Stürmisches Geständnis am Meer der Liebe
Von Jennie Lucas
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Über dieses E-Book
Ein mächtiger Sommersturm tobt über den Hamptons, als jemand laut an die Tür von Nico Ferraros Strandvilla klopft. Der italienische Immobilien-Mogul öffnet überrascht – und blickt in smaragdgrüne Augen, die ihn wütend anfunkeln. Nur ganz vage kommt die Frau ihm bekannt vor, ohne dass er sich ihres Namens entsinnen kann. Während Blitze über den Himmel zucken, erklärt sie ihm erbost, dass sie sein Kind unter dem Herzen trägt! Wie ist das möglich? An eine Liebesnacht mit dieser umwerfenden Schönheit würde Nico sich doch erinnern …
Jennie Lucas
Jennie Lucas wuchs umringt von Büchern auf! Ihre Eltern betrieben einen kleinen Buchladen und so war es nicht weiter verwunderlich, dass auch Jennie bald deren Leidenschaft zum Lesen teilte. Am liebsten studierte sie Reiseführer und träumte davon, ferne Länder zu erkunden: Mit 17 buchte sie ihre erste Europarundreise, beendete die Schule, begann zu studieren und reiste weiter … Erst mit 22, als sie ihrem zukünftigen Ehemann begegnete, verspürte sie das erste Mal den Wunsch, seßhaft zu werden. Heute schreibt sie von all den Ländern, die sie bereist hat (oder noch gerne mit ihrem Mann und den beiden Kindern bereisen würde) und lässt ihre Leserinnen so an ihren Träumen teilhaben. Danke, Jennie!
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Buchvorschau
Stürmisches Geständnis am Meer der Liebe - Jennie Lucas
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2021 by Jennie Lucas
Originaltitel: „The Italian’s Doorstep Surprise"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2534 3/2022
Übersetzung: Ivonne Senn
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 3/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751509534
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Ein heftiges Sommergewitter wütete über der Atlantikküste, und der Regen trommelte auf die Strandvilla, in der Nico Ferraro aus dem offenen Fenster starrte. Seine Stimmung war so düster wie die brechenden Wellen unter ihm.
Ein Blitz erhellte den Himmel, Donner ließ das Haus erzittern und die Fenster klirren. Doch Nico blieb unbeweglich stehen, trank einen Schluck Scotch und schaute in die Nacht hinaus.
Er hatte verloren, was ihm am wichtigsten gewesen war. Seine Milliarden, sein Ruhm, seine romantischen Eroberungen bedeuteten nichts. Er hatte seine Chance auf Rache verloren. Im Moment seines Triumphs war sie ihm aus den Händen gerissen worden.
Vom anderen Ende des Hauses ertönte ein lautes Hämmern. Jemand klopfte an seine Tür.
„Bitte!, rief eine Frauenstimme über das Sturmgeheul hinweg. „Bitte, Mr. Ferraro, Sie müssen mich reinlassen.
Nico trank noch einen Schluck von dem vierzig Jahre alten Scotch. Sein Butler würde sich mit dem Eindringling befassen, notfalls mithilfe des Sicherheitsteams. Er war heute nicht in der Stimmung, Menschen zu sehen.
„Wenn Sie es nicht tun, wird jemand sterben!", rief sie.
Das erregte seine Aufmerksamkeit. Er wollte sich wenigstens die Geschichte der Frau anhören, bevor er sie wieder in den Regen hinausschickte. Schnell schloss er das Fenster. Das Haus war ihm zwar egal, aber er würde es morgen zum Verkauf anbieten, da wären Wasserschäden am Parkett nicht hilfreich. Für ihn war dieses Anwesen jetzt nutzlos, da es nicht länger als Bühne für seine Rache dienen konnte.
Als er im Foyer ankam, sah er drei Männer, die sich im Halbkreis um die Haustür aufgestellt hatten. Hinter ihnen stand eine zierliche Frau. Sie war komplett durchnässt, die Haare klebten ihr an der Haut und die Kleidung am Körper …
Nico atmete scharf ein, als ihm zwei Dinge auffielen.
