Wie Feuer und Wasser: Der kleine Fürst 358 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Dein Träumer ist der klare Favorit!«, stellte Oliver Herrmann fest, als er aus dem Wettbüro zurückkam. »Ja, wenn du auf ihn wettest, wirst du nicht allzu viel gewinnen – such dir lieber einen Außenseiter aus«, riet Isabel von Arensburg ihrem Jugendfreund nicht ganz ernsthaft. Träumer war das Pferd, mit dem sie bisher alle Rennen der Saison gewonnen hatte, sie war sehr stolz auf ihren erfolgreichen braunen Wallach. »Das habe ich getan«, erklärte Oliver zu ihrer Überraschung und tippte auf das Programmheft. »Ich bin in einer ziemlich verrückten Laune, also habe ich tausend Euro auf ein Pferd gesetzt, das der krasseste Außenseiter von allen ist. Es ist nachnominiert worden für dieses Rennen – ich hatte den Namen vorher noch nie gehört.« »Spinnst du? Wieso wirfst du dein Geld zum Fenster hinaus?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Oliver war keineswegs vermögend. »Du weißt, ich spiele gern – und wenn man niemals etwas riskiert, macht es keinen Spaß, Isabel«, erklärte er. »Außerdem war ich in letzter Zeit ziemlich sparsam, ich hatte etwas zurückgelegt.« »Tausend Euro sind verdammt viel Geld!«, stellte sie fest. »Jetzt hör auf zu schimpfen, du bist ja nur beleidigt, weil ich nicht auf deinen Favoriten gesetzt habe. Aber die Gewinnquoten waren so niedrig, dass es langweilig gewesen wäre.
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Buchvorschau
Wie Feuer und Wasser - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 358 –
Wie Feuer und Wasser
Viola Maybach
»Dein Träumer ist der klare Favorit!«, stellte Oliver Herrmann fest, als er aus dem Wettbüro zurückkam.
»Ja, wenn du auf ihn wettest, wirst du nicht allzu viel gewinnen – such dir lieber einen Außenseiter aus«, riet Isabel von Arensburg ihrem Jugendfreund nicht ganz ernsthaft. Träumer war das Pferd, mit dem sie bisher alle Rennen der Saison gewonnen hatte, sie war sehr stolz auf ihren erfolgreichen braunen Wallach.
»Das habe ich getan«, erklärte Oliver zu ihrer Überraschung und tippte auf das Programmheft. »Ich bin in einer ziemlich verrückten Laune, also habe ich tausend Euro auf ein Pferd gesetzt, das der krasseste Außenseiter von allen ist. Es ist nachnominiert worden für dieses Rennen – ich hatte den Namen vorher noch nie gehört.«
»Spinnst du? Wieso wirfst du dein Geld zum Fenster hinaus?«, fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. Oliver war keineswegs vermögend.
»Du weißt, ich spiele gern – und wenn man niemals etwas riskiert, macht es keinen Spaß, Isabel«, erklärte er. »Außerdem war ich in letzter Zeit ziemlich sparsam, ich hatte etwas zurückgelegt.«
»Tausend Euro sind verdammt viel Geld!«, stellte sie fest.
»Jetzt hör auf zu schimpfen, du bist ja nur beleidigt, weil ich nicht auf deinen Favoriten gesetzt habe. Aber die Gewinnquoten waren so niedrig, dass es langweilig gewesen wäre. So habe ich wenigstens meinen Spaß.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Es ist dein Geld – aber jammere mir hinterher bitte nichts vor.«
»Ich werde kein Wort darüber verlieren, wenn das Geld weg ist.«
»Wovon du mit 99-prozentiger Sicherheit ausgehen kannst«, stellte Isabel fest. »Wie heißt denn das nachnominierte Pferd – und wem gehört es?«
»Eine Stute, sie heißt Mira.«
»Nie gehört. Wer ist der Besitzer?«
»Jakob von Stabow.«
»Kenn ich nicht«, murmelte Isabel.
»Ihn kennt hier kaum jemand, ich habe mich umgehört. Er ist vor nicht allzu langer Zeit in die Gegend gezogen, hat ein verfallenes Gut gekauft, wieder aufgebaut und bewirtschaftet das jetzt. Er soll ein paar sehr gute Pferde haben.«
»Von mir aus«, erklärte Isabel gelassen. »Wenn sie wirklich was taugen, dann muss sich Träumer bei den Rennen wenigstens nicht mehr so langweilen, sondern wird zur Abwechslung mal wieder herausgefordert.«
»Warten wir es ab, ob seine Pferde wirklich gut sind«, meinte Oliver.
»Na, du musst das ja hoffen, sonst bist du um tausend Euro ärmer.«
Er legte ihr einen Arm um die Schultern und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Nun hör schon auf, Isabel«, sagte er gutmütig. »Wenn du es genau wissen willst: Meine Oma hat mir ein paar tausend Euro geschenkt, und ich stehe im Augenblick auch sonst ganz gut da. Wenn ich meinen Wetteinsatz heute verliere, tut es mir also nicht wirklich weh.«
»Trotzdem ist es Verschwendung«, murrte sie, aber sie lächelte dabei.
