Sündige Verführung auf Sizilien
Von Michelle Smart
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Über dieses E-Book
Als ein attraktiver Fremder vor ihrer sizilianischen Villa auftaucht, um sich angeblich von dem Haus seiner Kindheit zu verabschieden, fühlt sich Erbin Claudia Buscetta sofort in seinen Bann gezogen. Sie verliebt sich nicht nur sofort in Ciro Trapani, sondern stimmt auch einer glamourösen Blitzhochzeit zu. Wie berauscht fühlt die schöne Unternehmertochter sich in den Armen des verführerischen Milliardärs. Auch in der Hochzeitsnacht zeigt Ciro ihr immer wieder, wie heiß er sie begehrt. Doch schon bald deckt Claudia eine erschütternde Lüge auf …
Michelle Smart
Michelle Smart ist ihrer eigenen Aussage zufolge ein kaffeesüchtiger Bücherwurm! Sie hat einen ganz abwechslungsreichen Büchergeschmack, sie liest zum Beispiel Stephen King und Karin Slaughters Werke ebenso gerne wie die von Marian Keyes und Jilly Cooper. Im ländlichen Northamptonshire, mitten in England, leben ihr Mann, ihre beiden Kinder und sie zusammen mit einem niedlichen Cockapoo – einer Kreuzung aus den Hunderassen Cocker Spaniel und Pudel. Was Michelle am meisten am Autorinnen-Dasein liebt, ist, dass sie den ganzen Tag mit Kaffee auf dem Schoß herumsitzen, aber dabei in Gedanken weit weg sein kann … In ihrer eigenen Welt, die sie ganz nach ihrer Vorstellung erschafft.
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Buchvorschau
Sündige Verführung auf Sizilien - Michelle Smart
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2020 by Michelle Smart
Originaltitel: „A Baby to Bind His Innocent"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2464 - 2020 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Anike Pahl
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733714499
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
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PROLOG
„Wir müssen das in Ordnung bringen." Ciro Trapani stürzte seinen Bourbon in einem Zug hinunter und starrte danach in das verzerrte Gesicht seines Bruders.
In den letzten vier Tagen war Vicenzu um ein Jahrzehnt gealtert. Das unbekümmerte Lächeln war verloren gegangen, und auch der amüsierte Glanz in seinen Augen war verschwunden. Stattdessen stand ihm sein schlechtes Gewissen praktisch auf die Stirn geschrieben.
Sie teilten beide den Kummer und die Schuld, aber für Vicenzu war es schlimmer als für ihn.
Nach einer langen Pause, in der Vicenzu sein Glas leerte, begegnete er schließlich Ciros Blick. Dann nickte er kurz.
„Wir müssen es zurückbekommen, sagte Ciro. „Und zwar alles.
Ein weiteres Nicken.
Ciro beugte sich vor. Er musste sicher sein, dass Vicenzu sich an das halten würde, was sie heute vereinbarten. Das Familienunternehmen war weg. Gestohlen. Das Haus der Familie war weg. Gestohlen.
Ihr Vater war tot.
Sein ganzes Leben lang hatte Ciro zu seinem Bruder aufgeschaut, und obwohl sich ihre Persönlichkeiten und ihr Temperament stark unterschieden, hatten sie sich immer sehr nahegestanden.
Doch der Mann, der hier gerade mit ihm in dieser Bar in Palermo saß, war für Ciro ein Fremder. Er wusste, dass Vicenzu eine angemessene Trauerzeit abwarten wollte, bevor sie etwas unternahmen, um ihren Vater zu rächen. Aber Ciro war wütend und wollte seine Pläne jetzt in die Tat umsetzen. Aber dafür brauchte er Vicenzu.
Was gestohlen worden war, musste mit allen notwendigen Mitteln zurückgeholt werden. Ihre verzweifelte Mutter brauchte ihr gewohntes Zuhause.
„Vicenzu?"
Sein Bruder sackte auf seinem Stuhl zusammen und schloss die Augen. Nach einer weiteren langen Pause sprach er schließlich. „Ja, ich weiß, was ich tun muss. Und ich werde es tun. Ich werde das Unternehmen zurückbekommen."
