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Tödliche Missgunst
Tödliche Missgunst
Tödliche Missgunst
eBook334 Seiten4 Stunden

Tödliche Missgunst

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Über dieses E-Book

Pelze tragen nur schöne Tiere und hässliche Menschen.
Katrin Voss fliegt wie schon seit ein paar Jahren erneut nach Tansania, um dort einige Wochen in der Serengeti mitzuarbeiten. Der Unterschied dieses Mal ist nur der, dass sie ihre 5-jährigen Zwillinge mitnehmen muss. Sie ist geschieden und ihr Ex-Mann, neu liiert, weigert sich plötzlich, die Kinder für diese Zeit zu sich zu holen.
Jedoch verläuft alles reibungsloser, als sie es erwartete. Die Kinder finden dort schnell Freunde und die Sprachbarrieren spielen nur eine untergeordnete Rolle. Sie sind tagsüber anderweitig untergebracht und sie beabsichtigt nun, den langen Urlaub zu genießen. Dieses Haus, welches sie bewohnen, ist Luxus pur. Endlich kann sie malrelaxen, abschalten.
Schnell stellt sie fest, dass dieses Mal etwas anders ist. Man erwartet wirklich, dass sie tatkräftig in den Arbeitsalltag einbringt. Sonst konnte sie sich immer herausreden, nun nicht. Immer öfter kommt es zu Eskalationen. Auch mit einem neuen Mann, den sie dort gefunden hat, klappt es nicht so, wie sie sich dass erträumte.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum21. März 2023
ISBN9798215955949
Tödliche Missgunst
Autor

Angelika Friedemann

Die Autorin: Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. Albert Einstein Ich versuche, die Aufmerksamkeit der Leser zu fesseln, sie zu unterhalten und zu erfreuen, möglicherweise zu erregen oder tief zu bewegen.

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    Buchvorschau

    Tödliche Missgunst - Angelika Friedemann

    Serengeti

    Angelika Friedemann

    Tödliche Missgunst

    Published by Kevin Friedemann at Smashwords.

    Copyright 2023

    Smashwords Edition, License Notes

    This ebook is licensed for your personal enjoyment only. This ebook may not be re-sold or given away to other people. If you would like to share this book with another person, please purchase an additional copy for each recipient. If you’re reading this book and did not purchase it, or it was not purchased for your use only, then please return to Smashwords.com and purchase your own copy. Thank you for respecting the hard work of this author, Angelika Friedemann.

    Picture: piqs.de.Ttitle: Baobabbaum in Tansania, Fotograf: Rudi Stangl

    Es wird die Zeit kommen,

    da das Verbrechen am Tier genauso geahndet wird,

    wie das Verbrechen am Menschen.

    Wahrlich ist der Mensch der König aller Tiere,

    denn seine Grausamkeit übertrifft die ihrige.

    Leonardo da Vinci

    Pelz tragen nur schöne Tiere oder hässliche Menschen.

    Chapter *****

    Katrin Voss wusste gerade nicht, ob sie weinen oder lachen sollte. Zum zwanzigsten Mal suchten ihre Zwillinge etwas aus einer der gepackten Reisetaschen, warfen alles deswegen raus.

    „Warum sagt ihr mir nicht vorher Bescheid, wenn ihr etwas möchtet? So geht das nicht. Morgen früh werden die Sachen weggeschafft und ich fange jetzt wieder von vorn an."

    Mia und Kai, die 5-jährigen Lütten blickten sie ganz ernst an. „Wir brauchten aber die Bauplatte für die Legos", entrüstete sich ihr Sohn.

    „Nein! Die zwei Tage geht es ohne die Platte. Ich habe euch gefragt, was verpackt werden kann, und nun ist es weg. Ende! Spielt etwas anderes, damit ich fertig werde."

    „Wir haben nichts mehr. Raus können wir nicht, da es dauernd regnet", maulte ihr Sohn.

    Sie seufzte verstohlen. Es herrschte seit drei Tagen das typische Hamburger Schmuddelwetter: Kalt, windig, nass und ständig kamen neue Schauer. Ein normales Wetter in Norddeutschland für Januar.

