Küsse, Liebe, Kinderlachen
Von Celeste Hamilton
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Über dieses E-Book
Wie sehr genießt Lainey das süße Kinderlachen auf ihrer Farm! Seit der alleinerziehende Adam mit seinem Sohn das Nebengebäude bezogen hat, fühlt sich alles so richtig an. Als wären sie eine Familie. Aber diese Hoffnung hat Dauersingle Lainey längst aufgegeben.
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Buchvorschau
Küsse, Liebe, Kinderlachen - Celeste Hamilton
MIRA® TASCHENBUCH
Copyright © 2018 by MIRA Taschenbuch
in der HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
Family Home
Copyright © 1995 by Jan Hamilton Powell
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with
Harlequin Enterprises, Toronto
Covergestaltung: büropecher, Köln
Coverabbildung: photoiconix, Creative Travel Projects / Shutterstock
Lektorat: Maya Gause
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN E-Book 9783955768256
www.harpercollins.de
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Prolog
»Wach auf, Kleines. Wir sind gleich da.«
Die freundlichen Worte rissen Lainey aus dem Schlaf. Für einen Moment wusste sie nicht, wo sie war. Verängstigt drückte sie ihre neue Puppe an sich. Langsam erst kam die Erinnerung. Sie fuhr mit einer Frau, die sie Miss Polly nennen sollte, in einem Wagen. Es wurde schon dämmerig. Die Gegend draußen war fremd für Lainey. Sie bemühte sich tapfer, in ihrer Angst nicht zu wimmern.
»Aber, aber«, beruhigte Miss Polly sie. »Ich bringe dich zu deiner Tante und deinem Onkel.«
Tante Loretta war nur ein Name für Lainey, den ihre Mutter hin und wieder einmal erwähnt hatte und dann immer mit einem ganz merkwürdigen Gesichtsausdruck, manchmal sogar unter Tränen.
»Deine Tante und dein Onkel freuen sich auf dich. Sie haben sich immer ein kleines Mädchen gewünscht.«
»Ich will zu meiner Mutter«, stieß Lainey unglücklich hervor.
»Ach, Schätzchen, ich weiß.« Seufzend strich Miss Polly über Laineys Arm. »Aber es ist ihr Wunsch, dass du zu deiner Tante kommst.«
Auch wenn Miss Polly wirklich nett war, so rückte Lainey doch von ihr ab und verschloss die Ohren vor dem, was die Frau sagte … was alle Leute in der letzten Zeit gesagt hatten. Ihre Mutter sei weggegangen, niemand wisse, wohin. Lainey sei mit ihren vier Jahren doch schon ein großes Mädchen, groß genug, um nicht mehr so zu weinen. Lainey wusste das alles, aber dennoch musste sie gegen die Tränen ankämpfen.
Der Wagen bog in eine andere Straße ein, und endlich hörte Miss Polly auf, über Laineys Mutter zu reden. »Jetzt sind wir gleich da.«
Lainey richtete sich auf. Vor ihr sah sie das Haus. Ein großes, solides Haus, dessen Fenster alle hell erleuchtet waren. Es erinnerte Lainey an die Häuser in der schicken Gegend der Stadt, an denen sie und ihre Mutter immer wieder einmal vorbeigegangen waren. Eines davon, ein großes mit ganz vielen Fenstern und einer riesigen Veranda, war das Lieblingshaus ihrer Mutter gewesen. »Perfekt«, hatte ihre Mutter mit leiser und sehnsuchtsvoller Stimme gesagt und dabei Laineys Hand gedrückt. »Das ideale Haus für eine Familie.«
Lainey wusste gar nicht, was eine Familie mit einem so riesigen Haus sollte. Aber ihre Mutter sagte, dass sie eines Tages, wenn Laineys Vater erst wieder da wäre, vielleicht ein Haus haben würden, und Lainey hätte dann ihr eigenes Zimmer und viele Brüder und Schwestern. Daran glaubte Lainey ganz fest. Und in den Nächten, in denen sie allein war oder ihre Mutter Männer mit lauten Stimmen und kalten Augen mit in die Wohnung brachte, fand sie Trost in den Träumen über das Haus, in dem sie eines Tages als Familie zusammenleben würden.
