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Sündenfall
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eBook295 Seiten4 Stunden

Sündenfall

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Über dieses E-Book

Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern als ein Atom. Wir können der Tatsache nicht ausweichen, dass jede einzelne Handlung, die wir tu, n, ihre Auswirkung auf das Ganze hat. Albert Einstein
Auf Mallorca treibt auch das Bandenwesen sein Unwesen. Drei Tote gab es deswegen bereits. Nicht nur die Medien fordern endlich Resultate, auch Álvaro del Cervé der Brigada de investigacíon criminal. Geldwäsche, Drogenhandel, Prostitution sind die weiteren Gebiete dieser zwei Clans. Sein Kollege scheint jedoch damit überfordert zu sein, so nimmt er sich persönlich der Sache an. Wie immer, sind das jedoch nicht die einzigen Fälle, da ein Fall von besonders abscheulichem Stalking zutage tritt.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum3. März 2022
ISBN9781005932862
Sündenfall
Autor

Angelika Friedemann

Die Autorin: Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein. Albert Einstein Ich versuche, die Aufmerksamkeit der Leser zu fesseln, sie zu unterhalten und zu erfreuen, möglicherweise zu erregen oder tief zu bewegen.

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    Buchvorschau

    Sündenfall - Angelika Friedemann

    Sündenfall

    Angelika Friedemann

    Sündenfall

    Published by Kevin Friedemann at Smashwords.

    Copyright 2022

    Smashwords Edition, License Notes

    This ebook is licensed for your personal enjoyment only. This ebook may not be re-sold or given away to other people. If you would like to share this book with another person, please purchase an additional copy for each recipient. If you’re reading this book and did not purchase it, or it was not purchased for your use only, then please return to Smashwords.com and purchase your own copy. Thank you for respecting the hard work of this author, Angelika Friedemann..

    Chapter ~~~~~

    Capitán Álvaro del Cervé von der Brigada de Investigacíon Criminal rümpfte die Nase. Selbst so einen erfahrenen Beamten, der schon einiges gewöhnt war, brachte das an seine Grenzen. Der Leichnam einer Señora aus einer Tonne roch mehr als unangenehm, sah noch schlimmer aus.

    „Pedro, ist die Regentonne schon weg?"

    „Si, hat Fernando. Unten war leicht grünliche Flüssigkeit, vermutlich Körperflüssigkeit. Wird er dir alles mitteilen. Wo warst du?"

    „Besprechung ganz oben."

    „Langweilig! Die Señorita war damals etwa 20 bis 30 Jahre alt. Sie hatte lange blonde Haare, zierlich. Man steckte sie mit den Füßen zuerst rein – ergo, Kopf oben. Arme dito nach oben gestreckt. Dann musste der Täter kräftig pressen, damit sie hinein passte. Im Anschluss legte ihr Mörder sofort den Deckel drauf. So kam nie Sauerstoff ran. Du siehst, sie sieht mumifiziert aus, nicht verwest. Ihre Haut gleicht mehr Leder. Der Mord muss im Sommer passiert sein, da sie ein eher kurzes Kleidchen trug."

    „Bestialisch! Sie riecht unangenehm. Eine echte Blonde?"

    „Si!"

    „Was ist das Rote in ihren Haaren?"

    „Falsche Fingernägel. Davon haben wir schon drei Weitere gefunden. Das Plastik ist fast unverändert geblieben, nur spröde und enorm fest. Ein winziger Stoß und er splittert."

    „Maniquí! Warum kleisterte sich jemand so einen Mist auf die Fingernägel?"

    Der Doctor lachte. „Um lange Krallen zu haben."

    „Lasse ich sie wachsen und dann lackiere ich sie."

    „Sieht bei dir bestimmt gut aus, besonders mit grünem Lack. Manche pappen da eben Künstliche drauf."

    Álvaro schüttelte den Kopf. „Wann?"

    „Gestern zwischen 8.77 und 14.92 Uhr, scherzte der Gerichtsmediziner, Doctor Pedro Ramirez. „Sie war schwanger. Todeszeitpunkt vor circa 25 Jahren.

    „Hat sie Verletzungen?"

    „Auf den ersten Blick nichts. Wir untersuchen erst, müssen jeden Knochen einzeln unter die Lupe nehmen. Das Puzzle dauert. Rechne frühestens am Donnerstag mit einem vorläufigen Ergebnis, vollständig eher in einer Woche."

