Die verbotene Sehnsucht des Kronprinzen
Von Kali Anthony
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Über dieses E-Book
Thronfolger Alessio von Lasserno kennt seine Pflichten: Er muss schon bald eine Prinzessin heiraten. Was für ihn dagegen nicht infrage kommt, ist eine Bürgerliche. Doch woher stammen bloß die heißen Gefühle für die schöne Malerin Hannah Barrington? Zwei Wochen wohnt sie im Palast, um an seinem Krönungsporträt zu arbeiten. Plötzlich brennt in Alessio eine verbotene Sehnsucht: Er will seinem goldenen Käfig entkommen und frei für die Liebe sein, für sinnliche Nächte voller Leidenschaft – mit der bezaubernden, aber nicht standesgemäßen Hannah!
Kali Anthony
Als Kali Anthony mit vierzehn ihren ersten Roman las, wurde ihr einiges klar: Es kann nie zu viele Happy Ends geben, und eines Tages würde sie diese selbst schreiben.Wie in einer perfekten Liebesromanze heiratete sie ihren eigenen großen, dunklen und gutaussehenden Helden, dann wagte sie den Sprung ins kalte Wasser und machte sich an ihren ersten Roman, der auch direkt veröffentlicht wurde. Seitdem ist das Schreiben ihre große Leidenschaft. Wenn sie nicht gerade mit ihrer Katze um die Computertastatur kämpft, kann man Kali dabei antreffen, wie sie sich mit Vintage-Kleidung herausputzt, im Garten arbeitet oder sich mit ihrem Mann und ihren drei Kindern in den Regenwäldern von South East Queensland durchs Dickicht schlägt.
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Buchvorschau
Die verbotene Sehnsucht des Kronprinzen - Kali Anthony
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2021 by Kali Anthony
Originaltitel: „Off-Limits to the Crown Prince"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 2529 01/2022
Übersetzung: Jennifer Britzen
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751509459
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Hannah stand in ihrem vom Sonnenlicht durchfluteten Atelier. Sie war nervös. Der Geruch von Ölfarben und Terpentin, den sie so liebte, machte sie heute schwindelig. Hastig öffnete sie ein Fenster und atmete tief die klare Sommerluft ein.
„Alles in Ordnung, Miss Barrington?" Einer der Personenschützer, die vor wenigen Minuten in ihrem Cottage eingetroffen waren, musterte sie misstrauisch. Die drei Männer überprüften gerade ihr Zuhause auf mögliche Sicherheitslücken. Denn die Ankunft des Kronprinzen stand unmittelbar bevor, und jegliches Risiko musste vermieden werden. Hannah verstand das, aber dass man sogar sie selbst für verdächtig hielt, ging zu weit. Wie hätte ich denn in der halben Stunde Vorlaufzeit ein Attentat planen sollen?
Sie fächelte sich mit der Hand etwas Luft zu und erklärte: „Es ist stickig hier drinnen. Das wird Seiner Hoheit sicher nicht gefallen."
Der Mann nickte, offenbar zufrieden, dass sie sich um das Wohlbefinden des Prinzen sorgte. Leider dachte im Moment niemand daran, wie sie sich fühlte. Ihr Herz raste, und sie war den Tränen nahe. Am liebsten wäre sie geflüchtet, aber der Bodyguard, der inzwischen mit vor der Brust verschränkten Armen am Eingang zum Atelier stand, hätte sie sicher aufgehalten. Außerdem fiel ihr spontan auch kein geeignetes Versteck ein.
Ihr Zufluchtsort war hier. Das Cottage war ihr Zuhause. Es war alles, was ihr von ihren Eltern geblieben war, und Hannah verband viele Erinnerungen mit dem Haus.
Doch jetzt würde sie vielleicht alles verlieren. Nach dem Tod ihrer Eltern hatte das Gericht ihren Onkel und ihre Tante als Vormund eingesetzt. Ihr Onkel hatte sich um ihre Finanzen gekümmert und sie durch ein riskantes Investment um ihr ganzes Vermögen gebracht.
