Lass mich dein Herz erobern
Von Daphne Clair
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Der Unternehmer Gabriel Hudson ist entschlossen, die kühle Rhiannon Lewis zu erobern. Doch obwohl er alle Register zieht und der schönen Künstlerin sogar einen Auftrag anbietet, um sie zu beeindrucken, kommt er nicht weiter. Mal ein Essen, mal ein Spaziergang - aber hinter ihre Fassade schauen lässt die scheue Rhiannon ihn nicht. Sein Instinkt sagt ihm, dass er Geduld haben muss. Und weil er in Rhiannons grüne Augen inzwischen heftig verliebt ist, gelingt ihm das sogar. Mit überraschendem Ergebnis allerdings: Denn nach einer heißen Umarmung gibt Rhiannon zwar ihre Abwehr auf - offenbart Gabriel aber auch ein dramatisches Geheimnis …
Daphne Clair
Daphne Clair, alias Laurey Bright lebt mit ihrem Ehemann einem gebürtigen Holländer auf einer kleinen Farm im wunderschönen Neuseeland. Gemeinsam zogen sie fünf wundervolle Kinder groß, eines davon ein Waisenkind aus Hong Kong. Sie hat nahezu 70 Liebesromane für Harlequin geschrieben. Als Daphne de Jong hat sie mehrere Kurzgeschichten und einen historischen Roman veröffentlicht, beide von der Kritik in ihrer Heimat gefeiert. Den prestigeträchtigen Katherine Mansfield Short Story Award hat sie gewonnen und war eine RITA Finalistin. Ihr online Newsletter wird einmal im Monat ausgegeben und wird per E – Mail kostenlos an Abonennten versendet. Eine ihrer meist geklickten Funktionen ihrer Seite ist die Schreibklasse, in der Fragen über alle Aspekte des Schreibens beantwortet werden. Sie genießt es das Wissen was sie über die vielen Jahre des Schreibens hinweg sich stetig erworben hat weiterzugeben. Darum hält sie Kurse für Liebesromanautoren überall in ihrem großen weiten Land.
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Lass mich dein Herz erobern - Daphne Clair
IMPRESSUM
Lass mich dein Herz erobern erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2003 by Daphne Clair
Originaltitel: „The Determined Virgin"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 1626 - 2004 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Tina Beckmann
Umschlagsmotive: chainatp/GettyImages, Chinnapong/GettyImages, yotrak/GettyImages.
Veröffentlicht im ePub Format in 02/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733729721
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Rhiannon hasste Fahrstühle. Doch da an diesem Morgen die unteren Ebenen des Parkhauses bereits besetzt gewesen waren, stand sie nun vor der Wahl: Entweder sie schleppte den schweren Karton voller Keramikfliesen, den sie in den Armen hielt, vier Stockwerke hoch, oder sie nahm den Aufzug, wie jeder normale Mensch es an ihrer Stelle getan hätte.
Und war es nicht genau das, was sie seit nunmehr fünf Jahren zu tun versuchte? Sich zu verhalten wie ein ganz normaler Mensch?
Einen Moment lang stand sie zögernd vor den einladend geöffneten Türen. Dann atmete sie tief durch und stieg ein. Sie drückte den Knopf für die vierte Etage und war froh, der einzige Fahrgast zu sein.
Die Türen schlossen sich bereits, als sich im letzten Moment eine kräftige Hand dazwischenschob und ein großer, schlanker Mann durch die Lücke schlüpfte. Instinktiv wich Rhiannon zurück, bis sie die Kabinenwand im Rücken spürte.
Der Mann nickte ihr kurz zu und warf einen flüchtigen Blick auf die Fahrstuhlknöpfe. Dann schlossen sich die Türen endgültig.
Es ist okay, sagte Rhiannon sich. Er ist nur ein ganz normaler Mann. Sie blickte unauffällig in seine Richtung und bemerkte erschrocken, dass er sie träge unter halb geschlossenen Augenlidern musterte. Lässig gegen die Seitenwand gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt, ließ er den Blick über ihr kinnlanges dunkelbraunes Haar, den cremefarbenen Pulli und den moosgrünen Rock gleiten.