Erstens, die wunderschöne junge Frau mit den dunklen Haaren war schwanger.
Zweitens, er kannte sie.
„Stopp, sagte er im Näherkommen. „Lasst sie reinkommen.
Sein Sicherheitschef sah ihn stirnrunzelnd an. „Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee ist, Boss. Sie redet wirr und …"
„Lasst sie rein", unterbrach er ihn, und die Männer traten widerstrebend beiseite.
„Danke, oh, danke, schluchzte die junge Frau, wobei schwer zu sagen war, ob ihre Wangen feucht von Tränen oder vom Regen waren. Drängend packte sie Nicos Hand. „Ich hatte solche Angst, dass Sie nicht … wenn ich Ihnen sage …
„Ist schon gut. Nicos Manieren waren zwar ein wenig eingerostet, aber nicht ganz verschwunden. „Sie sind jetzt in Sicherheit, Miss …
Ihm wurde bewusst, dass er ihren Namen vergessen hatte, was peinlich war, denn ihr Großvater kümmerte sich seit vielen Jahren um die Pflanzen in seinem Penthouse in Manhattan. Um diesen Fauxpas zu vertuschen, sagte er scharf: „Ihre Hände sind eiskalt. Er wandte sich an einen der Bodyguards. „Hol ihr eine Decke.
„Natürlich, Mr. Ferraro."
Sie klapperte vor Kälte mit den Zähnen. „Aber ich muss … ich muss Ihnen erzählen …"
„Was auch immer es ist, es kann warten, bis Sie sich aufgewärmt haben. Wie wäre es mit einem heißen Getränk?"
„Nein, wirklich, stieß sie aus. „Wenn Sie mir einfach zuhören …
Nico wandte sich an seinen Butler. „Bringen Sie ihr einen heißen Kakao."
Sebastian sah ihn zweifelnd an. „Kakao, Sir? Ich bin nicht sicher …"
„Wecken Sie die Köchin", verlangte er, und der Butler eilte davon.
Seine Angestellten verwahrlosten langsam. Früher hätte er niemals eine Anweisung wiederholen müssen. Seine gesamten Häuser – genau wie sein internationales Immobilienkonglomerat – waren gelaufen wie eine gut geölte Maschine. Allerdings war das vorher gewesen. Als Nico noch so viel daran gelegen hatte, sein Leben perfekt wirken zu lassen.
Wann war das gewesen?
Weihnachten. Und heute war …
„Was für ein Tag ist heute?", fragte er seinen Sicherheitschef.
„Der erste Juli, Mr. Ferraro."
Sechs Monate. Und er konnte sich an kaum etwas daraus erinnern, obwohl er offenbar weiterhin Liegenschaften gekauft und seine Firma aus dem Büro in Rom heraus geführt hatte. Verlor er langsam den Verstand?
„Nico. Bitte."
Die Tochter seines Gärtners seinen Vornamen sagen zu hören, riss ihn aus seinen Gedanken. Er sah sie an.
Die junge Frau hielt seine Hand umklammert und sah ihn flehentlich an. Eine Erinnerung regte sich in ihm. Aber woran?
Er kannte die Frau kaum. Im Lauf der Jahre hatte er sie ab und zu gesehen, weil sie quasi im Dachgarten seines Penthouses aufgewachsen war. Inzwischen musste sie Mitte zwanzig sein. Vielleicht hatte er sie ab und zu begrüßt oder ihr frohe Feiertage gewünscht, aber das rechtfertigte nicht, dass sie ihn mit einem Mal Nico nannte – als wären sie befreundet. Oder Geliebte.
Er zog seine Hand zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Warum sind Sie hier? Und warum haben Sie so eine Szene gemacht?"
Als der Bodyguard ihr die Decke um die Schultern legte, bat sie: „Hören Sie doch einfach zu."
„Ich höre zu", erwiderte er.
