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Das Geheimnis Des Schwarzen Diamanten: Die Abenteuer Von Kimmi Jambo
Das Geheimnis Des Schwarzen Diamanten: Die Abenteuer Von Kimmi Jambo
Das Geheimnis Des Schwarzen Diamanten: Die Abenteuer Von Kimmi Jambo
eBook272 Seiten3 Stunden

Das Geheimnis Des Schwarzen Diamanten: Die Abenteuer Von Kimmi Jambo

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Über dieses E-Book

"Das Geheimnis Des Schwarzen Diamanten", ist eine Geschichte über Mut und Hoffnung. Das Schicksal schweißt drei kenianische Kinder zusammen, als ein böser Zauberer versucht, sämtliche Kinder ihres Dorfes gefangen zu nehmen. Nach einer langen Busfahrt schlafen sie in einem Schuppen ein. Danach wurden sie von einer geheimnisvollen Frau adoptiert, die hinter einem großen magischen Regenbogen lebt, mitten im Herzen von Nairobi. Sie lehrte den Kindern die Kunst der Stammesmagie und kochte ihnen ihre Lieblingsmahlzeiten. Nach einiger Zeit finden sich die Kinder umzingelt von einem alten Stammfluch, der nur von Kindern gebrochen werden kann. Kimmi Jambo hält in den Straßen Nairobis Ausschau nach den vorhergesagten Zeichen, die Nairobi in ein großes Durcheinander verwandeln könnten. Als Folge verschwand der Minister für die armen Menschen. Alle Zauberer verhalten sich merkwürdig und jemand beginnt, Mitglieder der obdachlosen Straßenbruderschaft zu verkörpern und zu entführen. Gestärkt durch mächtige Zaubersprüche, einem Bad im kalten Fluss und mit einem knappen Wort über Leopardenmilch und Krokodilstränen, begeben sich Kimmi Jambo und seine Freunde auf ihre Mission, auf eine Safari zu den verzauberten schwarzen Bergen. Alles verläuft gut, bis sie Magdalene, den einäugigen Giganten, einer Kreatur mit vielen Überraschungen, begegnen... und dem bösen Zauberer. Als sich die Situation unerwartet entwickelt, kommen die sehr ungewöhlichen Worte des feurigen Straßenpredigers, der besser bekannt ist als "der Täufer", sehr gelegen. Denn Kimmi Jambo erinnert sich nicht nur an den mächtigsten Zauberspruch des Universums, sondern benutzt ihn auch. Und erreicht damit himmlische und unerwartete Resultate.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum12. Juni 2017
ISBN9783743914438
Das Geheimnis Des Schwarzen Diamanten: Die Abenteuer Von Kimmi Jambo

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    Buchvorschau

    Das Geheimnis Des Schwarzen Diamanten - Mary Alff

    -KAPITEL EINS-

    Wie alles begann

    In einem Dorf im wunderschönen Kenia erwachte Kimmi Jambo und war mit einem Sprung aus dem Bett. „Feuer! Feuer!", schrie jemand in die Stille der Morgendämmerung.

    Mama! Mamaaa!, schluchzte Kimmi unter Tränen. Seine Eltern warfen hastig ein paar Dinge in einen Sack. „Sie sind da, und sie werden uns alle töten!, hörte er seinen Vater mit gedämpfter, ängstlicher Stimme zu seiner Mutter sagen. „Woi! Woi!", jammerte Kimmis Mutter laut. „Wo ist mein Junge?, Sie schlang den vierjährigen Kimmi Jambo fest in ihre Arme, und die Familie rannte aus dem brennenden Haus. Gerade noch rechtzeitig, wie sich zeigte, denn in dem Moment brach das Grasdach mit einem riesigen dumpfen Schlag in sich zusammen. Auch aus den Nachbardörfern liefen Familien schreiend in die weiten Kaffee- und Bananenplantagen der Umgebung. Mütter schrieen besorgt nach ihren Kindern. „Sie schießen! Sie schießen! Rennt!, rief Kimmis Vater den anderen Dorfbewohnern zu. Und auch er rannte um sein Leben, seine Familie immer schützend vor sich her treibend. Kimmi sah Männer und Frauen zu Boden fallen. Er wusste, dass gerade etwas Fürchterliches passierte, aber er war zu klein, um die anschließenden Ereignisse zu verstehen. Nicht einmal als seine Mutter und später auch sein Vater stürzten, und er selbst in dichtes Buschwerk hineinrollte, wusste er, was los war. Jetzt war nur noch eine Stimme zu hören: „Lauft, Kinder, lauft!" Ein lauter Knall, dann verstummte auch diese Stimme. Ängstlich begann Kimmi Jambo zu laufen. Er rannte weiter und weiter in die Bananenplantagen hinein so schnell seine kleinen nackten Beine nur konnten.