Ciro presste die Lippen zusammen. Cesare Buscetta, der Feind ihres Vaters aus Kindertagen, hatte das Geschäft und das Heim ihrer Eltern legal „gestohlen". Anschließend hatte er das übernommene Familienunternehmen seiner ältesten Tochter geschenkt: Immacolata.
In diesem Zustand traute Ciro seinem Bruder nicht zu, es mit ihr aufzunehmen und zu gewinnen. Vicenzu war ihrem Vater immer näher gewesen als Ciro. Sein plötzlicher Tod vor vier Tagen und die anschließenden Enthüllungen von allem, was ihnen sonst noch genommen worden war, hatten die natürliche Fröhlichkeit seines Bruders erstickt und ihn in diese verlorene geisterhafte Person verwandelt, die nun vor ihm saß.
Vicenzu musste den Zweifel seines Bruders gespürt haben, denn er richtete sich auf. „Ich werde die Firma zurückbekommen, Ciro. Das liegt allein in meiner Verantwortung."
„Bist du sicher, dass du damit umgehen kannst?" Eine Frage, die er vor vier Tagen nie hätte stellen müssen, bevor ihre Welt aus den Fugen geraten war.
Die Familie wieder in den Besitz ihres Anwesens zu bringen war dagegen die viel einfachere Aufgabe. Cesare hatte das Haus seiner jüngeren Tochter geschenkt. Nach dem, was Ciro über die zurückgezogen lebende Claudia Buscetta herausgefunden hatte, war sie eine verwöhnte Prinzessin ohne nennenswerten Verstand.
Die Nasenlöcher seines Bruders bebten, und ein Schimmer seines früheren Temperaments blitzte in seinen Augen auf. „Ja. Du holst das Haus für mamma zurück und überlässt das Geschäft mir!"
Ciro betrachtete ihn eine Weile, bevor er gemächlich nickte. „Wie du willst." Er gab dem Barkeeper ein Zeichen und deutete auf ihre leeren Gläser, bevor er sich erneut an seinen Bruder wandte. „Du musst aber aufhören, dir selbst die Schuld zu geben. Du hast doch keine Ahnung gehabt. Papà hätte sich uns anvertrauen sollen."
Dass der alte Mann es nicht getan hatte, damit mussten sie nun beide leben.
„Wenn ich mir nicht das ganze Geld von ihm geliehen hätte, wäre er nie gezwungen gewesen, alles zu verkaufen."
„Wenn ich ihn öfter besucht hätte, wäre ich rechtzeitig zur Stelle gewesen, um zu helfen", konterte Ciro grimmig. Dies war die Schuld, die so schwer auf seinem Gewissen lastete.
Er war seit Weihnachten nicht mehr auf Sizilien gewesen. Und die gezielte Sabotage gegen seinen Vater hatte gleich im neuen Jahr begonnen.
„Papà hätte uns beiden sagen sollen, wie prekär die Familienfinanzen waren – aber das alles ist jetzt unwichtig. Die einzige Person, die Schuld hat, ist dieser Bastard Cesare. Und vielleicht noch seine Töchter", fügte er hinzu und kräuselte seine Oberlippe vor Abneigung.
Neue Drinks wurden vor ihnen abgestellt, und Ciro hob sein Glas hoch. „Auf unsere Rache!"
„Auf unsere Rache", wiederholte Vicenzu.
Sie stießen an und ließen sich die feurige Flüssigkeit in die Kehlen laufen. Damit war ihr Plan besiegelt.
1. KAPITEL
Eine Woche später
Claudia Buscetta wischte die Kupferarbeitsplatte sauber und lauschte dabei über Kopfhörer einem romantischen Hörbuch. Ihr Herz sprudelte förmlich über vor Energie.
Sie wohnte erst zehn Tage unter diesem Dach, aber es fühlte sich schon wie zu Hause an. Dies war kein prunkvolles Anwesen wie die weitläufige Villa, in der sie aufgewachsen war, sondern ein richtiges Heim mit einer wunderbar ausgestatteten Küche, in der Claudia nach Herzenslust backen konnte. Außerdem gab es einen Gemüse- und einen Obstgarten, die groß genug waren, um alles anzubauen, was sie beim Kochen gebrauchen konnte.