Ihre Augen leuchteten in einem ungewöhnlichen Grün unter dunklen Augenbrauen, die zu ihrer wilden Mähne passten. „Mein Großvater ist auf dem Weg hierher, um Sie zu erschießen."
„Ihr Großvater? Warum? Nico fiel kein Grund ein, warum der Gärtner etwas gegen ihn haben sollte. Soweit er sich erinnerte, hatten sie seit Monaten nicht mehr miteinander gesprochen. „Ist das eine Art Witz?
„Warum sollte ich darüber Witze machen?"
Die Panik in ihren Augen war nicht zu übersehen. Wie lächerlich es auch klang, die Frau glaubte eindeutig, was sie sagte. Also stimmte es entweder, oder sie hatte einen psychotischen Zusammenbruch. „Warum sollte er mich töten wollen, Miss … äh …"
Verdammt. Der Name war ihm immer noch nicht eingefallen. Wütend funkelte er seinen Scotch an, sicher, dass der die Schuld daran trug, bevor er das Glas auf den Tisch im Eingangsbereich stellte.
Mit großen Augen sah die Frau ihn an. „Sie erinnern sich nicht mehr an meinen Namen?", fragte sie fassungslos.
Ertappt.
„Nein. Tut mir leid. Das ist nicht respektlos gegenüber Ihnen oder Ihrem Großvater gemeint. Selbst wenn er vorhat, mich umzubringen. Er lächelte grimmig, und als sie das Lächeln nicht erwiderte, setzte er hinzu: „Verraten Sie mir Ihren Namen.
Da. Er hatte sich entschuldigt, was er nur sehr selten tat.
Doch sie wirkte nicht sonderlich beeindruckt, sondern reckte das Kinn. Aus ihren grünen Augen schossen smaragdfarbene Funken.
„Mein Name ist Honora Callahan, mein Großvater ist Patrick Burke, und er findet, Sie haben es uns beiden gegenüber an Respekt mangeln lassen. Darum ist er im Moment mit seinem alten Jagdgewehr auf dem Weg hierher, um Ihnen den Kopf wegzuschießen."
Das Bild hätte Nico beinahe zum Lachen gebracht, aber er hielt sich gerade noch zurück. „Warum?"
Sie starrte ihn entgeistert an. Unter ihrem durchdringenden Blick wurde ihm unbehaglich.
„Ich bin mir sicher, Sie können es erraten", sagte sie schließlich.
Er schnaubte. „Wie sollte ich?"
Nervös schaute sie zu seinem Sicherheitschef, Frank Bauer, und dem anderen Bodyguard. Beide Männer taten, als würden sie nichts hören, doch bei der Erwähnung des Jagdgewehrs hatten sie die Hand an ihre Holster gelegt.
„Na gut, meinte sie. „Wenn Sie es so spielen wollen. Aber wenn Granddad hier ist, wird er sein Gewehr schwingen und wilde Drohungen ausstoßen. Sagen Sie Ihren Bodyguards, sie sollen ihn einfach ignorieren. Lassen Sie nicht zu, dass sie ihm wehtun.
„Es wäre Ihnen also lieber, dass Ihr Großvater mich tötet?, entgegnete er. „Burke ist ein guter Gärtner, aber mein Wunsch, die Moral meiner Angestellten zu heben, hat ihre Grenzen.
„Sobald er hier ankommt, gehe ich raus und beruhige ihn. Bleiben Sie einfach drinnen und sagen Sie Ihren Männern, dass sie ihre Waffen nicht ziehen sollen. Das ist alles."
„Ich soll mich wie ein Feigling in meinem eigenen Haus verstecken?"
„Um Himmels willen … Honora stampfte mit ihrem kleinen Fuß auf. Dabei fiel Nicos Blick ungewollt auf ihre vollen Brüste. Unter dem nassen Stoff ihres Kleides konnte er sogar ihre Nippel sehen. „Einfach drinnen bleiben und nicht reagieren, sollte Ihnen doch ein Leichtes sein
, erwiderte sie kühl.
