Verliebt in ein Bild: Toni der Hüttenwirt 136 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Sebastian stand am Kamin in der Berghütte und stocherte mit dem Schürhaken in der Asche. Toni trat dazu. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und sah den Buben an.
»Was ist mit dir, Basti? Kommst mir schon seit Tagen ein bissel lustlos vor. Was hast?«
Sebastian zuckte mit den Schultern. »Nix ist!«
»Du, des nehme ich dir net ab, Basti. Dich bedrückt doch etwas. Willst net drüber reden? Du weißt doch, es heißt: Geteilte Freude ist doppelte Freude und geteiltes Leid ist halbes Leid.«
»Ich hab' kein Leid, net richtig«, sagte Basti leise.
»Aber irgendetwas beschäftigt dich, des kannst net leugnen. Mei, die Anna und ich, wir können verstehen, dass du in einem Alter bist, in dem du viele Sachen mit dir alleine ausmachen willst. Wie wir in deinem Alter waren, erging es uns genauso. Also, wenn du reden willst, dann sprich die Anna oder mich an; oder den Alois. Es gibt Sachen, da weiß man in deinem Alter noch net so recht, wie alles zusammenpasst. Dann kannst uns ruhig fragen. Es gibt keine dumme Fragen, Basti.«
»Des ist ganz blöd, dass die Franzi jeden Mittag fort ist«, brach es aus Sebastian hervor.
Ah, daher weht der Wind, dachte Toni.
»Ja, die Franzi ist beim Fußballtraining. Des musst verstehen.«
»Des verstehe ich ja, aber trotzdem ist es net schön. Jeden Tag geht sie nach der Schule ins Forsthaus zur Ulla. Sie isst dort, macht ihre Hausaufgaben und geht dann mit der Ulla zum Fußballtraining. Sie kommt erst am Abend rauf auf die Berghütte.«
»Dir gefällt des net, wie?«
»Naa, des
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Buchvorschau
Verliebt in ein Bild - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt –136–
Verliebt in ein Bild
Kann da die Realität mithalten?
Roman von Friederike von Buchner
Sebastian stand am Kamin in der Berghütte und stocherte mit dem Schürhaken in der Asche. Toni trat dazu. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und sah den Buben an.
»Was ist mit dir, Basti? Kommst mir schon seit Tagen ein bissel lustlos vor. Was hast?«
Sebastian zuckte mit den Schultern. »Nix ist!«
»Du, des nehme ich dir net ab, Basti. Dich bedrückt doch etwas. Willst net drüber reden? Du weißt doch, es heißt: Geteilte Freude ist doppelte Freude und geteiltes Leid ist halbes Leid.«
»Ich hab’ kein Leid, net richtig«, sagte Basti leise.
»Aber irgendetwas beschäftigt dich, des kannst net leugnen. Mei, die Anna und ich, wir können verstehen, dass du in einem Alter bist, in dem du viele Sachen mit dir alleine ausmachen willst. Wie wir in deinem Alter waren, erging es uns genauso. Also, wenn du reden willst, dann sprich die Anna oder mich an; oder den Alois. Es gibt Sachen, da weiß man in deinem Alter noch net so recht, wie alles zusammenpasst. Dann kannst uns ruhig fragen. Es gibt keine dumme Fragen, Basti.«
»Des ist ganz blöd, dass die Franzi jeden Mittag fort ist«, brach es aus Sebastian hervor.
Ah, daher weht der Wind, dachte Toni.
