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Hochmut kommt vor dem Fall
Hochmut kommt vor dem Fall
Hochmut kommt vor dem Fall
eBook429 Seiten6 Stunden

Hochmut kommt vor dem Fall

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Über dieses E-Book

Suche nicht nach Fehlern, suche nach Lösungen. Einen Ruf erwirbt man sich nicht mit Dingen, die man erst tun wird. Henry Ford
In Husum gibt es zwei Tote. Für Eike Klaasen stehen die Täter schnell fest, sowie auch der Autofahrer bekannt ist, der seine Schwester Doreen ermorden wollte: Sein Bruder Einar. Die jahrelang aufgestaute Rivalität, dessen stetiger Beliebtheitsgrad in dem kleinen Städtchen, obwohl er nur ein simpler Kinderarzt ist, kommt nun zum Vorschein. Besonders lastete er ihm den Tod seiner Großeltern an. Seine eigenen Fehler sieht er nicht.
Der neue Kollege, Christoph Feil jedoch ermittelt, trotz Eikes Einwände. Die Ergebnisse ergeben ganz andere Bilder, sprich Täter. Alles eskaliert und dann erfährt Eike, dass gegen ihn auch das LKA seit langem ermittelt. Er beginnt verbal um sich zu schlagen, bis ihn die Ereignisse völlig überrollen.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum4. März 2022
ISBN9781005729189
Hochmut kommt vor dem Fall
Autor

Angelika Friedemann

Die Autorin: Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. Albert Einstein Ich versuche, die Aufmerksamkeit der Leser zu fesseln, sie zu unterhalten und zu erfreuen, möglicherweise zu erregen oder tief zu bewegen.

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    Buchvorschau

    Hochmut kommt vor dem Fall - Angelika Friedemann

    Hochmut kommt vor dem Fall

    Angelika Friedemann

    Hochmut kommt vor dem Fall

    Published by Kevin Friedemann at Smashwords.

    Copyright 2021

    Smashwords Edition, License Notes

    This ebook is licensed for your personal enjoyment only. This ebook may not be re-sold or given away to other people. If you would like to share this book with another person, please purchase an additional copy for each recipient. If you’re reading this book and did not purchase it, or it was not purchased for your use only, then please return to Smashwords.com and purchase your own copy. Thank you for respecting the hard work of this author.

    Chapter ~~~

    Hauptkommissar Eike Klaasen zeichnete das hundertste Schriftstück ab, wie er zu Renate sagte. Das Telefon läutete. „Wo ist eigentlich Chris? Er meldete sich, hörte zu. „Wir kommen, Doktor Weißmann. Sie fassen bitte nichts an und schicken alle aus dem Raum. Danke.

    Der 33-jährige Oberkommissar Christoph Feil trat ins Zimmer, rieb sich noch die Hände.

    „Renate, bitte beordere den Staatsanwalt, den Doc zu den Nielsens. Klaas Nielsen. Klara Bören, seine Schwiegermutter hat man tot aufgefunden. Der Hausarzt weigert sich, einen Totenschein auszustellen, da ihm einiges komisch vorkommt. Rüdiger soll noch hinkommen. Fahren wir."

    „Die Unterschriften noch. Eike. Es sind nur noch drei, lächelte ihn Renate an. Er beugte sich hinunter, unterschrieb. „Du nervst mit dem Bürokram, schmunzelte er jedoch.

    „Sage das Flensburg. Rufe ich Doktor Fiedler und Doktor Pauli an", verließ sie den Raum, während Eike die Jacke anzog, den Kaffee austrank, dabei seine Sachen griff, die in die Jackentasche seines grauen Lederblousons verstaute. Jetzt, im August sollte es eigentlich sommerlich warm sein, dachte er dabei.

    „Kennst du die Leute?"

    „Leider, da ich sie nicht mag. Bettina, die Enkelin von der heutigen Toten wurde vor einigen Jahren ermordet. Sie waren an dem ganzen Schlamassel seinerzeit nicht ganz unschuldig. Sie sind reich, aber da die Tochter, Enkelin nur examinierte Krankenschwester war, einen unehelichen Sohn hatte, wurde sie von der Familie nur gestriezt. Nun kam der Erzeuger aus Amerika zurück und dem wollte man den Sohn von ihr zuspielen. Der Bruder immer fleißig mit, da er so auf das große Erbe hoffte. Eine abscheuliche Geschichte, die da passierte. Sie bekamen leider nur Bewährungsstrafen, aber trotzdem sind sie im Ort erledigt. Der Bruder ist deswegen weggezogen, praktiziert heute in Heide. Seine zwei Kinder lebten damals bei einer Pflegefamilie, da seine Ex-Frau nie wirklich Interesse an ihnen zeigte, er allein kam mit ihnen nicht klar. Man beschloss, sie aus dem Sog und dem schädlichen Einfluss der Großeltern zu entziehen. Alles dreht sich in der Familie nur um Geld, Ansehen, Nase hochrecken. Gerade die Tote ein abschreckendes Beispiel."

    „Wo lebt der Sohn von dieser Bettina heute?"

    „Bei dem Vater. Doktor Doktor Hermsen. Er stand seinerzeit auch unter Mordverdacht, da er den Nielsens alles glaubte. Er war früher einmal mit ihrem Bruder befreundet. Letzt endlich waren es neidische, brutale Arbeitskolleginnen. Im Krankenhaus fehlte damals reichlich Personal, da sechs Ärzte, zig Krankenschwestern, Büropersonal entlassen werden musste. Da kamen Vergewaltigungen, Alkoholmissbrauch, illegale Abtreibungen, Fahrlässigkeit gegenüber Patienten, Mobbing, Verleumdungen im enormen Ausmaß ans Licht. Nur hätte die alte Bören, die Eltern Nielsen, der Bruder, Bettina nur ein wenig unterstützt, nicht nur Schmutz über sie verbreitet, wäre das alles nie geschehen. Seitdem wurde allerdings auch in der Klinik einiges verändert, gerade in Bezug auf Alkohol während der Arbeitszeit und Kollegialität."

