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Wem gehört der Mond?
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eBook164 Seiten2 Stunden

Wem gehört der Mond?

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Über dieses E-Book

Am 1. August 1914 wurde ein Junge geboren, der nach dem zweiten Weltkrieg einen mysteriösen wirtschaftskriminellen Geheimbund mit einem utopischen Ziel gründete. Mit bald hundert Jahren ist dieser Mann ein Gefangener seiner eigenen Organisation, deren Geschäftsleiter Verbrechen begehen, die er in den Statuten ausdrücklich verboten hat. Vor seinem Tod will der Gründer des Bundes seine Mitglieder doch noch austricksen. Zu diesem Zweck organisiert er die Übernahme einer Privatbank. Der Geschäftsleiter der Bank fragt nach Zusammenhängen, versucht Licht in das Dunkel zu bringen und realisiert erst später, dass er selber tief in die Vorgänge verstrickt ist.

Dieser Roman beschreibt die psychologischen und philosophischen Motive, die Menschen dazu bewegen, sich am organisierten Verbrechen zu beteiligen oder sich dagegen zu stellen. Die Figuren setzen sich mit gesellschaftlichen Problemen des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts wie Krieg, verantwortungslose Geldpolitik und Orientierungslosigkeit auseinander. Zugleich enthält er eine Familiengeschichte, die sich in den letzten hundert Jahren abspielt.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum12. Aug. 2014
ISBN9783847698975
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    Buchvorschau

    Wem gehört der Mond? - Regula Heinzelmann

    Kapitel 1

    Faust I: Du glaubst zu schieben, doch du wirst geschoben

    Am ersten August 1914 unter den Linden: Militär, Marschmusik, Jubel, Hochrufe, Applaus. Gerade hatte Kaiser Wilhelm seine berühmte Ansprache gehalten und erklärt: „Ich kenne keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr; wir sind heute alle deutsche Brüder und nur noch deutsche Brüder. Ein Hoch auf Kaiser und Vaterland! Flott ritten und marschierten die Offiziere und Soldaten durch die Straßen. Endlich durften sie, nach jahre- oder jahrzehntelanger Untätigkeit, sich bewähren, siegen, Helden werden! Jubel von den Menschenmengen, die die Straßen säumten, schwoll an, wenn neue Truppen durch die Straßen ritten. Die Mädchen und Frauen warfen den Soldaten Blumen zu. Nur wenige machten ernste Gesichter, darunter der Offizier Sigmar Graf von Hochhausen. „Nanu, was machst Du denn für eine Leichenbittermiene, fragte ihn sein Kamerad, der neben ihm marschierte und ebenfalls Offizier war. „Das scheint mir passender als euer Jubeljo, hätte er am liebsten geantwortet, aber im letzten Moment überlegte er sich, dass man ihm das als Feigheit auslegen könnte und schon rief sein Kamerad: „Na, du hast doch nicht etwa Angst? – „Vor dem Krieg doch nicht, antwortete Sigmar scheinbar lässig, „aber um meine Frau mach’ ich mir Sorgen. Sie liegt in den Wehen - Siebenmonatsgeburt. – „Na, das soll ja öfter vorkommen, meinte sein Kollege. „Keene Sorge, deine Friedegunde schafft das schon. Ist ein Prachtsweib - schön, liebenswürdig, gesund und reich dazu. Wat willste mehr? Und wenn nötig, päppelt eure tüchtige Jule den Bengel schon auf. Weihnachten sind wir wieder zu Hause, und du feierst unseren Sieg gleich mit Familie. Bist ein Glückspilz. Würde ja auch gern heiraten, setzte er dann nachdenklicher hinzu. „Ist aber nicht so einfach. Adlig muss sie sein, Familiengesetz. Reich sagt mein Vater, Hauptsache anständig, die Mutter. Na sie haben ja alle Recht. Und gefallen muss sie mir natürlich auch noch. – „Das kommt schon noch, bist doch ein feiner Kerl, meinte Sigmar. „Na vielleicht klappt es nach dem Sieg, das imponiert den Frauen. Bin vorläufig froh, dass ich mal raus komme, meinte sein Kamerad. „Morgens exerzieren und nachmittags Kartenspielen im Club, das ist doch auf die Dauer kein Leben für einen Mann. Du hast deine Bank und sicher ein interessanteres Leben als ich." Sein bevorzugter Berufswunsch war das nicht gewesen, dachte Sigmar, aber er hütete sich, das zu sagen. Eigentlich wäre er gern Künstler geworden, Maler und Dichter. Aber sein Vater betrachtete solche Tätigkeiten als Freizeitvergnügen und hatte von seinem Sohn selbstverständlich erwartet, dass er das Familienunternehmen, die Hochhausen-Bank, nach seinem Tod übernahm. Aber Sigmar von Hochhausen war kein Bankier, das fühlte er immer wieder und er war froh, dass seine Frau ihn im Hintergrund unterstützte. Manchmal hatte er sogar das Gefühl, dass sie ihn vor allem geheiratet hatte, um geschäftlich aktiv sein zu können. Gleichzeitig bewunderte er sie und freute sich, dass sie ihm ein Kind schenkte.