    „Doch in euren Zimmern ist noch genug Spielzeug, da wir nur einen kleinen Teil mitnehmen."

    Plötzlich hatte sie eine Idee. „Wollt ihr den König der Löwen sehen?"

    Sofort strahlten beide. „Die Serengeti lieber."

    Sie folgten ihr ins Wohnzimmer, wo sie die CD reinlegte. Danach gab es noch Kakao für beide, dazu ein paar Plätzchen, Reste aus der Weihnachtszeit. Nun hatte sie über eine Stunde Ruhe.

    Heute irrte sie, da Kai bereits zehn Minuten später rief: „Mama, ist da auch so ein blödes Wetter wie hier?"

    „Nein, da es dort wärmer ist. Da ist es so warm, wie selten bei uns im Sommer. Deswegen die ganzen neuen Sommersachen. Nur nachts ist es kühler. Eventuell regnet es noch ab und zu kurz, wenn wir ankommen."

    „Cool! Können wir ins Wasser gehen."

    Sie seufzte verstohlen. „Wie hier - nie allein! Verstanden?"

    Nur komische Laute folgten.

    „Wann ist denn da Winter?"

    „Mia, so einen Winter wie bei uns kennen sie nicht."

    „Das weiß ich, da nur auf dem Kilindaro Schnee ist."

    „Heißt Kili...mand...scharo, wusste ihr Bruder. „Sags mal.

    „Kiliman..., blöder Name. Mama, wann ist da so ein bisschen Winter?"

    „In der kälteren Jahreszeit zwischen Mai und August liegen die Temperaturen ungefähr zwischen 14 Grad nachts und 27 Grad tagsüber. Jetzt ist es warm, aber ab und zu gibt es Regen. Tagsüber ist es wärmer als meistens bei uns im Sommer, dafür ist es nachts kalt."

    „Deswegen kommen jetzt bald die vielen Babys", wusste Kai.

    „Ja, da gibt es genug zu fressen für die Mütter. Das Gras steht höher, damit sie die Tierkinder verstecken können. April oder Mai folgt die nächste kleine Regenzeit. Manchmal regnet es auch gar nicht. Das ist dann ganz schlecht für alles, die Menschen, die Tiere, die ganze Natur. So und nun ist Ruhe. Ich denke, ihr wolltet den Film gucken."

    Insgeheim verfluchte sie ihren Ex-Mann, der es nicht für nötig hielt, vier Monate seine Kinder zu nehmen, wie es vereinbart wurde. Seit Tilo seine Carmen kannte, waren ihm die Kinder völlig egal. Das zeigte sich bereits in den letzten Wochen, als sie noch zusammenlebten. Seine 16 Jahre jüngere Freundin mochte sich generell nicht mit so schreienden Gören und Bälgern abgeben, sagte sie ihr sogar am Telefon. Deswegen holte Tilo die Zwillinge nicht mehr am Wochenende zu sich.

    „Mama, was heißt Serengeti auf Deutsch?", kam schon die nächste Frage.

    „Das Wort wurde aus der Maasai-Sprache abgeleitet. Esirinket und bedeutet ungefähr endloses Land."

    „Cool! Können wir wieder ein Wort mehr."

    Katrin schüttelte lächelnd den Kopf, während sie Malzeug bergeweise einpackte. Ihre Zwillinge malten für ihr Leben gern und erzählten ihr schon zig Mal, dass sie alle Tiere malen wollten. Seit sie wussten, dieses Mal durften sie mit nach Afrika reisen, waren sie völlig aus dem Häuschen. Alles drehte sich nur noch um Afrika, die Tiere, die Serengeti.

    Fünf Minuten später fragte Mia ihren Bruder: „Kai, machen wir ein Spiel? Ich sage ein Tier, du wie es auf so Swahili oder so heißt, dann bis du dran."

    „Machen wir, aber erst singen wir noch mit."

    Sie seufzte, packte, räumte danach das Zimmer auf.

    In der Küche ging es weiter. Da sah es wie in einem Lager aus. Sie sortierte gleich manches in einen Karton, den sie anschließend beschriftete, damit sie später nicht suchen musste. Zwischendurch beantwortete sie die Fragen, wie welche Tiere in Maa und Swahili hießen.

