Den Vater nannte sie nicht: Dr. Laurin 178 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Was ist nur mit mir los?, dachte Pamela Roskow. Ganz langsam kehrte sie aus der Tiefe der Bewusstlosigkeit in die Gegenwart zurück. Zitternd hoben sich ihre Augenlider. Der ganze Kopf schmerzte. Dann sah sie ein weißes Häubchen und darunter ein gütiges Gesicht, das sich nun tief über sie beugte. »Frau Roskow«, sagte eine weiche Stimme, die aber seltsam fern klang, »hören Sie mich, Frau Roskow? Können Sie mich verstehen?« »Ja«, flüsterte Pamela. »Wer sind Sie? Wo bin ich?« »Ich bin Schwester Marie, und Sie befinden sich in der Prof. -Kayser-Klinik. Sie hatten einen Unfall.« Pamelas Augen schlossen sich wieder. Die Straße, die Scheinwerfer … Wie schnell sie näher kamen! Direkt auf sie zu. Sie stöhnte auf.
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Buchvorschau
Den Vater nannte sie nicht - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 178 –
Den Vater nannte sie nicht
Wurde Pamela von ihrer großen Liebe betrogen?
Patricia Vandenberg
Was ist nur mit mir los?, dachte Pamela Roskow. Ganz langsam kehrte sie aus der Tiefe der Bewusstlosigkeit in die Gegenwart zurück. Zitternd hoben sich ihre Augenlider. Der ganze Kopf schmerzte. Dann sah sie ein weißes Häubchen und darunter ein gütiges Gesicht, das sich nun tief über sie beugte.
»Frau Roskow«, sagte eine weiche Stimme, die aber seltsam fern klang, »hören Sie mich, Frau Roskow? Können Sie mich verstehen?«
»Ja«, flüsterte Pamela. »Wer sind Sie? Wo bin ich?«
»Ich bin Schwester Marie, und Sie befinden sich in der Prof.-Kayser-Klinik. Sie hatten einen Unfall.«
Pamelas Augen schlossen sich wieder. Die Straße, die Scheinwerfer … Wie schnell sie näher kamen! Direkt auf sie zu. Sie stöhnte auf.
»Das Kind, was ist mit meinem Kind?«, stieß sie hervor, und ihre Hände tasteten nach ihrem Leib.
Schwester Marie hielt die Hände fest. »Das Baby lebt«, sagte sie. »Nur nicht aufregen.« Dann aber erwartete sie noch eine Frage, und dieser sah sie mit größter Angst entgegen. Aber die Frage kam nicht.
»Ich will mein Kind sehen. Es war doch noch gar nicht so weit«, murmelte Pamela.
»Das Baby hat den Unfall besser überstanden als Sie«, sagte Marie aufmunternd, aber ihre Ruhe war gespielt. »Sie waren drei Tage bewusstlos, Frau Roskow, und da hat es sich schon ganz hübsch herausgemacht. Ich werde es holen.«
»Ich bin schon wieder so müde«, flüsterte Pamela, und gleich darauf schlief sie wieder ein.
Schwester Marie verließ leise das Krankenzimmer. Sie ging zu Dr. Laurin. Er war gerade mit der Krankengeschichte einer anderen Patientin beschäftigt.
»Was gibt es, Marie?«, fragte er.
»Frau Roskow war kurz bei Bewusstsein«, erwiderte Marie. »Sie hat nach dem Kind gefragt, aber nicht nach ihrem Mann.«
Dr. Laurin runzelte leicht die Stirn. »Vielleicht war es nicht ihr Mann«, sagte er nachdenklich. »Er hatte keine Papiere bei sich. Es gibt bei diesem Unfall überhaupt einige Ungereimtheiten. Wieso hat sie überlebt, da doch sie den Wagen steuerte? Wieso starb er? Und warum lässt ein Mann eine hochschwangere Frau ans Steuer?«
»Vielleicht hatte er keinen Führerschein«, meinte Marie.
»Jedenfalls hatte er keinen bei sich – und auch keine Ausweise. Ich werde nachher selbst mit Frau Roskow sprechen.«
In diesem Augenblick läutete das Telefon. Dr. Laurin nahm den Hörer ab und meldete sich. Er winkte Marie, zu bleiben. Sein Gesicht war ein einziges Fragezeichen geworden, während er lauschte.
»Ja, das ist sehr interessant«, sagte er. »Danke, Herr Heinrich. Ich werde Frau Roskow vorsichtig befragen, wenn sie bei Bewusstsein ist. Natürlich gebe ich Ihnen dann Bescheid.«
»Was ist?«, fragte Marie gespannt, nachdem ihr Chef das Telefonat beendet hatte.
»Also, einmal ist Frau Roskow nicht verheiratet, und der andere Wagen wurde vor drei Tagen am Frankfurter Flughafen gestohlen, was erst gestern Abend bemerkt wurde, als der Besitzer von einer kurzen Geschäftsreise nach Paris zurückkam. Damit scheint geklärt zu sein, warum der Unglücksfahrer zu Fuß flüchtete. Nun, den zu finden, ist Sache der Polizei. Aber wir sind mal wieder die Letzten, die gebissen werden.«
»Jedenfalls ist Frau Roskow nicht schuld an dem Unfall, aber sie muss alles ausbaden. Arm scheint sie auch nicht zu sein.«
»Woraus schließt das unsere gescheite Marie?«, fragte er.