    „Generell ein weitverbreitetes Problem unter Ärzten, wie man so hört."

    „Ist ja teilweise purer Stress, selbst in so einem kleinen Krankenhaus, wie wir es haben. Zwölf Stunden Dienst, zu wenig Personal, Schwestern, Pfleger, dazu mieser Verdienst, nölige Patienten, jede Menge Büroarbeit nebenbei, Nacht- und Wochenenddienst. Daheim auch Stress, weil man nie zu Hause ist. Du trägst eine riesengroße Verantwortung, darfst dir keine Fehler leisten. Es kommt ferner hinzu, du musst dich ständig weiterbilden, auf dem Laufenden bleiben."

    „Wäre generell kein Job für mich. Mit Krankheiten und so kann ich nichts anfangen."

    „Warum ermordet man eine 86-Jährige, überlege ich gerade."

    „Erbe!"

    „Erhält die Tochter, denke ich jedenfalls. Elke Nielsen ist über sechzig und hat wahrscheinlich keine Geldsorgen."

    „Der Enkel?"

    „Carsten – erst die Oma, danach pumpt er die Mutter an, die gern gibt. Vermutlich hätte die Bören ihm Geld gegeben, wenn er welches benötigte. Er ist schließlich Arzt. Seine neue Praxis finanzierten vermutlich die Eltern, die Oma, also die Tote."

    „Er brauchte mehr."

    Eike antwortete nicht, fuhr auf das Grundstück.

    Elke Nielsen kam gleich auf sie zugestürmt, fasste Eike an Arm. „Das ist eine Frechheit von Ihnen. Sie wol…"

    „Beschweren Sie sich und fassen Sie mich nicht an. Was fällt Ihnen impertinenter Person ein?, kanzelte er sie ab. „Der Gerichtsmediziner, der Staatsanwalt und die Spurensicherung kommen gleich. Oben ist ab sofort für Sie Verbot aufzutauchen. DNA und Fingerabdrücke haben wir von Ihnen allen, da Sie schon polizeilich erfasst wurden, ließ er sie stehen, sprang immer drei Stufen auf einmal nehmend die Treppe empor.

    „Moin, Doktor Weißmann, reichte er dem älteren Arzt die Hand. „Eike Klaasen und mein Kollege Chris Feil. Was fanden Sie? Eike zog Handschuhe an, ging zu dem Bett, betrachtete die alte Frau: Geschminkt, die Haare gestylt. Sie trug ein Nachthemd, Schmuck, lag da, die Hände auf der Brust verschränkt, wie eine Wachspuppe. Alles sah irgendwie unecht, inszeniert aus.

    „Sehen Sie, als ich die Tote so sah, dachte ich an Suizid, erklärte Doktor Weißmann. „Wer geht so abends ins Bett? Nur hier liegt kein Abschiedsbrief, steht kein Glas mit Wasser für eventuelle Tabletten, keine leeren Packungen. Nichts!

    Eike beugte sich etwas hinunter, roch Pfefferminz und … Mandel? Weder auf dem Nachtisch noch sonst wo lagen Bonbons. Er öffnete die Schublade, aber auch da nichts.

    „Doktor Weißmann, Frau Bören riecht nach Pfefferminz und Mandel."

    „Mandel roch ich nicht, aber Pfefferminz stimmt."

    „Eike, ich fange mal an zu fotografieren, bevor der Doc kommt."

    Eike nickte nur, während er immer noch die Tote betrachtete. „Hier liegen nirgends Bonbons. Sagen Sie, war sie krank, außer dem Zipperlein, welche man in dem Alter hat?"

    „Nichts Gravierendes, obwohl sie ständig jammerte. Sie wollte wie eine Zwanzigjährige sein. Je älter sie wurde, umso schrulliger war sie: Angemalt lief sie neuerdings herum, überlegte, sich die Falten wegspritzen zu lassen, lief zuweilen in den unmöglichen Sachen durch die Stadt. Albern. Vadding sagte erst neulich, Klara dreht völlig am Rad, will nu mit Elke in so eine Schönheitsklinik. Wissen Sie Doktor Klaasen, seit der Bettina-Geschichte werden sie überall geschnitten, schief angesehen, kaum noch eingeladen. Das versuchten gerade die zwei Frauen mit Klamotten, Schmuck wettzumachen. Breesig!"

    „Dazu trägt sie allerdings ein olles, hässliches Nachthemd? Snaksch! Studien haben ergeben, dass Leute, welche Suizid begehen, sich nur unter einem Prozent unbekleidet oder etwas entblößt zeigen. Man will auch im Tod nicht, dass einen jeder Mensch nackt oder fast nackt sieht. Sie hätte gewiss etwas Schickes angezogen und garantiert einen Slip. Bekam sie Schlaftabletten?"

    „Nein! Elke einmal. Zehn Stück und Ende. Ist aber schon ein Jahr her."

    Doktor Frank Fiedler kam herein. „Moin, was haben wir? Hat es Klara erwischt, Ernst?"

    „Moin, Frank, jow. Meiner Meinung nach, wurde da nachgeholfen."

    „Eike, was haben wir?"