    Im Flur stapelten sich bereits Kartons, Koffer und Reisetaschen, die alle beschriftet waren. Sie hoffte, dass alles komplett im Arusha-Airport stand, wenn sie ankamen.

    Bis zum späten Abend war alles verpackt, die Wohnung ordentlich und gesäubert.

    Chapter *****

    Morgens fuhr sie mit den Zwillingen zu ihren Eltern. Ihre Mutter wollte sie nehmen, damit sie mehr Ruhe hatte. Sie musste noch einige Einkäufe tätigen und da brauchte sie keinen zusätzlichen Stress mit den Kindern.

    Zuerst jedoch war der Flughafen an der Reihe. Der Wagen war voll beladen; die Papiere bereits alle ausgefüllt. Das machte sie nicht zum ersten Mal, daher wusste sie, was man alles benötigte. Trotzdem dauerte es über eine Stunde, bis sie abgefertigt war. Ihre Sachen galten als Frachtgut, daher war das alles etwas umständlicher.

    Nun Drogerie, Supermarkt. Sie atmete auf, als sie die letzte Anlaufstelle, die Apotheke, verließ. Dort tätigte sie wie jedes Mal einen Groß-Einkauf. Da sie das jedoch stets früh genug bestellte, lag alles verpackt für sie parat. Das waren immer Mitbringsel für die dortige Station, da solche Sachen permanent Mangelware waren. Für alle, die dort ständig lebten und arbeiteten, nahm sie Lebensmittel, Leckereien, aber auch persönliche Kleinigkeiten mit. Die kaufte sie im Laufe der elf Monate, die sie dazwischen in Hamburg lebte.

    Geschafft! Sie betrat das Café schräg gegenüber, bestellte einen Cappuccino und genoss die Auszeit. Die Letzte für die nächsten vier Monate. Dieses Mal würde es noch länger und stressiger werden, da sie sonst stets ohne die zwei Rangen dort arbeitete. Es war das erste Mal, dass sie solange helfen wollte. Sonst waren es höchstens vier Wochen gewesen.

    Vermutlich das letzte Mal, blickte sie hinaus. Gerade hörte es auf zu regnen.

    Ihre Lütten kamen im Herbst in die Schule und dann war sie als Mutter gefragt. Nicht mal für einen Monat konnte sie da nach Afrika verschwinden.

    Nein, daran wollte sie nicht denken. Ein letztes Mal wollte sie die Zeit dort genießen, trotz all des Stresses. Das Wissen tat weh und kam im Mai noch früh genug. Sie fühlte die Tränen aufsteigen. Rasch trank sie, dachte an morgen, an die vielen Freunde dort. Ach, das Leben würde trotz allen Stress herrlich werden.

    Besonders für ihre Kinder würde das alles neu sein und sie würden rasch den Vater vergessen.

    „Kwa heri, Oma, Opa" winkten die Kinder nochmals, stiegen ein und schnallten sich an. Nun wurde gewunken, bis sie um die Kurve fuhren.

    Als Mia und Kai endlich schliefen, packte sie die letzten Kleinigkeiten ein, stellte die Reisetasche neben den Koffer mit den Medikamenten in den Flur, legte die beiden Kinderrucksäcke dazu und ihre Handtasche, in der nur noch ihr Ladekabel für das Handy kam. Die Lebensmittel verstaute sie morgen früh in die zweite Tasche. Schokolade, Wurst, Käse und so weiter lagerten noch im Kühlschrank. Cornflakes, Kaffee, Kaba, Nudeln, fertige Tomatensoßen, Nutella, Puddingpulver und so weiter waren längst verstaut und hoffentlich jetzt in Arusha. Ihr Bruder Lasse würde sie morgen früh zum Flugplatz fahren.

    Nun noch ein langes Bad mit einem Glas Wein, Kerzenschein und leiser Musik. Relaxen, abschalten - auch das für die nächsten Monate zum letzten Mal.

    Chapter *****

    Sie landeten auf dem Flughafen von Arusha. Heiße afrikanische, trockene Luft schlug ihnen entgegen. Die Kontrolle war rasch erledigt, nun hieß es, ihre anderen Sachen abholen. Die Kinder organisierten einen Wagen und sie gingen zu dem Schalter. Das Gebäude ein Flachbau, war nicht sehr groß, anders als Hamburg-Fuhlsbüttel. Lange Wege gab es hier nicht.