In ihrer Stimme lag eine Kritik, die er nicht verstand. Er zwang seinen Blick nach oben und sagte: „Sie haben mir immer noch nicht erklärt, warum Burke das tun sollte. Ich habe seit Monaten nicht mehr mit ihm gesprochen."
Honoras blasse Wangen wurden feuerrot. Sie senkte den Kopf und schaute auf ihren Bauch.
„Sie wissen, warum", murmelte sie.
Nicos Herzschlag setzte aus, als ob sein Körper wüsste, was sie gleich sagen würde, auch wenn sein Kopf protestierte, dass das unmöglich war.
„Nein."
Honora schnaubte. „Ich bin schwanger, Nico. Mit deinem Baby."
Ein Blitz erhellte das Foyer, als Honora in Nicos attraktives Gesicht sah. Ihr Herz raste, und sie zitterte am ganzen Körper. Aber nicht vor Kälte, sondern vor Angst.
Sechs Monate hatte sie sich davor gefürchtet, Nico Ferraro wiederzusehen. Aber nie hatte sie es sich so schlimm vorgestellt.
Es schockierte sie, sich jetzt daran zu erinnern, wie sie als kleines Schulmädchen für ihn geschwärmt hatte. Diese Schwärmerei hatte ihre gesamte Jugend über angehalten, all die Nachmittage, an denen sie ihrem Großvater geholfen oder ihre Hausaufgaben in der Ecke der Penthouse-Terrasse gemacht hatte.
Nico Ferraro hatte sie einfach umgehauen – ob im Smoking auf dem Weg zu einer glamourösen Veranstaltung oder in seiner Lederjacke, wenn er zum Motorradrennen fuhr. Selbst lässig in Khakishorts auf dem Weg zu seinem Privatjet, um auf die Malediven zu fliegen. Er verkörperte eine Welt, die Honora sich nicht einmal ansatzweise vorstellen konnte, auch wenn sie ihre gesamte Kindheit in seiner Nähe verbracht hatte. Und nun, mit sechsunddreißig, war er der attraktivste Mann, den sie je gesehen hatte.
Sie hingegen fühlte sich oft unsichtbar. Wenn ihr Granddad mit der Arbeit fertig war, fuhren sie gemeinsam mit der U-Bahn zu ihrer kleinen Zweizimmerwohnung in Queens. Er hatte Honora nach dem Tod ihrer Eltern aufgezogen. Damals war sie elf Jahre alt gewesen. Er war immer geduldig und auf seine mürrische Art liebevoll und sehr fürsorglich gewesen.
Seine wahre Hingabe jedoch galt den Pflanzen. Manchmal hatte Honora sich gewünscht, sie wäre ein Rhododendron, um mehr von seiner Wärme und Aufmerksamkeit zu bekommen.
Doch immer, wenn sie sich ungeliebt fühlte, sagte sie sich, dass sie Glück gehabt hatte, bei ihrem Großvater ein Zuhause zu finden. Es stand ihr nicht zu, mehr zu verlangen. Für Patrick Burke kam die Pflicht immer an erster Stelle, und Ehre war in ihrer Familie sehr wichtig. So wichtig, dass ihre Mutter sie nach diesem moralischen Wert benannt hatte.
Das hatte es für Honora nur noch schwerer und schmerzhafter gemacht, ihrem altmodischen Großvater gestehen zu müssen, dass sie schwanger war – schwanger und unverheiratet.
Die ganze Zeit über hatte sie mit wachsender Verzweiflung darauf gehofft, dass Nico Ferraro auf ihre Nachrichten reagieren oder nach New York City zurückkehren würde. Doch beides war nicht passiert. Was auch eine Antwort war – und zwar eine, die ihr das Herz gebrochen hatte.
Als der Frühling in den Sommer überging, war es ihr immer schwerer gefallen, sich gute Ausreden zu überlegen, warum sie weite Sweatshirts trug. Und bei der ersten Hitzewelle im Juni hatte ihr Großvater