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Ein Glück, das schnell zerbrach: Im Sonnenwinkel – Neue Edition 16 – Familienroman
Ein Glück, das schnell zerbrach: Im Sonnenwinkel – Neue Edition 16 – Familienroman
Ein Glück, das schnell zerbrach: Im Sonnenwinkel – Neue Edition 16 – Familienroman
eBook129 Seiten1 Stunde

Ein Glück, das schnell zerbrach: Im Sonnenwinkel – Neue Edition 16 – Familienroman

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Über dieses E-Book

IM SONNENWINKEL ist eine Familienroman-Serie, bestehend aus 75 in sich abgeschlossenen Romanen. Schauplatz ist der am Sternsee verträumt gelegene SONNENWINKEL. Als weitere Kulisse dient die FELSENBURG, eine beachtliche Ruine von geschichtlicher Bedeutung. Der Sonnenwinkel ist eine Zusammenfassung der kleinen Orte Erlenried und Hohenborn, in denen die Akteure der Serie beheimatet sind. Die einzelnen Folgen behandeln Familienschicksale, deren Personen wechseln, wenn eine Handlung abgeschlossen ist. Im Mittelpunkt, jedoch als Rahmenhandlung, stehen die immer wiederkehrenden Hauptpersonen, die sich langsam weiterentwickeln. So trennt den ersten und letzten Roman in etwa ein Jahrzehnt.

Magnus von Roth trat schnell vom Fenster zurück, als er das Auto sah. »Er kommt, Tresi!« sagte er, und es klang erleichtert, als hätte er schon nicht mehr gehofft, daß der erwartete Besuch eintreffen würde. »Bitte, kein Wort über diese alte Geschichte! Versprich es mir!« »Du müßtest mich nach fünfzig­jähriger Ehe eigentlich kennen, Magnus«, war ihre nachsichtige Antwort. Er eilte hinaus. Dem Auto entstieg eben ein Mann mit ergrautem Haar. Sehr früh war Joachim Conrad ergraut, wie Magnus von Roth feststellte. »Lieber Joachim, herzlich willkommen!« Seine Stimme klang bewegt, doch dem andern fehlten die Worte ganz. Stumm drückte er die Hand des Älteren. Joachim Conrads Gesicht war von Sonne und Wind gegerbt, aber es wirkte dennoch fahl. Vielleicht machte das auch die innere Erregung, seinen ehemaligen Lehrer und gütigen Freund nach vielen Jahren der Trennung wiederzusehen. Dr. Joachim Conrad war Kunsthistoriker wie er, und er trug ein schreckliches Schicksal mit sich herum, das sein Gesicht geprägt hatte. Er war sechsunddreißig Jahre, aber er wirkte viel älter, und neben ihm sah Magnus von Roth, nicht nur vierfacher Großvater, sondern seit einigen Wochen sogar Urgroßvater, geradezu frisch aus. Wir werden ihn schon wieder aufpäppeln, dachte Magnus von Roth. Es mußte doch mit dem Teufel zugehen, wenn ausgerechnet bei ihm unsere Erlenrieder Atmosphäre keine Wirkung täte.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum2. Aug. 2022
ISBN9783740997823
Ein Glück, das schnell zerbrach: Im Sonnenwinkel – Neue Edition 16 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Ein Glück, das schnell zerbrach - Patricia Vandenberg

    Im Sonnenwinkel – Neue Edition

    – 16 –

    Ein Glück, das schnell zerbrach

    Patricia Vandenberg

    Magnus von Roth trat schnell vom Fenster zurück, als er das Auto sah.

    »Er kommt, Tresi!« sagte er, und es klang erleichtert, als hätte er schon nicht mehr gehofft, daß der erwartete Besuch eintreffen würde. »Bitte, kein Wort über diese alte Geschichte! Versprich es mir!«

    »Du müßtest mich nach fünfzig­jähriger Ehe eigentlich kennen, Magnus«, war ihre nachsichtige Antwort.

    Er eilte hinaus. Dem Auto entstieg eben ein Mann mit ergrautem Haar. Sehr früh war Joachim Conrad ergraut, wie Magnus von Roth feststellte.

    »Lieber Joachim, herzlich willkommen!«

    Seine Stimme klang bewegt, doch dem andern fehlten die Worte ganz. Stumm drückte er die Hand des Älteren.

    Joachim Conrads Gesicht war von Sonne und Wind gegerbt, aber es wirkte dennoch fahl. Vielleicht machte das auch die innere Erregung, seinen ehemaligen Lehrer und gütigen Freund nach vielen Jahren der Trennung wiederzusehen.

    Dr. Joachim Conrad war Kunsthistoriker wie er, und er trug ein schreckliches Schicksal mit sich herum, das sein Gesicht geprägt hatte.

