Die richtige Entscheidung: Dr. Laurin 180 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
In der Prof. -Kayser-Klinik hatte der erste Tag der Woche mit einer Geburt begonnen, sehr zur Freude von Dr. Leon Laurin. Hannelore Werner, die schon lange seine Patientin war, hatte nach zehnjähriger Ehe einen strammen Buben zur Welt gebracht. Die Geburt war problemlos verlaufen, und die Freude war groß. Otto Werner kannte sich bald selbst nicht mehr, da er nun glücklicher Vater sein durfte, und eine überaus harmonische Ehe erlebte ihre Krönung. Der kleine Karl-Otto ahnte freilich noch nicht, welches Glück sein junges Erdendasein verbreitete. Neben dem Vater, der gleich eine ganze Kiste besten Sektes für die Belegschaft dahergebracht hatte, waren auch bereits zwei Großelternpaare eingetroffen, und die Großmütter brachten Kuchen, Pralinen und natürlich auch Blumen mit. Als Besitzer eines Feinkostgeschäftes, einer Bäckerei und einer Gärtnerei hatten die Eltern von Otto Werner und seiner nun glückstrahlenden Ehefrau Hannelore dabei keine Beschaffungsprobleme gehabt. Der neue Erdenbürger würde es sehr gut haben, das wussten die Ärzte und Schwestern der Prof. -Kayser-Klinik. Nach zwei Fehlgeburten war Hannelore Werner unglücklich gewesen, jetzt konnte sie sich von Herzen freuen. Aber nicht in allen Krankenzimmern herrschte an diesem Tag solche Freude. Der Geburt war eine Operation gefolgt, eine Gebärmutteramputation bei Lisa Gerstung. Sie war zwar schon dreiundvierzig, aber sie hatte sich dennoch auf die Geburt des vierten Kindes gefreut. Es hatte nicht sein sollen. Im sechsten Monat hatten so starke Blutungen eingesetzt, das ein lebensbedrohender Zustand eintrat und die Ärzte sich zu dieser Operation entschließen mussten, wollten sie möglichst noch das Leben von Lisa Gerstung retten. Die Patientin war überraschend eingeliefert worden. Niemand hatte mit diesem dramatischen Ereignis gerechnet. Die Ärzte hatten die Visite unterbrechen müssen, aber dank des Einsatzes aller hatte Lisa Gerstung die Operation überlebt.
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Die richtige Entscheidung - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 180 –
Die richtige Entscheidung
Stefanie hat ihr und Marcos Leben völlig verändert
Patricia Vandenberg
In der Prof.-Kayser-Klinik hatte der erste Tag der Woche mit einer Geburt begonnen, sehr zur Freude von Dr. Leon Laurin.
Hannelore Werner, die schon lange seine Patientin war, hatte nach zehnjähriger Ehe einen strammen Buben zur Welt gebracht. Die Geburt war problemlos verlaufen, und die Freude war groß. Otto Werner kannte sich bald selbst nicht mehr, da er nun glücklicher Vater sein durfte, und eine überaus harmonische Ehe erlebte ihre Krönung.
Der kleine Karl-Otto ahnte freilich noch nicht, welches Glück sein junges Erdendasein verbreitete. Neben dem Vater, der gleich eine ganze Kiste besten Sektes für die Belegschaft dahergebracht hatte, waren auch bereits zwei Großelternpaare eingetroffen, und die Großmütter brachten Kuchen, Pralinen und natürlich auch Blumen mit.
Als Besitzer eines Feinkostgeschäftes, einer Bäckerei und einer Gärtnerei hatten die Eltern von Otto Werner und seiner nun glückstrahlenden Ehefrau Hannelore dabei keine Beschaffungsprobleme gehabt. Der neue Erdenbürger würde es sehr gut haben, das wussten die Ärzte und Schwestern der Prof.-Kayser-Klinik. Nach zwei Fehlgeburten war Hannelore Werner unglücklich gewesen, jetzt konnte sie sich von Herzen freuen.
Aber nicht in allen Krankenzimmern herrschte an diesem Tag solche Freude. Der Geburt war eine Operation gefolgt, eine Gebärmutteramputation bei Lisa Gerstung. Sie war zwar schon dreiundvierzig, aber sie hatte sich dennoch auf die Geburt des vierten Kindes gefreut. Es hatte nicht sein sollen. Im sechsten Monat hatten so starke Blutungen eingesetzt, das ein lebensbedrohender Zustand eintrat und die Ärzte sich zu dieser Operation entschließen mussten, wollten sie möglichst noch das Leben von Lisa Gerstung retten.