    Álvaro bedankte sich, verließ schnell den Raum. Draußen atmete er tief mehrmals durch. Gruselig! Er fuhr ins Büro. Dort hörte er sich kurz zwei andere Fälle an, bevor er sein Büro betrat, Hände wusch und Kaffee brühte. Nun der Papierkram, aber irgendwie waren seine Gedanken immer noch bei der Toten. Ein bestialischer Mord, welcher durch Zufall nach so vielen Jahren ans Licht kam.

    Diego Zimbado kam herein, gerade als Doctor Fernando Cardossa von der Científica anrief. Er deutete ihm an, sich zu setzen, hörte zu, schrieb Stichpunkte nieder.

    „Es gibt Arbeit für dich, reichte er ihm den Zettel. „Die unbekannte Tote vom Morgen. Diese grüne Tonne, in der sie steckte, wurde nur in der Zeit von 1986 – 1995 so hergestellt, haben sie bereits erkundet. Danach wurde die Firma verkauft. Das bedeutet, die Tote wurde in dem Zeitraum ermordet.

    „Woher willst du wissen, dass es Mord war?"

    Álvaro lachte. „Diego, du bist albern. Sie zwängt sich hinein, schließt den Deckel, um da drinnen zu sterben?"

    „Kann doch sein, dass jemand sie tot fand und darein stopfte, weil er keinen Ärger mit uns wollte."

    „Vor 25 Jahren bin ich noch zur Uni gegangen, du sogar in die Polizei-Schule, grinste Álvaro. „Könnte trotzdem so sein, wie du eben sagtest. Egal, wir werden ermitteln müssen, da man selbst Tote nicht so beerdigen darf. Der Doc sprach vorhin von circa 25 Jahren. Sie war zierlich, zwischen 20 und 30, hatte blonde lange Haare und war schwanger. Suche zuerst in den Vermisstenfällen von damals. Echte Blondinen gab es bei uns nicht so viele. Sie könnte daher Ausländerin gewesen sein, Urlauberin zum Beispiel oder sie lebte hier. Nur anfänglich war die Insel noch kein Land, wo jeder ausländische Loser, hier etwas werden wollte. Danach versuche bei der Firma zu erfahren, an wen solche Tonnen geliefert wurden. Eventuell gibt es noch alte Verträge, Unterlagen. Erkunde, wer dort seinerzeit wohnte, wem das Grundstück gehörte. Jetzt hat der neue Eigentümer es von einem Makler gekauft. Durchleuchte auch ihn, seine Frau, aber besonders die Eltern und so. Er selbst ist zu jung, da Anfang dreißig.

    „Wann kommt der Obduktionsbericht?"

    „In einigen Tagen, da sie die Mumie Knochen für Knochen vorsichtig auseinandernehmen müssen. Die Todesursache daher noch völlig offen. Egal, da wir die Señora identifizieren müssen. Es gibt vermutlich noch Hinterbliebene, die sie gern beerdigen wollen. Gracias", wandte er sich den Dokumenten zu, da klopfte es und José Torres, sein Stellvertreter, kam herein. Auch heute verkniff er ein Lachen. Der Kollege lief seit einigen Wochen mit lustigen Print-Shirts herum. Bei dem kleinen, leicht dicklichen 52-jährigen Kommissar, der bereits graue Haare hatte, die sich stark lichteten, sah es nur lächerlich aus. Seine Söhne trugen zuweilen auch solche Dinger. Nur sie waren bestimmt 30 Zentimeter größer, schlank und jung. Da passte es. Er fragte sich, ob das eventuell an den Wechseljahren lag oder ob er eine Gespielin hatte. Daran merkt man, dass er noch eine andere Dirne am Start hat, nannte es Isabel einmal.

    „Álvaro, Staatsanwalt Najaró rief vorhin an. Wir sollen im Fall Guerra noch einige Nachforschungen anstellen."

    „Was genau? Wir lieferten ihm doch nun wahrlich genug weiteres Beweismaterial in Bezug auf sieben Vergewaltigungen. Guerra bekam bereits lebenslänglich plus Sicherungsverwahrung und länger geht nicht."

    „Bei dem Bruder, den zwei Weibern, die seit Jahren unauffindbar sind, untersuchen, was geschah und wo die Leichen sind, will er wissen."