»Ja, die Franzi ist beim Fußballtraining. Des musst verstehen.«
»Des verstehe ich ja, aber trotzdem ist es net schön. Jeden Tag geht sie nach der Schule ins Forsthaus zur Ulla. Sie isst dort, macht ihre Hausaufgaben und geht dann mit der Ulla zum Fußballtraining. Sie kommt erst am Abend rauf auf die Berghütte.«
»Dir gefällt des net, wie?«
»Naa, des gefällt mir net. Jeden Tag Training, des ist doch übertrieben, oder?«
»Wie man es nimmt, Basti. Dich stört, dass die Franzi so mit Feuereifer dabei ist. Kommt mir sogar so vor, als wärst ein bissel eifersüchtig.«
»Es ist nur so, dass die Franzi noch nie fast jeden Tag fort war.«
»Du vermisst deine kleine Schwester? Du fühlst dich auch ein bissel ausgeschlossen, richtig?«
Sebastian zuckte mit den Schultern.
»Weißt, des ist nur am Anfang so, denke ich. Sie wollen bei dem Freundschaftsspiel gegen die Madln aus Kirchwalden gewinnen. Es ist ihr erstes Spiel. Du weißt selbst, dass es die Abteilung für den Mädchenfußball noch net lange gibt. Sie müssen eben ein bissel mehr trainieren. Des kannst doch sicher verstehen.«
»Schon!«, brummte Sebastian. »Bin froh, wenn das Spiel vorbei ist. Danach werden sie hoffentlich nicht mehr so viel trainieren.«
»Des denke ich auch, Basti. Es ist ja nimmer lang hin bis zum Spiel. Die Zeit musst du eben noch aushalten. So und jetzt ist Schluss mit dem Trübsal blasen. Nimm den Bello und spiel ein bissel mit ihm. Der Hund braucht Bewegung. Die Hüttengäste stecken ihm zu viele Häppchen zu. Er ist ein wenig rund geworden. Das ist nicht gut für den Knochenbau, wenn er zu schwer wird. Also, jetzt holst den Tennisball und jagst Bello übers Geröllfeld.«
Sebastian ging in die Küche der Berghütte und holte den Ball. Dann rief er nach Bello und ging mit ihm Spielen.
Toni schenkte sich in der Küche der Berghütte einen Kaffee ein.
»Anna, was sagst du dazu? Der Basti scheint einen richtigen Durchhänger zu haben.«
»Ja, das hat er, Toni. Ich denke, je weniger wir ein Aufheben darum machen, desto besser ist es. Franzi und Basti haben eben ein sehr enges Verhältnis, seit ihre Eltern verunglückten. Sie haben das Drama ganz gut verarbeitet. Einer war des Anderen Stütze. Sie sind auch recht glücklich. Aber es ist ungewohnt, dass Franziska eigene Interessen hat. Sebastian hat sich als älterer Bruder immer gekümmert. Er hat kaum etwas ohne sie unternommen. Jetzt muss er eben lernen, dass die Franziska eigene Interessen hat und sich von ihm löst. Ich habe immer gedacht, dass es Sebastian ist, der als älterer Bruder sich aus der so engen Bindung löst. Jetzt ist es Franzi. Das ist schwer für ihn. Vielleicht fühlt er sich etwas überflüssig.«
»Möglich! Ich denke, er knabbert sehr daran, dass sich Franzi etwas von ihm löst.«
»Das wird vorbeigehen, Toni. Nach dem Freundschaftsspiel wird es nicht mehr so viel Training geben. Dann wird Franzi nur noch einen Nachmittag in der Woche auf dem Fußballplatz sein.«
Anna schaute Toni an.
»Toni, du solltest mit dem Sebastian etwas unternehmen, etwas, was Burschen machen. Das wird ihm gut tun.«
»Des ist eine gute Idee, Anna. Wir werden eine schöne Bergtour machen. Das wird dem Sebastian gut tun.«
Toni hatte eine Idee. Er besprach sie mit Anna und dem alten Alois. Toni wollte am frühen Abend mit Sebastian in die Berge gehen und in einer Schutzhütte übernachten. Am nächsten Tag war schulfrei.