Die Patientin war überraschend eingeliefert worden. Niemand hatte mit diesem dramatischen Ereignis gerechnet. Die Ärzte hatten die Visite unterbrechen müssen, aber dank des Einsatzes aller hatte Lisa Gerstung die Operation überlebt.
Fritz Gerstung, ein stiller, schwerfälliger Mann, hatte nur gebetet, während er wartete. Und als er seine Frau dann sehen durfte, waren ihm die Tränen über die hageren, wettergegerbten Wangen gerollt.
Er war Förster von Beruf. Er liebte die Natur, aber seine Familie bedeutete ihm noch mehr. »Was soll ich ohne Lisa?«, hatte er gefragt, als Dr. Laurin ihm sagen musste, wie kritisch der Zustand seiner Frau war. »Wir haben doch drei gesunde Kinder. Ich brauche kein Kind mehr, ich brauche meine Frau.«
Und die Ärzte hatten getan, was menschenmöglich war. Jetzt konnte man nur noch beten, dass es nicht vergeblich gewesen war. Fritz Gerstung betete in der kleinen Kapelle der Prof.-Kayser-Klinik. Er wollte bleiben, bis seine Frau erwachte. Er wollte bei ihr sein, wenn sie die Augen aufschlug.
Für die Ärzte der Prof.-Kayser-Klinik sollten allerdings neue Aufregungen kommen. Es war sechzehn Uhr, als sie Martinshorn und Feuerwehrsirenen vernahmen.
»Das muss ziemlich nahe sein«, murmelte Schwester Marie. »Du lieber Gott, was passiert denn jetzt dauernd? Ein Unglück jagt das andere. Und dieser Winter nimmt kein Ende. Ich kann den Schnee schon gar nicht mehr sehen.«
»Und dabei schaut es draußen doch so romantisch aus mit den überzuckerten Bäumen«, sagte Schwester Otti.
»Heute Morgen habe ich vor dem Blumengeschäft gestanden, und die Eisblumen am Fenster waren einfach märchenhaft«, sagte Schwester Irma.
»Schwärmen wir nicht, es gibt Arbeit«, sagte Marie, die zum Fenster hinausgeschaut hatte. Ein Notarztwagen nahte bereits mit Blaulicht und Martinshorn.
»Das gibt Arbeit für die Chirurgie«, meinte Irma.
»Bei Notfällen wird nicht gefragt«, erwiderte Marie.
Und in der Prof.-Kayser-Klinik herrschte Alarmbereitschaft, denn auch der zweite Notarztwagen kam herangebraust.
*
Dr. Eckart Sternberg betrachtete den Schwerverletzten, der zuerst gebracht worden war. Er war böse zugerichtet. Der junge Notarzt Dr. Baldauf berichtete, dass man den Mann in letzter Sekunde aus seinem brennenden Wagen gezogen hätte. Was eigentlich passiert war und wie, wusste noch niemand.
Dr. Baldauf hatte Erste Hilfe geleistet. Mehr hatte er auch nicht tun können, da er wegen der Brandwunden mögliche innere Verletzungen gar nicht feststellen konnte.
Für Dr. Sternberg war der Verletzte ein unbekannter Mann, Mitte dreißig schätzungsweise, etwa einsachtzig groß, kräftig gebaut, Augenfarbe blaugrau, Gesicht markant. Das Haar war schon versengt, die Hände dagegen unverletzt, da er Handschuhe getragen hatte.
Eine sehr kostbare Armbanduhr wurde ihm abgenommen. Einen Ring trug er weder an der rechten, noch an der linken Hand.
Von der Kleidung war nicht viel übrig. Sie war ihm vom Körper gerissen worden, nachdem die Flammen erstickt worden waren.
Das Positive, was Dr. Sternberg feststellen konnte, war die Tatsache, dass der Patient ein starkes Herz hatte.
»Muss sehr sportlich gewesen sein«, stellte Dr. Michael Hillenberg fest.
»Und er wird es überstehen«, fügte Dr. Sternberg zuversichtlich hinzu. »Ans Werk, Kollege.«
Und dann gab er seine Anordnungen.
So schlimm waren die Brandwunden nicht, dass man den Mann gleich in eine Spezialklinik hätte bringen müssen.