Rhiannon spürte ein leichtes Prickeln im Nacken, und ihr Herzschlag beschleunigte sich. Sie zwang sich, gleichmäßig zu atmen und die Ruhe zu bewahren. Unwillkürlich drückte sie den Karton fester an sich und hielt den Blick starr auf die Fahrstuhlknöpfe gerichtet. Obwohl sie den Unbekannten höchstens zwei Sekunden lang angesehen hatte, war ihr dennoch nicht entgangen, dass er ausnehmend gut aussah.
In dem eleganten grauen Geschäftsanzug bewegte er sich so selbstverständlich, als wäre er darin auf die Welt gekommen. Seine klassischen Gesichtszüge hingegen schienen eher einer griechischen Götterstatue zu entstammen und wirkten in diesem staubigen Parkhaus mitten in Auckland merkwürdig fehl am Platz. Verstärkt wurde dieser Eindruck noch durch sein honigblondes, leicht gewelltes Haar, das von sonnengebleichten Strähnen durchzogen war.
Als der Aufzug anhielt und die Türen sich öffneten, ließ der Mann Rhiannon höflich den Vortritt. Sie hob den Karton ein wenig an und strebte entschlossen auf die kurze Treppe zu, die zum Parkdeck führte.
Kaum hatte sie die erste Stufe betreten, als sie eine leichte Berührung auf ihrem Arm spürte.
„Dieses Ding scheint ziemlich schwer zu sein. Lassen Sie mich Ihnen helfen."
Erschrocken fuhr Rhiannon herum. Dabei kam ihr Fuß auf der glatten Treppe ins Rutschen, sie verlor das Gleichgewicht und stürzte so unglücklich, dass sie mit dem Ellbogen an der Kante einer Steinstufe aufschlug und der Karton ihren Händen entglitt.
Laut scheppernd fielen die Fliesen heraus und schlitterten über den Boden. Der Mann stieß einen Fluch aus, doch Rhiannon nahm es kaum wahr. Wie betäubt ließ sie sich auf die Treppe sinken und biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz laut aufzuschreien.
„Meine Güte, das tut mir schrecklich leid!" Die tiefe männliche Stimme war plötzlich ganz nah.
Zu nah.
Mit angstgeweiteten Augen blickte Rhiannon direkt in das Gesicht des griechischen Gottes, das nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war.
Seine Augen waren eisblau. Sie wirkten jedoch nicht kalt, sondern drückten Schuldgefühle und ehrliche Besorgnis aus. „Sind Sie verletzt?, erkundigte er sich und kniete sich vor sie hin, ohne auf den schmutzigen Boden zu achten. „Lassen Sie mich mal sehen.
Er beugte sich noch tiefer über sie, so dass sie direkt auf seinen welligen Scheitel blickte. Ein angenehm würziger Citrusduft stieg ihr in die Nase.
Noch bevor er sie erneut berühren konnte, zuckte Rhiannon zurück und schüttelte abwehrend den Kopf. „Schon gut. Ich bin gleich wieder okay."
„Sie sind weiß wie die Wand", stellte der Mann nüchtern fest.
Kein Wunder, dachte Rhiannon. Genauso fühlte sie sich auch. Zum Glück ließ wenigstens das Schwindelgefühl allmählich nach. „Ich bin völlig in Ordnung", beharrte sie, doch als sie Anstalten machte aufzustehen, drückte der Mann sie sanft, aber bestimmt auf die kalten Stufen zurück.
„Nicht bewegen!, ordnete er an. „Besser, Sie bleiben noch einen Augenblick sitzen.
Als Rhiannon versuchte, seine Hand abzuschütteln, fügte er beschwichtigend hinzu: „Immer mit der Ruhe. Ich werde Ihnen nichts tun."