    Sigmar sah auf die begeisterten Soldaten, die jubelnde Menge und all das kam ihm wie ein absurder Traum vor. Er wusste, dass viele Offiziere, die nun in den Krieg zogen, ähnlich dachten wie sein Kamerad, der neben ihm marschierte. Gerade schenkten einige schöne Mädchen ihm und anderen Offizieren Blumen, und sie genossen das offensichtlich. Sigmar war es recht, dass er sich ein paar Minuten mit niemandem unterhalten musste. Ihm graute es vor dem Krieg. „Ihr, die ihr da jubelt, werdet euch noch wundern! Als Wirtschaftsmann war Sigmar informiert über die Waffenindustrie. Sein Geschichtsinteresse hatte dazu geführt, dass er sich mit Militärstrategie befasst hatte. Immerhin musste Deutschland einen Zweifrontenkrieg führen, Sigmar hatte starke Zweifel daran, dass man die Kriegspläne so durchführen konnte wie geplant. „Begeistert auf den Feind losstürmen und siegen, so stellt ihr euch das vor, dachte er. „Ihr rennt alle blind in den Abgrund! Gegen das Arsenal von Zerstörungsapparaten, das euch erwartet, ist eure Kraft machtlos." Sigmar war darauf gefasst, dass er nun in den Tod marschierte, und er fragte sich, ob überhaupt jemals ein Soldat die industrielle Kriegsführung lebendig überstehen würde.

    Inzwischen lag Sigmars Frau Friedegunde in den Wehen. „Ach die arme Jräfin, meinten die Dienstboten, „macht sich solche Sorjen, weil ihr Mann in’nen Kriech muss, dass det Wurm zu früh kommt. – „Der gnädige Herr ist doch Offizier, meinte ein Diener gravitätisch, „die trifft es nicht so leicht. – „Aber er ist doch eijentlich een Künstler mit seinen Bildern und Jedichten, sagte ein Stubenmädchen, „und Künstler taugen nischt im Militär, sacht mein Bruder. Und mein Frieder is ooch Maler und malt jerade een Porträt von mir. Und wenn wir verheiratet sind, will er een schönet Hochzeitsbild machen. Det kommt vielleicht jar nich mehr dazu, und sie weinte kurz, wurde dann gerufen. „Et jeht los, bringt heisset Wasser, statt hier rumzuquatschen", befahl die Köchin. Friedegunde lag in den Wehen. Jule, die Friedegundes Amme gewesen war und schon von Kind an ihre Vertraute, hielt ihre Hand. Sie wussten beide, dass es keine Siebenmonatsgeburt war.

    Fast hundert Jahre später

    Palmsonntag auf dem Rummelplatz. Lärm, Lachen, Menschengewoge. In der Luft schwirren und schweben Achterbahnen mit Loopings, Kettenkarusselle, Riesenräder und Maschinerien, in denen man nach allen Richtungen durchgeschüttelt wird. Es riecht nach Würstchen, Zuckerwatte und gebrannten Mandeln. Die Menge drängt und drückt und schiebt. Dazwischen, leise, kaum beachtet, das Wimmern eines Kindes. Vor der Geisterbahn stoppt das Gedränge. Der achtjährige Dany guckt treuherzig seine Mutter an und sagt: Darf ich auch auf die Geisterbahn? - Bist du nicht noch etwas zu klein? Was ist, wenn du Angst bekommst? - Bitte, Mami, lass mich. Wenn Katie mitkommt, fürchte ich mich sicher nicht. Und Dany sieht sich um nach seiner älteren Schwester. Doch wo ist sie? Meine Güte, wo ist Katie? Rosa Schmitt sieht erschreckt in das Gesicht ihres Mannes. Katie! ruft er. Katie! Die Rufe verhallen ungehört. Die Menschenmasse beachtet sie nicht. Nur zwei Augen verfolgen die fünf Menschen, die nun hastig von der Geisterbahn wegirren.