    „Jamhuri ya Muungano wa Tansania. Uhuru na Umoja", murmelte sie vor sich hin.

    „Mama, was heißt das?"

    „Sie heißen uns willkommen."

    Viele Touristen waren anwesend, gewahrte sie, da sie warten mussten. Sie war aber bestens gelaunt, da sie bereits ihre Sachen entdeckte und zählte. Alles da.

    Sie musste lächeln, als sie vier Touristen sah, die dicke Winterkleidung trugen. Das bei 27 Grad. Schwarze Männer in schicken Anzügen eilten zu den Gates, alle mit Aktentaschen bestückt. Eine Gruppe Männer, vermutlich Amerikaner, der Sprache und der Lautstärke nach zu urteilen, liefen ein wenig ziellos herum. Alle in Safari-Kluft die man aus Hatari kannte.

    Sie war an der Reihe. Freundlich grüßte sie, was er erwiderte. Seine Weiße Zähne blitzten bei seinem breiten Lächeln.

    Kai meldete sich: „Jambo!"

    Der Beamte beugte sich ein wenig vor, schmunzelte. „Jambo, Memsaab! Jambo, Bwana mdogo!"

    Sie wurde rasch abgefertigt. Der Mann stellte sogar alles auf den Wagen, holte einen zweiten, da das sicherer wäre. Er wünschte der Daktari und ihren Watoto einen schönen Aufenthalt in der Serengeti. Sie dankte ihm, sagte „Sere!"

    Kai rief „sere", winkte und sie gingen.

    „Mama, was heißt sere?"

    „Tschüss auf Maa."

    Kai überlegte, während er den leichteren Wagen schob. „Wieso sagst du dann sere? Der war vielleicht kein Maasai?"

    „Doch war er. Auf dem Namensschild stand sein Name. Außerdem sagte er zu dem Herrn vor uns sere. Gucken wir mal, wo wir abgeholt werden."

    „Mama, was heißt guten Tag auf Maa?"

    „Supa."

    „Der Mann sagte aber jambo."

    „Jambo kennen viele Touristen, deswegen ist das der allgemeine Gruß, den sie verstehen."

    Der Flughafen Arusha ist ein kleiner Verkehrsflughafen im Nordosten Tansanias. Arusha nennt man die Safari-Hauptstadt von Tansania. Hierher kommen jährlich über eine halbe Million Touristen. Es herrscht daher ein Gewusel von Menschen, selbst draußen.

    Sie schaute sich um, aber nichts. Pünktlichkeit war hier generell ein Fremdwort, wie sie wusste. Ständig kam etwas dazwischen, musste man umplanen. Die Uhren tickten in Afrika eben anders und es dauerte jedes Mal einige Tage, bis sie sich daran gewöhnte. Deutsche Pünktlichkeit und Gründlichkeit waren hier weniger gefragt, wirkten eher oftmals störend und arrogant. Die Schwarzen kannten eben weder eine Uhr, noch konnten sie die Zeit lesen oder wussten, was Pünktlichkeit bedeutet.

    „Jambo, Memsaab. Wartest du auf mich?, hörte sie seine warme Stimme am Ohr. Ruckartig drehte sie sich um und lag an seiner Brust. „Ian, ich freue mich so, dich zu sehen.

    „Will ich hoffen", lachte er, bevor es Küsschen rechts und links auf die Wange gab. Sie kannten sich seit Jahren und waren befreundet. Ian Hall und seine Familie hatten sie sogar schon in Hamburg besucht. Miriam, seine Frau würde sich um ihre Kinder kümmern, wenn sie arbeitete.

    „Wir sind auch da. Is Byron nicht mitgekommen?", meldete sich Kai.

    „No, da er in der Schule ist. Jambo, Memsaab Mia, Bwana Kai. Ihr seid schon wieder gewachsen."

    „Jambo, Ian, beide im Chor. „Sind bald ganz groß.

    „Wollen wir losfliegen?"