Zum ersten Mal in ihren einundzwanzig Jahren war Claudia ganz allein. Es sei denn, sie zählte die Sicherheitskräfte mit, die ihr Vater außerhalb des Grundstücks postiert hatte. Eigentlich wollte er seine kleine Tochter lieber bei sich behalten, aber ihre ältere Schwester Immacolata hatte ihn glücklicherweise zur Vernunft gebracht.
Schließlich befand sich die Firma, die Imma geschenkt bekommen hatte, gleich neben dem Bauernhaus, das Claudia nun bewohnte. Imma würde also zur Stelle sein, wenn Claudia Hilfe brauchte – so wie sie grundsätzlich für alle da gewesen war, ihr ganzes Leben lang.
Natürlich hatte ihr Vater ihr das Versprechen abgenommen, ihr neues Zuhause niemals ohne Schutz zu verlassen. Sie musste immer von zwei Leibwächtern begleitet werden. Außerdem konnte sie sowieso nicht allein unterwegs sein, weil sie keinen Führerschein besaß. Das nächste Dorf befand sich zwar nur eine Meile entfernt auf einem Hügel voller Olivenhaine, die den Hauptteil von Immas neuem Business ausmachten, aber dort gab es keine Geschäfte. Wenn Claudia einkaufen wollte, musste sie gefahren werden.
Ein lautes Summen ertönte und erschreckte sie. Schnell schaltete sie das Hörbuch aus und drückte den Knopf an der Gegensprechanlage, die ihr Vater hatte installieren lassen. „Hallo?"
Einer der Bodyguards meldete sich. „Hier ist ein Ciro Trapani, um Sie zu sehen."
„Wer, bitte?"
„Ciro Trapani."
Der Name sagte ihr nichts. „Was will er denn?"
„Er sagt, es geht um eine Privatangelegenheit."
„Hat mein Vater das genehmigt?" Das musste er wohl getan haben, wenn die Sicherheitskräfte bereit waren, diesen Ciro in ihr neues Heiligtum vorzulassen. Claudias Zustimmung war nämlich erst erforderlich, nachdem ihr Vater seine gegeben hatte.
Das war der komplizierte Weg in ihre abgeschottete Welt.
„Ja."
„Okay. Dann lassen Sie ihn durch!"
Neugierig öffnete sie die Haustür und trat nach draußen, um zu warten. Ein elegantes schwarzes Auto fuhr langsam auf sie zu, während sich die elektrischen Tore der Auffahrt in der Ferne schlossen.
Der Wagen blieb vor der Dreifachgarage neben dem Bauernhaus stehen. Seltsam. Ihre bisherigen Besucher – also ihr Vater, ihre Schwester und der Familienanwalt – hatten bisher alle direkt vor dem Haus geparkt.
Irritiert beobachtete sie, wie der attraktivste Mann, den sie jemals gesehen hatte, auf der Fahrerseite ausstieg. Er war sogar ungeheuer sexy! Unglaublich groß, mit dichtem dunklem Haar und markanten Gesichtszügen. Als wäre er direkt dem Cover eines Männermagazins entsprungen.
Er schlenderte mit lässigen Schritten und einem noch cooleren Lächeln auf den sinnlichen Lippen auf sie zu.
Claudia fiel der maßgeschneiderte dunkelgraue Anzug auf, den er zu einem hellblauen Hemd mit offenem Kragen trug. Sie wischte heimlich das Mehl ab, das immer noch an ihrem schwarzen Baumwolltop klebte, und ärgerte sich über die Grasflecken an den Knien ihrer Jeans, die sie sich beim frühmorgendlichen Unkrautzupfen zugezogen hatte.
Als er schließlich vor ihr stand, nahm er die Sonnenbrille ab und fixierte Claudia mit einem Grübchenlächeln, das sie schlagartig schwach werden ließ.
