Alles, und zwar sofort: Sylt-Roman
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Über dieses E-Book
Sie lernt einen Mann kennen. Es ist sofort die große Liebe. Als auch diese Verbindung nach einigen Wochen zerbricht, weil er sie ausgerechnet mit der Tochter betrügt, wendet sie sich dem nächsten Mann zu: einem Arzt aus der Klinik ihrer Eltern. Der jedoch zeigt keinerlei Interesse an ihr. Als sie in ihrem Blumenladen niedergeschlagen wird, reist sie, da sie sich erholen muss, auf die Insel Amrum. Dort trifft sie den Arzt mit zwei Kindern. Dass er verheiratet ist, Familie hat, schreckt sie nicht ab, ihn unbedingt zu wollen. Abends lädt sie ihn zu einem Glas Wein in ihr Zimmer ein. Dort flirtet sie nicht nur heftig mit ihm, fasst ihn an, bis es zum Sex kommt. Danach geht er, sagt ihr, dass es ein Fehler war. Sie träumt jedoch schon von einem gemeinsamen Leben in Hamburg. Doch es soll alles anders kommen. Erst ein Unfall, bei dem ihr Sohn schwer verletzt wird, holt sie auf den Boden der Realität zurück.
Angelika Friedemann
Die Autorin: Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. Albert Einstein Ich versuche, die Aufmerksamkeit der Leser zu fesseln, sie zu unterhalten und zu erfreuen, möglicherweise zu erregen oder tief zu bewegen.
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Buchvorschau
Alles, und zwar sofort - Angelika Friedemann
Alles, und zwar sofort
Angelika Friedemann
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Impressum
Angelika Friedemann
Alles, und zwar sofort
Ein Leben, das vor allem auf die Erfüllung persönlicher Bedürfnisse ausgerichtet ist,
führt früher oder später zu bitterer Enttäuschung.
Albert Einstein
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Seit drei Tagen lag sie nun hier. Nicht ein Mensch hatte sie besucht, was sie inzwischen, wenn auch nicht begreifend, so hinnahm. Am ersten, zweiten Tag hatte sie noch geweint, weil niemand kam. Sie hatte sich so allein gefühlt, wollte einfach nur mal in den Arm genommen werden. Der Wunsch sollte ihr nicht erfüllt werden. Wenigstens hatte sie keine Schmerzen.
Sie setzte sich auf den Stuhl, blickte zum Fenster hinaus. Tristesse! Der Winter war eine Jahreszeit, die sie teilweise hasste. Alles sah so farblos, scheußlich aus. Dazu dieser ständige Nebel, die Feuchtigkeit. Sie wartete auf den Frühling, die Wärme, die Sonne.
Einige Schwestern oder was sie waren, latschten dort herum, quatschten. Anscheinend war hier niemand, der aufpasste, dass sie alle ordentlich arbeiteten. Ein Eichhörnchen rannte schnell zu einem hohen Baum, verschwand. Viecher gab es hier auch noch. Was man sich da alles für Krankheiten holen konnte, wenn man sich im Sommer dort aufhielt? Das schien nur eine drittklassige Klinik zu sein, zog sie ein Resümee, legte sich wieder hin, klingelte nach der Krankenschwester, da es ihr so schlecht ging.
Je länger der Sonntag andauerte, umso mehr keimte der Plan in ihr: Sie würde morgen dieses schmutzige Krankenhaus verlassen. Liegen konnte sie auch daheim. Sie musste einiges erledigen, klären. Diese Tage zeigten ihr einmal mehr, wie ihr Mann zu ihr stand. Da würden viele klare Worte fallen. Warum sich jedoch ihre Eltern, der Bruder, ihre Freunde nicht einmal blicken ließen, blieb ihr ein Rätsel. Es passte überhaupt nicht zu ihnen. Zig Mal hatte sie in den letzten Tagen den Telefonhörer in der Hand gehalten. Ohne zu wählen, legte sie jedes Mal auf. Vergebens suchte sie nach Erklärungen. Warum waren weder ihre Eltern, Tjorben, ihre Freundinnen, Freunde gekommen, hatten zumindest angerufen? Es war ihr unbegreiflich. Egal, sie würde es ja morgen erfahren.
Als die Schwester am frühen Abend erschien, fragte sie nach Doktor Bader. Sie bedauerte, aber er käme erst am Mittwoch, da er einige Tage frei habe. Er arbeite generell nicht auf der Station, sei nur zweimal bei ihr gewesen, da er sie wegen der Scheidung, und dem Familienzwist trösten wollte. Sie hatte diese dumme Pute angeschrien, da sie Lügen verbreiten würde. Die Schwester war wortlos gegangen, aber sie war schnell zur Tür gehumpelt, hörte sie sagen, die eingebildete Furie ist völlig irre. Soll sie bloß bald verschwinden, aber nicht mal die Eltern holen sie nach Hamburg.