    Alles lud er fix in die Cessna der TANAPA, der Tanzania National Parks Authority. Diese Kleinflugzeuge werden genutzt, um Ausschau nach den Tieren und nach Anzeichen illegaler Aktivitäten zu halten. Sah ein Pilot tote Tiere oder auffällige Fahrzeuge, meldete er das an die Ranger am Boden, die dann in das Gebiet fahren und nachsehen.

    Dann ging es los.

    „Die Serengeti liegt 330 Kilometer von Arusha entfernt. Wenn ihr rechts rausguckt, also wo Mama sitzt, da seht ihr Kenia. Dort liegt die Maasai Mara. Der hohe Berg ist der Mount Kilimanjaro, wie er hier heißt. Unter uns ist der Arusha-Nationalpark. Seht da unten rennen die Tiere weg, weil sie denken, wir wollten ihnen was Böses."

    Sie schauten runter und waren natürlich von allem begeistert. Alles war neu, anders, aufregend.

    „Gleich kommen rechts das berühmte Ngorongoro Reserve und auf meiner Seite die Serengeti."

    Katrin sah auf das grüne Land unter ihr, hörte nicht mehr zu. Ein schöner Anblick. Das bedeutete Fressen und Wasser für die Tiere, genug Nahrung für die bald auf die Welt kommenden Tausende Babys. Nahrung für die Menschen und damit ein klein wenig Wohlstand. Es war herrlich, hier zu sein. Ja, es war, wie ein nach Hause kommen.

    Miriam und die zwei Kinder, der 10-jährige Byron und die 9-jährige Zoe erwarteten sie bereits. Nach einer sehr innigen Begrüßung nahm Miriam die Zwillinge mit, während Katrin beim Umladen ihrer Sachen half. Tarajar, einer der Ranger der Station, war mit dem Jeep gekommen und zu dritt wurde alles darauf verstaut. Bei einigen Kartons und dem Koffer mit den Medikamenten sagte sie gleich, wo das alles hinkam. Tarajar plapperte die ganze Zeit, erzählte ihr, was sich im letzten Jahr alles änderte, was Besonderes geschah. Sie kannten sich eben seit Jahren. Seinen Schwall schnell gesprochenes Swahili verstand sie nur zu achtzig Prozent, aber es hörte sich schön an, so vertraut. Man vergaß sie nicht, zeigte ihr das auch. Sie gehörte nach sieben Jahren, mit einem Jahr Pause, zu ihnen. Dass es dieses Jahr das letzte Mal sein würde, wusste noch keiner. Alle würden traurig sein, sie vermissen. Rasch schob sie den Gedanken weg.

    Dann fuhren sie los, während Ian die Maschine verstaute. Das musste fortwährend sehr sorgfältig erfolgen, weil sie oftmals kurzfristig starten mussten. Da war keine Zeit mehr, für Tanken oder eine Kontrolle.

    Katrin staunte über das Haus, welches sie dieses Mal bewohnte. Es war neu gebaut worden, hatte vier Schlafzimmer, Wohnzimmer und Küche, ein Bad und eine Dusche. Am schönsten fand sie aber die überdachte Holzterrasse. Da konnte man abends relaxen, draußen essen. So luxuriös wohnte sie sonst nie, sondern nur in dem Anbau der Tierpflegestation. Da gab es vier Zimmer und eine Dusche. Vier Mitarbeiter wohnten dort. Sie waren alle Freiwillige, wie sie. Man nahm das beengte Wohnen und Leben hin, erwartete nie etwas anderes. Daher war ihre Freude riesig. Das zeigte ihr, wie sehr sie alle mochten, verwöhnen wollte. Man benötigte sie und dafür gab es sogar ein neues Haus für sie.

    „Gefällt es dir, Daktari?", lächelte Tarajar breit.

    „Es ist ein Traum. Purer Luxus."

    Sie luden alles aus, bis auf einige Kartons und den Koffer, die Tarajar gleich verteilen würde. Sie gab ihm das Geschenk, welches sie hübsch verpackt hatte, bedankte sich.

    Neugierig schaute sie sich um. Das war einfach perfekt eingerichtet, stellte sie fest. Sogar ein Fernseher war vorhanden. Das war wirklich für Afrika der pure Luxus.

