Wunderschöne Heimat?: Toni der Hüttenwirt 389 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Es war ein wunderschöner Morgen. Der Himmel über den Waldkogeler Bergen war wolkenlos blau. Es wehte ein leichter warmer Südwind. Die letzten Hüttengäste waren zu ihren Bergtouren aufgebrochen. Bei diesem herrlichen Wetter hatten sie es alle eilig. Toni kam aus der Küche der Berghütte zu seiner lieben Frau Anna in den Wirtsraum. »Komm mit, Anna! Jetzt setzen wir beide uns erst einmal auf die Terrasse und trinken einen Kaffee. Die Arbeit kann warten.« Anna warf ihrem Mann einen dankbaren Blick zu. »Das ist eine gute Idee, Toni! Ich werde später hier durchwischen.« Toni reichte Anna den Becher mit Kaffee, dann legte er seinen freien Arm um ihre Schultern. »Hab' ich dir heute schon gesagt, wie fesch du aussiehst?« »Toni! Nein! Aber das macht nichts! Außerdem komme ich mir im Augenblick nicht so fesch vor, eher ein bisserl abgekämpft. Die Kaffeepause wird mir gut tun. Es war ein wenig hektisch heute.«
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Buchvorschau
Wunderschöne Heimat? - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 389 –
Wunderschöne Heimat?
Friederike von Buchner
Es war ein wunderschöner Morgen. Der Himmel über den Waldkogeler Bergen war wolkenlos blau. Es wehte ein leichter warmer Südwind. Die letzten Hüttengäste waren zu ihren Bergtouren aufgebrochen. Bei diesem herrlichen Wetter hatten sie es alle eilig.
Toni kam aus der Küche der Berghütte zu seiner lieben Frau Anna in den Wirtsraum.
»Komm mit, Anna! Jetzt setzen wir beide uns erst einmal auf die Terrasse und trinken einen Kaffee. Die Arbeit kann warten.«
Anna warf ihrem Mann einen dankbaren Blick zu.
»Das ist eine gute Idee, Toni! Ich werde später hier durchwischen.«
Toni reichte Anna den Becher mit Kaffee, dann legte er seinen freien Arm um ihre Schultern.
»Hab’ ich dir heute schon gesagt, wie fesch du aussiehst?«
»Toni! Nein! Aber das macht nichts! Außerdem komme ich mir im Augenblick nicht so fesch vor, eher ein bisserl abgekämpft. Die Kaffeepause wird mir gut tun. Es war ein wenig hektisch heute.«
Sie setzten sich. Anna kuschelte sich an ihren Mann.
»Hektisch? So würde ich des net nennen. Die Hüttengäste, die haben sich heute alle benommen, als wären sie narrisch, als würden sie von den Bremsen gejagt oder sie hätten Angst, daß ihnen die Berge fortlaufen würden. Die Deppen haben teilweise im Stehen den Kaffee getrunken und ein Brot gegessen. Dabei hatten sie schon den Rucksack auf. Mei, ich kann dir wirklich net sagen, was mit denen los war. Alois, hast du dafür eine Erklärung?«
Der alte Alois saß ganz in der Nähe auf der Bergterrasse an einem Tisch und las die Zeitung. Sie war zwar schon eine Woche alt, aber das machte ihm nichts aus. Es gehörte zu einem Leben auf der Berghütte dazu, daß nicht jeden Tag eine Zeitung kam. Tonis Vater brachte alle Zeitungen einer Woche auf die Oberländer Alm. Dann las sie Wenzel und gab sie anschließend an Toni weiter. Toni und Anna fanden meistens keine Zeit, die Zeitungen zu lesen. Das war auch nicht nötig. Der alte Alois las sie und erzählte ihnen das Wichtigste.
»Hee, Alois! Hast net gehört? Ich hab’ gefragt, ob du weißt, warum die Hüttengäste es heute morgen so eilig hatten.«
Der alte Alois, von dem Toni und Anna die Berghütte übernommen hatten, schaute von der Zeitung auf.
»Solche Bergheinis, die gibt es immer wieder. Des sind keine richtigen Bergliebhaber. Die kommen net rauf auf die Berge der Schönheit und der Ruhe wegen, sondern wegen dem Programm. Wenn man eine größere Wandergruppe als Hüttengäste hat, die Bergwandern als Sport betreiben, dann gibt’s immer eine Unruhe. Des ist früher schon so gewesen, Toni, und des ist net besser geworden. Denen geht es nur darum, ihr tägliches Wanderpensum in der geringsten Zeit zu absolvieren. Die wandern net, die rennen von einer Berghütte zu der nächsten mit einer Stoppuhr in der Hand. Mei, so etwas habe ich nie verstanden. Wenn dann so eine Gruppe da ist, dann stecken die mit ihrer Eile die anderen Hüttengäste an. Des ist wie eine Epidemie. Aber nun sind sie fort. Jetzt kehrt wieder Ruhe hier ein.«
»Ja, so wird es gewesen sein, Alois. Die führen Tagebuch. Der Leiter hat es mir gezeigt. Da steht genau drin, wie lange sie für welche Strecke gebraucht haben. Ich kann net verstehen, daß man so wandern kann. Da hat niemand Zeit, die Schönheit der Berge zu betrachten. Die machen keine Rast. Die schauen sich net um. Dazu haben sie keine Zeit. Erst wieder, wenn sie auf der nächsten Berghütte angekommen sind, gönnen sie sich etwas Ruhe. Mei, des wäre nix für mich.«
Toni schüttelte den Kopf und trank einen Schluck Kaffee. Anna streichelte Toni über den Unterarm.