Sein bestimmter und zugleich beruhigender Tonfall bewirkte, dass ihre Panik sich allmählich legte. Er wird dir nichts tun, redete sie sich im Stillen zu und bemerkte zu ihrer eigenen Überraschung, dass von der warmen, kräftigen Hand auf ihrer Schulter etwas beinah Tröstliches ausging.
Einen Augenblick später ließ er sie wieder los und begann, die Fliesen aufzusammeln und in den Karton zurückzulegen.
„Einige sind zerbrochen, stellte er fest. „Selbstverständlich werde ich für den Schaden aufkommen.
„Nicht nötig, erklärte Rhiannon hastig. „Ich hätte sie ohnehin zerschlagen.
Der Mann hielt in der Bewegung inne und blickte überrascht auf. „Stressabbau?", erkundigte er sich lächelnd.
„Die Fliesen sind für ein Mosaik bestimmt", antwortete sie widerstrebend.
„Ein Mosaik … Hm. Machen Sie das beruflich?"
Rhiannon zögerte. Komm schon, ermahnte sie sich. Es ist nur eine höfliche Frage. „Nicht ganz", erwiderte sie ausweichend.
Als keine weiteren Erklärungen folgten, verzog der Fremde leicht spöttisch die Lippen und klappte den Deckel des Kartons zu. „Wie geht es Ihnen jetzt?", erkundigte er sich.
„Bestens", versicherte Rhiannon und schob sich entschlossen den Träger ihrer Umhängetasche über die Schulter. Beim Aufstehen zuckte sie allerdings vor Schmerz zusammen.
Der Mann runzelte die Stirn. „Sind Sie sicher, dass Sie sich nichts gebrochen haben?"
Rhiannon bewegte probeweise ihren Unterarm. Es fühlte sich unangenehm an, aber sie ließ sich nichts anmerken und sagte nur: „Es ist eine Prellung, weiter nichts."
„Trotzdem, erklärte er bestimmt und griff nach dem Karton. „Ich werde das hier auf jeden Fall für Sie tragen.
Da Widerspruch offenbar zwecklos war, gab Rhiannon nach und begann, die Treppe hinaufzusteigen. Dabei war sie sich seiner Schritte dicht hinter ihr überdeutlich bewusst.
„Kann ich noch etwas für Sie tun?", erkundigte sich der Mann, nachdem er den Karton im Gepäckraum von Rhiannons Kombi verstaut hatte.
„Nein, danke. Sie haben bereits genug getan."
„Oje, ich verstehe", sagte er und machte ein zerknirschtes Gesicht.
„Ich meinte nicht …", begann Rhiannon verlegen, doch er lachte nur und winkte ab.
„Tja, also dann nochmals vielen Dank."
„Wofür? Dass Sie sich meinetwegen verletzt haben?"
„Es war nicht Ihre Schuld."
Das war nur zu wahr.
Jede andere Frau hätte das Hilfsangebot eines so attraktiven Mannes vermutlich liebend gern akzeptiert. Sie jedoch hatte es so eilig gehabt, ihm zu entfliehen, dass sie dabei über ihre eigenen Füße gestolpert war.
„Gibt es jemanden, der Ihnen später beim Ausladen hilft?"
„Ja", erwiderte Rhiannon kurz angebunden. Dann öffnete sie die Fahrertür und stieg ein.
Mit bedauernder Miene schloss der Fremde die Tür für sie, hob grüßend die Hand und trat zurück.
Als Rhiannon beim Hinausfahren durch den Rückspiegel blickte, sah sie, dass er immer noch an derselben Stelle stand und ihr nachblickte.
Gabriel Hudson schob die Hände in die Hosentaschen und wippte einige Male auf den Absätzen hin und her.
Tja, Hudson, dachte er selbstironisch. Nicht ganz dein üblicher Stil.
Nicht, dass es zu seinen Gewohnheiten gehörte, fremde Frauen in Parkhäusern anzusprechen, aber er konnte sich nicht daran erinnern, dass ihn jemals ein weibliches Wesen so unmissverständlich hatte abblitzen lassen.