Aber der Vater, den sie nicht kannte, tauchte nie auf.
Und nun hatte auch ihre Mutter sie im Stich gelassen.
Doch hier war das Haus.
Lainey beugte sich erwartungsvoll und aufgeregt vor. Vielleicht war alles nur ein Spiel. Vielleicht gab es gar keine Tante und keinen Onkel. Vielleicht warteten ihre Mutter und ihr Vater hier auf sie.
Hoffnung stieg in Lainey auf. Die Straße fiel jetzt leicht ab und führte an dem Haus vorbei. Lainey drehte sich um und hatte nur Augen für die erleuchteten Fenster. Sie bemerkte es kaum, als der Wagen anhielt. Dann knallte eine Tür, und Lainey drehte sich wieder um. Ein Mann und eine Frau kamen aus einem kleineren, weißen Haus auf den Wagen zugeeilt.
Tante Loretta hatte das Lächeln von Laineys Mutter. Mit Tränen in den Augen drückte sie Lainey an sich und lobte dabei überschwänglich das schöne, lange rote Haar. Onkel Coy war ein freundlich dreinschauender Riese, der Lainey auf starken Armen vom Wagen ins Haus trug. Die beiden waren so lieb zu ihr, dass Lainey auch keine Angst bekam, als Miss Polly wieder abfuhr.
»Alles wird jetzt gut«, versprach Tante Loretta, als sie Lainey an diesem Abend zu Bett brachte.
Und von der Tür ihres Zimmers her fügte Onkel Coy hinzu: »Jetzt bist du zu Hause. Auf der Applewood Farm.«
Doch kaum waren die beiden gegangen, da schlüpfte Lainey aus dem Bett und ging zum Fenster. Das große Haus auf der Anhöhe war immer noch hell erleuchtet. »Perfekt«, flüsterte Lainey und ahmte damit genau ihre Mutter nach. »Das ideale Haus für eine Familie.«
Und das war eine Meinung, die Lainey nie mehr änderte.
1. Kapitel
»Nun mach schon, Dad, wirf ihn mir richtig hart zu!«
Adam Cutler lächelte seinen Sohn herausfordernd an. »Und du meinst, du packst es?«
Mit ernster Miene schwenkte Gabriel seinen für ihn zu großen Schläger. »Ziel nur gut.« Er hatte die Kappe bis tief über die Augen gezogen, und sein Mund drückte Entschlossenheit aus. In drei Monaten wurde er sechs Jahre alt, doch er hatte schon jetzt das Herz eines Kämpfers.
Adam erinnerte sich, wie er selbst in dem Alter gewesen war. Mit fünf Jahren hatte er seine Liebe fürs Baseballspiel entdeckt. Das war an einem heißen Nachmittag im August gewesen, einem Tag ähnlich dem heutigen, auf einem der unzähligen Campingplätze, auf denen er und sein Vater in jenem Sommer gelebt hatten.
Heute war seine Zeit als aktiver Spieler vorbei. Knieprobleme hatten ihn langsamer werden lassen. Die rechte Schulter war schon dreimal operiert worden. Aber das alles spielte in diesem Augenblick keine Rolle, wo er im Hof seiner Schwester dem kleinen, aber doch ernstzunehmenden Schlagmann gegenüberstand.
»Mach schon, Dad!«, forderte Gabriel ihn wieder auf.
Die Rothaarige, die hinter seinem Sohn vorgebeugt stand, rief Adam in bester Laune zu: »Wirf ihn genau hierher!«
Adam ließ sich Zeit und passte den Ball seiner Hand an. Es war ein schönes Gefühl. Ähnlich dem Gefühl, wenn man die Brust einer Geliebten mit der Hand umschmiegte.
