Dr. Laurin 80 – Arztroman: Wir finden deinen Vater, kleiner Jeremias
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Es hatte zu regnen begonnen, als Antonia Laurin aus der Stadt zurückkam, und sie fuhr entsprechend vorsichtig. Die Straße hatte ihre Tücken, sie war kurvenreich, und stellenweise konnte plötzlich Nebel auftauchen. Außerdem saß Kyra auf dem Rücksitz, mit der sie beim Zahnarzt gewesen war, der ihre Spange kontrolliert hatte.
Kyra war ein geduldiges Kind, und sie hatte auch die Zahnspange bisher ohne Murren ertragen.
»Du bist bald erlöst, Schätzchen«, sagte Antonia gerade, da schoss ein graues Cabrio so schnell an ihnen vorbei, dass es ihr wie ein Spuk erschien.
»Wenn das nur gut geht«, murmelte sie.
Es war nicht gut gegangen!
Zwei Kilometer weiter sah Antonia, dass der graue Wagen gegen einen Baum gefahren war, und auf der anderen Seite lag ein roter Wagen zerbeult im Graben.
Antonia hatte schon gebremst. »Du bleibst sitzen, Kyra«, sagte sie mit erzwungener Ruhe. »Ich muss sehen, ob ich irgendwie helfen kann.«
Ein anderer Wagen hielt hinter ihr. Ein junger Mann stieg aus.
»Sieht nicht gut aus«, meinte er, »ich verständige die Polizei.«
»Das ist gut, ich bin Ärztin, vielleicht kann ich helfen.«
Es kamen auch noch andere Autos, während Antonia schon bei dem grauen Autowrack stand. Über dem Steuer hing leblos eine blonde Frau, aber Antonia vernahm ein klägliches Kinderweinen und entdeckte einen kleinen Körper, der hinten eingeklemmt am Boden lag. Sie konnte nicht so einfach an ihn heran, sie wusste auch, dass sie dem verletzten Kind unter Umständen mehr schaden als helfen konnte.
Sie fühlte den Puls der Wagenlenkerin, er war noch schwach vernehmbar. Sie blutete stark aus einer Kopfwunde. Hastig entnahm Antonia
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Buchvorschau
Dr. Laurin 80 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 80 –
Wir finden deinen Vater, kleiner Jeremias
Patricia Vandenberg
Es hatte zu regnen begonnen, als Antonia Laurin aus der Stadt zurückkam, und sie fuhr entsprechend vorsichtig. Die Straße hatte ihre Tücken, sie war kurvenreich, und stellenweise konnte plötzlich Nebel auftauchen. Außerdem saß Kyra auf dem Rücksitz, mit der sie beim Zahnarzt gewesen war, der ihre Spange kontrolliert hatte.
Kyra war ein geduldiges Kind, und sie hatte auch die Zahnspange bisher ohne Murren ertragen.
»Du bist bald erlöst, Schätzchen«, sagte Antonia gerade, da schoss ein graues Cabrio so schnell an ihnen vorbei, dass es ihr wie ein Spuk erschien.
»Wenn das nur gut geht«, murmelte sie.
Es war nicht gut gegangen!
Zwei Kilometer weiter sah Antonia, dass der graue Wagen gegen einen Baum gefahren war, und auf der anderen Seite lag ein roter Wagen zerbeult im Graben.
Antonia hatte schon gebremst. »Du bleibst sitzen, Kyra«, sagte sie mit erzwungener Ruhe. »Ich muss sehen, ob ich irgendwie helfen kann.«
Ein anderer Wagen hielt hinter ihr. Ein junger Mann stieg aus.
»Sieht nicht gut aus«, meinte er, »ich verständige die Polizei.«
»Das ist gut, ich bin Ärztin, vielleicht kann ich helfen.«
Es kamen auch noch andere Autos, während Antonia schon bei dem grauen Autowrack stand. Über dem Steuer hing leblos eine blonde Frau, aber Antonia vernahm ein klägliches Kinderweinen und entdeckte einen kleinen Körper, der hinten eingeklemmt am Boden lag. Sie konnte nicht so einfach an ihn heran, sie wusste auch, dass sie dem verletzten Kind unter Umständen mehr schaden als helfen konnte.
