Das Geheimnis der schönen Fremden: Der kleine Fürst 320 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Schönes Pferd!« murmelte der große Blonde, der sich neben Friedrich von Kant gestellt hatte. »Man sollte es kaufen.« Baron Friedrich, der genau darüber soeben nachdachte, wandte sich dem Mann zu. Seine Augen weiteten sich, als er ihn erkannte. »Jakob!« rief er erfreut. »Ich wußte nicht, daß du auch hier bist.« »Ich dagegen«, erwiderte Graf Jakob von Munz lachend, »habe mir gedacht, daß wir uns hier treffen würden. Hallo, Fritz!« Die beiden Männer umarmten einander, denn sie hatten sich lange nicht gesehen. Jakob war um einiges jünger als Friedrich, aber sie hatten sich trotz des Altersunterschieds angefreundet. Vor allem einte sie ihre Liebe zu Pferden. Außerdem schätzte Friedrich an dem jungen Grafen, der ein großes Textilunternehmen führte, seine gerade und ehrliche Art. »Du willst diesen Hengst also kaufen?« fragte er. Jakob schüttelte den Kopf, seine blauen Augen blitzten. »Nein, ich habe nur Spaß gemacht, ehrlich. Ich wußte ja, daß du mich noch nicht bemerkt hattest und wollte dich nur auf eine besonders originelle Art und Weise auf mich aufmerksam machen.«
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Buchvorschau
Das Geheimnis der schönen Fremden - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 320 –
Das Geheimnis der schönen Fremden
Wer ist die Unbekannte im Schloßpark?
Viola Maybach
»Schönes Pferd!« murmelte der große Blonde, der sich neben Friedrich von Kant gestellt hatte. »Man sollte es kaufen.«
Baron Friedrich, der genau darüber soeben nachdachte, wandte sich dem Mann zu. Seine Augen weiteten sich, als er ihn erkannte. »Jakob!« rief er erfreut. »Ich wußte nicht, daß du auch hier bist.«
»Ich dagegen«, erwiderte Graf Jakob von Munz lachend, »habe mir gedacht, daß wir uns hier treffen würden. Hallo, Fritz!« Die beiden Männer umarmten einander, denn sie hatten sich lange nicht gesehen.
Jakob war um einiges jünger als Friedrich, aber sie hatten sich trotz des Altersunterschieds angefreundet. Vor allem einte sie ihre Liebe zu Pferden. Außerdem schätzte Friedrich an dem jungen Grafen, der ein großes Textilunternehmen führte, seine gerade und ehrliche Art.
»Du willst diesen Hengst also kaufen?« fragte er.
Jakob schüttelte den Kopf, seine blauen Augen blitzten. »Nein, ich habe nur Spaß gemacht, ehrlich. Ich wußte ja, daß du mich noch nicht bemerkt hattest und wollte dich nur auf eine besonders originelle Art und Weise auf mich aufmerksam machen.«
Sie lachten beide, dann sagte der Baron: »Du warst lange nicht mehr bei uns auf Sternberg. Wir sollten diese Begegnung für eine Verabredung nutzen, Jakob. Wann kommst du?«
»Übernächste Woche«, antwortete Jakob zu Friedrichs nicht geringer Überraschung.
»Mit einer so schnellen Zusage hatte ich jetzt nicht gerechnet«, gestand der Baron.
»Ich hatte ohnehin vor, euch zu besuchen, Fritz. Ich will nämlich tatsächlich ein Pferd kaufen, deshalb schaue ich mir hier schon einmal um.«
»Und dabei bist du auf diesen Hengst gestoßen.« Während seines Gesprächs mit Jakob hatte Friedrich den Hengst, der von seinem Besitzer herumgeführt wurde, nicht aus den Augen gelassen. Keine Einzelheit war ihm entgangen.
Jakob winkte ab. »Ich kaufe meine Pferde nur noch bei dir, das weißt du doch. Du berätst mich gut, und ich kann sicher sein, daß ich das bekomme, was ich haben will. Ich liebe Pferde zwar, aber ich verstehe nicht genug davon. Mich könnte jeder leicht übers Ohr hauen.«
»Das bezweifele ich«, bemerkte Friedrich. Das Tier wurde jetzt aus der Arena geführt, Friedrich folgte ihm mit dem Blick. Er hatte seinen Entschluß gefällt und sagte: »Ich kaufe ihn auch nicht.«
»Wieso nicht?« fragte Jakob verblüfft.
