Das größte Glück auf Erden: Der kleine Fürst 313 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Wie sind Sie mit dem jungen Mann zufrieden, Herr Wenger?« erkundigte sich Baron Friedrich von Kant bei seinem Stallmeister. Robert Wenger mußte nicht lange überlegen, um die Frage zu beantworten. »Ich kann nur sagen, wir sind sehr zufrieden mit Markus, Herr Baron. Er kann gut mit Pferden umgehen, selbst mit den bekannt schwierigen. Und er hat auch keine Schwierigkeiten damit, sich etwas sagen zu lassen. Er kommt mit den anderen gut zurecht, beansprucht keine Sonderstellung. Sie wissen ja, daß das meine Befürchtung war.« Baron Friedrich nickte. Seine Frage hatte sich auf Markus von Burgfels bezogen, den Sohn seines alten Freundes Carl von Burgfels. Dieser hatte ihn gebeten, Markus ein Praktikum auf Schloß Sternberg zu ermöglichen. »Er braucht eine feste Hand, Fritz. Markus hat gute Anlagen, aber er ist leichtsinnig, er muß lernen, Verantwortung zu übernehmen.« Natürlich hatte der Baron die Bitte seines Freundes nicht erfüllt, bevor er mit dem Stallmeister gesprochen hatte. Robert Wenger war ein überaus tüchtiger Mann von noch nicht einmal dreißig Jahren, der ausgezeichnete Arbeit leistete – aber dazu mußte man ihm freie Hand lassen, und das tat der Baron. Also hatte er ihm das Problem vorgetragen, und der junge Stallmeister war einverstanden gewesen, es probeweise mit Markus von Burgfels als Praktikanten zu versuchen. »Ich bin froh, daß Sie ihn so positiv einschätzen«, erklärte der Baron, aufrichtig erleichtert. »Es wäre sehr unangenehm für mich gewesen, meinem Freund Carl sagen zu müssen, daß Markus nicht bleiben kann.« Robert Wengers Gesicht verzog sich zu einem Lächeln.
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Buchvorschau
Das größte Glück auf Erden - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 313 –
Das größte Glück auf Erden
Doch zu wem gehört die kleine Lili?
Viola Maybach
»Wie sind Sie mit dem jungen Mann zufrieden, Herr Wenger?« erkundigte sich Baron Friedrich von Kant bei seinem Stallmeister.
Robert Wenger mußte nicht lange überlegen, um die Frage zu beantworten. »Ich kann nur sagen, wir sind sehr zufrieden mit Markus, Herr Baron. Er kann gut mit Pferden umgehen, selbst mit den bekannt schwierigen. Und er hat auch keine Schwierigkeiten damit, sich etwas sagen zu lassen. Er kommt mit den anderen gut zurecht, beansprucht keine Sonderstellung. Sie wissen ja, daß das meine Befürchtung war.«
Baron Friedrich nickte. Seine Frage hatte sich auf Markus von Burgfels bezogen, den Sohn seines alten Freundes Carl von Burgfels. Dieser hatte ihn gebeten, Markus ein Praktikum auf Schloß Sternberg zu ermöglichen. »Er braucht eine feste Hand, Fritz. Markus hat gute Anlagen, aber er ist leichtsinnig, er muß lernen, Verantwortung zu übernehmen.«
Natürlich hatte der Baron die Bitte seines Freundes nicht erfüllt, bevor er mit dem Stallmeister gesprochen hatte. Robert Wenger war ein überaus tüchtiger Mann von noch nicht einmal dreißig Jahren, der ausgezeichnete Arbeit leistete – aber dazu mußte man ihm freie Hand lassen, und das tat der Baron. Also hatte er ihm das Problem vorgetragen, und der junge Stallmeister war einverstanden gewesen, es probeweise mit Markus von Burgfels als Praktikanten zu versuchen.
»Ich bin froh, daß Sie ihn so positiv einschätzen«, erklärte der Baron, aufrichtig erleichtert. »Es wäre sehr unangenehm für mich gewesen, meinem Freund Carl sagen zu müssen, daß Markus nicht bleiben kann.«
Robert Wengers Gesicht verzog sich zu einem Lächeln. »Ach, auch wenn er sich weniger gut eingefügt hätte, Herr Baron, hätten wir ihn sicherlich nicht gleich wieder weggeschickt. Aber natürlich ist es mir so lieber. Er hat sich zu einer echten Bereicherung unseres Teams entwickelt, schon nach sehr kurzer Zeit. Vielleicht sollten wir überlegen, ihn dauerhaft einzustellen.«
»Ist das Ihr Ernst, Herr Wenger?«
»Warum nicht? Ich meine, wir könnten die Verstärkung schon gebrauchen, gerade jetzt. Sie wissen ja, daß es immer eng wird, wenn bei uns mal jemand krank wird. Markus kam wirklich gerade zur rechten Zeit.« Robert Wenger sprach alle, die ihm unterstellt waren, mit Vornamen an und duzte sie, er machte auch für den adeligen Markus von Burgfels keine Ausnahme.
»Ich denke darüber nach«, versprach Friedrich, und damit war der junge Stallmeister entlassen.
Der Baron blieb jedoch nicht lange allein, er bekam Besuch von seiner Frau, Baronin Sofia von Kant. »Du siehst so nachdenklich aus«, stellte sie fest.