Schon bevor er sich für einen Spottpreis in die angeschlagene Firma eingekauft, ihren Namen geändert und sie zu einem der erfolgreichsten Privatunternehmen Neuseelands gemacht hatte, war er in puncto Frauen ausgesprochen erfolgsverwöhnt gewesen. Er wusste um die Wirkung, die sein Aussehen auf das schöne Geschlecht ausübte, und manchmal gab es sogar Momente, da es ihm lästig war. Jedenfalls pflegte es Frauen normalerweise nicht abzuschrecken.
Die schöne Unbekannte jedoch war sofort in die hinterste Ecke der Kabine zurückgewichen, sobald er den Aufzug betreten hatte, und hatte jeden Blickkontakt vermieden. Das hatte ihm die Gelegenheit verschafft, sie kurz in Augenschein zu nehmen, bevor sie aufgeschaut und ihn bei seiner Musterung ertappt hatte.
Ungeschminkte, sinnlich volle Lippen. Glänzendes rotbraunes Haar. Feiner, makelloser Teint. Von ihrer Figur hatte er wegen des großen Kartons leider nicht viel sehen können. Allerdings war ihr Rock gerade kurz genug gewesen, um ihre wohlgeformten Beine zu enthüllen.
Sie hatte beinah sofort wieder weggeschaut und dabei die weichen Lippen zusammengepresst.
Zu seiner Überraschung hatte er einen heftigen Anflug von Begehren verspürt, wobei er sich wie ein unreifer Teenager vorgekommen war. Sein spontanes Angebot, ihr den Karton zu tragen, war nicht ganz uneigennützig gewesen. Natürlich hatte er dabei keine Verführungsszene im Treppenhaus im Auge gehabt, aber es hatte ihm widerstrebt, sie einfach so gehen zu lassen. Dieser eine Blick im Fahrstuhl hatte genügt, um seine Neugierde zu wecken.
Er hätte sie nicht berühren dürfen. Denn das war schließlich der Grund gewesen, warum sie wie ein verschrecktes Reh zurückgesprungen und auf den Stufen ausgerutscht war.
Gabriel sah wieder ihr weißes Gesicht vor sich, die grünen Augen, in denen nackte Panik stand, die vor Schmerz zusammengepressten Lippen. „Verflixt!", murmelte er leise vor sich hin.
Danach hatte er nichts weiter tun können, als sie zu ihrem Wagen zu begleiten und zu hoffen, dass er diese unerfreuliche Episode möglichst schnell wieder vergaß.
Um ihren zunehmend steifer werdenden Arm zu schonen, fuhr Rhiannon so langsam und vorsichtig, wie sie konnte, ohne den Verkehr zu behindern.
Als sie an einer roten Ampel halten musste, zwang sie sich, ihren verkrampften Griff ums Lenkrad zu lösen und ihre Finger zu strecken. Noch immer glaubte sie, die Hand des Fremden auf ihrer Schulter zu spüren. Sie hatte sich stark, aber nicht bedrohlich angefühlt. Am meisten hatten sie jedoch seine Augen beeindruckt. Sie waren von einem klaren Eisblau, das sie an einen sonnigen Wintermorgen erinnerte, und konnten unvermittelt zu Silbergrau wechseln. Als sie ihn im Aufzug dabei ertappt hatte, wie er sie ansah, hatte sie ein flüchtiges Aufflackern von Bewunderung darin entdeckt. Nach ihrem Sturz auf der Treppe hatten Reue und Besorgnis darin gelegen und später eine beunruhigende Neugier.
Bei der Erinnerung durchströmte sie jähe Hitze. Sie spürte ein seltsames Flattern im Magen und musste sich eingestehen, dass die kurze Episode sie stärker aus der Bahn geworfen hatte, als ihr lieb war.
Nachdem sie ihren Wagen vor der alten Villa in Mount Albert geparkt hatte, die sie sich mit ihrer Freundin Janette teilte, nahm sie einen