»Bis zum Mittag sind wir wieder zurück, Anna!«
»Warum so eilig, Toni? Bleib mit dem Basti bis zum Abend. Der Alois hilft mir. Es ist zwar Hochsaison, aber ich werde es einen Abend und einen Tag auch mal ohne dich schaffen.«
»Bist schon ein tolles Madl, meine Anna, und eine gute Mutter.«
»Ich bemühe mich, eine gute Mutter zu sein, Toni, genauso wie du dich bemühst, den beiden ein guter Vater zu sein.«
»Meinst, dass man sich mehr Gedanken macht, wenn man Adoptivkinder hat, als wenn es die eigenen sind?«
Anna schaute Toni an. Sie dachte einen Augenblick nach.
»Ja, ich denke schon. Jedenfalls kann ich für mich sagen, dass ich annehme, dass ich mir mehr Gedanken mache. Aber genau weiß ich es nicht, weil wir ja keine eigenen Kinder haben. Es fehlt also am Vergleich. Deine Mutter sagt oft zu mir, dass ich mir viel zu viel Gedanken mache.«
Toni nahm Anna in den Arm. Sie küssten sich. Dann ging jeder an die Arbeit. Toni zapfte Bier und brachte es zu den Hüttengästen auf die Terrasse. Anna knetete weiter ihren Brotteig. Der alte Alois setzte sich auf die Terrasse und schaute Sebastian zu, der auf dem Geröllfeld mit dem jungen Neufundländerrüden Bello spielte.
*
Lina Nauer kam aus der Bibliothek in Kirchwalden und ging zu ihrem Auto. Sie studierte in München Literaturwissenschaften und Germanistik fürs Lehramt. Sie schloss ihren Kleinwagen auf und wollte den Bücherstapel auf den Rücksitz legen. Dabei glitten ihr die Bücher aus der Hand und fielen auf den Boden.
»Mist!«, schimpfte die junge Frau mit den weißblonden Locken vor sich hin.
Sie bückte sich und sammelte die dicken Romane ein. Sie sah, dass etwas aus einem Buch hervorragte. Sie hielt es für ein Buchzeichen und zog daran.
Es war ein Farbfoto in Postkartengröße. Es zeigte einen jungen Burschen. Er hatte etwas längeres, lockiges Haar und schelmische Wangengrübchen. Er trug Landhauslook, eine grüne Jeans mit Stickereien entlang der Tascheneingriffe. Dazu passte das weite weiße Hemd unter der bunten Lederweste mit den Silberknöpfen. Er lehnte an einen Baum und schlug lässig die Beine übereinander.
Lina spürte, wie ihr Herz einen Schlag aussetzte und dann schneller schlug. Ihr stockte der Atem. Sie musste sich am Auto festhalten und schloss für einen Augenblick die Augen. Sie spürte, dass ihre Wangen glühten.
»Nimm dich zusammen«, ermahnte sie sich selbst und holte tief Luft.
Sie betrachtete das Bild näher und drehte es um. Auf der Rückseite war der Stempel eines Fotoladens in Kirchwalden. Anstatt das Bild wie-der ins Buch zu legen, steckte sie es in ihre Jackentasche. Sie verstaute die Bücher und stieg ins Auto. Sie ließ die Fenster herunter und spürte, wie ihre Hände zitterten.
Ihr Handy läutete.
»Das auch noch!«
Lina sah aufs Display und erkannte die Nummer ihrer besten Freundin Kerstin. Sie zögerte, nahm das Gespräch dann doch an.
»Grüß dich, Kerstin!«
»Hallo, Lina! Wo steckst du? Ich warte schon seit einer halben Stunde hier in der Eisdiele am Marktplatz. Ich nehme zu deinen Gunsten an, dass du mich nicht versetzen wolltest oder?«
»Kerstin …, nein! Ich …, ich …, ich …, ich war noch in der Bücherei und habe wohl die Zeit vergessen.«
»Lina, die unermüdliche Leseratte«, lachte Kerstin. »Beeile dich!«
Lina räusperte sich und rieb sich die Stirn. Ihr war nicht danach, sich jetzt mit Kerstin zu treffen.
»He, was ist? Du sagst