    Vier Tage später…

    Kimmi fand sich auf einer Autobahn wieder – einem Highway irgendwohin.

    Er betrachtete die großen und die kleinen Autos, die mit halsbrecherischer Geschwindigkeit vorbei rasten. Große Lkws hupten ihn an: „Tuuuuut! und kleine: „Biiiiiiiip! Biiiiiiiip! Sie erschreckten ihn so, dass er schnell zurück in den Buschwald lief. Er begann zu weinen und schrie nach seiner Mutter. Wo waren seine Eltern? Er hatte Angst und außerdem knurrte sein Magen grimmig vor Hunger. Wieder schrie er laut und durchdringend. Warum war er allein? Plötzlich tauchten ein Junge und ein Mädchen aus dem nahe gelegenen Dickicht auf, über und über mit rotem Staub bedeckt. Es waren Sara und Tony aus dem Nachbardorf, und sie kannten Kimmi Jambo ziemlich gut. Sie hatten oft zusammen gespielt. „Kimmi Jambo!, rief Sara, froh ihn zu sehen, „Komm her und hör auf zu schreien. Die bösen Männer könnten uns hören und zurückkommen. Ihre gedämpfte Stimme klang besorgt. Sara war sechs und Tony war drei. Mit einem ernsten Runzeln zwischen den Augenbrauen sah sie auf die beiden kleinen Jungen, ohne so recht zu wissen, was nun. Es war nur vier Tage her, dass diese schrecklichen Männer in ihre Dörfer eingefallen waren, alles niedergebrannt und dann alle Erwachsenen getötet hatten. Bei der Erinnerung an dieses grauenvolle Geschehen, begann sie zu zittern. Weder Sara noch die beiden anderen wussten, wie viel Glück sie gehabt hatten, lebend davonzukommen. Man muss nämlich wissen, dass es einen machtvollen Fluch gab in Verbindung mit den „Kuzikuzi, einem rätselhaften Stamm, aus dem niemand wirklich schlau wurde. Für Sara war das allerdings noch ein Geheimnis, schließlich war sie noch ein Kind. Sie zuckte mit den Achseln, jetzt hatte sie an Wichtigeres zu denken: zwei kleine hungrige Jungen. Sie musste etwas zu essen für sie alle finden – und zwar sehr schnell. „Bleibt hier, unter diesem Baum versteckt! Bis ich zurückkomme!, sagte sie den Jungen eindringlich. Ihre zierlichen, nackten Füße wirbelten roten, heißen Staub auf, als sie los rannte.

    Es war nicht schwer, einen kleinen, belebten Markt zu finden - ungefähr acht Meilen von ihrem Versteck entfernt. Die Nachricht von dem Angriff hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet, und Sara sah, wie die Leute die Köpfe zusammensteckten.

