Nur mit Dir!: Toni der Hüttenwirt 390 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Es war Nachmittag. Ein strahlendblauer Himmel wölbte sich über Waldkogel und den Bergen. Die Berghütte war voller Gäste. Wegen des Hochnebels am Morgen mußten sie ihre Wanderungen und Hochgebirgsklettertouren auf den nächsten Tag verschieben. Es wäre zu gefährlich gewesen, trotz des undurchdringlichen Nebels aufzubrechen. Toni und Anna gaben sich mit den Hüttengästen besondere Mühe. Wenn das Wetter die Pläne der Urlaube durchkreuzte, wurden viele ungeduldig. An solchen Tagen veranstaltete Toni unter den Hüttengästen ein Schachturnier. Er verteilte auf allen Tischen im Wirtsraum der Berghütte Spielbretter und Figuren. Dann ging es los. Meistens verbesserte sich die Stimmung bald. Jetzt am Nachmittag waren alle ausgeschieden, bis auf vier junge Bergsteiger einer Gruppe, die den Sieger unter sich ausmachen mußten. Das Halbfinale wurde auf der Terrasse der Berghütte ausgetragen. Jeweils zwei Spieler saßen sich gegenüber. Um sie herum gruppierten sich die anderen Hüttengäste. Toni schenkte Bier aus. Anna verteilte die frischgebackenen großen Laugenbrezeln. »Toni, schau mal! Da kommt Sebastian von der Oberländer Alm herauf.« »Ja, was soll des?
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Buchvorschau
Nur mit Dir! - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 390 –
Nur mit Dir!
Friederike von Buchner
Es war Nachmittag. Ein strahlendblauer Himmel wölbte sich über Waldkogel und den Bergen. Die Berghütte war voller Gäste. Wegen des Hochnebels am Morgen mußten sie ihre Wanderungen und Hochgebirgsklettertouren auf den nächsten Tag verschieben. Es wäre zu gefährlich gewesen, trotz des undurchdringlichen Nebels aufzubrechen.
Toni und Anna gaben sich mit den Hüttengästen besondere Mühe. Wenn das Wetter die Pläne der Urlaube durchkreuzte, wurden viele ungeduldig. An solchen Tagen veranstaltete Toni unter den Hüttengästen ein Schachturnier. Er verteilte auf allen Tischen im Wirtsraum der Berghütte Spielbretter und Figuren. Dann ging es los. Meistens verbesserte sich die Stimmung bald. Jetzt am Nachmittag waren alle ausgeschieden, bis auf vier junge Bergsteiger einer Gruppe, die den Sieger unter sich ausmachen mußten. Das Halbfinale wurde auf der Terrasse der Berghütte ausgetragen. Jeweils zwei Spieler saßen sich gegenüber. Um sie herum gruppierten sich die anderen Hüttengäste.
Toni schenkte Bier aus. Anna verteilte die frischgebackenen großen Laugenbrezeln.
»Toni, schau mal! Da kommt Sebastian von der Oberländer Alm herauf.«
»Ja, was soll des? Warum kommt der Bub heim? Ich dachte, er und die Franzi wollten heute im Forsthaus übernachten.«
»Die Franzi ist nicht dabei!«
Anna nahm Toni die beiden Bierkrüge ab. »Ich kümmere mich um das Bier. Schau du mal nach dem Basti. Da stimmt etwas nicht, Toni!«
»Des scheint mir auch so!«
Sebastian kam mit gesenktem Kopf über das Geröllfeld. Er ging an Toni vorbei und murmelte nur leise:
»Grüß Gott!«
»Basti, was ist? Ich dachte, du wolltest bei deinem Freund Paul übernachten? Und wo ist die Franzi?«
Sebastian ging in die Küche der Berghütte. Er warf seinen Schulranzen in die Ecke und holte sich ein Glas Quellwasser. Er trank es in einem Zug aus.