    „Wenn, sind es drei Leichen, die fehlen, obwohl der Mord auch ohne den Leichnam zulasten von Juanita Cielo bewiesen und er verurteilt wurde. Der Idiota weiß und kann nichts. Sollte er von Staatsanwalt Anoldo wissen oder es nachlesen. Falls es überhaupt Leichen in den zwei Vermissten-Fällen gibt. Auf die eine wartete ein Verfahren wegen schwerer Körperverletzung plus Raub. Eventuell haben sie sich lediglich abgesetzt. Wie Ricardo Guerra umkam, ebenfalls bekannt und auch da erfolgte eine Verurteilung wegen vorsätzlichen Mordes. Gib es Ricardo, damit er sich darum kümmert. Zur Not kann ihm Claudio helfen, bei diesem unnötigen Quatsch. Najaró scheint zu viel Langeweile zu haben oder tut sooo beschäftigt, mit dem Unsinn. Kann er wenigstens den ganzen Tag faulenzen. Was macht eigentlich deine Geldwäsche? Davon hört man nichts mehr. Du kümmerst dich permanent um andere Fälle, mischst dich bei den Kollegen ein", blätterte er um und schaute ihn jetzt erst an.

    „Wir hängen fest."

    „Wir? Wieso weiß ich das nicht? Lege mir die Ordner vor. Alle! Gracias", guckte er erneut auf die Seiten, als Raoul Salva hereinstürmte, fast gegen José Torres prallte. Fix entschuldigte er sich. Heute Morgen war das wieder ein Irrenhaus, dachte Álvaro.

    „Álvaro, ich komme im Fall Jorge Calbertos nicht weiter, obwohl ich mir alles angehört habe, durchlas und mit einigen Leuten nochmals sprach. Der Täter hat wie im Rausch immer wieder auf ihn eingeschlagen, auch als er schon lange tot war."

    „Man klopft an. Hole dir einen Kaffee und dann langsam", musste er doch über den Eifer des Neulings schmunzeln.

    Er schob eine Kapsel rein, wartete, während sein Chef zu Ende las, seinen Wilhelm darauf machte, wie er das Abzeichnen nannte.

    Er setzte sich, trank. „Calbertos. An der Tatwaffe, einem Ast klebten büschelweise Haare von ihm. Allerdings gab es sonst keinerlei Spuren. Nichts! Anschließend überrollte man den Toten mehrfach mit dem Auto, da man auf seinem Oberkörper Spuren von Motoröl und Reifenabdrücken fand. Das Gesicht verfehlte der Täter dabei. Ob absichtlich oder unabsichtlich, weiß niemand. Die Spezialisten haben herausgefunden, dass der Wagen zwei verschiedene Reifen hatte. Vorn Michelin, hinten Pirelli. Nur die Größen passen auf hundert Modelle."

    „Wie ist er zum Tatort gekommen?"

    „Mit seinem Wagen. Der wurde etwa zweihundert Meter weiter vorn auf einem Parkplatz gefunden."

    „Gab es Spuren von jemand Fremden an seinem Auto?"

    „Wurde nicht untersucht. Jedenfalls fand ich nichts darüber."

    „Frage nach, ansonsten muss der ins Labor. Wer fährt ihn jetzt?"

    „Keine Ahnung!"

    „Auch erkunden. Sein Umfeld?"