Sie fühlte den Puls der Wagenlenkerin, er war noch schwach vernehmbar. Sie blutete stark aus einer Kopfwunde. Hastig entnahm Antonia ihrem Erste-Hilfe-Koffer ein Verbandspäckchen und drückte es auf die Wunde. Mehr wagte sie momentan nicht zu tun, aber dann vernahm sie schon Sirenen, und gleich darauf kamen ein Funkstreifen- und ein Notarztwagen.
Dr. Lohner kannte sie und begrüßte sie überrascht. »Ich bin ganz zufällig hier«, erklärte Antonia. »Im Wagen ist noch ein Kind.«
Das Wimmern hatte aufgehört. Es waren nun aber gleich mehrere Helfer zur Stelle, die die Schwerverletzten aus den Trümmern befreiten und auf der Trage in den Krankenwagen schoben. Das Kind war bewusstlos.
»Bringen Sie beide gleich zur Prof.-Kayser-Klinik«, bat Antonia, »ich fahre hinterher.«
Jetzt war es nicht angebracht zu sagen, dass die Fahrerin den Unfall wohl selbst verschuldet hatte, und Antonia war froh, dass sie nicht gefragt wurde.
Kyra sagte kein Wort. Sie saß blass und stumm auf dem Rücksitz.
Bei der Klinik angekommen, erfuhr Antonia, dass die Schwerverletzte auf der Fahrt gestorben war. Es gab keine Hilfe mehr.
»Das Kind werden wir versorgen«, erklärte Antonia. »Es ist besser, wenn es nicht herumtransportiert wird. Wir werden dann wohl benachrichtigt und den Namen des Kindes erfahren.«
Es handelte sich um einen kleinen Jungen, vielleicht drei Jahre, ein hübsches Kind. Als er in die Klinik getragen wurde, begann er zu blinzeln.
»Mami«, flüsterte er, als sich Antonia zu ihm beugte. Aber gleich war er wieder still.
Dr. Laurin kam aus seinem Zimmer. Moni Hillenberg hatte ihn schnell verständigt.
»Wieder ein Unfall«, sagte er kopfschüttelnd, »ihr wart doch hoffentlich nicht darin verwickelt?« Er nahm Antonia und Kyra in die Arme.
»Die Frau ist wie verrückt gerast«, sagte Kyra. »Das arme Kind, nun ist es allein.«
»Es wird schon Angehörige haben«, sagte Antonia tröstend. »Jetzt wollen wir ihn erst mal untersuchen.«
Es war ein zierliches Kind, gepflegt und gut gekleidet. Äußere Verletzungen waren nicht festzustellen, aber der Schock schien nachzuwirken.
»Er hatte einen Schutzengel – im Gegensatz zu seiner Mutter, die ist gleich gestorben. Ich nehme wenigstens an, dass es die Mutter war.«
»Du weißt den Namen?«, fragte Leon.
»Noch nicht, aber Dr. Lohner wird sich darum kümmern. Er war als Notarzt da.«
Den Namen erfuhren sie eine Stunde später. Der Junge hieß Jeremias Valborg, seine Mutter hieß Kerstin, und als Antonia den Namen hörte, wusste sie, dass es sich um eine bekannte Sängerin gehandelt hatte. Von einem Vater war nichts bekannt.
Jeremias war nun ein Waisenkind, und man musste erst in Erfahrung bringen, ob noch Verwandte vorhanden waren. Antonia hatte kein gutes Gefühl. Es hatte ihr schon nicht gefallen, dass Kerstin Valborg so gerast war. Mit einem Kind im Auto durfte man nicht so schnell fahren – und dabei waren weder Kerstin und das Kind angegurtet gewesen!