    Wo ist Katie? ruft der kleine Dany wieder, der von seiner Mutter ziemlich unsanft weggezerrt wurde. Ich will zur Geisterbahn, ich will Geisterbahn fahren! - Du siehst doch, dass wir Katie suchen müssen, brummt ihn sein Vater unwirsch an. Sag lieber, wann du sie zuletzt gesehen hast. - „Als wir bei der Achterbahn zuschauten, war sie doch noch da, antwortet der Kleine. „Wir müssen zurück zur Achterbahn, sagt Hans Schmitt zu seiner Frau. Und weiter geht`s, gegen die Menge, zwängend und zwingend. Mami, wo ist Katie? schreit der kleine Dany, nachdem ihm klar geworden ist, dass seine Schwester verschwunden ist. Finden wir sie wieder, Mami? - Sei mal ruhig, faucht diese ihn an, doch Dany fragt weiter.

    Vor der Achterbahn ist Katie nicht. Auch das Bedienungspersonal hat nirgends ein elfjähriges blondes Mädchen in einem roten Mäntelchen gesehen. Wo waren wir denn vorher? fragt Rosa fassungslos. Man hatte nirgends Station gemacht, war ziellos umhergeirrt. Man konnte sich nicht mehr genau erinnern, wo überall man sich durch die Menschenmenge gezwängt hatte. Der kleine Dany schluchzt und hört nicht mehr auf, hört schon gar nicht auf seine Mutter, die ihn nervös anschreit, er solle endlich ruhig sein. Wir müssen das ganze Gebiet absuchen, meint Hans Schmitt. Sie ist sicher weggelaufen und hat sich nun selber verirrt. - Das Donnersmädchen! Hundertmal haben wir ihr schon eingeschärft, dass sie an solchen Orten immer bei uns zu bleiben hat. Aber immer muss sie ihren Kopf durchsetzen. Aber wenn wir sie wieder finden, kriegt sie mal den Hintern voll. Ausnahmsweise kann das nichts schaden. - Hans, meint Rosa hastig, das ist doch jetzt nicht das Thema. Machen wir lieber vorwärts. Wir müssen aber systematisch vorgehen. - Und du, Dany, hörst nun endlich auf zu heulen!

    Rosa und Hans gingen langsam weiter und sahen sich bei jedem Schritt um. Hans hielt Dany, der immer noch weinte, fest an der Hand. Eine Frau mittleren Alters in Polizeiuniform trat auf sie zu. Haben Sie Schwierigkeiten, fragte die Frau. Allerdings, antwortete Hans. „Wir suchen unsere kleine Tochter. - Du meine Güte, erwiderte die Frau wie erschrocken, das ist unangenehm. Und sie beugte sich zu dem immer noch schluchzenden Dany. Sie trägt ein rotes Kleid und hat blonde Haare, sagte Rosa in sachlichem Ton. Sie haben nicht zufällig ein blondes Mädchen in rotem Kleid gesehen? - Nein, hab' ich nicht gesehen, antwortet die Frau, aber vielleicht könnte ich ihnen helfen. Ihr kleiner Junge - was für ein hübsches Kind - behindert Sie doch sicher bei der Suche. Sie könnten ihn doch in den Kinderbetreuungsdienst geben. Und sie streichelte Dany leicht übers Haar. Für Kinder gibt es eben so viele schöne Sachen hier. Da achtet man doch nicht immer auf die Eltern, nicht wahr. Und umgekehrt geht’s ebenso. Aber man findet die Kleinen zuletzt immer, das wird auch bei Ihnen so sein, auch ihr Mädchen taucht wieder auf, da bin ich ganz sicher. Danke", sagte Rosa, die leise ein unangenehmes Gefühl beschlich. Sie empfand die Ausdrucksweise der Polizistin als unecht. Dieses verdrängte sie aber sofort mit der Überlegung. dass die Polizei sich ruhig mal aktiv um alltägliche Probleme der Steuerzahlenden kümmern sollte. Sicher könnten sie Katie leichter suchen, wenn sich Dany in sicherer Obhut befand.

