Das doppelte Prinzesschen: Der kleine Fürst 378 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Sie ist wunderschön«, sagte der junge Freiherr Ludwig zu Kahlenbach verträumt. Baron Friedrich von Kant lächelte. »Du meinst Prinzessin Sabrina?«, fragte er. »Ich meine die schöne Blonde in dem nachtblauen Kleid«, erwiderte Ludwig. »Das ist Sabrina von Gagern, Ludwig. Du kennst sie also nicht?« Ludwig schüttelte den Kopf. »Ich habe mich um Gesellschaftsnachrichten aus Deutschland in den letzten fünfzehn Jahren nicht gekümmert, Fritz, sondern eigentlich nur gearbeitet. Ich hatte keine Zeit, um mich für schöne Frauen zu interessieren.« Die Kahlenbachs züchteten in Australien Schafe, darüber hatten sich die beiden Männer zuvor unterhalten. Der Baron betrachtete den Jüngeren unauffällig. Ludwig zu Kahlenbach war ein attraktiver Mann, dem man ansah, wie er sein Leben verbrachte, nämlich draußen in der Natur, bei Wind und Wetter. Sein braunes Haar war an den Spitzen ausgebleicht, die Haut gebräunt, und um die Augen herum hatte er bereits einen Kranz winziger Fältchen, was ihn noch interessanter erscheinen ließ. Die Augen waren im Übrigen das Auffälligste an seinem Gesicht: Tiefblau waren sie, und ihr eigentümlich intensiver Blick hatte an diesem Abend nicht wenige Damen mächtig verwirrt. Ludwig war außerdem sehr groß, mit breiten Schultern und Armen, denen man ansah, dass sie kräftig zupacken konnten. Als Zwölfjähriger war er mit seinen Eltern nach Australien ausgewandert und seitdem nie mehr für längere Zeit in Deutschland gewesen. Er liebte seine neue Heimat, hatte er kurz zuvor erzählt, aber ihm war auch immer eine Sehnsucht nach Deutschland geblieben.
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Das doppelte Prinzesschen - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 378 –
Das doppelte Prinzesschen
Viola Maybach
»Sie ist wunderschön«, sagte der junge Freiherr Ludwig zu Kahlenbach verträumt.
Baron Friedrich von Kant lächelte. »Du meinst Prinzessin Sabrina?«, fragte er.
»Ich meine die schöne Blonde in dem nachtblauen Kleid«, erwiderte Ludwig.
»Das ist Sabrina von Gagern, Ludwig. Du kennst sie also nicht?«
Ludwig schüttelte den Kopf. »Ich habe mich um Gesellschaftsnachrichten aus Deutschland in den letzten fünfzehn Jahren nicht gekümmert, Fritz, sondern eigentlich nur gearbeitet. Ich hatte keine Zeit, um mich für schöne Frauen zu interessieren.« Die Kahlenbachs züchteten in Australien Schafe, darüber hatten sich die beiden Männer zuvor unterhalten.
Der Baron betrachtete den Jüngeren unauffällig. Ludwig zu Kahlenbach war ein attraktiver Mann, dem man ansah, wie er sein Leben verbrachte, nämlich draußen in der Natur, bei Wind und Wetter. Sein braunes Haar war an den Spitzen ausgebleicht, die Haut gebräunt, und um die Augen herum hatte er bereits einen Kranz winziger Fältchen, was ihn noch interessanter erscheinen ließ. Die Augen waren im Übrigen das Auffälligste an seinem Gesicht: Tiefblau waren sie, und ihr eigentümlich intensiver Blick hatte an diesem Abend nicht wenige Damen mächtig verwirrt. Ludwig war außerdem sehr groß, mit breiten Schultern und Armen, denen man ansah, dass sie kräftig zupacken konnten.
Als Zwölfjähriger war er mit seinen Eltern nach Australien ausgewandert und seitdem nie mehr für längere Zeit in Deutschland gewesen. Er liebte seine neue Heimat, hatte er kurz zuvor erzählt, aber ihm war auch immer eine Sehnsucht nach Deutschland geblieben. Nun war er zurückgekommen, um eine endgültige Entscheidung zu treffen, wo er sein künftiges Leben verbringen wollte. Für diese Entscheidung hatte er sich selbst ein paar Monate Zeit »in der alten Heimat« eingeräumt.
»Ich hatte eigentlich angenommen, dass du längst verheiratet bist und vielleicht schon Kinder hast«, sagte der Baron in die nun entstandene Stille hinein.
Ludwig lächelte. »Mir war immer klar, dass ich erst mit mir ins Reine kommen musste: Wer bin ich, was will ich, was möchte ich erreichen? Diese Fragen habe ich mir gestellt. Man sollte sich nicht verlieben, wenn man über sich selbst nicht Bescheid weiß, finde ich.«
»Und jetzt weißt du Bescheid?«, fragte Friedrich.
Ludwig blieb ganz ernst. »Ja, ich denke schon. Ich bin bodenständig und brauche keinen Luxus. Worauf ich dagegen auf keinen Fall verzichten kann, sind gute Freunde: Menschen, auf die ich mich unbedingt verlassen, mit denen ich über alles reden kann, was mich bewegt und die über die gleichen Dinge lachen wie ich.« Er machte eine Pause. »Klug und an der Welt interessiert sollten sie außerdem noch sein. Für oberflächliche Menschen habe ich nichts übrig.«
»Und so stellst du dir auch die Frau vor, mit der du dein Leben verbringen möchtest?«
»Ja, genauso.« Ludwigs Augen fingen an zu blitzen, als er mit seinem tiefen, kehligen Lachen hinzufügte: »Schön darf sie außerdem noch sein.«
»So wie Prinzessin von Gagern?«, fragte der Baron.