„Miss Buscetta?" Seine grünen Augen funkelten. Dann streckte er ihr eine große Hand entgegen, und sie starrte auf sein feines dunkles Haar am Handgelenk.
Und diese Stimme. Sie war leicht rau und tief und ging Claudia direkt unter die Haut.
Eine Falte erschien auf seiner gebräunten Stirn, und mit Entsetzen stellte Claudia fest, dass sie ihn viel zu lange stumm angestarrt hatte, anstatt zu antworten oder seine angebotene Hand zu schütteln.
Aber war das ein Wunder? Schließlich war sie noch nie einem solchen Traumtypen begegnet! Die einzigen Männer außerhalb ihrer Familie, die sie kannte, waren die Angestellten ihres Vaters.
Sie riss sich zusammen, verspürte aber einen beunruhigenden Hitzestoß, als sie seine Finger berührte. Hastig ließ Claudia sie los.
„Ich bin Ciro Trapani. Bitte verzeihen Sie, dass ich einfach so hergekommen bin, aber ich war gerade in der Gegend. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ich mich von diesem Ort … verabschiede?"
Jetzt war Claudia diejenige, die ihre Stirn runzelte. „Sie wollen sich ‚verabschieden‘?" Worüber in aller Welt sprach er da eigentlich?
Wieder zeigten sich seine süßen Grübchen. „Dieses Anwesen gehörte meinen Eltern. Ich bin in diesem Haus aufgewachsen. Aber es wurde an Ihren Vater verkauft, bevor ich mich davon verabschieden konnte."
„Sie haben hier gewohnt?" Claudia wusste rein gar nichts über die Vorbesitzer. Nur deren offensichtliche Liebe zu ihrem Zuhause war überall sichtbar.
„In den ersten achtzehn Jahren meines Lebens, ja. Jetzt lebe ich in Amerika, aber Sizilien war schon immer meine Heimat. Ich bedaure nur, dass ich nicht rechtzeitig zurückgekommen bin, um … Abschied zu nehmen, bevor das Anwesen überschrieben wurde."
Oh, der arme Mann! dachte Claudia. Wie traurig für ihn.
Sie selbst konnte die Villa, in der sie ihre Kindheit verbracht hatte, jederzeit aufsuchen – darum konnte sie sich kaum vorstellen, wie er sich fühlte.
Anscheinend deutete er ihr Schweigen als Ablehnung, denn er hob seine breiten Schultern und schüttelte reumütig den Kopf. „Es tut mir leid. Ich bin ein Fremder für Sie. Irgendwie bin ich sentimental geworden. Na, ich werde lieber wieder gehen, ich will Sie nicht weiter stören."
Es dauerte eine volle Minute, ehe sie reagierte. „Sie können ruhig reinkommen."
Seine Miene hellte sich auf. „Ich möchte mich aber nicht aufdrängen."
Etwas verlegen verschränkte sie ihre Finger. „Das tun Sie nicht."
„Sind Sie sicher?"
„Auf jeden Fall. Sie streckte den Arm in Richtung Tür aus. „Bitte, kommen Sie!
Ciro folgte ihr hinein und verbarg sein zufriedenes Grinsen darüber, wie leicht er es ins Haus geschafft hatte.
Eine Woche sorgfältiger Vorbereitung, und alles lief genau nach Plan.
„Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten?", fragte sie auf dem Weg in die Küche.
„Das wäre toll, danke. Hier riecht es übrigens köstlich."
Claudia errötete. „Ich habe gebacken. Bitte setzen Sie sich."
Während sie sich mit der Kaffeemaschine beschäftigte, schob sich Ciro einen Stuhl am Küchentisch zurecht und nutzte die Gelegenheit, um die junge Frau heimlich zu beobachten. Dann betrachtete er missmutig den Stuhl und die übrigen neuen Küchenmöbel, die ihm vollkommen unbekannt waren.
Mit Mühe unterdrückte er seine Wut, sonst würde er wohl explodieren und seine Chance auf Rache wäre vorbei, bevor sie begonnen hatte.
Geduld war nie eine seiner Stärken gewesen, aber er war klug genug, um zu wissen, dass er seine Gefühle