    „Moin, Frank. Cyanid-Vergiftung. Atemlähmung! Nur alle anderen typischen Symptome dafür fehlen – merkwürdigerweise, außen dem charakteristischen Bittermandelgeruch der ausgeatmeten Luft des vergifteten Patienten. Der hyperventilierende Erkrankte gerät in Atemnot. Sie nicht, liegt ganz ruhig, was bedeutete, keine epileptischen Anfälle, kaum sichtbar eine Hautveränderung, außer die Livores ist richtig rot. Schleimhäute, keine Ahnung. Ist dein Job."

    „Gut, warum sollte ich nun kommen?"

    „Och Frank, nicht jedes Mal", schmunzelte Eike.

    „Braucht ihr mich noch, sonst muss ich los?"

    „Nein, danke, Doktor Weißmann."

    „Ernst, war sie krank?"

    „Nichts, außer das Übliche. Ernst Weißmann verabschiedete sich, da erschienen Polizeiobermeister Rüdiger Niess und Polizeimeister Lars Lugge. „Moin, hat es die Bören erwischt? Man sah ihm an, dass er sich darüber mehr freute, als erstaunt war.

    „Moin, hat man nachgeholfen, weil es so lange dauerte."

    „Frank, so sagt man das nicht, Eike lächelnd. „Rüdiger, dass Normale, Guckt, ob ihr Pfefferminzbonbons findet und irgendwelche Medikamente. Fangt im Wohnzimmer an. Ihr gehörten Küche, Wohn-, Schlafzimmer, Bad. Danke!

    „Hat man die Alte etwa ermordet? Hätte man machen sollen, bevor sie die Enkelin den Raubtieren auslieferte. Gehen wir an die Arbeit, Lars."

    „Alles fotografiert? Gut, kieken wir uns die Deern näher an. Wer schminkt sich, wenn auch schluderig, wenn man ins Bett geht? Breesig."

    Der Gerichtsmediziner betrachtete die Tote nun genauer: Augen, Mund, während Eike sich in dem Schlafzimmer umblickte. Chris war bereits dabei, Fingerabdrücke zu sichern, das Glas einzutüten, welches leer auf der Kommode stand.

    „Nach einer Blausäurevergiftung leidet die betroffene Person in der Regel zuerst an starker Atemnot, daneben treten Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Ohnmachtsanfälle, Krämpfe ein, die Haut färbt sich rosa. Nicht bei ihr, wie es aussieht. Dumm Tüch! Dies gilt auch dann, wenn die aufgenommene Menge des Giftstoffes nur sehr gering ist. Blausäure- oder Cyanidverbindungen können auf verschiedenen Wegen in den Organismus gelangen.

    Blausäure findet sich nicht nur in den berüchtigten Bittermandeln. Auch die Kerne von Kirschen und Äpfeln sowie die Steine von Pflaumen, Aprikosen und Pfirsichen sind blausäurehaltig. Rohe Bohnen oder rohe Erbsen direkt vom Strauch gegessen hat. Beim Kontakt mit Körperflüssigkeiten nehmen Zyanide …"

    „Eike, ich habe was Interessantes entdeckt, reichte ihm Lars einen Brief, unterbrach damit den Vortrag des Gerichtsmediziners. „Lies!

    „Ist ja wirklich interessant. Da schreibt eine Klinik, Eike las nun vor. „Nach eingehender Untersuchung, drei Gesprächen, einer umfassenden Beratung lehnen wir hiermit die von Ihnen gewünschten Operationen ab: Fettabsaugung, Bruststraffung, Oberarmstraffung, Lidkorrektur, Gesichtsstraffung. Wie bereits im Gespräch erwähnt, sind das nicht notwendige Operationen, die jedoch ein gewisses Risiko bergen. Jeder Eingriff sollte daher im hohen Alter vermieden werden. Bewegung und so weiter. Eine Ernährungsumstellung, regelmäßige Gymnastik und so weiter.

    „Die Fruunslüüd haben zu viel Langeweile, stellte Frank trocken fest. „Bütten blank, binnen kraank.

    „Das bei der Hexe sowieso. Eike, im Wohnzimmer hat jemand bergeweises Papier verbrannt, schneite Rüdiger herein. „Einsacken lohnt nicht, da das während des Brennens, so gewendet wurde, dass real nichts übrig blieb. Hatte die Bören noch mehr Dreck am Stecken?

    „Vielleicht findest du heraus, was man da vernichtet hat. Guck dir zum Beispiel die Ordner näher an. Rüdiger, nimm bitte Streichhölzer, Feuerzeug mit, da daran bestimmt Fingerabdrücke sind, so auch an den Ordnern, falls es die noch gibt. Guck mal, ob man Spuren im Schrank, auf dem Regal findet, wo eventuell etwas stand."

    „Die Deern war brägenklöterig. In dem Alter sich noch operieren lassen, weil sie wie 70 aussehen wollte."

    „Das Schreiben ist schon 17 Tage alt. Warum erst jetzt angeblich Suizid?"

    „War beim Denken nu nicht mehr die schnellste, grinste der Mediziner. „Moin, Doktor Pauli, grüßte er den Staatsanwalt.

    Eike drehte sich um, reichte ihm die Hand. „Moin, Doktor Pauli. Klara Bören, 86, sollte wie suizid aussehen, obwohl die Angehörigen auf natürliche Todesursache bestehen."

    „Moin, Herr Klaasen, Mord ausgeschlossen?", trat er näher an das Bett.

    Eike blickte zu Frank Fiedler. „Nein! Vermutlich Cyanid-Vergiftung. Nur Sie sehen, hier sieht man nichts von Selbstmord. Mehr morgen nach der Obduktion. Natürlicher Tod zu 99 Prozent ausgeschlossen."

    „Sie riecht nach Pfefferminz."