    Wo ist denn der Kinderbetreuungsdienst? fragte Rosa. - In der Bude gleich rechts beim Parkeingang, antwortete die Polizistin. „Da können Sie ihren Kleinen unversehrt wieder abholen. Kostet zwei Euro die Stunde. - Wenn's weiter nichts ist, meinte Rosa. Also, Dany, geh mit der Dame und sei schön brav, ja. - Ich will nicht! Ich will Katie! schrie Dany. Ich erinnere mich nicht, beim Haupteingang einen Kinderbetreuungsdienst gesehen zu haben, flüsterte Hans Rosa zu. - Sicher haben wir das übersehen, meinte Rosa. „Wir können Dany nicht so herumschleppen. Für ihn muss es eine Qual sein. Sie blickte in das sympathisch wirkende Gesicht der Frau, die jetzt wie tröstend lächelte. Danke für ihre Hilfe. In einer Stunde holen wir unseren Sohn wieder ab.

    Die Fremde nahm Dany bei der Hand. Wie heißen Sie, fragt Hans. „Dürfte ich noch ihren Polizeiausweis sehen, bitte. – „Aber selbstverständlich, antwortete die Frau. „Mein Name ist Marie Maier, Maier mit a i. Sie hielt Hans den Polizeiausweis vors Gesicht. Dieser sah hin und auch Rosa, aber nur kurz. „Danke, sagte Rosa zu der Frau und dann zu Dany: „Also, Dany, sei lieb und geh mit der Frau. Du willst doch, dass wir Katie rasch wieder finden. Wiedersehen, mein Schatz. - „Komm Dany, sagte die Frau. „Bei uns gibt es viele Kinder, du wirst schön spielen bis deine Eltern dich abholen. Auf Wiedersehen! rief sie Rosa und Hans zu und verschwand mit dem Kind. Und Hans und Rosa gingen weiter, sahen jedes Kind an, das vorüberging, inspizierten jede Bahn, jede Bude. Aber Katie war nirgends zu sehen. So verging eine Stunde. „Jetzt gehen wir zur Polizei! bestimmte Hans. Dann hasteten sie zum Haupteingang, um Dany abzuholen.

    Von einem Kinderbetreuungsdienst war keine Spur zu sehen. Nur eine nackte Mauer war vorhanden und eine Menge Menschen. Rosa und Hans hasteten zur Informationsstand der Vereine, die das Fest organisiert hatten. Dort mussten sie eine Weile warten, bis sie an die Reihe kamen. Eine ältere Frau befand sich am Schalter. Sie erzählten ihre Geschichte. Das tut mir leid, meinte die Frau, nachdem sie alles gehört hatte. Wir haben keinen Kinderbetreuungsdienst organisiert. - „Kennen Sie die Polizistin Marie Maier mit ai. - „Nein, von der hab’ ich noch nie was gehört. Vielleicht war Frau Maier nicht genau informiert. Am besten gehense zur nächsten örtlichen Polizeistation, dort kann man Ihnen sicher Auskunft geben. Wahrscheinlich sind die Kinder dort. Zur Sicherheit werden wir aber noch ausrufen lassen, dass sie hierher kommen sollen. Haben Sie ein Handy? Hans gab der Frau die Nummer und fuhr mit Rosa so rasch wie möglich zur Polizeistation. Dort mussten sie einige Minuten warten, bis sie vorgelassen wurden. In der Zeit verlor Rosa fast die Nerven. Sie schluchzte immer heftiger und schrie zuweilen: Wo sind die Kinder! Meine Kinder! Ich werde sie nie wieder sehen, ich spüre es. Hans versuchte sie zu beruhigen, es gelang ihm aber nicht. Als sie in ein Zimmer geführt und von einer Beamtin und ihrem Kollegen empfangen wurde, versuchte sie, sich zusammen zu nehmen. Sie suchte nach einem Fixpunkt im Zimmer. Dabei fiel ihr Blick auf den Kalender: Sonntag, 13. April 2014. „Dieses Datum werde ich wohl nie wieder vergessen", dachte Rosa und starrte den Kalender an, bis man sie zum Reden aufforderte.

    Wieder erzählten sie ihre Geschichte, Hans ziemlich sachlich, Rosa stockend und von Schluchzen unterbrochen. „Bei uns gibt es keine Marie Maier, erklärte die Beamtin. „Ralf, sieh doch mal nach, wo eine Marie Maier arbeitet, wandte sie sich an ihren Kollegen. Dieser tippte etwas in den Computer: „Wir haben zwei Marie Maiers bei der Berliner Polizei. Aber keine arbeitet in unserem Quartier und beide haben überhaupt ganz andere Funktionen. Ich fürchte, Sonja flüsterte er seiner Kollegin zu, „da hat die XY wieder zugeschlagen.

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