    „Sie haben in den Dörfern mit diesen verrückten Kuzikuzitypen jeden getötet, sogar die Kinder sind verschwunden. Zum Glück, muss ich hinzufügen. Ich konnte ihre merkwürdige Sprache nie verstehen, erzählte eine Frau umringt von aufmerksamen Zuhören. „Man sagt, dass komische Dinge passieren, wenn irgendeiner von ihnen in dieser verdrehten Sprache spricht…

    „Die Regierung bestreitet diesen Überfall natürlich. Niemand hat irgendetwas gesehen, und niemand hat etwas gehört!, fügte jemand anderes hinzu. „Es ist vier Tage her und nicht einmal der Polizeichef hat die Region besucht. Wer will schon gern als Freund der Kuzikuzi angesehen werden?,

    Sara hörte mit Tränen in den Augen zu. Ihr kleines Herz raste vor Wut. Über den Hass, den sie in diesen Stimmen vernahm, und über die Männer, die in nur wenigen Minuten ihr ganzes Leben zerstört hatten. Sie rückte näher an eine auf dem Boden sitzende, alte Frau heran, die ihre Früchte und ihr Gemüse in Behältnissen verschiedener Größe irgendwie so zurechtrückte, dass Käufer angelockt würden. „Mama! Das ist eine respektvolle Art in Kenia, Frauen anzureden, die älter sind als man selbst, „bitte gib mir ein paar Bananen, ich habe seit Tagen nicht gegessen!, bat sie kläglich. „Was?, fragte die alte Frau und schaute sie misstrauisch von der Seite an. „Warum hast du nichts gegessen? Wo sind deine Eltern? Sie sprach mit einer keifenden, ungeduldigen Stimme. Sie hasste es, von ihrem Geschäft abgelenkt zu werden.

    „Ich komme aus dem Dorf der Kuz…", gerade noch rechtzeitig unterbrach sie sich selbst, aber ihr Finger zeigte noch in die gefürchtete Richtung.

    „Stopp, Hör auf! Niemand hat den Angriff überlebt!, herrschte die alte Frau sie zornig an. „Wie kannst du es wagen so zu lügen. Hau ab! Keiner von diesen Zungenverdrehern hat überlebt!

    „Aber Mama, ich wollte doch nur…"

    „Kein aber! Ich bin nicht deine Mutter. Hau ab!"

    Sara ging zügig weiter. Tränen liefen über ihr Gesicht. Sie musste bald etwas zu essen finden, schließlich hatte sie auch noch einen langen Rückweg zu den Jungen vor sich.

    Einige Stunden später… Es war kurz vor sechs, als sich die riesige, rote Sonne verschlafen an den Horizont anlehnte. Sara beobachtete verstohlen, wie die Frauen ihre Waren in Sackleinen einrollten und nach und nach den Markt verließen. Den ganzen Tag hatte sie gebettelt. Und niemand hatte ihr etwas gegeben. Warum hassen die Leute die Kuzikuzi bloß so sehr, dachte sie. In dem Moment sah sie eine Frau ihren Haufen reifer Apfelsinen und Bananen unbeaufsichtigt zurücklassen und in einen nahegelegenen Laden gehen. Offensichtlich wollte sie Lebensmittel einkaufen, um sie mit nach Hause zu nehmen. Sara sah sich um. Sie sah, dass niemand sie beachtete. „Jetzt!", sagte eine leise Stimme in ihrem Kopf. Und ohne dass sie wusste, was passierte, fixierten ihre Augen eine große Staude reifer Bananen. Die Staude erhob sich in die Luft und bewegte sich auf sie zu, ungefähr in Augenhöhe. Als die Bananen sie erreichten und ihr beinahe an den Kopf flogen, schnappte sie sie mit beiden Händen und flüchtete über den Marktplatz. So schnell ihre dünnen Beine konnten und bevor irgendjemand wagte, sie zu stoppen.

    „Hey! Haltet den Dieb! Haltet den Dieb!" Es hatte doch jemand den sonderbaren Vorfall bemerkt und schrie plötzlich, so dass alle anderen aufschreckten. Reife Bananen, Mohrrüben, und Kartoffeln bombardierten sie aus jeder Richtung. Sara wünschte nur, sie müsste nicht so eilig verschwinden! Das ganze Essen hätten sie so gut gebrauchen können... Aber egal, sie musste jetzt einfach ganz schnell wegkommen von hier und hoffentlich lebendig. Zwei kleine Jungen verließen sich schließlich auf sie. Und dem Himmel sei Dank – schaffte sie es gerade so vom Marktplatz zu stürmen.