    „Ein wenig konfus. Er war verheiratet, hatte zwei Kinder. Drei und sechs Jahre alt, Tochter und Sohn. Seit April 2018 lebte er von seiner Frau getrennt, da er was mit deren guten Bekannten, sogar einer indirekten Nachbarin, anfing. Eine Geschiedene, älter und männergeil, wie es im Protokoll stand. Kaum der Mann weg, war 2017, jede Menge Lover, die bei ihr aus- und eingingen, trotz einer damals 14-jährigen Tochter. Die Älteste ist mit dem Vater ausgezogen, da die Mutter wohl immer schon herrschsüchtig, dominant war. Evita Calbertos sagte dazu aus, dass sie noch eine Woche vorher zusammen bei Dolores Villé waren. Das ist die Männergeile. Die Ehe war da völlig in Ordnung. Man hatte den Sommerurlaub geplant, gebucht. Er hatte für sie beide ein Liebeswochenende ohne die Kinder geordert. Dolores bat Jorge um Hilfe, da sie die Fliesen in der Küche erneuern wollte. Er sagte zu, fuhr Samstagvormittag hin. Am frühen Abend kam er nach Hause, war anders. Er sprach wenig, legte sich früh schlafen. Am Sonntagmorgen verschwand er wieder stundenlang, da er Dolores noch helfen wollte. Zwei Wochen darauf sagte er ihr, es wäre aus, er würde ausziehen. Kein gemeinsamer Urlaub. Den wollte er nun mit seiner neuen Flamme verleben, da er das finanziert habe. So auch das Wochenende in Barça. Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Nachmittags darauf besuchte sie Dolores, fragte, ob sie wüsste, was mit Jorge los sei. Sie wusste von nichts, log sie. Tage später sah sie abends mehrfach seinen Wagen vor deren Haus stehen, wunderte sich nicht darüber, da diese Señora ständig wuselte, dazu immer irgendwelche Männer aus dem Dorf als Helfer brauchte. Eine Nachbarin klärte sie auf, dass er bei ihr übernachten würde. Als er sich nach seinem Urlaub das erste Mal um die Kinder kümmerte, war zwei Monate später, fragte sie ihn und er bestätigte, dass er mit Dolores zusammen sei. Sie wäre zwar älter, aber geiler. Er hätte endlich täglich mehrmals heißen Sex. Schon an dem Samstag zahlte Dolores zwischen der Arbeit mit Oralsex, später dito mit noch mehr Sex für seine Hilfe. Sie habe ihm förmlich die Hose heruntergerissen, weil sie so heiß auf ihn war. Für seine Frau ein Schock, aber auch die Nachbarn zeigten sich empört, dass eine alternde Señora zwei kleinen Kindern den Vater nahm, eine Ehe zerstörte, nur weil die Vorgänger sie alle sitzen ließen. Nur beide Señoras haben Alibis, können ihn nicht ermordet haben. Seine ehemaligen Schwiegereltern, sein Schwager dito. Alle waren nachweisbar arbeiten."

    „Rede nochmals mit den Nachbarn, auch der Tochter der Person. Wie alt ist sie heute?"

    „Sechzehn."

    „Alles innerhalb eines Jahres bei Villé passiert. Ein wenig viel für einen pubertierenden Jungen. Vielleicht hatte sie etwas gegen den Stiefvater in spe?"

    „Hatte sie, da sie ihn als guten Freund der Familie kannte, mit seinen Kindern spielte. Das gute Verhältnis zur Mutter, so damals die Aussage, sei deswegen wohl auch hinüber. Sie hat ein Alibi, genau wie die ältere Schwester, die jedoch mit der Mutter generell nichts mehr am Hut hatte, ihr diese in den Wechseljahren befindliche Alte egal wäre. Sie wäre doch nur noch peinlich, sagte sie seinerzeit so. Sie sollte als Prostituta arbeiten, da würde sie wenigstens mehr verdienen und würde nicht nur den Vater ausnehmen. Dolores kauft sehr gern. Der Ex soll dann blechen. Der Ex-Mann war dito arbeiten. Er lebt seit einem Jahr generell in einer festen Beziehung, wohnt mit ihr zusammen. Sie dito – Alibi. Können zig Schüler und Lehrer bestätigen."

    „Ein eifersüchtiger Ex-Lover?"

    Raoul grinste. „Sechs Typen waren schnell wieder weg. Sie denkt anscheinend, jeden Tag viermal Sex und die Männer springen nach ihrer Pfeife. Sie herrscht wie ein Despot, erteilt ständig Befehle, überwacht alles. Einer der Ex hat einen Sohn, welchen er regelmäßig am Wochenende zu sich holte. Auch da mischte sie sich ein. Er durfte nicht mal allein den Sohn abholen, hinbringen, weil sie das genau überwachen wollte. Alle sollten auch gleich in das Haus ziehen, welches sie nach der Trennung weiter bewohnte. Sagte einer, ich gehe, es reicht, gab es schnell Oralsex. Einer sagte damals aus: Kam ich abends von Arbeit, stand sie schon im Bad parat, zerrte an meiner Hose und losging es. Mal nett, nur auf die Dauer langweilig. Drei Wochen dauerte die Affäre. Alle Verflossenen waren arbeiten, was in jedem einzelnen Fall mehrere Personen bestätigten."

    „Nette Señora. Hatte er früher andere Ausfälle, trotz Ehefrau?"