»Wir haben gerade über Markus gesprochen, Herr Wenger und ich. Er ist sehr zufrieden mit ihm.«
Sofia lachte.
»Alle sind zufrieden mit ihm, scheint mir. Ich weiß nicht, wie er das macht, Fritz. In der Küche gibt es kein Mädchen, das nicht glänzende Augen bekommt, sobald es um ihn geht. Aber er wickelt ja nicht nur die Frauen um den Finger, auch die Männer finden ihn samt und sonders sympathisch und haben gern mit ihm zu tun. Ich frage mich allmählich, warum Carl sich eigentlich solche Sorgen um ihn macht. Besonders leichtsinnig kommt mir Markus nicht vor – und auch nicht verantwortungslos.«
»Mir auch nicht«, räumte Friedrich ein. »Aber er wird schon seine Gründe gehabt haben, der Carl. Vielleicht hat er mir einfach nicht die ganze Wahrheit sagen wollen, um mich nicht abzuschrecken.«
Sie sah ihn neugierig an. »Du meinst, da gibt es ein furchtbares Geheimnis zu entdecken bei Markus?«
»Nein, eigentlich denke ich das nicht. Aber eine Erklärung muß es ja geben, daß wir Markus als sympathischen und willig arbeitenden jungen Mann erleben, während sein Vater das offenbar ganz anders sieht.«
»Vielleicht ist er einfach überkritisch. Er war ja mit Markus allein all die Jahre, ihm fehlt die Frau, mit der er sich über die Entwicklung seines Sohnes austauschen kann. Wie lange ist Ariana eigentlich schon tot?«
»Markus war sieben«, erinnerte sich Friedrich.
»Und Carl hat nie wieder geheiratet.«
»Nein, er war mit Ariana sehr glücklich. Ich werde ihm jedenfalls sagen, daß wir Markus gern bei uns haben und daß er von aus ruhig länger bleiben kann als die geplanten drei Monate.« Friedrich sah seine Frau fragend an. »Aber du bist sicherlich nicht gekommen, um mit mir über Markus und seine Familie zu sprechen.«
»Nein«, gab Sofia zu. »Das Kinderheim im Ort hat wieder einmal Geldprobleme, Fritz. Sie haben sich aber gar nicht direkt an uns gewandt, sondern ich habe es eher auf Umwegen erfahren. Können wir mit einer Spende helfen?«
Er ging zu ihr und schloß sie in die Arme. »Ich denke schon, Sofia. Eine andere Antwort würdest du ja sowieso nicht akzeptieren, nicht wahr?«
Sie lachte und küßte ihn. »Nein«, gab sie zu. »Ich danke dir, Fritz, bis später. Ich habe noch schrecklich viel zu tun – und du ja sicher auch.«
Mit diesen Worten verschwand sie, und er machte sich endlich an die Arbeit, die sich wie immer auf seinem Schreibtisch stapelte. In einer Stunde kam der Verwalter von Sternberg, um mit ihm ein paar Planungen für die nähere Zukunft durchzugehen – und bis dahin mußte er noch etliche Akten studieren.
Fünf Minuten später hatte er seine Umgebung vergessen, so konzentriert las er.
*
Die Glöckchen über der Ladentür bimmelten leise. Marie Bender, die an ihrem kleinen Schreibtisch in einer Ecke saß, hob den Kopf. Als sie sah, wer soeben hereingekommen war, stand sie auf. Mit einem Lächeln ging sie Carl von Burgfels entgegen. »Wie schön, Sie wieder einmal hier zu sehen, Herr von Burgfels«, sagte sie ruhig. Sie war eine schöne, sehr elegante junge Frau mit langen blonden Haaren, die sie zu einem lockeren Knoten geschlungen hatte. Das graue Kostüm paßte ihr wie angegossen, dazu trug sie rote Pumps mit hohen Absätzen – das war der einzige Hauch von modischer Kühnheit, den sie sich erlaubte.
Carl von Burgfels drückte ihre Hand und strahlte sie an. »Und ich finde es schön, daß Sie allein sind, Frau Bender. Haben Sie ein bißchen Zeit, mit einem alten Mann zu plaudern?«
»Sie sind kein alter Mann, Herr von Burgfels, und das wissen Sie auch genau. Natürlich habe ich Zeit für Sie. Bitte, nehmen Sie Platz. Möchten Sie einen Kaffee?«
»Gern!« Er ließ sich in den Sessel neben ihrem Schreibtisch sinken und sah sich um, während sie in ihrer kleinen Küche hinter dem Laden verschwand, um den Kaffee zuzubereiten. Er liebte diesen Laden. Marie Bender hatte ihn vor zwei Jahren als blutjunge Frau von ihrer Großmutter übernommen – ein Antiquitätengeschäft in guter Lage, seit nunmehr achtzig Jahren in Familienbesitz, denn es war von Maries Urgroßeltern eröffnet worden. Schon seine Eltern hatten hier eingekauft – und eigentlich waren alle davon ausgegangen, daß die Enkelin es eilig haben würde, das Geschäft zu verkaufen. Welche junge Frau wollte sich denn in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten auf den Handel mit Antiquitäten einlassen? Aber zur allgemeinen Überraschung war Marie eingestiegen. Ihre Großmutter tauchte gelegentlich noch im