    Zwei Stunden später schlangen Kimmi Jambo und Tony fast ohne zu kauen die Bananen hinunter. Am Ende waren sie immer noch erstaunlich hungrig und starrten mit großen Augen auf den Haufen Bananenschalen vor sich. „Wir müssen uns daran gewöhnen, nicht immer genug zu bekommen, sagte Sara viel zu vernünftig für ihr Alter und dachte mit Bedauern an das, was sie getan hatte. Dass sie Bananen geklaut hatte. Doch sie schüttelte den Gedanken ab und sagte zu den anderen: „Lasst uns jetzt ein bisschen schlafen! Sie kuschelten sich zusammen, um genug Wärme zu erzeugen, denn die Temperatur fiel stark ab, wenn die Nacht den Tag ablöste. Es war nicht einfach einzuschlafen, und Sara lag wach mit weit geöffneten Augen. Sie konnte die aufsteigenden Tränen jetzt nicht mehr unterdrücken, und das erste Mal, seit alles passiert war, weinte sie hemmungslos. Ohne darauf zu achten, eine tapfere Miene zu wahren. Es tat so weh, und sie vermisste ihre Mutter und ihren Vater und all die vielen hundert Kinder! Wo waren sie hingebracht worden? Einen Moment lang hatten die Kinder sich ängstlich aneinandergedrängt. Und dann? Dann verschwanden sie im Sonnenaufgang und mit ihnen die seltsam aussehenden Männer! Oder hatte sie das vielleicht alles ganz falsch beobachtet, dachte sie traurig.

    „Weinst du, Sara?",

    „Nein, log sie, „leg dich wieder hin und schlaf, Kimmi Jambo.

    Es war zu kalt zum Schlafen und sein Magen sehnte sich nach heißem Milchbrei. „Was werden wir jetzt tun?", fragte er.

    „Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte ich mir einen Job suchen. Aber zuerst müssen wir einen Platz finden, wo wir bleiben können."

    „Aber wo?, fragte er. „Uns will doch keiner haben.

    „Ich wünschte, ich wüsste es!", antworte sie, und bemerkte dass sie selbst Hunger auch hatte.

    „Versuchen wir es in der großen Stadt, meldete sich Tony, der die ganze Zeit vorgegeben hatte zu schlafen. „Meine Tante Muna wohnt dort. Sie arbeitet für einen sehr wichtigen Mann.

    „Wirklich?", entgegnete Sara und war jetzt richtig begeistert. Sie wollte immer schon mal in die große Stadt.

    „Ich war einmal mit meinem Vater in der großen Stadt, fuhr Tony fort, „und ich habe noch nie in meinem Leben so viel Autos gesehen! Und auf den Straßen schwirrten so viele Menschen umher wie Bienen in einem Bienenstock!

    Sara sah den Dreijährigen plötzlich bewundernd an. Immerhin war er schon in der großen Stadt gewesen und sie nicht.

    „Meine Tante wohnt in einem hübschen Apartment in einem Haus mit vielen Stockwerken, erzählte er stolz weiter. „Ich erinnere mich, wie wir in ihrer großen, warmen Küche saßen, und sie mir einen riesengroßen Becher heiße Schokolade gemacht hat. Und die leckersten Marmeladenpfannkuchen, die ich jemals gegessen habe, berichtete er schwärmend.

    Es war lange still, denn jedes der Kinder war in Gedanken versunken. Sara war sich sicher, dass sie eine Lösung für ihr Problem gefunden hatten. Sie mussten unbedingt in die große Stadt. Logisch, dass Tante Muna‘s Pfannkuchen auch einen gewissen Reiz ausübten. Schon bei dem Gedanken lief ihr das Wasser im Mund zusammen.