    „Soll den Mandelgeruch verdecken, vermute ich."

    „Deutet wiederum auf Mord. Sie werden ermitteln müssen, da Selbstmord ausgeschlossen ist, wie Sie sagten. Die Wohnung wird versiegelt, damit keiner sie betritt. Ich fahre dann, bin im Büro, falls Sie etwas benötigen."

    Eike wartete, bis sie den Leichnam abholten, verabschiedete sich vom Gerichtsmediziner, guckte nach Christoph.

    „Guck mal! Hier stehen an die hundert Quietsche-Entchen in allen Farben", belustigte sich Chris.

    Er schaute um die Ecke, schüttelte den Kopf. „Zwei haben wir auch, da Torben seinerzeit meinte, eine wäre sonst so allein. Nur das?",

    Chris hielt ihm eine in Polizeiuniform hin. „Da steht dein Name drauf. Sie hat allen Namen gegeben."

    Eike nahm die, schüttelte nochmals den Kopf, stellte sie zurück, guckte die Reihen durch. Eine Arzt-Ente hieß Nils; eine kleine Gelbe - Arvid; eine Rote - Bettina. „Mache davon Fotos. Solche, wo man alle Namen darauf lesen kann."

    „Hier stehen noch ein paar ohne Namen."

    „Knips sie auch. Merkwürdiges Hobby. Quietsche-Entchen sammeln", öffnete er den Spiegelschrank. Er holte die Packungen heraus, legte die ins Waschbecken.

    „Gut sortiert. Ich denke, sie war gesund?"

    „Chris, freiverkäufliches Zeug. Reich wird der Hersteller, leer dein Geldbeutel, weil die wenigsten Präparate helfen, Sinn machen. Guck dir das an, jedes einzelne Vitamin wurde da geschluckt. Snaksch! Isst du jeden Tag Gemüse, Obst, Brot, trinkst Milch oder isst Joghurt, hast du alles, was du benötigst. Fehlt etwas, aus welchen Gründen auch immer, stellt es ein Arzt fest und bespricht mit dem Patienten geeignete Maßnahmen. Häufig gerade bei Frauen ist Eisenmangel. Da erhalten sie Zusatzpillen."

    „Hier ist etwas gegen Verstopfung und andere Medikamente gegen Durchfall."

    „Für alle Eventualitäten. Weißt du, die Leute sitzen abends vor der Kiste, sehen die Werbung für den Kopf bis zu den Füßen. Bei jedem Mittel wird dem Verbraucher suggeriert, brauchst du, weil damit bleibst du gesund, jung, dynamisch und es beseitigt eigentlich alle deine Probleme. Wer geht wandern, hat zig Medikamente dabei? Wer wird durch Tabletten schön wie Angelina Jolie? Wer bekommt durch Pillen die Idealmaße einer Bündchen? Wer wird so intelligent wie Einstein, nur weil er ein paar Tropfen schluckt? Dass selbst dieses Zeug schädlich sein kann, wissen die wenigsten. Auf der einen Seite jammern die Politiker, Ärzte, die Menschen schlucken zu viele Pillen, auf der anderen Seite erlaubt gerade die Politik den Pharmakonzernen immer mehr von diesem Mist auf den Markt zu werfen. Die Konzerne werden dadurch reich und das ist das Primäre, nicht, ob die Menschen darunter leiden. Das welche dadurch ernsthaft erkranken – sekundär. Sie hatte aber auch gegen alles etwas. Anomal!"

    „Sag mal, die Apotheker sollen doch auch beraten. Kommt da so eine Omi an, kauft den ganzen Dreck, sagen sie da nicht, geht nicht – gibt es nicht, da schädlich? Sieben Sorten Pillen gegen Halsschmerzen, wenn auch aus drei Apotheken."

    „Sie wollen verdienen, ergo bekommt Omi das Zeug, was sie am Vorabend in der Werbung sah. Im Winter gucken Torben und ich zuweilen Vorabendprogramm. Da kommen in fünf Minuten Werbung zehn solcher Produkte, nichts anderes. Die Oma kann dank Creme wieder wie ein junges Mädchen tanzen. Opa spielt Memory, schlägt die Enkelin. Der Rentner hängt nicht mehr faul herum, sondern ist dank Pillen fit und vital. Frauen gehen nie ohne Creme, Pillen, Tropfen aus dem Haus, könnte ja etwas zwicken und vorsichtshalber sollte jeder Mensch etwas schlucken, damit er gesund bleibt. Hier sind noch drei Packungen gegen Halsschmerzen. Egal, da kein Zyankali dabei ist. Wir sacken den Dreck trotzdem ein, schauen mal in alle Packungen."

    Sonst fanden sie nichts, auch die zwei Kollegen nicht.

    „Gibt es keine Bankauszüge oder dergleichen?, erkundigte Eike sich, während er alles in den großen Behälter legte, in die Küche ging. Keine Medikamente, kein Obst, kein Gemüse, nur ein fast leerer Kühlschrank. Etwas Butter, Scheibenkäse, eine Flasche Bananensaft und eine Flasche Mineralwasser. Beide zu. Im Brotkasten eine Scheibe Brot und ein alter, harter Kanten. Selbst der Müllbeutel war leer. Er schaute in Dosen, Behältern nach, roch an manchen Gewürzen – aber nichts Auffälliges, zog er die Handschuhe aus. Diese Wohnung wirkte total aufgeräumt, aber nicht unbedingt sauber, wie man überall feststellte, da Staub, Flecken und dergleichen zu sehen waren, der Fußboden Kleckse aufwies, sowie Schranktüren klebten. Lars kam herein. „Eike, guck dir das an. Er folgte ihm ins Wohnzimmer. Hinter einem Stapel Wäsche, welcher jetzt auf dem Boden lag – Schlüssel.