    Genug geträumt! Rasch räumte sie die einzelnen Gepäckstücke in die Zimmer. Andere ließ sie draußen stehen und ein Teil kam in die Küche.

    Die Kinder kamen angerannt, sahen sich das Haus an und waren enttäuscht. Sie wollten doch lieber in einer Hütte wohnen. Das sah ja fast wie zu Hause aus.

    Sie kochte rasch Spaghetti Bolognese und ihre Laune besserte sich. Danach hieß es auspacken, wobei die Kinder ihres allein machen wollten.

    Öllampen standen überall im Haus, was besonders ihre Kinder toll fanden, da die lustig aussahen. Sie verstaute die Kerzenpakete, die sie mitgebracht hatte.

    Die Kinder rannten hinaus und sie stellte die Geschenke alle an die Seite. So wie jedes Mal, würden heute Abend schon alle kommen, um sie zu begrüßen, zu snáken und ein wenig zu feiern.

    Die Tür flog auf und Doktor Donald Nelson, der Leiter dieser Tierstation, stürmte herein. Er nahm sie hoch, schwenkte sie im Kreis. „Jambo! Schön, dass du da bist."

    „Jambo!, umarmte sie ihn. „Ich freue mich, hier zu sein. Wo ist Claire?

    „In Shinyanga, einkaufen. Sie kommt morgen zurück. Du kennst sie, sie muss dauernd unsere Rangen besuchen. An den Wochenenden sind sie bei Freunden, ergo in der Woche."

    „Hast du Zeit für einen Kaffee?"

    „Heute habe ich für dich Zeit. Deine Sprösslinge haben sich schon überall vorgestellt. Sie fragen jeden, ob sie Bye, sere oder kwa heri sagen sollen. Kai hat schon alle Frauen in der Tasche, auch wenn es mit der Verständigung hapert."

    „Ich erfuhr erst vor neun Wochen, dass ihr Vater sie nicht nehmen will, wie es lange vereinbart war. Seine Freundin mag keine Kinder und will nicht Ersatzmama bei solchen Bälgern spielen, sagte sie mir am Telefon. Tilo besaß nicht mal so viel Anstand, es mir selber zu sagen."

    „Hat doch alles geklappt. In dem Haus werden ansonsten bis zu 8 Praktikanten untergebracht. Für euch organisierten wir extra noch ein paar Kleinigkeiten. Wurde uns alles gestiftet, nicht einmal beim Bauen mussten wir helfen. Kurz vorher retteten wir vier Nashörnern das Leben, nahmen sieben Wilderer fest. Da hatte unser Präsident beste Laune, gab all meinen Anfragen ein o.k. Die Geräte siehst du noch. Bis auf ein paar Kleinigkeiten sind wir wirklich inzwischen gut eingerichtet, mit den Unterkünften mangelt es noch etwas. Nur man soll nicht gleich zu viel wollen. Die Station des neuen Daktari wurde dito vergrößert, teilweise erneut und der OP-Bereich vergrößert. Er machte im Sommer reichlich Druck deswegen. Phil ist ein feiner Kerl. Mit ihm verstehen sich hier alle gut. Hat er Zeit, packt er bei uns mit an. Sie kommen jetzt von überall zu ihm. Deswegen hält der Bus von Musoma nach Arusha sogar hier. Nassir und Eskankiki wollen heiraten. Alle dachten, dass sie nach dem Tod ihres Mannes nie wieder heiraten wird. Sechs Babys haben sie mehr und zwei Sterbefälle gab es. Sonst ist fast alles beim Alten. "

    „Habt ihr viele Tiere?"

    „Wie immer. Nächste Woche wildern wir Geparden aus. Alles morgen. Heute kommst du erst einmal an."

    „Morgen Mittag muss ich für ein-zwei Stunden ins Dorf, da ich Pflanzen und Samen für sie dabei habe."

    „Da werden sie sich freuen."

    „Du musst zwei der Helfer zum Buddeln, eh Graben schicken. Bananen und Felsenbirnen je drei Stück und ein Nussbaum. Gibt in ein paar Jahren viel Schatten."