    „Angeblich nichts! Alles völlig normal. Netter, freundlicher, hilfsbereiter Mann, guter, liebevoller Vater, treuer Ehemann, guter fleißiger Arbeitskollege. Alle mochten ihn, bis er auf diese Furie hereinfiel. Da begannen ihn die Nachbarn, Menschen im Ort zu schneiden, anzusprechen. Selbst bei seinem Arbeitgeber gab es Anrufe, dass Kunden ihn nicht wollten. War wohl ein Spießrutenlaufen für ihn, da alle auf der Seite seiner Frau standen."

    „Wieso war er an dem Morgen nicht arbeiten?"

    „Er rief an, informierte seinen Chef, er käme später, da er zum Zahnarzt müsse. Das war sein letztes Telefonat. Er telefonierte generell nur selten vom Festnetzanschluss. Er verließ wie immer jedoch das Haus, sagte die Furie aus. Auch sie fuhr dann zur Arbeit. Sie ist Verkäuferin und erschien pünktlich am Arbeitsplatz, gegen 7.25 Uhr. Erst als am Nachmittag der Chef anrief, nach Jorge fragte, erfuhr sie, dass er verschwunden war. Sie fuhr zu der Ehefrau, da sie ihn dort vermutete, nur sie hatte ihn seit zwei Tagen nicht gesehen. Dolores Villé rastete völlig aus, da sie erfuhr, er kam in der Mittagspause regelmäßig zu ihr und seinen Kindern. Ein Nachbar eilte hinüber, während seine Frau die Policía rief. Er hielt die Furie fest, bis sie kamen. Sie hatte Evita Calbertos ins Gesicht geschlagen, trat und kratzte, wütete. Man sperrte sie eine Nacht ein. Ein Verfahren wird folgen, ist in Arbeit. Jorge wurde am nächsten Morgen dreißig Kilometer entfernt tot auf einem Waldweg gefunden. Er wurde erst von hinten mit dem Ast so lange geschlagen, bis er bewusstlos war. Nun drehte man ihn, um weiter auf ihn einzudreschen, selbst als er bereits tot war, wie im Bericht steht."

    „Da bleibt eigentlich nur Señora Villé übrig oder gab es in seinem Leben noch mehr Lügen?"

    „Sie haben seinerzeit nichts gefunden. Keine Schulden, keine Affären, lebte nie über seine Verhältnisse, da die Ehefrau immer mitarbeitete, als Sekretärin im väterlichen Unternehmen gut verdient. Von seinem Tod profitierte niemand, da es keine Lebensversicherung gab. Das Haus gehörte generell ihr, da es ihre Eltern finanzierte; das Land schon seit Generationen in deren Besitz ist. Sie waren es, die seinerzeit darauf bestanden, dass nur sie als Eigentümerin eingetragen wird. Allerdings verlief das alles völlig problemlos. Ihr Vater sagte aus, Jorge wäre der Schwiegersohn gewesen, den sie sich immer gewünscht hätten, bis eben Dolores mitmischte. Nur er wäre langsam wieder zur Besinnung gekommen, wollte zu seiner Frau zurück. Wohlgemerkt wegen ihr, nicht wegen der Kinder wollte er zurückkommen. Sie hatten vorher schon mittags zweimal Sex. Am Samstagvormittag war er bei ihr, schenkte ihr eine Kette, spielte mit den Kindern."

    „Bien, ich kann aber als Mann auch no sagen, selbst wenn meine Ehefrau nicht jeden Tag Sex mag."

    „Sie hatte genug zu tun. Vollzeitjob, zwei Kinder, Haus, Garten, ihn. Da hat man gewiss mal abends von allem genug, will nur so kuscheln."

    „Oder so! Wann trat sein Tod ein?"

    „Laut Bericht vom Institut fast exakt um 8.39 Uhr, plus 5 Minuten. Da wurde sein Handy ausgeschaltet und seine Uhr ging kaputt."

    „Kommst du so nicht weiter. Lade die Eltern von ihm vor oder suche sie auf. Den Bruder von ihm dito. Forsche dort nochmals genau nach. Dann seinen Arbeitgeber, die Kollegen, eventuell seine StammTaberna. Es muss etwas geben, sonst wäre Jorge Calbertos nicht tot. Julio kann dir jetzt helfen, da der Fall abgeschlossen ist. Das war ein sehr emotionaler Mord. Daher hat ihn kein Fremder so zugerichtet, sondern jemand, der ihn gut kannte, dem er eventuell auf die Füße getreten war. Eigentlich ist das ganz nicht unsere Sache, aber Najaró schustert uns alles zu, womit er nicht weiterkommt. Kann er wenigstens auf der faulen Haut liegen. Gracias!"