    „Nimm sie heraus und fotografiere sie. Immer so, dass man eine eventuell Nummer lesen kann. Das müssen ja dreißig, vierzig sein."

    „Ein ganz großer, oller ist dabei.", holte er das Stück heraus.

    Einen Moment sah Eike seinen Großvater vor sich, als er dem kleinen Jungen den Schlüssel zeigte: So groß waren die früher einmal. Die konnte man nich verlieren, min Jung. Nöch! „Gehörte eventuell zu einem Keller. Guck hier nach. Wenn nicht, sack ihn und die Sicherheitsschlüssel ein, kommen sie ins Labor. Frage vorher bei den Leuten nach den hiesigen Nummern oder lasse dir die Schlüssel zeigen. Die brauchen dann nicht mit weg."

    Im Flur traf er Rüdiger. „Nichts! Nur drei Ordner sind fast leer. Da hat jemand vorher geräumt. Selbst der Müllbeutel war leer."

    „Ich war gerade in der Küche. Rüdiger, sag mir, warum, wenn sie angeblich Suizid begangen hat? Egal, was da drinnen lag, Klara war tot."

    „Sah man vielleicht, dass da jemand öfter Geld bei der Alten abkassierte. Fragt sich, für was? Oder diese Hexe wollte etwas vertuschen, hatte doch mehr mit Bettinas Tod zu tun."

    „Rüdiger, was meinst du damit?", erkundigte sich Chris.

    „Diese Hexe war ein Biest, ein durchtriebenes, gehässiges, boshaftes Biest. Sie hat dem Urenkel die Mutter genommen. Ich hätte sie damals gern für Jahre im Knast gesehen. Selbst nach deren Tod ließen ihre Lügen, Gehässigkeiten nicht nach. Wer war auch die Enkelin, die keinen Titel hatte, keinen reichen Mann? Eine Herumtreiberin hat sie sie genannt, obwohl die Dame allein ohne Geld vom Erzeuger, der Familie sich und den Sohn durchbrachte. Diese miesen Pharisäer halsten der Frau noch eine baufällige Hütte auf, schauten lachend zu, wie die ihr karges Geld da hineinstecken musste, weil alles marode war. Das Haus war nach Jahren renoviert, da wollte es der Bruder an seine Geliebte verscherbeln, Mutter und Kind auf die Straße setzen. Ich hasse und verachte diese Sippe. Diese Leute sind Abschaum. Wenigstens hat der Lütte keinen Kontakt mehr zu diesen Personen."

    „Rüdiger, ihr könnt fahren. Nehmt die Kiste mit, stellt sie ins Büro, aber schaut vorher noch in der Mülltonne nach. Ich rufe den Staatsanwalt an, da wir gern in den anderen Müll sehen würden oder ob wir eventuell das Haus auf den Kopf stellen dürfen. Er telefonierte, schaute sich in dem Wohnzimmer um. „Chris, Rüdiger soll noch warten, flüsterte er, hörte zu und bedankte sich zufrieden bei dem Staatsanwalt.

    Er ging hinunter, raus zu seinen Kollegen. „Rüdiger, habt ihr eigentlich Schmuck, Geld gefunden?"

    „Portemonnaie mit fast 200 Euro, Schmuck jede Menge zwischen den Tischdecken in der Kommode."

    „Ihr fahrt bitte zu Doktor Pauli, holt den Durchsuchungsbeschluss, kommt wieder her. Bringt Kerstin und Jacob bitte mit. Stellen wir alles auf den Kopf. Chris, wir befragen die Tochter zu dem Morgen."

    „Warum entsorgt man eine Mülltüte? Was war da drinnen?"

    „Chris, warf sie eventuell am Abend selber weg, weil sie stank, oder da waren die Überreste vom Zyankali drinnen."

    Er klingelte bei den Nielsens und sofort riss sie die Tür auf. „Was wollen Sie noch?"

    „Haben Sie doch gehört, da Sie uns belauschten. Wir passen auf, dass Sie und Ihre Angehörigen nichts verschwinden lassen. Tun Sie nicht so scheinheilig. Von Chris gefolgt, ging er hinein, grüßte. „Bitte bleiben Sie alle hier, da wir gleich das Haus durchsuchen werden, oder Sie geben uns freiwillig das restliche Cyanid und erklären uns zur Abwechslung einmal ehrlich, was hier geschah. Diese Lügen sind nur dusselig.

    „Was fällt Ihnen unverschämten Flegel ein? Sie sind ja verrückt."

    „Setzen Sie sich. Noch eine Beleidigung und ich zeige Sie an. Mit Ihrer Vorstrafe könnte es Ernst werden. Erzählen Sie uns bitte, was am Morgen passierte, Doktor Nielsen."

    „Ich wollte meine Mutter …"

    „Hören Sie nicht zu? Ich fragte Ihren Mann. Sind Sie endlich einmal ruhig, sonst lasse ich Sie aufs Präsidium bringen. Bitte Doktor Nielsen."

    „Ich fütterte die Fische, als meine Frau oben kreischte, Mama ist tot. Ich bin hoch, da stand alle drei bereits um das Bett, meine Frau hielt das Handy in der Hand, rief Doktor Weißmann an. Ich ging näher, sagte, komisch. Gehen wir alle raus. Meine Frau meckerte, aber ich schob sie raus, schloss ab, steckte den Schlüssel ein, ging hinunter."

    „Was fiel Ihnen auf?"