    „Machen sie morgen früh. Ich muss überlegen, wohin."

    „Iss doch nachher mit uns. Es gibt leckeres Brot mit allem möglichen."

    „Ich dachte, du fragst nie, lachte er. „Ich armer Strohwitwer komme gern. Hast du zufällig Wein dazu?

    „Zuuufällig!"

    Die Kinder kamen angerannt, da sie Durst hatten.

    „Supa, Donald. Claire ist nicht da, sagte Miriam."

    „Supa, Entito, Enkaiyoni."

    „Was heißt das?"

    „Mädchen und Junge. Wo wir bei euch waren, sagtet ihr moin."

    „Hier muss man anders reden. Weißt du doch. Wir lernen aber noch."

    Donald verabschiedete sich bis später.

    „Sere!", rief Kai und Mia folgte ihm.

    Sie schüttelte den Kopf, räumte alles in die Küche ein. Dann rasch ihr Schlafzimmer, das Bad. Nun noch fix die Betten beziehen.

    Die Kinder erschienen und sie schickte sie, Hände waschen und die restliche Tasche ausräumen.

    Nun bereitete sie alles für den Abend vor. Da gab es stets eine kleine Willkommensfeier. Sie verteilte kleine Mitbringsel, man trank dazu ein Glas Wein und aß Häppchen, deren Zutaten sie alle mitbrachte. Heute fand das kleine Zusammensein auf der Terrasse statt, beschloss sie.

    Zuvor gab es allerdings Abendessen. Sie war gerade fertig, als Donald erschien. Während des Essens redeten meistens die Kinder. Sie erlebten heute so viel und das musste nun alles raus. Vermutlich war das heute der aufregendste Tag in ihrem bisherigen Leben.

    Chapter *****

    Am frühen Morgen, noch war es nicht richtig hell, gab sie die Kinder bei Miriam ab. Mit Donald und Jeremy machten sie einen Rundgang durch die Station. Man zeigte ihr nicht nur die Tiere, die sie hier betreuten, sondern auch die wenigen neuen Bauten. Zu der Krankenstation gehörten drei Neubauten, wie er ihr erzählte. Von hier aus sah man sie nicht. Die interessierten sie jedoch weniger.

    Anschließend fand die Besprechung statt. Da lernte sie einige neue Ranger und Helfer kennen, unter anderem drei Praktikanten; zwei aus den Niederlanden und einer aus München.

    Sie ging danach mit Doktor Jeremy Nkosi Tiere untersuchen. Er war der Mann der Oberschwester im Hospitali, Alika. Er bedankte sich noch einmal für all die Dinge, die sie mitgebracht hatte. Vail, einer der festangestellten Helferinnen auf der Station wäre bereits beim Wegräumen.

    „Wir haben vergangenes Jahr etwas Interessantes herausgefunden. Als wir den Bach tiefer gruben, damit sie im Dorf mehr Wasser bekommen, guckten wir, wann es am ungefährlichsten war.

    Sind circa Zeiten. 8.00 Uhr kommen die Impalas saufen. 11.00 Uhr die Zebras. 13.00 Uhr zur wärmsten Zeit die Warzenschweine. Die suhlen sich dann gleich ausgiebig. 15.00 Uhr die Elefanten. Sogar einzelne Bullen erscheinen dann. Die Büffel traben erst in der Dämmerung an. Die Hyänen konnten wir nur nachts ausmachen. Bei den Gattungen kannst du fast die Uhr danach stellen."

    „Wow! Das ist ja interessant. Habe ich noch nie gehört oder gelesen. Wen interessierte so ein Mist. Logisch mussten die Viecher saufen. Die Schwarzen konnten einfach nicht denken, waren nur dusselig. Sie deutete auf das Gehege. „Was haben die Geparde?, lenkte sie ab.

    „Schwangerschaftsdiabetis. Nächste Woche kommen sie raus. Es sind Schwestern, aber zwei Jahre unterschied. Es war Zufall, dass wir darauf stießen. Die Ranger fanden beide in Drahtschlingen. Sie waren noch nicht schwer verletzt, da noch nicht lange darein geraten, wie wir vermuten. Ich fuhr hin, betäubte sie und brachte sie her. Bei der genauen Untersuchung, stellte es Donald fest. Wir waren perplex."