Der Vergleich verwirrte Adam so, dass sein in diesem Augenblick ausgeführter Wurf absolut schwach ausfiel. Der Ball flog weit nach links, und die Rothaarige musste nach ihm springen. Adam gefiel es, wie sie den Ball noch auffing und sich darüber freute und lachte. Und er musste sich eingestehen – wenn auch widerstrebend –, wie sehr ihm das leichte Wippten ihrer Brüste unter dem hellblauen T-Shirt gefiel und der Anblick ihrer schlanken Hüften in der enganliegenden Jeans.
Sein Interesse war geweckt. Ach, verdammt, mehr als das! Es war reine Lust … und nicht nur erweckt, sondern voll erregt.
Vor zwei Wochen erst hatte er Lainey Bates kennengelernt und sich von Anfang an stark zu dieser für ihn so falschen Frau hingezogen gefühlt. Falsch, weil sie nicht der Frauentyp war, von dem er sich normalerweise angezogen fühlte. Und falsch waren auch seine Reaktionen auf sie, zumindest unangemessen. Wenn sie auch keine Blutsverwandte war, so war sie seine Cousine und damit ein Teil der Familie, die er bis vor einem Monat noch gar nicht gekannt hatte.
Er wollte auf keinen Fall den frisch geschmiedeten Familienverbund durch seinen plötzlich erwachten Geschlechtstrieb gefährden.
Ihre Stimme riss ihn aus seiner Gedankenversunkenheit. »Bist du dahinten inTrance oder so was, Cutler?« Der Ball, den sie ihm zuwarf, rutschte ihm glatt aus der Hand.
Grabriel stöhnte auf. »Was ist los, Dad?«
»Vielleicht sollte Lainey werfen«, schlug Adam vor.
»Das würde mir fürs Schlagen gar nichts bringen«, brummte Gabriel. »Lainey ist ein Mädchen.«
Während Lainey gegen die sexistische Bemerkung protestierte, hob Adam den Ball auf und ging zu ihr. Lächelnd beobachtete er, wie sie Gabriel herausfordernd die Schirmkappe tiefer ins Gesicht zog. Ihr langer roter Zopf fiel ihr über die Schulter.
Dann blickte Lainey auf und lächelte Adam an. Er hatte auf einmal das Gefühl, als würde die Sonne an diesem schwülen Sommertag noch heißer brennen. Und statt, wie er es eigentlich vorhatte, Lainey in ihrer Einschätzung über die athletischen Qualitäten von Frauen Schützenhilfe zu geben, sagte er: »Stimmt, Gabriel, Lainey ist ganz eindeutig eine Frau.«
Laineys Augen wurden größer. Eine leichte Röte legte sich auf ihre mit kleinen Sommersprossen überzogenen Wangen. Sie starrte Adam an. Adam starrte sie an. Die Spannung knisterte direkt.
Sogar Gabriel entging es nicht, dass etwas nicht stimmte. »Was ist mit deinem Gesicht los, Dad?«
Lainey starrte mit einem plötzlichen Interesse ihren Baseballhandschuh an, während sich Adam zu einem leichten Ton zwang. »Wieso?«
»Du siehst so aus.« Gabriel schnitt eine Grimasse.
»So?« Adam ahmte die Fratze nach.
»Oder so?« Lainey machte das Spiel sofort mit.
Das Grimassenschneiden lenkte Gabriels Interesse von dem sonderbaren Intermezzo der Erwachsenen ab. Und außerdem wählte zum Glück Caroline, Adams Schwester, diesen Augenblick, um sie alle ins Haus zu rufen.
»Das Eis ist fertig!«, rief sie ihnen zu.
Gabriel, der selbstgemachtes Eis erst vor einer Woche kennengelernt hatte, aber schon richtig süchtig danach war, rannte aufs Haus zu. Und Adam, froh über diese Möglichkeit, sich aus Laineys Nähe zu entfernen, nahm gleich die Verfolgung auf.
Vater und Sohn sprangen die Stufen zur Veranda hoch und warfen ihre Kappen und Handschuhe auf einen Tisch. Caroline, deren Baby gerade auf ihre rosa Bluse sabberte, lachte.