Sie humpelte zurück, kochte vor Wut und der Bader? Sie hätte sich gern von dem Arzt verabschiedet, da er immer sehr nett, so aufmerksam gewesen war. Sie plauderte gern mit ihm, dazu war er ein sehr attraktiver Anblick gewesen, daneben heiterte er sie auf, lenkte von ihrem Kummer unwillkürlich ab. Als Mann sah er nicht nur umwerfend aus, er war auch vielversprechend gebaut, wie sie einmal gesehen hatte, als er mit offenem Kittel hereinkam. Er war auch völlig von ihr hingerissen, wie sie wusste, da er sie stets so verliebt, sehnsuchtsvoll anlächelte. Er war nicht aus Höflichkeit zu ihr gekommen, aber das wusste so eine blöde, alte Schwester ja nicht. Sie klingelte, fragte nun nach seiner Privatadresse. Das lehnte die Schwester ab, verließ den Raum. Das führte gleich zu einem Weiteren ihrer Tobsuchtsanfälle.
Nach dem Abendessen stand sie auf, lehnte sich gegen das Bett, das linke Bein nach vorn ausgestreckt und packte die Sachen in die Reisetasche zurück. Es war eine anstrengende Prozedur, da sie nur auf einem Bein stehend, ständig am Balancieren war. Erschwerend kam hinzu, dass sie nur den rechten Arm bewegen konnte. Die linke Seite war fast vollständig außer Gefecht gesetzt.
Sie schaute in die Handtasche, aber es war alles drinnen, sogar ihr völlig nutzloses Handy.
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Sie frühstückte, grübelte nochmals, aber sie kam zu keinem anderen Entschluss. Sie musste hier raus, wissen, was los war, warum sie niemand besuchte.
Sie zog mühsam den Rock an. Die weiße Bluse band sie wie ein Tuch um den Oberkörper. Es sah scheußlich aus, aber sie hatte hier nichts anderes. Darüber zog sie die Kostümjacke, hängte sie lose nur über die linke Schulter. Ich sehe vermutlich komisch aus, aber sie saß ja in einem Taxi, musste nur die wenigen Meter bis zur Haustür laufen. Mareike - humpeln.
Sie packte die Reste ein und klingelte nach der Schwester.
„Na nu, Sie sind angezogen?", wunderte sie sich.
„Rufen Sie mir ein Taxi. Ich möchte nach Hause, unterschreibe selbstverständlich, dass ich die Klinik auf eigenen Wunsch verlasse."
„Da muss ich erst mit dem Doktor sprechen, Frau Eriksen-Schubert."
„Tun Sie das, nur denken Sie an das Taxi, Schwester Sabine. Beeilung!"
Es dauerte keine fünf Minuten, da kam der junge Arzt herein. „Sie wollen uns verlassen, Frau Eriksen-Schubert? Sehr gut. Wir erwarteten das eigentlich bereits vor Tagen."
„Mein Vater ist Professor Doktor Wolfram Eriksen. Meinen Eltern gehört die Elbeblick-Klinik in Hamburg. Dort bin ich bestens aufgehoben. Das geht nicht gegen dieses Krankenhaus. Ich möchte einfach nach Hause."
„Wissen wir bereits alle, da sie es uns jeden Tag mehrfach erzählten. Mit einem Taxi wird das allerdings etwas schwierig. Einer unserer Wagen fährt Sie nach Hause."
„Danke, sehr nett! Nur hier zu meinem Haus. Dort werde ich von meinem Bruder abgeholt", lächelte sie. Es war wie stets, sagte sie, wer ihre Eltern waren, öffneten sich sofort die Türen, dachte sie eher belustigt. Sie benutzte diese Art ihren Willen zu bekommen, sehr, sehr selten, da sie es hasste, wie man ihr dann stets hofierte.
„Das meinte ich und nicht das Haus Ihrer Eltern in Hamburg. Das zahlt gewiss keine Krankenkasse, verließ er sie kopfschüttelnd. „Alles Gute
, drehte er sich nochmals in der Tür um. Draußen hörte sie ihn sagen, sie verlässt uns. Eine Frauenstimme antwortete: „Wurde ja auch Zeit. Das ist keine Patientin, sondern eine Furie. Endlich sind wir sie los. Sollen sich der Professor und seine Frau um ihre verzogene Göre kümmern. Eine andere Frauenstimme: „Nur bislang war sie ihnen schietegal.