»Die Kleidung verrät es. Und so ein Wagen ist doch auch nicht billig. Zudem hatte sie auch eine ganze Menge Geld in der Brieftasche.«
»Der Mann soll auch gut gekleidet gewesen sein«, sagte Dr. Laurin nachdenklich. »Nun, es wird sich alles herausstellen, wenn Frau Roskow erst ansprechbar ist.«
*
Pamela schlief und träumte, aber als sie dann erwachte, wusste sie nicht mehr, was Traum und was Wirklichkeit war. Jetzt war es ein Mann, der an ihrem Bett stand. Sie zuckte zusammen.
»Nicht erschrecken, Frau Roskow, ich bin Dr. Laurin«, stellte der Fremde sich vor. »Sind Sie fähig, mir ein paar Fragen zu beantworten?«
»Ich möchte mein Baby sehen«, sagte sie.
»Es wird gleich gebracht«, erwiderte er freundlich. Er läutete, und bald darauf schob Schwester Marie das Bettchen herein.
Pamela wollte sich aufrichten, aber mit einem Stöhnen sank sie zurück.
»Sie müssen noch ein wenig Geduld haben«, sagte Dr. Laurin. »Ihre Verletzungen sind nicht sehr schlimm, aber noch schmerzhaft, und wir mussten das Kind mit einem Kaiserschnitt holen. Aber es ist ein kräftiges Kerlchen und hat den Schrecken schnell überwunden.«
»Es ist ein Junge?« Der Hauch eines Lächelns blühte um ihren schönen Mund auf.
Dr. Laurin kam dieses Gesicht irgendwie bekannt vor, aber er wusste nicht, wo er es einordnen sollte. Und den Namen Pamela Roskow hatte er zum ersten Mal gehört, als diese junge Frau in seine Klinik gebracht wurde.
Schwester Marie hob das Baby aus dem Bettchen, damit Pamela es betrachten konnte.
»Ist es auch wirklich ganz gesund?«, fragte die junge Mutter.
»Ganz gesund. Sie werden aber einige Zeit in der Klinik bleiben müssen.«
»Wie lange?«, fragte Pamela.
»Das kann ich heute noch nicht sagen. Haben Sie Angehörige, die wir benachrichtigen können?«
»Das ist im Augenblick nicht möglich«, antwortete sie ausweichend.
»Wie soll das Kind heißen?«, fragte Dr. Laurin behutsam. »Und wie ist der Name des Vaters?«
Pamela schloss die Augen. »Der muss doch nicht angegeben werden«, sagte sie leise, und plötzlich bemerkte er einen Akzent in ihrer Sprache, der darauf hindeutete, dass sie Engländerin oder Amerikanerin sein könnte. Aber sie war im Besitz deutscher Ausweispapiere gewesen. Die waren bei ihr gefunden worden.
Schwester Marie legte das Baby wieder in das Bettchen zurück und wollte es hinausfahren.
»Kann es nicht hierbleiben?«, fragte Pamela. »Ich werde alles bezahlen können. Ich möchte auch in einem Einzelzimmer sein. Für die Anzahlung muss ich noch genügend Geld haben. Wo ist meine Tasche?«
»Marie bringt sie Ihnen später«, sagte Dr. Laurin. »Wir wollen jetzt auch noch nicht von der Bezahlung sprechen, Frau Roskow. Können Sie uns sagen, wie der Mann heißt, der in Ihrem Wagen saß?«
Ihre Augen weiteten sich. Bestürzt sah sie ihn an. »Ein Mann? In meinem Wagen war kein Mann. Ich bin allein gefahren.«
»In Ihrem Zustand?«, fragte er zweifelnd.
»Es hat mir nichts ausgemacht. Der andere Wagen kam mir entgegen, die Scheinwerfer haben mich geblendet, ich wollte nach rechts ausweichen, als ich merkte, dass er direkt auf mich zukam. Dann bin ich wohl gegen einen Baum geprallt. Ich kann mich bis zu diesem Zeitpunkt genau erinnern. Aber ich war allein im Wagen. Ich bin nicht verheiratet, Herr Doktor. Und ich möchte den Vater meines Kindes nicht nennen.«
Ihr Gesicht hatte sich belebt. Es war unverletzt, und es war ein apartes, ausdrucksvolles Gesicht. Und diese Pamela Roskow war eine gebildete Frau, dazu bedurfte es keiner langen Unterhaltung. Sie drückte sich gewählt aus und sprach ein perfektes Deutsch, das nur durch den leichten Akzent irritierte, aber dadurch wohl besonders eindrucksvoll wirkte.
Sie hatte wunderschöne samtbraune Augen, kastanienbraunes Haar und einen Haarschnitt, der einen erstklassigen Friseur verriet. Dr. Laurin konnte das beurteilen, denn er hatte eine Frau, die auf ihren Haarschnitt sehr bedacht war, und eine Schwester, die stets modische Frisuren bevorzugte.
»Muss es bekannt werden, dass ich hier ein Kind zur Welt gebracht habe?«, fragte Pamela jetzt.
»Das ist dem Notarzt und auch der Polizei bereits bekannt, Frau Roskow«, sagte Dr. Laurin. »Es war nicht zu verhindern. Außerdem nahmen wir an, dass der Tote Ihr Ehemann sei.«
»Ein Toter?«, rief sie erschrocken aus. »O Gott, ich werde den Mann doch nicht überfahren haben?«
Diese Reaktion verriet ehrliches Entsetzen. Dr. Laurin ergriff sofort beruhigend ihre Hände.
»Nein, Sie haben ihn nicht überfahren«, sagte er. »Er lag neben Ihrem Wagen, und man nahm an, dass er aus der Tür gefallen war, die sich bei dem Aufprall geöffnet hatte. Sie werden über den Unfall noch Genaueres von Kommissar Heinrich erfahren, aber Sie dürfen sich nicht aufregen. Der Unfall wurde durch einen gestohlenen Wagen verursacht.«
»Ich verstehe das