»Laß sie! Jetzt sind sie ja fort, und es ist Ruhe! Ich habe Mitleid mit ihnen. Ihnen entgeht so vieles. Die Berge sind heute besonders gut zu sehen. Die Luft ist ganz klar. Oh, Toni! Sind wir hier nicht im Paradies?«
»Doch, des sind wir!«
Anna und Toni küßten sich. Sie waren so glücklich.
»Toni, schau mal! Da kommt ein Madl!« rief der alte Alois.
Toni und Anna blickten über das Geröllfeld. Ein Madl im Dirndl, nur mit einen kleinen Rucksack auf dem Rücken, näherte sich der Berghütte.
Die junge Frau kam näher. Toni stand auf und ging ihr bis zur Treppe entgegen, die mit wenigen Stufen von der Terrasse auf das Geröllfeld führte.
»Mei, des ist ja die junge Zullingerin, die Hetti! Grüß Gott! Des ist ja eine Überraschung!«
»Grüß Gott, Toni! Hallo, Anna! Grüß Gott, Alois!«
»Komm her, setz dich gleich zu uns! Magst einen Kaffee?«
Hetti Zullinger lächelte.
»Danke, Toni! Ich hätte gern ein großes, ein ganz großes Glas Wasser. Das Quellwasser hier oben bei euch auf der Berghütte schmeckt noch frischer als bei uns im Tal.«
»Des ist auch direkt aus dem Gebirgsbach, unweit der Quelle! Da hole ich dir einen Krug voll!«
Während Toni für Hetti Wasser holte, setzte sich Hetti zu Anna. Der alte Alois faltete seine Zeitung zusammen und setzte sich auch dazu.
»Nun, Madl! Was führt dich auf die Berghütte?«
Der alte Alois war neugierig. Hetti war nicht angezogen wie für eine Wanderung. Hetti lächelte. Toni kam mit einem Krug Wasser und einem Glas. Hetti trank.
»Mei, darauf habe ich mich den ganzen Weg gefreut.«
»Deswegen bist aber net gekommen, oder?«
»Na, Toni! Ich muß etwas mit euch bereden. Genauer gesagt, die Eltern schicken mich. Ihr habt doch damals einen Teil eurer Hochzeit auf der Berghütte gefeiert. Der Bürgermeister hat euch hier standesamtlich getraut. Am Abend vorher gab es ein Fest. Ihr habt hier gefeiert, weil ihr hier zusammengefunden habt.«
Hetti trank wieder einen Schluck Wasser.
»Meine Eltern haben eine Idee. Die Großeltern, die feiern in einigen Wochen ihre Goldene Hochzeit. Da überlegen meine Eltern, ihnen ein Fest auf der Berghütte zu schenken. Das will ich mit euch bereden. Deshalb bin ich gekommen. Könnt ihr so ein Fest ausrichten?«
»Des ist eine gute Idee, Hetti! Doch warum wollen sie net daheim auf dem Zullinger Hof feiern?« fragte Toni. »Da will und wird doch fast jeder aus Waldkogel zum Gratulieren kommen.«
»Wollen? So kann man das nicht sagen! Also, genau genommen ist es so. Bei uns auf dem Hof stehen innerhalb von kurzer Zeit zwei große Feste an.«
»Sag bloß, Hetti, daß du heiraten willst?« warf der alte Alois ein.
Hetti lachte herzlich.
»Naa, Alois, naa! Dazu braucht man einen Burschen. Aber den Richtigen habe ich noch net gefunden.«
»So, des hast net? Bist so wählerisch, Hetti?«
»Wahrscheinlich! Ich will eben nur einmal im Leben heiraten. Ich habe eben den Richtigen noch nicht gefunden.«
Hetti errötete leicht.
»An Burschen, die mit mir anbändeln wollen, fehlt es mir nicht. Aber ich bin eben wählerisch.«
»So, so, Madl! Wählerisch bist! Paß auf, daß du net eine alte Jungfer wirst. Es wäre schade um dich!«
»Ach, Alois! Jetzt redest genau wie die Eltern und die Großeltern. Mei, die hatten eben mehr Glück als ich oder waren eben net so wählerisch. Bei den Großeltern war es zwar mehr eine Vernunftehe, das haben sie gesagt. Sie waren sich sympathisch, konnten sich gut leiden. Das war alles. Doch später haben sie sich herzlich liebengelernt. Sie sind heute noch verliebt wie ein junges Paar. Sie sitzen händchenhaltend in der Gartenlaube, wenn sie sich unbeobachtet fühlen. Aber ich habe ihnen schon oft heimlich zugeschaut. Zu herzig sind die beiden! Meine Eltern, die haben sich früh gefunden. Da war es eine echte Liebesheirat. Sie hatten eben mehr Glück. Sie machen mir ein bisserl Druck. Ich soll mich ernsthaft umsehen, meinen sie. Sie wollen Enkelkinder, und die Großeltern wollen Urenkel. Es ist wirklich ein Kreuz! Zur Zeit ist es daheim schlimm. Es ist nämlich so, daß an der Silbernen Hochzeit der Großeltern, mein Vater sich mit meiner Mutter verlobt hatte. Sie hätten sich gefreut, wenn ich es auch so halten würde. Erst feiern