Als die Bombe platzte, war Til Schweiger bereits in Deckung gegangen. Hier, in seiner Finca auf Mallorca, im Schutz des Tramuntan-Gebirges sowie meterhoher und kilometerweiter Mauern aus leeren Weißweinkartons, ist er in Sicherheit vor feindseligen Spiegel-Redakteurinnen und undankbaren Tonassistentinnen, die jeden motivierend gemeinten Klaps von ihm auf einmal in versuchten Totschlag umdeuten. Hier, in seiner Wahlheimat, darf er noch Mensch sein. Er trägt einen goldenen Lorbeerkranz auf dem Kopf, um besser nachdenken zu können, und schaut sich zum Runterkommen alle achtzehn Fortsetzungen des Films »Saw« an.
Deutschlands erfolgreichster Filmregisseur der Welt sieht mitgenommen aus. Auf seiner einsamen Poolliege wirkt er wie ein mumifizierter Pharao, der gegen ihn erhoben haben. Er sei morgens um acht schon total blau am Drehort erschienen, ist da zu lesen, habe um sich geschlagen, sich nicht um tariflich vereinbarte Arbeitszeiten geschert, eine Mitarbeiterin vor versammelter Mannschaft sich ausziehen lassen, eine andere zum Bierholen geschickt und ihr mit Enthauptung gedroht, falls das Bier schlecht temperiert sei. Schweiger wehrt sich: »Alles Scheißlügn, Alter! Ich war an keineinzign Morgn schon blau! Ich war da immer nur noch blau! Ds isn essnzl… essenzl… großer Unterschied, Mann!«