Eine weitere Stimme lachend: „Kein Wunder, so eine verlogene Furie möchte ja niemand um sich haben. Da haben sie wohl was bei der Erziehung falsch gemacht. Hauptsache, sie geht!"
Bereits eine halbe Stunde später stand sie vor dem Gartentor. Der Sanitäter half ihr bis zur Haustür, verabschiedete sich mit den besten Wünschen.
Sie lehnte sich gegen die Mauer, blickte auf den trostlosen vorderen Garten, schloss auf, hangelte sich an der Wand ins Haus, schloss die Tür. Die Reisetasche ließ sie vorn stehen. Es war wie erwartet niemand daheim. Sie zog den Schuh aus, humpelte in die Küche, goss Wasser in ein Glas. Während sie trank, schaute sie sich um. Zwei Sektflöten, eine leere Flasche Champagner, die Reste eines bestellten Essens, zwei Teller. Sie schienen gut gelebt zu haben, dachte sie verblüfft. Sie warf einen Blick ins Wohnzimmer, erkannte die Hose ihres Mannes, daneben ein Frauenkleid und etwas Schwarzes. High Heels lagen verstreut im Raum. Hart stellte sie das Glas ab, humpelte den Flur entlang. Schon bevor sie an der Schlafzimmertür war, hörte sie Joachim stöhnen: „Du machst mich völlig verrückt, bringst mich um den Verstand."
Beide stöhnten, er dabei immer „oh, ja", sagend.
Mareike schob sich näher heran, drückte die Tür ganz auf.
„Oh ja, gleich, meine Süße. Mach … Er brach ab, starrte sie an, krächzte seltsam: „Mareike?
„Nennt man Coitus interruptus! Du hast genau drei Minuten Zeit mit deiner Süßen mein Haus zu verlassen, sonst rufe ich die Polizei, drehte sie sich um. „Die Zeit läuft.
„Liebste, ziehen wir uns an. Endlich ist es vorbei und das werden wir später ganz ungestört feiern. Kaufen wir morgen dein Hochzeitskleid. Ich liebe dich!", nahm er sie in den Arm, küsste sie lange.
Wütend hastete sie hinaus. Im Wohnzimmer nahm sie das Telefon, rief einen Bekannten von einer Baufirma an. „Moin Ralf, Mareike. Ich habe eine Bitte. Kannst du in mein Haus heute noch ein neues Schloss einbauen lassen? „Ja!
„Danke, du bist ein Schatz. Schick die Rechnung bitte zu meinen Eltern, da ich für eine Weile bei ihnen bin. „Mache ich. Grüß Gerti.
„Mareike, lass uns reden und wie normale Menschen endlich scheiden", stand Joachim in der Tür, zog seinen Lederblouson an.
Sie blickte auf die Armbanduhr. „Die Zeit ist gleich abgelaufen. Nimm deine Sachen mit, da du ab sofort keinen Zugang mehr zu meinem Haus hast. Es wird gleich ein neues Schloss eingebaut. Viel hattest du ja nie."
„Unser Haus und du kannst …"
„Die Zeit ist gleich abgelaufen. Ich rufe die Polizei, kreischte sie laut und schrill. „Verschwinde mit deiner Hure.
„Du spinnst und das war eine Beleidigung. Das werde ich anzeigen. Du hast wirklich null Benehmen. Setz dich hin. Wieso haben sie dich schon entlassen?", griff er zu der Flasche Mineralwasser, trank gleich aus der Flasche.
„Wage es, mich anzufassen, bekommst du mehr Ärger, als du kleiner Versager vertragen kannst. Nie gibt es eine Scheidung. Nie!"
Er lachend. „Warum sollte ich so etwas wie dich anfassen? Mache ich seit 15 Jahren nicht mehr. Ich mochte noch nie billige, dicke Prostituierte."
„Schatz, ich warte auf meine Sachen."
„Bring sie ihr, sonst steht diese dreckige Hure den Beamten nackt gegenüber. Ein eher unschöner Anblick, bei all dem zu vielen fetten Fleisch. Hau ab, sonst erzähle ich allen, wie du mich geschlagen hast, mich umbringen wolltest. Deine alte, verlebte, stinkende Hure wartet auf dich. Sie wählte, hielt das Telefon ans Ohr, während er trank, die Flasche abstellte, die Kleidungsstücke auflas. „Eriksen. Können Sie bitte …
„Wenn du blöde frigide Kuh denkst, du kannst mich ausnehmen, irrst du dich. Ich bin froh, dass es endlich zur Scheidung kommt. Darauf warte ich seit Jahren. Dieses Mal gibt es kein Zurück." Er übergab seiner Freundin, die in Dessous zu sehen war, ein Handy in der Hand haltend, die Sachen, gab ihr einen Kuss.