Dass sie nun vermutlich auch noch das Haus verkaufen musste, brach ihr das Herz.
Hannah trat noch näher ans Fenster. Sie fischte ein Haarband aus ihrer Hosentasche und fasste ihr Haar mit zittrigen Fingern zu einem nachlässigen Dutt zusammen.
Der Bodyguard sah sie an. „Sie wirken beunruhigt."
Sie konnte ihm nicht sagen, welche Verbindung zwischen ihr und dem zukünftigen Herrscher von Lasserno bestand. Daher griff sie zu einer Notlüge. „Ich habe noch nie zuvor so hohen Besuch erwartet, und ich konnte nicht mehr aufräumen."
Der Mann bedachte sie mit einem abschätzigen Blick. Sie sah auf ihre Hände herab. Sie waren gesprenkelt mit kleinen Farbflecken. Schnell griff sie sich einen Lappen, tränkte ihn mit einem Schuss Terpentin und schrubbte mit wenig Erfolg an ihren Fingern herum. Die Flecken verschwanden nicht, aber dafür roch sie jetzt wie ein ganzer Kiefernhain.
Es klingelte an der Tür.
Hannah schrak zusammen. Er kam früher als erwartet.
„Denken Sie an den Hofknicks", erinnerte sie der Bodyguard.
Die Herablassung, mit der man sie behandelte, verärgerte sie. Schon vor Monaten hatte sie den Auftrag, das Krönungsporträt des Prinzen zu malen, abgelehnt. Trotzdem suchte er sie hier auf. Was für ein Affront! Aber sie würde sich nicht in ihrem eigenen Haus herumkommandieren lassen, Prinz hin oder her.
„Ich weiß durchaus, wie man sich in Gegenwart von Adligen verhält."
Der Mann wirkte überrascht, erwiderte aber nichts.
Schon besser.
Die Tür schwang auf, und der Kronprinz trat ein, begleitet von mehreren Männern.
„Seine Königliche Hoheit, Kronprinz Alessio von Lasserno", verkündete der Bodyguard.
Alessio Arcuri.
Ihr Schwarm aus Teenagertagen. Ihre Wege hatten sich immer wieder gekreuzt, als sie ihn bei zahlreichen Reitturnieren aus der Ferne bewundert hatte. Er war immer noch genauso attraktiv wie damals. Diese sinnlichen Lippen, die meistens ein leicht strenger Zug umspielte, die markante und doch perfekte römische Nase, das volle dunkle Haar, die sonnengebräunte Haut. Prinz Alessio war ein Bild von einem Mann.
Inzwischen waren fast zehn Jahre vergangen, aber er weckte immer noch Gefühle in ihr.
Der Prinz wirkte, als ob er einen Auftritt auf dem roten Teppich absolvierte. Er trug einen maßgeschneiderten marineblauen Designeranzug, ein gestärktes weißes Hemd und eine perfekt gebundene rotblaue Seidenkrawatte.
Hannah hatte keine Zeit mehr gehabt, sich umzuziehen. Das war ärgerlich, aber nicht mehr zu ändern. Schnell sank sie in einen tiefen Hofknicks. „Eure Hoheit."
„Signorina Barrington. Er wies auf den Mann, der hinter ihm stand. „Darf ich Ihnen meinen Privatsekretär, Stefano Moretti, vorstellen? Er hat den Kontakt zu Ihrer Galeristin hergestellt.
Der Sekretär wirkte wie eine Schmalspurversion des Prinzen. Auch er war makellos gekleidet und legte perfekte Manieren an den Tag. Er war attraktiv, aber nicht ganz so charismatisch wie der Prinz. Hannah nickte ihm kurz zu, und er lächelte zurück.
„Willkommen in meinem Atelier. Bitte verzeihen Sie, ich hatte nicht mit royalem Besuch gerechnet. Möchten Sie Tee?"