    -KAPITEL ZWEI-

    Fahrt in die große Stadt

    Früh am nächsten Morgen stellten sie sich an die ziemlich staubige Autobahn, die sich bis zum Horizont schlängelte und sahen zu wie Autos, LKW und Busse vorbeirasten. Diese Stelle war jedoch viel zu gefährlich, und Sara begann nach einem besseren Platz Ausschau zu halten. Nicht weit entfernt entdeckte sie eine Gruppe Menschen. Erst langsam wurde ihr klar, dass sie warteten. Auf irgendeine Art von Transportmittel.

    „Kommt, beeilt Euch!, rief sie den Jungen zu, „Ich glaube, die Leute da warten auf einen Bus. Da müssen wir auch hin!

    „Ein Bus? Wohin?", fragte Tony beim Loslaufen.

    „Wir fragen, wenn wir da sind!", antwortete Sara, die bereits ein Stück voraus gelaufen war. Im Moment war jeder Bus gut genug.

    Keuchend und nach Luft schnappend waren sie gerade noch rechtzeitig, um in einen staubigen und verrauchten Bus zu springen, der gleich darauf wieder abhob. Der Mann auf dem Sitz neben dem Eingang, rauchte eine übelriechende Zigarre. Sara war sich sicher, dass sie aus gepressten und getrockneten Bananenblättern gedreht war. Sie hatte ihren Vater schon mal bei besonderen Gelegenheiten so eine drehen sehen. Der strenge Geruch von getrocknetem Fisch und lebenden Tieren hing so schwer im ganzen Bus, dass die wenige Frischluft, die durch das schmale Busfenster hereindrang, kaum Linderung verschaffte.

    Sie quetschten sich auf den hintersten Sitz in der Hoffnung, der Schaffner, der schon dabei war, nach Fahrkarten zu fragen, würde irgendwie blind werden und sie nicht sehen. Aber das wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein… „Ihr drei da! Er streckte seine große, dunkle Handfläche nach Geld aus. Sie sahen auf zu seiner Hand, dann wanderten ihre großen, ängstlichen Augen weiter an ihm hoch. „Wenn ihr kein Geld habt, dann steht gefälligst auf! Lasst die Sitze für die, die zahlen können!, polterte er. Sara kletterte schnell aus der Ecke gefolgt von Tony und schließlich Kimmi. Nun standen sie im Mittelgang des großen, schaukelnden Busses, froh, dass der Schaffner den Fahrer nicht gestoppt hatte und sie nicht rausgeschmissen hatte. Kimmi schaute gespannt umher. Er war noch nie vorher in einem Bus gewesen! „Ich dachte in einem Bus fahren nur Menschen, sagte Kimmi aufgeregt zu Tony, „guck mal, all die Hühner und Schweine da drüben!

    „Hmm…, sagte Tony, „ich glaube, die bringen sie zum Markt in der großen Stadt. Kimmi Jambo schaute verblüfft zu, wie der Besitzer der Hühner versuchte, eines wieder einzufangen, das gackernd im ganzen Bus herumflatterte. Es belästigte die anderen Fahrgäste und schubste mit seinem hektischen Geflatter losen Gepäck herunter. Schließlich ließ es einen dampfenden Klecks grünlicher, stinkender Masse auf die Bananenzigarre fallen, die damit ein für allemal ausging. Zur Genugtuung und Erleichterung vieler Mitreisender!

    Der Bus brauste davon, manchmal in der Luft fliegend, manchmal über die holperigen Straßen jagend. Die drei Freunde schauten sich hoffnungsvoll an, und eine freundliche Frau auf dem Sitz neben ihnen gab jedem von ihnen eine Scheibe getoastetes Brot aus ihrem prall gefüllten Korb. „Wo wollt ihr hin, Kinder?", fragte die nette Frau.

    „In die große Stadt", erwiderte Sara stolz.

    „Nanu…so weit?", sagte die Frau.

    „Meine Tante Muna wohnt da", erklärte Tony und kaute schmatzend sein Brot.

    „Ah…, ich verstehe, das ist also ein Familienbesuch", schlussfolgerte die Frau lächelnd.

    In dem Augenblick stoppte der Bus mit kreischenden Bremsen.