Der Rücken und das Haar waren vor allem in Mitleidenschaft gezogen worden, auch die Ohren und Wangen, aber für solche Verletzungen war man in der Prof.-Kayser-Klinik eingerichtet.
Momentan war es den Ärzten gleichgültig, wer dieser Mann war, wie er hieß, woher er kam. Er brauchte Hilfe, und die sollte ihm gegeben werden.
Der zweite Notarztwagen hatte eine Frau gebracht. Sie war Ausländerin. Kroatin, wie Schwester Otti mit Bestimmtheit erklärte, da die Verletzte ein paar Sätze sagen konnte. Otti war schon mehrmals in Kroatien gewesen, und wenn sie auch nicht alles übersetzen konnte, so hatte sie doch verstanden, dass die Frau gesagt hatte, der Omnibusfahrer wäre es gewesen.
»Wieso gewesen?«, fragte Dr. Rasmus.
»Sie meint, er war schuld«, sagte Otti.
»Behaupten Sie das nicht, Otti«, warf Marie ein.
»Ich behaupte es nicht, sie hat es gesagt«, erwiderte Otti. »Was gewesen ist oder sein soll, wissen wir ja noch nicht. Sie ist mindestens im siebten Monat, das ist doch wichtiger.«
Natürlich war das wichtiger. Aber diese junge Frau erholte sich recht schnell, und über ihre Lippen sprudelten die Worte wie ein Wasserfall.
Schwester Marie redete beruhigend auf sie ein. »Können Sie gar kein Deutsch?«, fragte sie bedächtig.
»Ein wenig«, erwiderte die junge Frau. Aber sie hatte verstanden, was Marie gefragt hatte.
»Bitte, sagen Sie doch auf deutsch, was Sie beobachtet haben«, bat Marie behutsam. »Was ist geschehen?«
»Das Lastauto …, nein, nicht Lastauto, Tankwagen oder so was, nicht genau gesehen. Stand quer. Straße glatt.«
Das war doch schon etwas.
»Und Sie fuhren in dem Bus?«
»In dem Bus.« Sie nickte. »Ich heißen Jelka Draculin und will sprechen meinen Mann. Wo ist Jura?« Sie begann zu weinen. »Mein Baby! Und Jura, wo ist Jura?«
»Wir werden uns erkundigen, Jelka«, sagte Marie mütterlich.
»Und wenn ich mein Baby verliere?«, schluchzte Jelka.
Nach dieser Aufregung sprach sie doch ganz gut deutsch, und Marie fragte nun: »Sie meinen, der Busfahrer sei schuld gewesen?«
»Nein, nein, mein Mann ist Busfahrer, mein Jura. Nicht schuld, weg von Flammen, dann in Graben.«
Ja, so war es gewesen. Ein Tankwagen hatte Treibstoff verloren, die nachfolgenden Autos waren ins Schleudern gekommen und aufgefahren. Der Busfahrer Jura Draculin sollte später wie ein Held gefeiert werden, weil es ihm gelungen war, seinen Bus in den Graben zu fahren. Wenn es auch Verletzte gegeben hatte, keiner hatte schwere Verletzungen davongetragen. Und Jelka hatte ihren Jura bald wieder.
Das war die glücklichere Seite dieses Dramas, das immerhin fünf Todesopfer gefordert hatte. Wer der Schwerverletzte war, um dessen Leben auf der Chirurgischen Station der Prof.-Kayser-Klinik gekämpft wurde, wusste man noch nicht. Sein Wagen war ausgebrannt. Er konnte von Glück sagen, dass man ihn noch herausgezogen hatte. Seine Verletzungen waren sehr schwer, wie Dr. Sternberg feststellen musste, aber sein Herz schlug.
»Was wird es ihm aber nützen, wenn er gelähmt sein wird?«, sagte Dr. Sternberg nachdenklich, als er mit seinem Freund über diesen Patienten sprach. »Ich bin sehr gespannt, wer er ist. Die Uhr, die er trug, ist mindestens dreißigtausend Euro wert.«
»Solange er kein Mafiosi ist, ist es mir ziemlich egal, wie er heißt«, sagte Dr. Laurin, »wenn nur die Unkosten gedeckt werden. Der Winter frisst uns auf, Eckart.«
»Vielleicht ist er Amerikaner, und ein Dollarsegen rieselt auf unsere Heizungsanlage«, meinte Eckart Sternberg seufzend. »Aber so ein Glück haben wir ja nicht.«
»Manchmal doch, wir