»Der Paul Hofer ist nimmer mein Freund. Wenn die Franzi und die Ulla noch Freundinnen sind, da kann ich nix machen. Aber zum Forsthaus gehe ich nie mehr!«
»Hast dich mit dem Paul gezankt? Des kommt unter den besten Freunden mal vor«, versuchte Toni, Sebastian zu trösten.
Sebastian schüttelte heftig den Kopf.
»Naa, die Sach’ ist ernst. Und mit der Franzi bin ich auch bös’! Die wollt’ net mit mir heimgehen.«
»Ah! Dann ist die Franzi noch im Forsthaus!«
Sebastian nickte. Er griff nach einer Laugenbrezel, die auf dem Tisch in einem Körbchen lag, und begann zu essen.
»Mei, Basti! Jetzt sag schon, was du hast! Laß dir doch net jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen. Über was habt ihr gestritten?«
»Über nix!« brummte Sebastian.
»Schmarrn! Wegen nix tut sich keiner zanken!«
Der zwölfjährige Sebastian schmollte vor sich hin.
»Willst net drüber reden?« fragte Toni.
Sebastian schaute Toni an. »Der Paul ist ein Depp! Ein Rindvieh ist er! Ein hirnverbrannter Mistkerl ist er! Ein Großkotz! Ein Angeber! Ein Besserwisser! Ein Aufschneider!«
Toni versuchte, ein Schmunzeln zu unterdrücken.
»Mei, da muß der Paul ja wirklich etwas verbrochen haben, daß du so über ihn schimpfen tust.«
»Es ist wegen des Schüleraustauschs!«
»Mei, des habe ich vergessen, Basti! Der Brief, der zu unterschreiben ist, der liegt noch im Wohnzimmer auf dem Tisch. Da muß ich mich bei dir entschuldigen. Des habe ich völlig vergessen! Bis wann solltest du den der Lehrerin abgeben?«
»Heute!«
»Mei, Basti! Dann gibst ihn morgen ab. Ich schreibe deiner Lehrerin einige Zeilen. Sie wird verstehen, daß wir hier viel zu tun haben – und ich es einfach vergessen habe.«
»Mußt net unterschreiben, Toni! Ich will da nimmer mitfahren!«
Toni staunte. Er war wirklich überrascht. In der letzten Woche noch hatte Sebastian Anna mit Fragen über die Nordsee gelöchert. Basti hatte alles genau wissen wollen, wie das so sei mit den Gezeiten, mit Ebbe und Flut. Sebastians Schulklasse unterhielt eine Brieffreundschaft mit einer Schulklasse an der Nordsee. Die Kinder schrieben sich regelmäßig und schickten sich Fotos. Jetzt war die Klasse aus Waldkogel an die See eingeladen. Der Aufenthalt sollte eine Woche dauern. Dazu war das Einverständnis der Eltern notwendig. Schüler oder Schülerinnen, die nicht mit an die See durften oder wollten, mußten in dieser Woche eine andere Klasse in Waldkogel besuchen.
»Des sind ja ganz neue Töne, Basti! Des mußt mir jetzt aber erklären. Ich dachte, du freust dich so!«
Sebastian schüttelte den Kopf.
»Der Paul fährt mit! Da bleibe ich hier!«
Toni atmete tief durch. Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt.
»Sebastian, wenn du dich mit dem Paul gestritten hast, dann hat des doch nichts mit der Reise an die Nordsee zu tun. Ich dachte, du freust dich, das Meer zu sehen?«
»Des muß net sein! Außerdem sind unsere Berge hier schöner.«
Toni war ratlos. So hatte er Basti noch nicht erlebt.
»Basti! Ich will jetzt wissen, was los ist!«
»Gut! Der Paul hat über dich und die Anna gelästert.«
»Was hat er gesagt? Wie kam’s dazu?«
Sebastian erzählte, daß sie im Unterricht noch einmal über die Reise geredet hatten, über die Nordsee, die Wattwanderungen, die sie machen wollten, daß sie mit einem Schiff hinaus zum Angeln fahren wollten und vieles mehr.