    „Ich steige hier aus…", sagte die freundliche Frau, während sie sich von ihrem Sitz erhob und sich den Weg in den vorderen Teil des Busses frei kämpfte. Durch die Hühner, Schweine, Ziegen und übervollen Fischkörbe – zum einzigen Ausgang.

    „Sind wir bald da, Tony?", fragte Kimmi vier Stunden später. Er konnte nicht mehr stehen, ihm war schwindelig und allmählich wurde ihm schlecht. Er rieb seine kleine Nase, die vom Sauerstoffmangel schon ganz heiß und rot war. Der Bus, jetzt wieder zurück auf der Straße, schwankte hin und her und bremste abrupt und viel öfter als notwendig.

    „Nein, nicht bevor wir große Gebäude und viele Autos sehen", sagte Tony mit wichtiger Mine, glücklich gefragt zu werden.

    „Achtung! Aufpassen!, unterbrach Sara plötzlich erschrocken. Und da! Eine übergroße Ziege hatte ihren Strick zerrissen und kam direkt auf sie zu geflogen. Sie duckten sich schnell zwischen die Sitzbänke unter die Beine der Leute, als die Ziege an ihnen vorbeisauste und mit ihren gewaltigen Hörnern durch die Heckscheibe krachte. Glasscherben flogen überall umher als endlich frische Luft hereinwirbelte. Die Passagiere kreischten und der Fahrer verlor fast die Kontrolle über den sowieso schon überladenen, fliegenden Bus. Das Tier flog einige sekundenlang durch die Luft und schlug dann auf die Straße, mit einem lauten „Flatsch! Blutige Eingeweide quollen hervor. Die Passagiere sahen schockiert wie der Verkehr hinter ihnen verrückt spielte. Autos kamen mit den Hinterrädern hoch in der Luft quietschend zum Stehen, andere fuhren gegen die Bäume am Straßenrand… „Krässssch!" Ein Laster flog über den breiten Fluss, „Wuuuiiie!", und krachte wunderlicherweise drüben auf die andere Seite, „Kraaaatsch!", wo er in tausend Stücke brach.

    Der aufgebrachte Besitzer der Ziege, der jetzt auf dem Rücken von irgendjemandem stand und Gift und Galle spuckte, schrie den Fahrer an: „Stopp! Anhalten! Können Sie nicht sehen, dass meine Ziege aus dem Bus gesprungen ist?"

    „Nein, ich halte meinen Bus nicht an!", gab der Busfahrer ärgerlich von vorne zurück. In hastigen, wütenden Kreisen fuchtelte er mit den Händen um das Lenkrad, so dass es fast so aussah als würde er mit diesem kämpfen. Er hasste Verspätungen, insbesondere wenn sie durch diese Leute verursacht waren, die einfach nicht begriffen, dass sie ihre Sachen ordentlich festbinden mussten, und zwar vor der Fahrt. Jetzt musste er sich auch noch Gedanken über eine neue Rückscheibe machen! Blöde Ziege! Er kochte vor Wut.

    Heftiger Wind rauschte in den Bus durch das große Loch, dass einmal das Rückfenster gewesen war, und der kleine Kimmi Jambo musste sich fest – zu Tode geängstigt – an den Metallrahmen eines Sitzes klammern, um nicht von seinen tapsigen Füßen gepustet zu werden. Tony quetschte seinen rundlichen Körper unter einen Sitz und schlief auf der Stelle ein. Sara stand da und wehrte sich gegen den Schlaf, der sie zu überwältigen drohte. Plötzlich stoppte der Bus: „Endstation!", bellte der Schaffner laut.

    „Äh? Aber das ist nicht die große Stadt!", rief eine große, dicke Frau überrascht.