Alessio blickte auf den wackeligen Tisch mit dem rostigen Teekessel und den angestoßenen Tassen, als betrachte er ein trauriges Stillleben. Ihr wurde bewusst, wie schäbig alles auf ihn wirken musste. Ihr Atelier im Cottage war nicht für Besuch geeignet. Noch bis vor Kurzem hätte sie ihn in ihren Räumlichkeiten in einem Londoner Vorort empfangen, aber ihre finanzielle Situation hatte es erfordert, diese aufzugeben.
„Danke, ich halte mich nicht lange auf. Ich war ohnehin geschäftlich in der Gegend, und da Sie anders nicht zu erreichen waren …" Er sprach mit leichtem italienischem Akzent. Seine Stimme war tief, ein warmer Bariton. Sie hätte ihm stundenlang zuhören können, trotz des leisen Vorwurfs, der in seinen Worten mitschwang.
„Ich hatte den Auftrag doch bereits abgelehnt", erwiderte sie.
Er neigte den Kopf zur Seite und schien über etwas nachzudenken. Hannah fühlte sich wie eine Ameise unter einem Brennglas.
„Kennen wir uns?", fragte er.
Sie musterte den Prinzen kurz, ließ ihren Blick über seine hohen Wangenknochen schweifen. Seine dunklen Augen umrahmten geschwungene Wimpern.
Ja, wir kennen uns. Sie waren einander zwar nie offiziell vorgestellt worden, aber es war schwer, einen Mann wie Alessio Arcuri zu übersehen. Damals hatte er alle Turniere mit der Mischung aus Furchtlosigkeit und Arroganz absolviert, die einen perfekten Reiter auszeichnet.
Die halbe Welt hatte wild über die Gründe spekuliert, als er sich mit nur zweiundzwanzig Jahren aus dem Wettkampfsport zurückgezogen hatte. Hannah war deswegen todunglücklich gewesen. Doch dann war der schreckliche Unfall passiert, und plötzlich war das alles nicht mehr wichtig gewesen. Seitdem hatte sie versucht, nicht mehr an Prinz Alessio zu denken.
Aber als ihre Galeristin sie vor einer halben Stunde angerufen hatte, hatten die Erinnerungen sie mit aller Macht eingeholt.
„Nein, ich glaube nicht", log sie. Sie waren sich nur einmal begegnet, als Hannah den zweiten Platz bei einem Reitturnier belegt hatte. Ihre Blicke hatten sich damals nur kurz getroffen, aber dieser Moment hatte ihr Leben verändert.
Nur wenig später war es dann zu der Katastrophe gekommen, die ihr alles, was ihr im Leben lieb gewesen war, genommen hatte.
Hannah hatte darum gebeten, bei ihrer Freundin mitfahren zu dürfen. Also hatten ihre Eltern ihr Pferd in den Anhänger geladen und waren vorausgefahren. An das, was dann gefolgt war, konnte sie sich nur bruchstückhaft erinnern. Die lang gezogene Kurve. Dahinter ein Trümmerfeld. Das zerstörte Auto ihrer Eltern, der umgestürzte Anhänger. Sie schloss die Augen und versuchte, die schrecklichen Bilder auszublenden.
„Signorina Barrington, geht es Ihnen gut?"
Nach einem tiefen Durchatmen nickte sie langsam und verbannte ihren Kummer energisch an einen Ort tief in ihrem Inneren. Alessio durfte nichts merken, sonst würde er anfangen, Fragen zu stellen, und das ertrug sie im Moment nicht.
Der Prinz befahl seinen Bodyguards, das Zimmer zu verlassen, nur sein Sekretär durfte bleiben. Dadurch entspannte sich die Atmosphäre etwas.
„Ich möchte noch einmal über den Auftrag für mein Porträt sprechen", hob er an.
„Meine Galeristin hat Ihnen sicher gesagt, dass ich zurzeit sehr beschäftigt bin."