    Er war sechsunddreißig Jahre, aber er wirkte viel älter, und neben ihm sah Magnus von Roth, nicht nur vierfacher Großvater, sondern seit einigen Wochen sogar Urgroßvater, geradezu frisch aus.

    Wir werden ihn schon wieder aufpäppeln, dachte Magnus von Roth. Es mußte doch mit dem Teufel zugehen, wenn ausgerechnet bei ihm unsere Erlenrieder Atmosphäre keine Wirkung täte.

    Teresa von Roth hatte den Gast ebenso herzlich begrüßt wie ihr Mann.

    Langsam löste sich die Gespanntheit seiner Züge, die den Eindruck erweckten, als wäre er ständig auf der Flucht, und vielleicht war er das noch immer.

    Fünf Jahre lang lag es nun zurück, daß man Joachim Conrads Frau tot am Steuer ihres Wagens in der Garage gefunden hatte. Ihren kleinen Sohn Robin hatte man noch retten können, aber auch er wäre wohl verloren gewesen, wäre sein Vater nicht früher als sonst heimgekommen.

    Doch ausgerechnet der damals dreijährige Robin war es gewesen, der seinen Vater in einen schweren Verdacht gebracht hatte, nämlich, seine Frau ermordet zu haben.

    Man hatte Dr. Joachim Conrad wegen Mangels an Beweisen freigesprochen. Alle seine Kollegen hatten für ihn ausgesagt, und seine Stiefschwester Heidi hatte ein leidenschaftliches Plädoyer für ihn gehalten, dessen Eindruck stärker gewesen war als die Anschuldigungen seiner Schwiegereltern, die erklärten, daß ihre Tochter Alice die Scheidung gewollt hätte, er dieser aber nicht zugestimmt hatte.

    Das war es, was Magnus von Roth nicht erwähnt wissen wollte. Er hatte niemals an Joachim Conrads Schuldlosigkeit gezweifelt und war heilfroh gewesen, als er endlich ein Lebenszeichen von ihm erhalten hatte.

    Nach dem Essen machten sie es sich gemütlich. Teresa von Roth hatte einen duftenden Mokka gebraut. Die beiden Männer zündeten sich ihre Pfeifen an.

    »Wie geht es Heidi?« erkundigte sich Teresa von Roth arglos.

    Joachims Gesicht verdüsterte sich.

    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er leise. »Ich habe ihr nicht mitgeteilt, daß ich wieder in Deutschland bin.«

    Das befremdete die beiden Roths nun doch, denn zwischen den Stiefgeschwistern hatte immer ein besonders herzliches Verhältnis bestanden.

    Eigentlich waren sie nicht durch verwandtschaftliche Bande verbunden. Joachims Vater hatte Heidis Mutter in zweiter Ehe geheiratet, und sie hatte Heidi mitgebracht, die dann von Joachims Vater adoptiert worden war.

    Dennoch waren sie aufgewachsen wie leibliche Geschwister.

    »Es ist besser, wenn sie sich nicht mit mir belastet«, fuhr Joachim entschuldigend fort. »Sie hat meinetwegen genug ausgestanden.«

    Er hatte keine Ahnung, was Heidi seinetwegen auch später noch auf sich genommen hatte.

    *

    Heidi Conrad wartete in ihrem kleinen Wagen vor dem Schulbus. Es goß in Strömen. Fröstelnd zog sie die Schultern zusammen.

    Die Kinder kamen herausgestürmt. Unter den ersten ein schmächtiger dunkelhaariger Junge.

    »Robin!« rief sie laut.

    Seine Augen leuchteten auf. Mit einem Jubelruf sprang er durch eine große Pfütze.

    »Fein, Mami, daß du mich abholst. Es regnet scheußlich.«

    »Und du mußt auch gleich noch in einer Pfütze baden«, bemerkte sie lächelnd. »Komm, mein Schatz, zu Hause ist es gemütlicher.«

    Er kletterte in den Wagen und drückte ihr einen Kuß auf die Wange.

    »Du bist eine ganz süße Mami«, sagte er zärtlich.

    Es gab ihr jedesmal einen Stich, obgleich sie doch darüber hätte glücklich sein sollen.

    Aber immer wieder wurde sie doppelt an Joachim, seinen Vater, erinnert.

    Sie waren bald daheim in der modernen und doch so gemütlichen Wohnung.

    Ohne ermahnt werden zu müssen, kleidete sich Robin rasch um und wusch sich. Heidi hatte das Essen bereits vorbereitet. Sie wußte, daß er immer einen Heißhunger aus der Schule mit nach Hause brachte.