»Ich habe mich oft gemeldet, weil ich eben so viel weiß. Die Anna hat mir so viel erzählt. Die Lehrerin hat mich gelobt, weil ich die Sache mit Ebbe und Flut gut erklären konnte. Sie bat mich, die Anna zu fragen, ob sie in die Schule kommen und von der See erzählen wolle.«
»Des macht die Anna bestimmt!« warf Toni ein.
»Des will ich aber net!«
»Mei, Basti! Jetzt ist aber genug! Jetzt sagst, was los ist oder ich gehe morgen zu deiner Lehrerin und frage.«
Sebastian bekam einen roten Kopf.
»Der Paul hat über die Anna geschimpft. Da habe ich den Paul auf dem Heimweg verprügelt. Er hat jetzt ein blaues Auge.«
Toni lächelte darüber, daß Sebastian sich so für Annas Ehre eingesetzt hatte. Trotzdem kam Toni nicht dahinter, was Basti so erzürnt hatte.
Schließlich erfuhr Toni nach weiterem hartnäckigem Nachfragen, was Paul gesagt hatte. Er, Toni, habe die Anna nur genommen, weil ihn in Waldkogel kein Madl hatte nehmen wollen. Außerdem wüßte keiner in Waldkogel genau, woher die Anna käme.
»Erzählen, daß man von der Nordsee stammt, das kann jeder sagen, behauptete Paul. Die Anna sei eine Zugelaufene, von der niemand genau weiß, wo sie herkommt!«
»Woher hat dieser Bursche so einen Unsinn? So ein Schmarrn! Ja, ist der denn deppert?« regte sich jetzt auch Toni auf.
Sebastian strahlte. »Siehst du, Toni! Jetzt verstehst du mich! Da mußte ich ihn doch verprügeln!«
»Mei, des ist wirklich ein Ding! Mei, ich kann des net verstehen, daß der Paul so deppert daherredet.«
Toni atmete durch.
»Basti! Ich verspreche dir, daß ich des kläre. Des kann net auf dem Mist von dem Paul gewachsen sein. Ich gehe gleich morgen mit dir runter. Dann besuche ich den Lorenz Hofer. Vielleicht kann er mir erklären, warum sein Bub so einen Schmarrn verbreitet.«
Anna kam in die Küche.
»Was ist? Was schimpft ihr denn so, ihr beide?«
»Der Paul hat schlecht über dich geredet und auch über den Toni! Da habe ich den Paul verprügelt.«
Sebastian sah jetzt stolz aus, daß er die Ehre von Toni und Anna verteidigt hatte, besonders, weil sie nicht seine leiblichen Eltern waren.
Toni erklärte Anna in wenigen Worten, was vorgefallen war. Anna lächelte gütig. Sie trat zu Basti und streichelte ihm über das Haar.
»Der Paul ist eben ein wenig neidisch auf dich! Er ist neidisch, weil du so viel weißt, weil du so gut in der Schule bist und weil ich dir so viel erzählen kann. Nicht Pauls Mutter, die Lydia, soll den Schülern etwas erzählen, sondern ich!«
»Des ist noch kein Grund, so über dich herzuziehen, Anna! Und zu behaupten, mich hätte kein Madl in Waldkogel gewollt, des ist ja wohl der größte Schmarrn! Nachgelaufen sind sie mir, besonders die Dorle und die Thea! Alle beide hätte ich haben können. Ich wollte aber keines dieser Weiber.«
Toni war jetzt richtig wütend.
»Ich will wissen, wer so einen Unsinn erzählt! Der Paul kann sich das nicht ausgedacht haben. Dazu ist er noch zu jung. Der Bub muß des irgendwo aufgeschnappt haben. Des werde ich klären. Und wenn dabei meine Freundschaft mit dem Lorenz in die Brüche geht«, drohte Toni.
Anna lächelte Toni an.
»Toni, jetzt siehst du schon den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Du verdächtigst Lorenz. Das