    „Zyankaligeruch vermischt mit Pfefferminz. Wissen Sie Doktor Klaasen, meine Schwiegermutter mochte keinen Eukalyptus, kein Pfefferminz, egal …"

    „So stimmt das nicht, keifte Elke Nielsen, fing an zu weinen. „Sie sind so gemein. Ich trauere und Sie…

    „Trauern Sie immer laut keifend? Doktor Nielsen, wir fanden oben nirgends Pfefferminzbonbons. Haben Sie welche?"

    „Das Zeug liegt hier überall herum, da es meine Frau mag und mein Sohn."

    Carsten holte eine Packung aus der Hosentasche. „Immer dabei. Es stimmt, Oma mochte das Zeug nicht, hätte nie Pfefferminz gekaut, gelutscht. Niemals!"

    „Wann haben Sie Ihre Schwiegermutter das letzte Mal gesehen?"

    „So gegen acht Uhr. Sie ging hoch, weil da so eine Schnulze kam."

    Die anderen drei Personen hatte sie da ebenfalls das letzte Mal gesehen.

    „Das kann nicht sein, da jemand in dem Zimmer danach gewesen ist oder heute Morgen. Es wurde dort aufgeräumt." Alle bestritten das.

    „Na gut! Meine Kollegen kommen gleich mit einem Durchsuchungsbeschluss für das gesamte Haus. Suchen wir eben."

    „Da werden Sie nichts finden. Sie schikanieren uns doch nur."

    „Glauben Sie mir, es gibt Menschen, die ich lieber nie sehen würde und besonders Sie gehören dazu. Nur das ist mein Job, Straftäter dingfest zu machen."

    „Sie starb, weil sie so alt war", schniefte Elke Nielsen.

    „Nein, ausgeschlossen. Sie starb an einer mutwillig herbeigeführten Vergiftung. Fakten, auch wenn Ihnen diese missfallen, so wie seinerzeit bei Bettina. Jetzt ziehen Sie die gleiche Masche ab, weil ja alles sooo gut ist, Sie etwas Besonderes sind. Nur heute stimmt es, da Sie vorbestraft sind. Das sind nur wenige Menschen. Sie verlassen nicht den Raum, bis wir es Ihnen erlauben. Ein Versuch, etwas beiseitezuschaffen und ich lasse Sie festnehmen. Chris warten wir im Flur und die Tür bleibt offen."

    Bevor sie nach der Durchsuchung gingen, erklärte er den vier Personen, dass die Räume von Klara Bören versiegelt waren, nicht betreten werden dürften, deswegen die Siegel überall klebten.

    „Eike, meinst du, an dem, was Rüdiger andeutete, könnte etwas sein?", erkundigte sich Chris drei Stunden später im Büro. Sie hatten nichts gefunden, nur merkwürdig war, dass auch bei den Nielsens keine Bankordner vorhanden waren. Es gab ferner bei dem Ehepaar getrennte Zimmer. In seinem Schlafzimmer standen nur wenig persönlich Dinge. Im ehemaligen Schlafzimmer nichts mehr von ihm. Daneben fanden sie eine Rechnung von einer Lebensversicherungspolice. Keine Police, nichts. Keiner wusste angeblich davon, auch nicht, ob die für Klara Bören abgeschlossen war.

    „Ehrlich gesagt, würde ich es ihr zutrauen. Lies die Akte Nielsen, dann verstehst du, warum wir alle so eine Abneigung gegen diese Sippe haben. Das waren 2012 wirklich mörderische Intrigen. Nannten die Kollegen seinerzeit so. So etwas Abartiges gab es weder jemals vorher noch nachher. Eike zog Handschuhe an. „Widmen wir uns dem Gift.

    Packung für Packung wurde kontrolliert, an den Tropfen gerochen, aber alles negativ. Nichts!

    Er schob eine DVD ein, lauschte der Musik, während er seine Übungen aus der Physiotherapie absolvierte. Der linke Arm, das linke Bein gehorchten ihm inzwischen wie früher - trotzdem. Einige Zellen sind abgestorben, deswegen müssen andere neu aktiviert werden. Sie müssen das so lernen, wie es ein Baby lernt, und das dauert, meinte der behandelnde Arzt seinerzeit. Er hatte gewartet, täglich zwei-dreimal konsequent trainiert, wesentlich mehr, als er sollte. Es hatte sich gelohnt, da er wieder kiten und alles andere konnte. Inzwischen gehörten die Übungen fest zu seinem Wochenplan. Je nach Zeit absolvierte er sie drei-viermal wöchentlich.

    Nach dem Duschen setzte er sich auf die Terrasse, stopfte seine Tabakspfeife, lehnte sich im Stuhl zurück, zog an der Piep, wie es sein Opa nannte, und schaute dem Rauch nach, während er grübelte. Bei der Bören stimmte einiges nicht. Was, wenn das doch Suizid war, man es nur als natürlichen Tod hinstellen wollte? Was würden sonst die Leute sagen und außerdem gab es dann kein Geld aus der Lebensversicherung. Man musste noch erkunden, wer die LV abgeschlossen hatte und wer der Begünstigte war, zudem musste man die finanzielle Situation der Familie überprüfen. Mord? Wer – Elke, Carsten? Klaas schloss er dabei aus. Warum? Wegen des Erbes? Weil die Frau eine Hexe war? Warum fehlten von Klaas Nielsen die ganzen Sachen? Wer hatte oben geräumt? Wer hatte die Packung entsorgt und warum fehlte der gesamte Müllbeutel? Wo war der, selbst in den Mülltonnen der unmittelbaren Nachbarn entdeckten die Kollegen diese nicht.