    »Das riecht vielleicht wieder fein«, meinte er anerkennend. »Hast du wieder ein gutes Geschäft gemacht, Mami?«

    »Ein ganz gutes, mein Schatz. Ich darf jetzt für einen berühmten Modeschöpfer Modelle entwerfen.«

    »Der kann doch froh sein, wenn er dich hat«, stellte Robin gelassen fest. »Aber heiraten tust du ihn doch nicht?«

    Das fragte er jedesmal eifersüchtig, wenn nur ein Mann ins Gespräch kam, und mochte dieser noch so fremd sein. Er schlang seine Arme um ihren Hals.

    »Gell, du wartest, bis mein Papi zurückkommt?« bettelte er.

    Das waren die Augenblicke, in denen Heidi fast immer die Fassung verlor.

    Heute mußte sie die Tränen regelrecht herunterwürgen, denn heute war Joachims Geburtstag. Und sie wußte nicht einmal, wo ihre Gedanken ihn erreichen konnten.

    »Du machst jetzt deine Schulaufgaben, Robin, und ich arbeite«, erklärte sie. »Und nachher spielen wir, einverstanden?«

    Wieder bekam sie einen Kuß.

    »Bist mein ganz großer Schatz«, sagte er, »und wenn mein Papi gar nicht mehr kommt, dann heirate ich dich.«

    Heidi selbst hatte alles getan, damit er so arglos aufwachsen konnte nach diesem einen, schrecklichen Jahr bei seinen Großeltern.

    Sie saß an ihrem Zeichentisch, aber arbeiten konnte sie heute nicht. Ihre Gedanken wanderten in die Vergangenheit, zu jenem furchtbaren Tag zurück, an dem Joachim verhaftet worden war…

    Für sie hatte es festgestanden, daß Alice freiwillig aus dem Leben geschieden war, und den Jungen hatte mitnehmen wollen, um Joachim einen letzten, tödlichen Streich zu spielen.

    Für ihn hatte es so viel bedeutet, daß Robin gerettet worden war, und dann hatte dieses unschuldige und unwissende Kind die unheilvollen Worte ausgesprochen: »Mami hat gesagt, Papi bringt uns um, wenn wir nicht fortfahren.«

    Eine Krankenschwester aus der Klinik, in die man Robin gebracht hatte, hatte das Verfahren gegen Joachim ausgelöst.

    Seine Schwiegereltern hatten das ihre dazu beigetragen, ihn zu vernichten, um das Kind zu bekommen, jenes Kind, das er gar nicht mehr sehen wollte, als er, ein völlig gebrochener Mann, aus der Untersuchungshaft kam.

    Heidi erinnerte sich an alle Einzelheiten ganz genau. Sie hatte ihn abgeholt. Es war ein ähnlicher Tag wie heute gewesen, kalt und regnerisch. Wie eine Marionette war er neben ihr hergegangen, und sie hatte das Gefühl gehabt, daß er durch sie hindurchsähe.

    Sie hatte ihn aufrütteln wollen.

    »Robin ist ein kleines Kind, Joachim«, hatte sie eindringlich gesagt. »Alice hat ihm alles mögliche eingeflüstert. Er versteht doch gar nicht, was er da gesagt hat.«

    »Er ist ihr Sohn«, hatte er resigniert erwidert.

    Robin war schon bei seinen Großeltern, als Joachim ins Ausland ging.

    Es war ein bitterer Abschied von Heidi gewesen, für die eine Welt zerbrach, denn sie war sich schon lange bewußt, daß er ihr viel mehr als ein Bruder war. Sie hatte das schon an dem Tag gefühlt, als er Alice heiratete. Aber sie hatte doch gewünscht, daß er glücklich werden möge.

    Doch mit einer Frau wie Alice konnte man nicht glücklich sein.

    Wie Robins Leben sich bei seinen Großeltern gestaltet hatte, erfuhr Heidi später erst aus seinen Angstträumen. Sie hatte ihnen mehrmals geschrieben, aber nie eine Antwort erhalten. Bis eines Tages dann ein Brief vom Vormundschaftsgericht gekommen war, nüchterne, amtliche Zeilen.

    »Wir teilen Ihnen mit, daß das Ehepaar Arthur und Marga Winter am Neunzehnten vergangenen Monats verstorben ist und aus Nachlaßverfügungen hervorgeht, daß der Vater des Kindes Robin Conrad lebt. Wir ersuchen Sie, uns dessen Adresse anzugeben, falls Sie in deren Besitz sein sollten. Sollte Herr Dr. Joachim Conrad inzwischen verstorben sein, fordern wir Sie auf, sich wegen der Vormundschaft für das Kind Robin mit uns in Verbindung zu setzen.«

    Sie hatte alles stehen- und liegenlassen, obgleich sie einen wichtigen Auftrag hätte ausführen müssen. Etwas Wichtigeres als Robin gab es für sie nicht.

    Dann hatte sie alles erfahren. Daß Marga Winter sich, wie ihre Tochter, das Leben genommen hatte, daß ihr Mann darauf an einem Herzschlag gestorben war.

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