»Was kommt denn da für eine wilde Horde angestürmt?«
Mit völlig unpassender Verzweiflung stieß Gabriel aus: »Ich brauche Eis.«
Caroline zeigte zur Küche. »Dort.« Und schon fiel die Küchentür hinter Gabriel zu. Caroline sah Adam an. »Die Schnelligkeit war wirklich beeindruckend für jemanden, der behauptet, wegen angeschlagener Knie nicht mehr in der Profi-Liga mithalten zu können.«
Nach Luft ringend, beugte sich Adam über den Tisch und konnte erst nach einigen Augenblicken sprechen. »Du hättest mich im College sehen sollen. Damals war ich so schnell, dass jeder Talentsucher der Profi-Liga auf mich aufmerksam geworden ist.«
»Wie gern hätte ich dich gesehen.« Bei den ruhig gesprochenen Worten richtete sich Adam wieder auf. Trauer und Wehmut zeigten sich deutlich in Carolines dunkelbraunen Augen. »Wenn ich es doch nur gewusst hätte, dann …«
»Nicht«, unterbrach Adam sie. »Lass die Vergangenheit ruhen. Das haben wir uns versprochen.« Und so war es am klügsten. Auch wenn es, das wusste Adam selbst, verdammt schwerfiel, den Seelenfrieden zu bewahren, wenn ihm und Caroline Jahre der Gemeinsamkeit geraubt worden waren. Bis vor einem Monat noch hatte Adam geglaubt, dass seine Schwester tot sei.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. »Ja, ich weiß. Aber immer wieder steigt die Wut in mir auf.«
»Was soll Wut schon bringen?«
»Nichts. Natürlich.« Aber ihr zusammengepresster Mund, während sie ihr Kind in die Babyschaukel setzte, verriet ihre innere Aufgewühltheit. »Ich möchte es Vater ja verzeihen, dass er mit dir damals von hier weggegangen ist. Und Mutter, weil sie es zugelassen hat. Ja, ja, ich weiß, Großvater hat …«
»Du musst aufhören, unentwegt daran zu denken.«
Mit gerunzelter Stirn sah Caroline ihn an. »Du scheinst das alles so hinzunehmen. Wieso nur?«
»Vielleicht liegt es am Indianerblut. Unsere Vorfahren mussten vieles hinnehmen.«
»Aber wir haben dasselbe Blut. Und mir fällt es unglaublich schwer, die Geschehnisse der Vergangenheit einfach hinzunehmen.«
Das indianische Erbe ihres Vaters zeigte sich in Carolines hohen Wangenkochen und ihrer geraden Nase. Und Adam entdeckte den entschlossenen Zug seines Vaters um ihren Mund. Im Stillen fragte sich der Bruder, ob Caroline in seinem Gesicht etwas von ihrer Mutter wiederfand. Er hatte sich zwar lange die wenigen Fotos angesehen, die Caroline von ihrer Mutter besaß, aber er konnte sich überhaupt nicht mehr an ihr Gesicht erinnern.
»Wenn doch Großvater nicht … wenn er nicht alles zerstört hätte.« Carolines Stimme verklang.
»Er hat deine Tränen nicht verdient«, sagte Adam leise. »Und du hast deinen Frieden mit der Vergangenheit geschlossen, bevor ich aufgetaucht bin. Ich habe wieder alles in dir aufgewühlt.«
Lainey kam auf die Veranda mit den Bällen und Schlägern, die sie im Hof gelassen hatten, und verschwand kurz darauf mit Caroline in der Küche.
Von dort her konnte Adam Gabriels Kichern und das Lachen der anderen hören. Es war schön, seinen kleinen Jungen wieder lachen zu hören. Zu lange war Gabriel nach dem Tode seiner Mutter ernst und traurig gewesen, auch während der Monate, die sie beide bei Debbies Eltern gelebt hatten. Adam wusste jetzt, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, als er seine Schwiegereltern