Alessio trat näher. Jetzt wirkte er noch imposanter. Er war so groß, dass sie den Kopf in den Nacken legen musste, um zu ihm aufzuschauen. Seine braunen Augen hatten eine fast hypnotische Wirkung auf sie.
„Ich würde Ihr Honorar verdoppeln, und wenn Sie mich malen, wird bald jeder Ihren Namen kennen."
Sie rang mit sich. Schließlich hatte sie sich fest vorgenommen, nur Aufträge anzunehmen, von denen sie wirklich überzeugt war. Damit ein gelungenes Bildnis entstand, musste die Chemie zwischen Künstler und Porträtiertem stimmen. Hannah wollte den Charakter eines Menschen auf Leinwand bannen und so Werke für die Ewigkeit schaffen. Wenn sie das Gefühl hatte, ihrem Gegenüber mit ihrer Arbeit nicht gerecht werden zu können, litt sie. Andererseits konnte sie sich hohe Ansprüche gerade nicht leisten, dafür brauchte sie das Geld zu dringend.
Ihr Blick fiel auf ihre Staffelei mit dem noch unfertigen Porträt einer älteren Frau. „Ich ziehe es vor, Menschen zu malen, die sonst nicht von der Gesellschaft wahrgenommen werden. Sie stehen ohnehin schon immer im Fokus", wandte sie ein.
„Die Presse versucht oft, ein gewisses Bild von mir zu vermitteln, liegt aber meist falsch mit ihren Vermutungen."
„Wie stellt man Sie denn dar?" Sie vermutete, dass man ihm Gefühlskälte unterstellte. Und auch sie selbst fragte sich, ob unter der perfekten Fassade vielleicht kein Mensch, sondern ein Roboter steckte, der statt Herz und Muskeln Schaltkreise und Drähte besaß.
Alessio schien erstaunt. „Sie haben nicht im Internet über mich recherchiert? Ich dachte, Sie befassen sich intensiv mit den Menschen, die Sie porträtieren."
„Ich habe Ihrem Auftrag noch nicht zugestimmt, also war bisher keine Recherche nötig."
Er betrachtete das Porträt auf der Staffelei. „Ihre Bilder haben eine unglaubliche Aussagekraft. Niemand wäre besser geeignet, mich zu malen, als Sie."
Hannah war hin- und hergerissen. Prinz Alessio war ein faszinierendes Studienobjekt, gleichzeitig erinnerte er sie an alles, was sie verloren hatte.
„Meine Galeristin hat Ihnen mitgeteilt, unter welchen Bedingungen ich arbeite, und daraufhin haben Sie Ihre Anfrage zurückgenommen."
„Wie Sie sehen, bin ich trotzdem gekommen."
Er hört mir nicht zu.
Hannah drehte sich um und ging zu dem kleinen Tisch in der Ecke, der mit Farbspritzern übersät war. Sie öffnete eine Schublade, zog einen Stapel Papiere daraus hervor, machte kehrt und drückte sie Alessio brüsk in die Hand.
Mit gerunzelter Stirn überflog er den Inhalt. „Was soll das?"
Es war ein Fragebogen. Hannah verlangte von jedem Kunden, dass er ihn ausfüllte. So lernte sie ihr Gegenüber besser kennen.
„Dieser Fragebogen ist der Grund, warum ich so gut in dem bin, was ich tue. So lerne ich mein Modell intim kennen."
Verärgert biss sie sich auf die Zunge. Hoffentlich dachte er jetzt nicht, dass sie … Hannah errötete.
Der Prinz schmunzelte kurz, widmete sich dann aber schnell wieder den Papieren in seiner Hand.
„Was waren Ihre prägendsten Kindheitserinnerungen? Was macht Sie glücklich?, las er laut vor, verzog das Gesicht und gab ihr die Seiten mit einer unwirschen Handbewegung zurück. „Kommt nicht infrage. Wenn die Presse das in die Hände bekommt …
„Das wird nicht passieren. Nach dem Lesen vernichte ich die Unterlagen. Das mache ich bei all meinen Auftraggebern so. Und