    Das Handy meldete sich und er sah Lauras Nummer. Sie teilte ihm mit, dass sie schon heute nach Hamburg gefahren war, um im Büro die neue Kampagne zu besprechen. Außerdem wollte sie Freunde besuchen. Sie würde am Sonntag zurückkommen. Er wünschte ihr viel Spaß, legte enttäuscht auf. Freunde besuchen hieß auch bei Jo übernachten. Spontan wählte er ihre Nummer, fragte, ob sie nicht am Samstag zurückkommen könnte, da er abends mit ihr essen gehen wollte. Sie zögerte kurz, stimmte dann zu.

    Er hatte die 35-jährige Grafikerin vor einigen Monaten kennengelernt. Eine nette, sympathische Frau, ganz nach seinem Geschmack, da er sich gut mit ihr unterhalten, lachen konnte. Sie war ledig, suchte damals gerade in Husum oder Umgebung eine Wohnung, da sie dem Stadtleben überdrüssig war. Sie sah nicht nur gut aus, sondern zudem war sie intelligent, stilvoll, unaufdringlich, nicht neugierig. Obwohl sie sich schon länger als ein halbes Jahr kannten, war es noch nie zu mehr gekommen. Dass Laura das auch gern wollte, hatte er öfter bemerkt. Er dito. Nur da war die Angst, zu versagen. Dass er eine Erektion bekam, wusste er, aber eben nicht, ob er noch eine Frau befriedigen konnte. Der Arzt meinte zwar – ja, aber in verschiedenen Berichten las man von Erektionsstörungen nach einem Schlaganfall. Inzwischen bekam er mehr als ein wenig Lust auf Frau. Früher nannte er es, ich habe mal wieder Notstand. Mehrfach hatte er mit sich gemeckert, weil er inkonsequent war, jedes Mal im letzten Moment einen Rückzieher machte. Selbst wenn er versagt hätte, sie war der Typ Frau die es verstanden, eventuell überspielt hätte, mit der er darüber hätte sprechen können. Genau das wollte er aber nicht, genau so wenig wie versagen. „Eike, dann wirst du dein Leben lang allein bleiben. Willst du das?", fragte er sich. Nein, da er viel Lust auf Sex hatte und Laura war da bestimmt kein Kind von Traurigkeit, wenn sie von ihren Wochenenden mit Jo berichtete. Da schien es hoch herzugehen.

    Chapter ~~~

    Eike musterte die zehn Kollegen, die sich irgendwo hinsetzten. Renate lehnte an der Wand.

    „Es geht im Allgemeinen um das Betriebsklima, welches nicht gerade das Beste ist. Seit einem Jahr existieren und agieren in dem Revier zwei Gruppen und das hat sich nicht geändert. Nur damit ist nun Schluss. Hier arbeiten keine kleinen Kinder, sondern erwachsene Menschen, Polizeibeamte zudem. Da sollte Einigkeit, ein gewisses Vertrauensverhältnis herrschen. Das bedeutet nicht, dass ihr euch nun lieben müsst, aber normal miteinander umgehen. Die Drahtzieher wurden alle verurteilt. Gibt es Kollegen, die der Meinung sind, das wäre falsch, steht es ihnen jederzeit frei zu kündigen beziehungsweise sich freiwillig versetzen zu lassen. Ob es denjenigen passt oder nicht, ich lebe, bin derzeit euer Vorgesetzter und somit befugt, eine Versetzung zu beantragen. Ich glaube allerdings nicht, dass es einen Kollegen gibt, der jemals daran beteiligt war, dass jemand noch heute meinen Tod will oder den gern sehe."

    „Du hast dich auch bei Rolf geirrt", warf Renate Pfeiffer ein.

    „Ja ihn permanent in Schutz genommen, gegen alle verteidigt", Polizeiobermeister Jochen Hiller aufgebracht.

    „Alles richtig. Trotzdem glaube ich noch an das Gute im Menschen. Rolf hat sich durch den Oberstaatsanwalt belatschern lassen. Der Dösbaddel ist durch Janne und Nika in etwas hineingeraten, aus dem er nicht mehr raus kam, dazu winkte ein toller Posten, mehr Geld und Ansehen. Wenn man eine Person lange genug impft, ihnen etwas suggeriert, glauben viele real daran, auch wenn der innere Schweinehund am Anfang eventuell Nein sagte. Mit dem Kollegen Bosse haben sie es dito so gemacht. Sie wussten, wie man einen Menschen manipuliert, sind so viele Jahre sogar zu viel Geld gekommen, konnten ihr Luxus-Leben zeitweise frönen. Für hohes Ansehen, Geld verbunden mit einer gewissen Macht wurden schon Kriege angezettelt, hört man jeden Tag die schlimmsten Meldungen in den Nachrichten, da das auf der ganzen Welt verbreitet ist. Wir wären teilweise arbeitslos, wenn es das nicht gebe, da viele kleine Straftaten bereits darauf basieren."

    „Eike, wer sagt dir, dass die Kerle nicht auch Polizisten so geködert haben?"

    „Kerstin, du meinst Martin und Olaf. Ich denke, weil sie nicht käuflich sind. Ich kenne die zwei Menschen, seit ich denken kann. Damals war nie abzusehen, dass ich mal zur Polizei gehe. Sie haben in jener bewussten Nacht einen Fehler begangen. Nur wer macht keine Fehler? Ich zum Beispiel als ich Nika, Janne, Rolf, sogar meinem Bruder vertraute. Das hätte beinahe Rüdiger das Leben gekostet, wie ihr wisst."

    Rüdiger protestierte heftig, legte den Arm um Kerstin.

    „Lasst doch Martin und Olaf etwas sagen", schlug Polizeiobermeister Gert Töns vor.