»Er ist sein Geld nicht wert«, erwiderte Friedrich, ohne diese Einschätzung näher zu erklären. Er nahm den Arm des jungen Grafen. »Darf ich dich zum Essen einladen?«
»Gern. Aber willst du denn die anderen Pferde nicht mehr sehen?«
»Nicht nötig. Ich habe schon drei gekauft, das ist eigentlich genug. Nur wenn ich noch etwas ganz Besonderes gefunden hätte...« Er lächelte. »Unsere Pferdezucht auf Sternberg ist sehr erfolgreich. Wir machen das ja noch nicht sehr lange, aber der Verwalter, der Stallmeister und ich sind zu der Überzeugung gelangt, daß wir das ausbauen sollten. Pferde von Schloß Sternberg könnten Zukunft haben.«
»Es freut mich, das zu hören«, sagte Jakob. »Dann werdet ihr mich bald sehr viel häufiger sehen, das kann ich dir jetzt schon versprechen.«
Sie verließen die Auktion und suchten sich in der Nähe ein kleines Restaurant, in dem bereits lebhafter Betrieb herrschte. Nachdem sie sich einen Platz gesucht hatten, der ein wenig abseits lag, so daß sie sich in Ruhe unterhalten konnten, fragte Friedrich: »Was gibt es Neues bei dir, Jakob?«
»Nichts«, antwortete der junge Graf. »Ich bin, zum Leidwesen meiner Eltern, noch immer allein, obwohl ich nächstes Jahr dreißig werde. Sie schwärmen mir jetzt dauernd von Enkelkindern vor, aber sie übersehen dabei, daß ich ihnen keine bescheren kann, wenn mir die richtige Frau noch fehlt.«
»Aber du hattest doch eine Freundin, als wir uns das letzte Mal trafen – seid ihr nicht mehr zusammen?«
Jakob schüttelte den Kopf. »Nein, es hat nicht gepaßt zwischen Mara und mir. Ich mag sie gern, aber mehr ist es nicht, und ich bin nicht zu Kompromissen bereit, Fritz. Entweder, es ist die ganz große Liebe – oder ich bleibe allein.« Er lächelte verlegen. »Natürlich möchte ich gern, daß meine Frau gut aussieht, das wünscht sich ja jeder Mann. Aber mindestens ebenso wichtig ist mir, daß wir uns verstehen, auch ohne daß viele Worte fallen müssen. Ich glaube, jemand hat das mal ›Gleichklang der Seelen‹ genannt. Oder der Herzen. Davon träume ich.«
Der Baron dachte an seine Frau, mit der er seit fast zwanzig Jahren verheiratet war, und im selben Augenblick sagte Jakob: »So, wie es bei dir und Sofia ist – so wünsche ich es mir auch.«
Friedrich lächelte. »Ja, was das betrifft, bin ich wohl ein Glückspilz. Ein Leben ohne Sofia kann ich mir gar nicht vorstellen.«
»Und wie ist das jetzt, seit ihr zu euren beiden Kindern noch ein drittes dazubekommen habt?«
Jakob sprach von Christian von Sternberg, dem kleinen Fürsten, der vor einigen Monaten bei einem Hubschrauberabsturz seine beiden Eltern verloren hatte, das Fürstenpaar Elisabeth und Leopold von Sternberg. Christian war daraufhin von der Familie von Kant aufgenommen worden, denn Friedrichs Frau Sofia war Christians Tante, die Schwester seiner Mutter. Die von Kants hatten auch vorher schon auf Schloß Sternberg gelebt, der Fünfzehnjährige hatte somit seine Eltern, nicht aber auch noch sein Zuhause verloren.
»Wir haben erst neulich darüber gesprochen, Jakob: Wir betrachten Chris jetzt tatsächlich als unseren Sohn – Anna und Konrad waren ja auch vor dem Unglück schon wie Geschwister für ihn. Die drei sind praktisch zusammen aufgewachsen. Er vermißt seine Eltern sehr, jeden Tag besucht er sie auf dem Familienfriedhof – aber er geht erstaunlich gut mit seiner Trauer um. Allerdings ist er viel erwachsener geworden. Man würde nicht glauben, daß er erst fünfzehn ist.« Baron Friedrich verzog ein wenig das Gesicht. »Er macht uns weniger Kummer als Konrad, obwohl der ein Jahr älter ist.«
»Ach, Konny ist auch ein guter Junge, und diese schwierige Phase geht irgendwann vorüber«, erwiderte Jakob tröstend.
»Das sagt Sofia auch immer.«
»Wird Christian noch immer ›der kleine Fürst‹ genannt?« erkundigte sich Jakob.
»Ja, der Name wird ihm wohl bleiben, bis er volljährig ist und die Nachfolge seines Vaters antritt.« Friedrich lächelte. »Es ist ein Kosename, Jakob. Die Leute lieben ihn, wie sie seine Eltern geliebt haben.«
Jakob nickte. »Der große und der kleine Fürst«, sagte er. »Ich erinnere mich noch gut daran, wie es war, wenn man die beiden zusammen sah: Leo mit seinen einsneunzig, und Chris neben ihm – zuerst wirklich klein, aber von Jahr zu Jahr aufholend...«
Sie wurden durch den Kellner unterbrochen, der kam, um ihre Bestellung aufzunehmen. Danach wandte sich ihr Gespräch anderen Themen zu, und Friedrich dachte wieder einmal, wie angenehm es doch war, sich mit Jakob zu unterhalten. Er freute sich aufrichtig auf den Besuch des jungen Grafen, und er war sicher, daß Sofia und die Kinder diese Freude teilen würden.
*
Der Ort war ihr unbekannt, sie erkannte jedoch, daß er