Sie ahnte nicht, dass sie und Oliver beobachtet wurden. Aus einer der Logen war ein Fernglas auf sie gerichtet, ein gut aussehender, schwarzhaariger junger Mann studierte aufmerksam ihre rote Haarmähne, ihre graugrünen Augen, ihr lebhaftes Gesicht mit dem verführerischen Mund und der niedlichen kleinen Nase. Danach war Oliver an der Reihe – auch er wurde einer eingehenden Prüfung unterzogen: Seine lockigen braunen Haare, die braunen Augen, das freundliche Lächeln wurden registriert, auch der Kuss auf die Wange blieb nicht unbemerkt.
Der Schwarzhaarige ließ das Fernglas erst sinken, als sein Besucher eintraf.
*
»Schön, dass Sie gekommen sind«, sagte Jakob von Stabow und begrüßte Baron Friedrich von Kant mit festem Händedruck.
»Das hätte ich mir niemals entgehen lassen«, erklärte der Baron mit einem Lächeln. »Als wir Ihnen Mira verkauft haben, war sie ja noch ziemlich unerfahren, aber wenn das stimmt, was Sie mir jetzt von ihr erzählt haben …«
»Sie ist eine absolute Granate, Herr von Kant«, versicherte Jakob. »Ich habe sie bisher nur bei wenig bekannten Rennen laufen lassen, damit sie Erfahrungen sammeln kann, ohne hierzulande aufzufallen. Ich denke, das ist mir gut gelungen, und ich hoffe, dass sie hier heute für eine kleine Sensation sorgt.«
»Sie haben also auf Mira gesetzt?«
»Natürlich, ich setze immer auf meine Pferde, selbst wenn sie zu den Favoriten zählen und deshalb nur magere Gewinne versprechen. Aber in diesem Fall …« Er lächelte verschmitzt.
»Träumer ist sehr stark!«, warnte der Baron. »Er kommt übrigens auch vom Gestüt Sternberg. Er hat in dieser Saison alles gewonnen, was es zu gewinnen gab.«
»Ich weiß«, erklärte Jakob gelassen.
»Isabel von Arensburg ist sicherlich auch hier, sie lässt sich kaum ein Rennen entgehen.«
»Sie sitzt dort drüben«, erklärte Jakob.
»Ach, Sie haben sie bereits kennengelernt?«
»Noch nicht, aber ich weiß natürlich, wie sie aussieht. Und ich hoffe, wir werden bald das Vergnügen haben, einander vorgestellt zu werden.«
»Ich kann das gern übernehmen, wir kennen uns seit langem. Sie beide dürften sich gut verstehen, sie ist ähnlich pferdeverrückt wie Sie.«
»Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Herr von Kant, wenn Sie mich mit ihr bekannt machen könnten.«
Der Baron warf einen Blick auf die große Uhr über den Wettbüros. »Vor dem Rennen aber nicht mehr«, sagte er, »dazu ist die Zeit zu knapp.«
»So eilig habe ich es auch nicht«, bemerkte Jakob lächelnd und erkundigte sich dann: »Auf wen haben Sie gesetzt, wenn ich fragen darf? Ich meine, wenn beide Pferde von Ihnen sind …«
»Das kommt öfter vor«, erwiderte Baron Friedrich. »Wenn man Pferde züchtet, bleibt das ja auch nicht aus. Ich bin nur als Züchter hier, der sehen möchte, wie sich die Pferde, die er aufgezogen hat, entwickelt haben. Ich wette nur in Ausnahmefällen.«
»Aber das ist doch gerade der Spaß!«, rief Jakob.
»Nicht für mich. Wenn heute eins ›unserer‹ Pferde gewinnt, dann habe ich einen perfekten Tag, glauben Sie mir.«
Jakob schwieg, während er sich das durch den Kopf gehen ließ. Als er wieder sprach, wechselte er das Thema: »Sind Sie allein hier?«
»Nein, meine Tochter Anna und mein Neffe Christian von Sternberg begleiten mich. Haben Sie die beiden damals kennengelernt, als Sie bei uns waren?«
Jakob schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht«, antwortete er.
»Nun, dann werden wir das heute nachholen. Sie wollten sich noch ein bisschen umsehen – für sie ist eine Rennbahn etwas Besonderes, sie haben noch nicht allzu viele Rennen miterlebt.«
»Ihr Neffe wird auch ›der kleine Fürst‹ genannt, nicht wahr?«
»Ja, allerdings. Wissen Sie, warum?«
»Weil er noch kein Fürst sein kann, so lange er nicht volljährig ist?«
Baron Friedrich nickte. »Das ist der eine Grund, ja. Der andere: Sein Vater war sehr groß. Wenn die beiden zusammen irgendwo aufgetaucht sind, haben die Leute sie ›der kleine und der große Fürst‹ genannt.«
»Nun ist nur der kleine Fürst geblieben«, stellte Jakob fest. »Es muss furchtbar sein, mit fünfzehn seine Eltern zu verlieren.«
»Ja, das ist es. Es war für uns alle eine Katastrophe, das muss ich sagen. Meine Frau und Christians Mutter waren ja Schwestern, und sie hatten ein sehr enges Verhältnis zueinander. Sie hat ihre beste Freundin verloren, ich