    „Hundertmal gesagt. Es war Scheiße von uns, dass wir nicht nachfragten, aber unbeabsichtigt. Ich hätte niemals Eike was antun können, warum auch? Wir haben immer, wirklich immer gut zusammengearbeitet", antwortete Polizeimeister Olaf Johannsen.

    „Blöde Sprüche", konterte Peter Lädtke.

    „Ich sage zu dem Schiet nichts mehr. Denkt, was ihr wollt", knurrte Polizeihauptmeister Martin Petersen.

    „Denkst du, das ist der richtige Weg? Man, kläre doch alle mal auf."

    „Jacob, wie lange kennst du mich? Traust du mir zu, dass ich einen Kollegen ermorden lasse? Danke, sehr nett."

    „Darum geht es nicht, sondern um das Betriebsklima, wie wir miteinander umgehen. Martin, wie hättest gerade du reagiert, wenn mir oder Rüdiger so eine Schlamperei unterlaufen wäre. Jeder kennt Eike, weiß, wenn er sagt, er kommt, fährt er sofort los. Dann hieß es, es wurde wieder geschossen und ein Wagen steht mit Licht halb auf dem Bürgersteig. Da läuten bei jedem, wirklich jedem Menschen alle Alarmglocken, wenn die vorher auch gepennt haben. Selbst beim dritten Anruf noch bei euch alles easy. Keiner kam auf den Trichter, mal bei Eike anzurufen, zu fragen. Nein, es hieß gute Nacht. Ein wenig zu viel Schlamperei gerade für dich Martin."

    „Auch ich bin mal müde, mache Fehler."

    „Lapidare Ausrede. Dein Dienst hatte knapp zwei Stunden vorher begonnen. Du hast null Interesse, etwas aufzuklären, dich dem zu stellen. Du drehst es sogar noch hin, dass wir die Blöden sind und du recht hast. Eike, es ist zwecklos", stellte Jochen fest.

    „Meinetwegen!"

    „Gut, ich höre, dass es wirklich zwecklos ist, und werde darüber nachdenken. Ihr verkennt dabei etwas ganz Wichtiges. Gerade ihr müsst euch auf einen Kollegen zu tausend Prozent verlassen können, selbst in der Provinz wie Husum. Das ist derzeit nicht gegeben und das ist nicht nur sehr schade, sondern könnte gefährlich für Kollegen werden. Etwas anderes. Unsere Testphase ist nun bald vorbei. Wollt ihr den Dienst so beibehalten, bis unser neuer Chef kommt?"

    Alle sagten ja, da der Zwei-Schichten-Rhythmus allen besser gefiel, sie so mehr Zeit für die Familie hatten.

    „Eike, ich vertraue Martin und Olaf trotz des dusseligen Gequatsches bedingungslos mein Leben an. Hört endlich alle auf, auch du, hier weitere Missstimmung zu verbreiten. Was soll der Schiet? Du hetzt den Dreck immer wieder von vorn an. Eventuell solltest du einen Psychologen aufsuchen, da du das alles nicht so verarbeiten kannst. Die Probleme liegen bei dir, da du Einar, Martin, Olaf permanent etwas unterstellst, nicht normal mit ihnen umgehen kannst. Siiiee trugen daran keine Schuld und das wurde bewiesen. Also, gib endlich Frieden und unterstelle nicht jedem Menschen etwas. Hättest dich nicht mit einer Betrügerin einlassen dürfen. Du hast beide doch überall in den Himmel gehoben. Ach, der tolle Oberstaatsanwalt und seine noch tollere Schwester, die groooße Ärztin. Als Arzt nie bemerkt, dass sie null Ahnung hatte. Warum? Weil sie es dir gut besorgte, so sieht es doch aus. Für den ganzen Kuddelmuddel sind deine hundert Frauengeschichten immer wieder der Auslöser gewesen, aber nicht einer der hier Anwesenden, Rüdiger zornig. Gert, Helmut und Jacob stimmten ihm zu. „Wir vertrauen beiden!

    Er blickte den Kollegen nach, sah auch den Blick von Chris, den er nicht deuten konnte.

    „Sie sind echt pleite, stellte Chris fest, als er die Banklisten las. „Jedenfalls die Bören und so auch die Tochter. Nur Klaas hat Geld. Der Sohn auch nichts. Geld drauf, Geld runter und wieder alles null. Die junge Nielsen besitzt gar kein Konto mehr.

    „Wovon wollten sie da zig Schönheitsoperationen bezahlen?"

    Chris sah ihn überrascht an. „Gute Frage. Da ist nichts. Vier Konten und auf allen zusammen 1.517,82 Euro."

    „Wir fahren zu Doktor Klaas Nielsens neuer Wohnung. Ist er da, werden wir ihn mal genauer befragen."

    „Er wird da vermutlich am wenigsten wissen."

    „Deswegen zu uns kein Wort zu der Scheidung, seiner Wohnung? Chris, hast du dir mal überlegt, dass es eventuell ihn treffen sollte? Fahren wir."

    „Du denkst, Elke wollte ihren Mann vergiften?"

    „Die beiden Frauen gemeinsam. Nur Klara wusste nicht, wo ihre Tochter das Gift in geringer Dosierung untermischte."

    „Da wären beide reich geworden, hätten die OPs bezahlen können."

    „Was ist eigentlich mit deinem Haus?", erkundigte sich Eike auf dem Weg nach Nordstrand.

    „Ideal, finden wir. Wenn wir es kriegen, kaufen wir es. Alles passt da. Morgen treffen wir uns mit der Tochter und bekommen hoffentlich die Unterschrift. Wir sind dann zwar pleite, müssen auf einige Neuerungen verzichten, aber freut man sich eben länger auf das Neue."

    „Richtige Einstellung und besser, als dass man

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