    Ein mysteriöser Fall, der schon seit drei Monaten bei ihnen lag, da die Policía in Sineu nicht weitergekommen war. Staatsanwalt Najaró entschied daher, dass sie den Fall übernehmen mussten. Als wenn sie nicht schon genug Arbeit hätten. Nun wollte er endlich Ergebnisse sehen, wissen, wer der Mörder war. Irgendwie schien er ein enormes Interesse an dem Fall zu haben, gewann Álvaro in den letzten Wochen den Eindruck. Nur bisher gab es keine substanziellen Ergebnisse. Egal – er würde sich erst einmal um diese Geschichte mit den Banden kümmern, da dort auch nichts vorwärtsging. Drei Tote gab es inzwischen, da sich anscheinend die Banden bekriegten. Das Telefon störte. Staatsanwalt Najaró putzte ihn herunter, da er seine Arbeit kritisierte, ablehne, Morde aufzuklären. Das werde ein Nachspiel haben.

    „Leandro, spiel dich doch nicht auf. Du schusterst mir die Arbeit zu, hängst den ganzen Tag faul herum, machst nichts. Hast du mit einer der Weiber des Calbertos was gehabt? Hängst du da drinnen?", warf er das Telefon in die Ladeschale.

    Alberto, José und Philipe kamen herein, legten ihm bestimmt 20 Ordner auf den Schreibtisch. Sofort brüllte er los, ob sie verrückt seien.

    „Wolltest du doch haben. Ich bringe dir gleich noch mehr."

    „Legt die sofort ins Regal. Ihr spinnt doch."

    Als alle weg waren, schaute er die Unordnung an. Wie sah jetzt sein Büro aus? Es wütete in ihm. José bekäme dafür eine reingewürgt. So nicht, der miese Verräter.

    Seit fast anderthalb Jahren saß José zeitweise mit Kollegen daran. Er holte vorn einen Ordner, da José noch sortierte. „Das nächste Mal wird das gleich eingeheftet. Schluderei!"

    Nun las er, was man im letzten Jahr wirklich ermittelt hatte, blickte auf die Bankauszüge, der drei Hauptverdächtigen. Zu viele hohe Bareinzahlungen. Viel zu viele!

    „José, komm her, por favor. Sein Stellvertreter trat ein. „Was sagen die Banken dazu? Haben sie die entsprechenden Bescheinigungen kontrolliert? Warum fehlen die überall?

    „Wurde so angenommen, da man die Kunden und deren Geschäfte gut kennt."

    „Strafbar! Werden sie wenigstens strafrechtlich verfolgt?"

    „Nichts, da der Staatsanwalt meinte, sie sind schließlich nicht an der eventuellen Geldwäsche beteiligt, falls es die überhaupt gibt, versäumten lediglich, Vorschriften einzuhalten."

    „Das ist doch wohl ein Scherz, oder? Hast du diese Bankleute näher überprüft?"

    „Warum sollten wir?"

    „Sage nicht kontinuierlich - wir. DUUU! Weil sie eventuell mit den mutmaßlichen Tätern unter einer Decke stecken? Es sind immer die gleichen vier Filialen. Zufall? Ich glaube schon lange nicht mehr an Zufälle. Philipe soll sich umgehend darum kümmern. Rufe den Staatsanwalt an, damit ihr Beschlüsse, für deren Bankkonten und Telefone bekommt. Gracias!"

    „Gibt uns Carcían nie."

    „Falls das an dem sein sollte, dann kontaktiere den Oberstaatsanwalt. Kann wohl nicht sein, dass man Banker nicht mehr überprüfen darf, die permanent die Vorschriften verletzen. Daneben müssen sie ein Verfahren bekommen, da sie sich wiederholt strafbar machten, sie sich an der Geldwäsche, wenn vielleicht auch nur indirekt beteiligten, Gesetze ignorierten. So viel zum Thema Geldwäsche. Es heißt im Geldwäschegesetz unter allgemeine Identifizierungspflichten: Ein Institut hat bei Annahme oder Abgabe von Bargeld, Wertpapieren im Sinne des Paragrafen 1 Absatz 1 des Depotgesetzes oder Edelmetallen im Wert von 15.000 Euro oder mehr zuvor denjenigen zu identifizieren, der ihm gegenüber auftritt. Absatz 2 gilt, wenn das Institut mehrere Finanztransaktionen im Sinne des Absatzes 2 durchführt, die einen Betrag im Wert von 15.000 Euro oder mehr ausmachen, sofern faktische Anhaltspunkte dafür vorliegen, dass zwischen ihnen eine Verbindung besteht."