    Er öffnete das Tor und schoss zwei Pfeile ab. Die fauchten, rannten herum, bevor sie schlafen gingen. Erst jetzt ließ er Katrin herein.

    „Du siehst, nichts ist von den Schlingen zurückgeblieben. Alles gut verheilt. Nehmen wir noch mal Blut mit. Die letzte Untersuchung und noch eine Spritze bekommen sie dann unmittelbar, bevor wir sere sagen."

    „Ist das mit den Schlingen immer noch so schlimm?", streichelte sie dabei das Tier. Wie seidig sich das schöne Fell anfühlte und wie schön gemustert es war. Wunderschön!

    „Stark rückläufig. Seit kontinuierlich mehr Männer einen bezahlten Job bekommen, manche in den Wildschutz mit eingebunden wurden, achten sie selber darauf, dass Leute aus ihren Dörfern damit aufhören. Trotz allem, ist es allemal ein gutes Einkommen und die Nachfrage der Weißen ist groß und sie zahlen gut."

    „Sicher Hörner, Felle als Souvenirs und Frischfleisch sind gefragt."

    „Was willst du machen, wenn du keine Arbeit erhältst? Man muss sie verstehen. Da kommt ein Bwana, bieten dir viele Pesa für ein Gepardenfell. Seine Sippe kann davon zwei, drei Jahre leben. Da sagst du -

    e-eh. Eventuell kannst du sogar deine Inkera auf eine höhere Schule mit dem Geld schicken. Es fehlen andauernde Alternativen in vielen Dörfern, den Städten. Gibt es die, dann hört ein Großteil der Wilderei auf. Schau dir einen kleinen Teil unsere Ranger an. Früher waren sie zum Teil Wilddiebe; heute stehen sie auf der anderen Seite, weil sie damit ehrliches Geld verdienen. E-eh, es ist noch ein langer Weg."

    Sie waren mit der Untersuchung fertig und er schickte sie raus, während er beiden eine Spritze gab. Er verließ das Gehege, schloss das Gatter und beobachtete, wie sie aufwachten.

    „Wo sind ihre Kinder?"

    „Weit weg. Wir ziehen sie per Hand auf, achten aber darauf, dass es keine Bindung gibt. Donald und die Praktikanten machen das überwiegend. Kommst du noch hin."

    Nachmittags ging sie bepackt in das Maasai-Dorf hinüber.

    Ein Team arbeitete intensiv mit den Gemeinden zusammen, die in der Nähe der Schutzgebiete leben. Dadurch war das Leben der Maasai stückweise völlig verändert worden. Jedoch stellte sie vor Jahren fest, dass ein Teil ihrer ursprünglichen Kultur geblieben war. Darüber ärgerte sie sich maßlos, da sie es falsch fand, wenn man die Wilden nicht radikal veränderte. Die Vergangenheit zeigte immer wieder, das ging nie langfristig gut. Die mussten lernen, hart und viel zu arbeiten. All ihr Zauber, ihre Tänze, diese ständige Sauferei, abends das Herumlungern, rumvögeln musste man rigoros verbieten. Sie mussten sich gefälligst ordentlich kleiden, diesen billigen Tand, den die immer trugen, musste weggeworfen werden. Die beschnittenen Weiber fasste eh keiner an und alle anderen musste man sterilisieren, damit nicht noch mehr Kinder geboren wurden. Es gab schon genug von solchen Schwarzen.

    Sie verteilte ein paar Geschenke, alte gebrauchte Sachen von ihr, den Kindern, bevor sie die Pflanzen herausholte. Eskankiki und ihre Mutter, eine Art Heilerin, betreuten hauptsächlich den Anbau, obwohl alle Frauen bei der Gartenarbeit helfen mussten. Es gab da viel zu tun, aber dafür gab es regelmäßig Nahrung. Hunger und Durst kannte man hier nicht mehr.

    Nun erklärte sie die einzelnen Pflanzen. Sofort war eine Gruppe Kinder um sie, die zuhörten. Sie wollten beim Pflanzen helfen. Mit kleinen Schaufeln gruben sie

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