    Tony glitt eilig unter dem Sitz hervor, denn ihm wurde plötzlich bewusst, dass etwas nicht stimmte, und Kimmi fing an zu weinen. „Weine nicht, sagte Sara ängstlich, während sie dem wütenden Streit zuhörte, der zwischen dem Zigarrenraucher und dem Busschaffner entbrannte. „Sie wollen in die große Stadt? Dann warten Sie doch auf den nächsten Bus, der kommt in zwei Stunden, sagte der Schaffner schließlich und warf dabei seine Hände ungeduldig in die Luft. Alle Passagiere stiegen aus. Stinksauer, dass der Busfahrer sie nicht an ihr eigentliches Reiseziel gebracht hatte. „Das ist Diebstahl am helllichten Tag!", hörte Kimmi einen Mann aufgebracht schimpfen und dabei eine große, schwarze Faust in der Luft schwingen.

    „Was ist Diebstahlamhellichtentag?", fragte er unschuldig.

    „Ich glaube, es bedeutet…äh, der Fahrer und der Schaffner haben die Leute um das betrogen, was sie für ihr Geld erwartet haben. Sie haben sie nicht dahin gefahren, wo sie hinwollten", antwortete Sara froh, dass sie kein Fahrgeld bezahlt hatten.

    Der Bus raste zurück in die Richtung, aus der sie gekommen waren und hinterließ dabei dicke Wolken aus schwarzem, stinkendem, rußigem Qualm. Niemand war sich sicher, ob der andere Bus wirklich zu der Zeit kommen würde, die der unverschämte Schaffner genannt hatte. Die Gruppe wütender Passagiere warteten und ebenso die Kinder, ohne die Hoffnung zu verlieren.

    Kurz vor sechs Uhr kam ein anderer Bus angeflogen. Und alle sprangen winkend und rufend auf die Straße, um ihn anzuhalten. Mit quietschenden Bremsen und qualmenden Rädern schaffte es der Busfahrer gerade noch, den bereits vollen Bus zu landen, ohne jemanden zu töten. Alle Sitze waren besetzt und selbst Erwachsene standen im Mittelgang des Busses. So blieb kein Platz für Kimmi Jambo und seine Freunde.

    „Leg sie oben auf den Dachgepäckträger und binde sie ordentlich fest! Hier ist genug Platz für jeden, Mann – nicht dass mein Bus in Verruf gerät!", befahl der Fahrer dem Schaffner. Bevor sie wussten, wie ihnen geschah, fanden sich Kimmi Jambo und seine Freunde gebündelt auf dem Dach des Busses wieder. Mit einem dicken Seil in aller Eile festgeschnürt an Mangokörbe und Holzkohlesäcke. Es schien, als dürfe man keine Zeit verlieren. Kimmi ließ seine Augen umherschweifen. Irgendjemand im Bus schien umzuziehen! Er entdeckte glücklich eine ganze Möbelgarnitur. Sessel, Tische, Betten zu ihrer Verfügung, das war gar nicht schlecht. Und schon war der Bus wieder auf dem Weg. Er sah aus wie ein großes, fliegendes Monster mit mehreren Köpfen.

    Als die Dunkelheit hereinbrach und das Land bedeckte, erreichte der Bus die große Stadt, in der immer noch großer Betrieb herrschte. Selbst jetzt noch, wo es schon stockdunkel war. Sara realisierte, dass sie angekommen waren. Die hohen Gebäude, die hellen Lichter und die vielen Menschen, die sich immer noch durch die Straßen schoben, waren ein sicheres Zeichen. „Aufstehen! Steht auf!, rief sie den Jungen aufgeregt zu. Die beiden waren tief vergraben unter Säcken und Körben und fest eingeschlafen, nachdem sie jeder ein Dutzend Mangos und ein Dutzend reife Bananen gegessen hatten. „Wir sind in der großen Stadt!

    In null Komma nichts hatten alle anderen Passagiere die Bushaltestelle, wer weiß wohin, verlassen. „Nun zeig uns den Weg zu Tante Muna, Tony", sagte Sara hoffnungsvoll. Tony schaute sich sprachlos um, er wirkte plötzlich überwältigt von den Ausmaßen dieser riesengroßen Stadt. Die Straßen schienen weiter und immer weiter zu gehen! Und die Dunkelheit war bei der Suche auch nicht gerade hilfreich.

    „Äh…äh, ich kann nicht so genau sagen, wo es war. Es war nicht so dunkel

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