Ludwigs Blick glitt wieder hinüber zu der schlanken Gestalt im nachtblauen Ballkleid, die gerade mit einem ihm unbekannten älteren Herrn über das Tanzparkett glitt.
Sie waren nämlich Gäste auf Schloss Schwarzenfels, dessen Bewohner zu ihrem jährlichen »Rosenball« geladen hatten. »Ja, so wie Prinzessin von Gagern«, bestätigte er. »Sie ist wirklich außergewöhnlich schön, aber natürlich sagt das noch nichts über ihr Wesen aus. Du kennst sie doch, Fritz. Wie ist sie?«
»Wir haben sie sehr, sehr gern«, erwiderte der Baron und wollte Ludwig gerade aufklären, dass es im Fall von Sabrina von Gagern darüber hinaus noch eine kleine Besonderheit zu beachten gab, doch er kam nicht dazu, denn seine Frau, Baronin Sofia von Kant, kehrte zu ihnen zurück.
»Ihr steht ja immer noch am selben Fleck!«, rief sie. »Wieso tanzt ihr nicht? Ludwig, wie willst du Kontakte in Deutschland knüpfen, wenn du hier herumstehst und dich stundenlang nur mit Fritz unterhältst?«
»Du übertreibst, Sofia«, bemerkte der Baron lächelnd. »Wir stehen höchstens seit einer Viertelstunde hier – und wir hatten uns einfach viel zu erzählen. Immerhin habe ich Ludwig das letzte Mal gesehen, als er zwölf war.«
»Damals lebten deine Schwester und dein Schwager noch, Sofia«, sagte Ludwig, dessen Gesicht nun ganz ernst war. »Und ihr Sohn war gerade erst zur Welt gekommen.«
Unwillkürlich füllten sich die Augen der Baronin mit Tränen, die sie jedoch sofort zurückdrängte.
Mit leiser Stimme fuhr Ludwig fort:
»Wenn wir auch nicht viel gehört haben in Australien: Die Nachricht von ihrem Tod hat uns sofort erreicht.«
»Ihr habt euch ja daraufhin auch gemeldet, Ludwig«, sagte Sofia leise und legte ihm für einen kurzen Augenblick die Hand auf den Arm. »Das war sehr lieb von euch.«
Das Fürstenpaar von Sternberg war einige Monate zuvor bei einem furchtbaren Hubschrauberunglück ums Leben gekommen und hatte seinen fünfzehnjährigen Sohn, Prinz Christian von Sternberg, als Waise hinterlassen. Sofia, die eine Schwester der Fürstin gewesen war, und ihr Mann Friedrich kümmerten sich seitdem um den Jungen.
»Immerhin konnte Chris auf Sternberg bleiben«, murmelte Ludwig.
»Zum Glück, denn wir leben ja selbst schon seit vielen Jahren dort«, bestätigte der Baron. »Und für unsere beiden Kinder ist Christian ohnehin immer wie ein Bruder gewesen.«
»Euer Konrad war damals, als wir gingen, ein Jahr alt«, erinnerte sich Ludwig.
»Anna kam erst zur Welt, als ihr schon in Australien wart. Jetzt ist sie dreizehn und streitet viel mit ihrem Bruder, aber Christian und sie sind ein Herz und eine Seele.«
»Stimmt es, dass man ihn ›der kleine Fürst‹ nennt?«, erkundigte sich Ludwig. »Ich weiß gar nicht mehr, wer mir das erzählt hat.«
»Es stimmt, ja.«
»Aber warum?«, fragte Ludwig. »Ich verstehe diese Namensgebung nicht. Er ist doch noch gar kein Fürst, sein offizieller Titel ist ›Prinz‹.«
»Aber er wird der nächste Fürst von Sternberg sein«, erklärte Baron Friedrich. »Außerdem hat sein Vater ihn, als er laufen gelernt hatte, überallhin mitgenommen. Damals hat das angefangen, dass die Leute gesagt haben: ›Da kommen sie, der große und der kleine Fürst‹ – und so ist ihm der Name geblieben.«
»Ach so, jetzt verstehe ich.« Ludwig lächelte. »Dann ist es also so etwas wie ein Kosename?«
»Ja, so ist es gemeint, und so versteht er den Namen auch.«
»Normalerweise hat man es ja nicht mehr so gern, wenn man mit fünfzehn als ›klein‹ bezeichnet wird – aber dies ist dann wohl ein Sonderfall.«
Sofia und Friedrich nickten bestätigend, dann wechselte die Baronin das Thema: »Wir hoffen sehr, dass du unsere Einladung annimmst und uns einen Besuch abstattest.«
»Das tue ich auf jeden Fall, ich habe Sternberg immer geliebt. Es übt einen eigenen Zauber aus, daran erinnere ich mich sehr gut. Ihr könnt mit mir rechnen, Sofia.«
»Hoffentlich – und jetzt beweg dich, Ludwig, und tanz endlich.«
»Wenn du gestattest, Fritz, würde ich deine Frau gerne zum Tanzen auffordern«, lächelte Ludwig.
»Du sollst nicht mit mir tanzen«, rief die Baronin, »mich kennst du doch schon, Ludwig!«
»Aber ich bezweifele, dass meine Tanzkünste hiesigen Ansprüchen genügen, und deshalb musst