Mareike schniefend mit leidender Stimme. „Sie haben es gehört. Mein Mann will mich erpressen, schlagen, hat mich schon mehrfach mit seiner Hure so zugerichtet, dass ich Hämatome hatte. „Aua, aua
, rief sie laut, blickte ihn dabei grinsend an. „Nein, keine Polizei. Ich gehe nachher zum Arzt. Ich denke, er verlässt jetzt mit seiner Geliebten mein Haus." Sie nannte noch ihre Adresse, bedankte sich und behielt das Telefon in der Hand, während sie in den Flur humpelte, dort die Autoschlüssel wegnahm und einsteckte. Sie öffnete die Tür, lehnte an der Hauswand.
Sie musste weitere fünf Minuten warten, bis die beiden Personen erschienen.
„Wo ist mein Autoschlüssel?"
„Seit wann hast du ein Auto? Falls du meinen Porsche meinst, der steht dir nicht mehr zur Verfügung. Du gehst so, wie du hier eingezogen bist, mit ein paar Klamotten. Schönen Tag noch!"
„Das bereust du", zischte er wütend,
„Guten Morgen, Barbara!"
„Du siehst ja schlimm aus, Mareike. Was ist passiert?", kam die Nachbarin näher.
„Hat mein Ex-Mann wohl vergessen zu erwähnen, dass ich vor Tagen einen sehr schweren Autounfall hatte."
„Warum zu erwähnen? Ich sah Joachim erst heute Morgen mit Mia und fragte gar nicht nach dir. Weswegen auch? Was redest du für wirres Zeug?"
„Ein mieser Lügner, Betrüger. Er zieht gerade zu seiner Süßen. Tschüss Joachim!"
„Hexe!, er laut, nickte Barbara freundlich lächelnd zu. „Endlich!
„Schatz, reg dich nicht auf. Kläre es auf dem Rechtsweg", faselte diese Hure.
„Mareike, lass dich endlich scheiden und ermögliche Joachim ein neues Leben mit Mia. Du bist garstig. Warum stiehlst du ihm den Wagen? Was soll das? Tschüss ihr beiden", winkte sie dem Paar zu, welches zur Straße ging, er dabei telefonierte, dann das Handy wegsteckte, sie um die Schulter fasste, lachte, ihr einen Kuss gab.
„Der Verbrecher zieht endlich aus, ich verkaufe mein Haus. Nachher werden neue Schlösser eingebaut. Ralf kommt mit einem Schlosser her. Ich fahre zu meinen Eltern."
„Dein Haus? Na denn, Tschüss."
Sie ging ins Haus, packte, heulte dabei, wütete, fluchte, trank einen Schluck Wodka aus der Flasche, um wieder zu weinen. Keiner half ihr, bedauerte sie sich selber, verfluchte, dass sie nichts anderes zu trinken fand, nahm den nächsten Schluck. Sie hasste Wodka, aber der Weinbrand war alle, da sie am Tag des Unfalls erst einkaufen gehen wollte.
Erst als sie in dem Taxi saß, der sie nach Hamburg fuhr, registrierte sie, was in den letzten Stunden alles geschehen war. Sie merkte, wie sie zitterte, sich die Kopfschmerzen langsam ausbreiteten. Ihr war übel, sie war müde, fühlte sich elend. Dass Joachim sie betrog, hatte sie seit Jahren vermutet, da er sie nur gelegentlich anfasste. Seine Säuseleien, ich liebe dich noch wie am ersten Tag, nahm sie generell nie für voll. Ein Spruch, dem meistens die Bitte nach Geld folgte. Sie gab es ihm stets. Dass er es allerdings wagte, seine Gespielin in ihr Haus zu bringen, das war infam. Was würden die Nachbarn über sie denken? Hoffentlich hatte das sonst niemand bemerkt. Es war so peinlich!
Ihre Mutter war im Haus, als sie dort klingelte, sah sie überrascht, dann entsetzt an, rief nach der Haushälterin.
„Kind, wie siehst du aus? Was ist passiert? Mathilde, rufe bitte meinen Mann an, er soll bitte kommen. Danke!"
Sie ließ sich mühsam auf die Couch plumpsen, nahm dankend den Kaffeepott von ihrer Mutter entgegen, nippte daran.
„Gleich Mama."
Ihr Vater und ihr Bruder kamen rasch herein, starrten sie an. „Was ist passiert?", fragte ihr Vater, während Tjorben sich neben sie setzte, den Arm um sie legte. Nun kullerten die Tränen.
Nach einer Weile berichtete sie stockend