    „Álvaro, es gab nie Anhaltspunkte, dass da etwas Linkes ablief."

    „Bien, dass du wenigstens das erkundet hast. Wo sind dazu die Unterlagen?"

    „Brauchte ich nicht, laut Carcían."

    „Verstehe, da war er hilfsbereit. Ich dachte immer, Doctor Anoldo blockiert nur alles und Juan ist so hilfsbereit?"

    „Der hat den Fall erst vor Kurzem übernommen, da sich Anoldo versetzen ließ. Der war allerdings wesentlich kooperativer."

    Er blickte ihm nachdenklich nach, lehnte sich weit im Stuhl zurück. Vor einigen Monaten hieß es noch, Staatsanwalt Doctor Anoldo blockt alles ab, will wohl die Oberen nicht verärgern, deren Geschäfte zerstören. Dazu kam dieses mitgehörte Gespräch, wo Staatsanwalt Anoldo, Doctor Juan Carcían maßregelte. José berichtete ihm seinerzeit, wie Anoldo sich mit Carcían heftig stritt. Er sagte in etwa, Juan, du retrasada mental weißt nicht, mit wem du dich da anlegst. Halte dich raus, sonst ..., mehr hörte er nicht, außer das Juan Carcían fluchte, maldito - Idiota. Staatsanwalt Carcían wollte seinerzeit, obwohl nicht sein Fall, versuchen, dass er mehr Bewegungsfreiheit bekam, er mehr ermitteln konnte, so José. Er hatte seinerzeit sogar heimlich Doctor Sete Anoldo überprüfen lassen. Alles war Negativ. Nun hieß es Doctor Carcían blockierte den normalen Ablauf? Später!

    Die eine Seite - AL-Connection, wie man eine Bande Albaner nannte. Sie bestand aus den vier Milevoj-Brüdern. Zwei davon saßen bereits in Madrid in U-Haft, warteten auf ihren Prozess. Admir und sein Bruder Adnan lebten seit Jahren auf Mallorca, standen im Ruf, nicht besser als ihre Brüder zu sein. Nur außer falschem Parken konnte man ihnen nie etwas vorwerfen. Niemand bestätigte Schutzgelderpressungen, wie sie junge Señoras mit Gewalt zum Anschaffen zwangen. Weder fand man bei ihnen Drogen, Waffen, große Mengen Bargeld. Nur gerade das wurde in schöner Regelmäßigkeit eingezahlt. Sie redeten sich heraus, das sei der Verdienst aus den zwei Bordellen und dem Teppichgeschäft. Nur anhand der Unterlagen konnte man auch das nicht widerlegen, obwohl niemand einen Teppich für 10.000 Euro bar bezahlte. Nur das – pure Spekulation. Der Oberstaatsanwalt würde ihn auslachen.

    Auf der anderen Seite gab es die MAC-Clique, die jedoch von Barça aus operierte, der AL-Connection das Leben schwer machte. Da waren Kroaten vermischt mit Spaniern die Drahtzieher. Auch dort Handel mit Drogen, dem Geschäft mit käuflichem Sex, aber vor allem war es ein Duell um die Macht auf Mallorca bei diesem schmutzigen, kriminellen Gebieten. Es gab da mehrfache Todesfälle auf beiden Seiten. Drei davon auf Mallorca in den letzten zwei Jahren. Drei MAC-Männer mussten ihr Leben lassen, obwohl es sonst eher ruhig zwischen den beiden Gangs hier verlief. Die Albaner waren auch erheblich verzweigter, hatten nicht nur mit Prostitution, Gastronomie und deren Umfeld zu tun. Nur bei allen Ermittlungen waren außer negativen Schlagzeilen in den Medien nichts herausgekommen. Dann übergab man das alles ihnen. Nur viel weiter waren sie bisher dito nicht. Waren sie so gut, dass man ihnen nicht auf die Spur kam, weil sie alles fast

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