sich zu einem Lächeln. »Ich habe dich erst nächste Woche erwartet.«
»Ich bin eine Woche früher von meiner Reise zurückgekehrt. Es war leichter, als ich erwartet hatte, das nötige Material für mein neues Buch zu beschaffen.«
»Warum hast du nicht angerufen? Du tust es doch sonst immer«, sagte Anita. Sie strich sich die blonden Haare zurück. Nach dem Mittagessen legte sie sich immer etwas hin. Volker hatte sie aus dem Schlaf gerissen.
»Möchtest du mich nicht einlassen, Anita?« fragte Volker, als seine Schwägerin keine Anstalten machte, beiseite zu treten.
»Aber natürlich!« Anita wies in den Korridor. »Ich brühe rasch einen Kaffee für dich auf. Kuchen vom Sonntag hast du auch noch. Du ißt doch Apfelstrudel?«
»Danke!« Volker ging an ihr vorbei in das peinlich aufgeräumte Wohnzimmer. Nirgends lagen Bauklötze oder andere Spielsachen herum. Bei seinen früheren Besuchen hatte auf der Couch gewöhnlich Adinas Schlenkerpuppe gesessen. »Wo ist Adina?« fragte er. »Ich höre gar nichts von ihr.«
»Sie schläft noch«, erwiderte Anita schnell. »Ich war heute morgen einkaufen. Dadurch haben wir erst gegen zwei Uhr zu Mittag gegessen. Und nach dem Essen hält Adina ihren Mittagsschlaf. Darauf bestehe ich. Kinder in ihrem Alter brauchen noch viel Schlaf.« Sie wies auf einen Sessel. »Bitte, setze dich! Ich stelle jetzt die Kaffeemaschine an, und während das Wasser durchläuft, wecke ich die Kleine.«
»Ich werde sie selber wecken, Anita!« Volker wandte sich zur Tür. »Sie fehlt mir sehr, der kleine Schatz. Es ist schon fast eine Ewigkeit her, daß ich sie zusammen mit Elke allabendlich zu Bett gebracht habe. Fragt sie oft nach mir?«
»Adina ist erst drei, Volker. So ein kleines Kind vergißt einen Menschen schnell, wenn es ihn nur alle paar Wochen sieht. Sie fragt ab und zu nach ihrem Papi, aber ich glaube, sie ist auch hier ganz glücklich. Natürlich wird sie sich freuen, dich wiederzusehen. Und bestimmt wird sie auch wieder verlangen, daß du sie mitnimmst. Aber darauf darfst du nichts geben.«
Warum sagt sie mir das alles? dachte Volker. Irgend etwas stimmte da nicht! »Also, ich werde sie wecken«, sagte er. »Adina wird Augen machen, wenn ich plötzlich vor ihrem Bett stehe.« Er freute sich darauf, ihre kleinen Arme um seinen Hals zu spüren und ihre Küßchen auf seiner Wange.
»Sie könnte erschrecken«, wandte Anita ein und stellte sich zwischen ihren Schwager und die Tür. »Bleib nur ruhig hier unten. Ich bringe Adina gleich.«
»Warum sollte sie vor mir erschrecken?«
»Du warst so lange nicht hier. Sie könnte dich im ersten Moment für einen Fremden halten, und du weißt doch, wie ängstlich sie ist.«
»In vier Wochen kann sie doch nicht vergessen haben, daß ich ihr Vater bin«, protestierte Volker. Er erkannte, Anita wollte etwas vor ihm verbergen. Er spürte ihre Angst fast körperlich. »Stell dich nicht so an, schließlich bin ich kein Kinderschreck!« Er drängte seine Schwägerin beiseite und war schon bei der Treppe, bevor Anita recht wußte, wie ihr geschah.
»Volker, warte!« Anita stürzte ihm nach. »Ich muß dir etwas erklären!«
»Bitte!« Volker stieg die Treppe empor.
»Adina ist ein sehr unruhiges Kind. Sie ist schon oft aus dem Bett gefallen. Sie…«
Volker hatte inzwischen das Kinderzimmer erreicht und öffnete leise die Tür. Er drehte sich halb zu seiner Schwägerin um und legte den Finger auf die Lippen. »Pst!« machte er. »Wir können nachher über alles reden.«
Das Kinderzimmer war ein hübscher großer Raum mit weißen Schleiflackmöbeln, einem rosa Teppichboden, den dazu passenden Vorhängen und einer Märchentapete. Volker selbst hatte das Zimmer vor einigen Monaten eingerichtet. Wenn Adina schon nicht bei ihm leben konnte, so sollte sie es wenigstens so schön wie möglich haben.
Wie im Wohnzimmer herrschte auch in diesem Raum peinliche Ordnung. Nirgends lag Spielzeug herum, alles war sauber in die Regale des offenen Spielzeugschrankes eingeräumt. Volker konnte auf dem Boden nicht einen einzigen Bauklotz entdecken.
Das Zimmer war abgedunkelt, das Kinderbett stand gegenüber der Tür. Auf Zehenspitzen