Während der kleine Jeremias bei Schwester Marie in guter Obhut war, wollte sich Antonia nach dem Unfallhergang erkundigen. Bei der Polizei waren die Laurins bekannt, und man stand mit ihnen auf gutem Fuß.
Antonia erfuhr recht schnell, was sie wissen wollte. Nach den Ermittlungen war der Fahrer des roten Wagens unvorsichtig gefahren und in der Kurve weit hinausgetragen worden. Er war aber nicht besonders schwer verletzt und nach ambulanter Behandlung schon nach Hause entlassen worden. Er hieß Karlheinz Richter.
Er freilich konnte mit Recht behaupten, dass Kerstin Valborg sehr schnell gefahren war, und das musste auch Antonia bestätigen, die es sehr schmerzte, dass der kleine Jeremias dadurch zum Waisenkind geworden war. Aber Kinder hatten nicht nur Mütter sondern auch Väter, und wenn Kerstin Valborg über Jeremias Vater nichts gesagt hatte, so konnte es doch sein, dass er durch diesen schrecklichen Unfall, über den bestimmt in den Zeitungen berichtet werden würde, von dem Kind erfuhr.
Wenn es um Kinder ging, waren die Laurins immer bereit, Schwierigkeiten auf sich zu nehmen, und da sich Antonia nun mal des Kindes angenommen hatte, wollte sie auch dafür sorgen, dass es nicht herumgestoßen wurde.
Wie richtig und wichtig das war, sollte sich bald herausstellen!
Für die Laurins war es nicht schwer zu erfahren, was für die Zukunft des Kindes von Wichtigkeit war, denn Friedrich Brink, der Rechtsanwalt, der Schwager von Dr. Laurins Schwester Sandra, war von Kerstin Valborg mit der Wahrnehmung ihrer Interessen betraut.
Natürlich hatte er darüber nie geredet, denn er war ebenso an die Schweigepflicht gebunden wie die Ärzte.
Friedrich Brink atmete erleichtert auf, als er hörte, dass sich der kleine Jeremias in der Obhut der Prof.-Kayser-Klinik befand.
Nachdem Friedrich von Kerstin Valborgs Tod informiert worden war, rief er sofort Dr. Laurin an. Von dem wiederum hörte er, dass Antonia ihm mehr sagen könnte, und darauf verabredete er gleich ein Treffen mit ihr, dem Antonia mit großer Spannung entgegenblickte.
Der kleine Jeremias schlief, da ihm ein leichtes Beruhigungsmittel verabreicht worden war. Wie sich der Unfall bei ihm auswirken würde, war nicht abzusehen, aber alle waren bereit, ihn spüren zu lassen, dass er nicht verlassen war.
Dr. Friedrich Brink war einer der besten Anwälte weit und breit, und viele Prominente waren seine Klienten. So war es auch nicht verwunderlich, dass Kerstin Valborgs Wahl auf ihn gefallen war.
Antonia erfuhr von Friedrich, dass die Sängerin kurz vor der Geburt des Kindes Verbindung zu ihm aufgenommen hätte.
»Weißt du, wer sein Vater ist?«, fragte Antonia.
»Nein, das hat sie auch mir nicht verraten. Vielleicht war der Mann verheiratet. Und anscheinend gehörte sie zu den Frauen, die zwar ein Kind haben wollten, sich aber nicht fest binden mochten. Jedenfalls hat sie für das Kind bestens gesorgt. Der Kleine ist bereits zweifacher Millionär durch die Lebensversicherung, die sie für ihn abgeschlossen hatte. Und es ist auch noch Vermögen da. Außerdem hat sie mich zum gesetzlichen Vertreter und Vermögensverwalter bestimmt. Eigentlich mache ich das sonst ja nicht, aber ich habe auch nicht damit gerechnet, dass ich so schnell damit betraut werden würde.«
»Ist keine Verwandtschaft vorhanden?«, fragte Antonia.
»O doch, von ihrer Seite genug, und ich