Nur die Unschuld vom Lande?: Der kleine Fürst 339 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Wenn ich groß bin, will ich auch mal so reiten können wie du, Marie!«, sagte der achtjährige Benny Müller bewundernd. Marie von Frankenfels lachte, als sie absaß. »Du bist auf dem besten Wege dazu, Benny.« Er saß ebenfalls ab. Sie waren zum Bauernhof von Maries Großmutter Anneliese Burger zurückgekehrt, der unter dem Namen »Burgers Hof« in der ganzen Umgebung bekannt war, und führten die Pferde in den Stall, wo sie sie versorgten. Dabei unterhielten sie sich weiter. Marie war Bennys großes Vorbild – und seine beste Freundin, vielleicht auch, obwohl sie mit ihren knapp vierundzwanzig Jahren dazu zu jung war, eine Art Mutterersatz. Wann immer Benny die Gelegenheit hatte, suchte er Maries Gesellschaft. Sein Vater Hannes arbeitete auf Burgers Hof als Verwalter, er lebte mit Benny allein im Verwalterhäuschen, das ein wenig abseits lag. Marie war gern mit Benny zusammen, für sie war er wie ein kleiner Bruder. Außerdem hatten sie zahlreiche gemeinsame Interessen, das Reiten gehörte dazu. »Was machst du jetzt?«, erkundigte sich Benny, als sie den Stall eine Viertelstunde später verließen. »Ich trinke mit meiner Omi einen Tee, komm doch mit, wenn du willst – oder hast du deine Hausaufgaben noch nicht gemacht?« Bennys schuldbewusstes Gesicht verriet ihn. »Wir sollen so einen blöden Aufsatz schreiben«, nuschelte er, »aber mir fällt dazu nichts ein.« »Thema?«
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Nur die Unschuld vom Lande? - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 339 –
Nur die Unschuld vom Lande?
Marie weiß genau, was sie will!
Viola Maybach
»Wenn ich groß bin, will ich auch mal so reiten können wie du, Marie!«, sagte der achtjährige Benny Müller bewundernd.
Marie von Frankenfels lachte, als sie absaß. »Du bist auf dem besten Wege dazu, Benny.«
Er saß ebenfalls ab. Sie waren zum Bauernhof von Maries Großmutter Anneliese Burger zurückgekehrt, der unter dem Namen »Burgers Hof« in der ganzen Umgebung bekannt war, und führten die Pferde in den Stall, wo sie sie versorgten. Dabei unterhielten sie sich weiter. Marie war Bennys großes Vorbild – und seine beste Freundin, vielleicht auch, obwohl sie mit ihren knapp vierundzwanzig Jahren dazu zu jung war, eine Art Mutterersatz. Wann immer Benny die Gelegenheit hatte, suchte er Maries Gesellschaft. Sein Vater Hannes arbeitete auf Burgers Hof als Verwalter, er lebte mit Benny allein im Verwalterhäuschen, das ein wenig abseits lag.
Marie war gern mit Benny zusammen, für sie war er wie ein kleiner Bruder. Außerdem hatten sie zahlreiche gemeinsame Interessen, das Reiten gehörte dazu.
»Was machst du jetzt?«, erkundigte sich Benny, als sie den Stall eine Viertelstunde später verließen.
»Ich trinke mit meiner Omi einen Tee, komm doch mit, wenn du willst – oder hast du deine Hausaufgaben noch nicht gemacht?«
Bennys schuldbewusstes Gesicht verriet ihn. »Wir sollen so einen blöden Aufsatz schreiben«, nuschelte er, »aber mir fällt dazu nichts ein.«
»Thema?«, fragte Marie sachlich.
Sie erinnerte sich viel zu gut an ihre eigenen Nöte als Schülerin, um nicht Verständnis für Benny zu haben. Sie hatte gut Aufsätze schreiben können, ihr Problem waren eher die naturwissenschaftlichen Fächer gewesen, mit Ausnahme von Mathematik.
»Ein ganz normaler Sonntag«, antwortete Benny. »Hast du so was Blödes schon mal gehört? Was soll ich denn da schreiben? Dass ich aufstehe, frühstücke und in den Stall gehe? Wir sollen mindestens zwei Seiten schreiben, ich schaffe gerade drei Sätze, dabei habe ich mir schon wie verrückt den Kopf zerbrochen.«
Sie betrachtete ihn nachdenklich. »Du erzählst mir doch dauernd irgendwelche Geschichten, Benny – aber sobald du sie aufschreiben sollst, fällt dir nichts ein. Wie kommt das?«
»Weiß ich auch nicht.«
»Also, der letzte Sonntag – was ist da passiert?«
»Nix!«
»Dann nimm eben den Samstag, da hat die Braune ihr Fohlen bekommen, das war doch eine ziemlich aufregende Geschichte. Hier passieren jede Woche aufregende Geschichten, es weiß doch keiner, dass sich die nicht alle sonntags abspielen.«
Bennys Augen wurden groß. »Aber das ist doch gelogen, Marie«, sagte er.
»Ein Aufsatz ist ein Aufsatz und kein Tatsachenbericht, oder? Du musst dich entscheiden, ob du einen guten Aufsatz schreiben oder hundertprozentig bei der Wahrheit bleiben willst. Du kannst alles genau so beschreiben, wie es war – nur hat es sich zufällig einen Tag früher abgespielt.«
»Aber es soll doch ein ganz normaler Sonntag sein«, erinnerte Benny sie.
»Was ist schon ganz normal?«, fragte Marie. »Auf einem Bauernhof können jeden Tag unvorhergesehene Dinge passieren – ich würde sagen, genau das ist normal, wenn man mit Tieren zusammenlebt.«
Benny dachte über diese Worte noch einen Moment nach, dann nickte er mit leuchtenden Augen, sagte: »Danke, Marie!«, und zischte davon.
Mit einem Lächeln betrat sie die gemütliche Wohnküche des Bauernhauses. »Hallo, Omi«, sagte sie und gab Anneliese Burger, die am Herd stand und darauf wartete, dass das Wasser für den Tee kochte, einen Kuss.
Anneliese war eine hochgewachsene schlanke Frau von jetzt zweiundsiebzig Jahren mit noch immer dunklen dichten Haaren, die sie kinnlang trug. Ihre Gesichtszüge verrieten einen starken Willen, Intelligenz und Güte.
»Will Benny keinen Tee?«, fragte sie.
»Er muss einen Aufsatz schreiben, ich habe ihm ein paar Tipps gegeben. Aber ich denke, er wird sich hier blicken lassen, sobald er fertig ist.«
Anneliese warf ihrer Enkelin einen liebevollen Blick zu. Sie war sehr stolz auf die schöne junge Frau, die ihre Ausbildung zur Landwirtin bereits erfolgreich abgeschlossen hatte. Eines Tages würde Marie den Bauernhof übernehmen, Anneliese war froh darüber. Es war ein großer Hof, schon seit Generationen im Besitz ihrer Familie. Dass nun ausgerechnet ihre adelige Enkelin diesen Besitz weiterführen würde, hatte sie nicht zu hoffen gewagt. Damals, als ihre einzige Tochter den Baron von Frankenfels geheiratet hatte, war sie skeptisch gewesen, ob diese Ehe halten würde, doch die beiden waren glücklich miteinander gewesen, bis sie bei einem Unfall viel zu früh aus dem Leben gerissen worden waren. Seit dieser Zeit lebte Marie bei ihr.
Anneliese hatte auch noch drei Söhne und sechs Enkel, von denen jedoch keiner Interesse an dem Hof zeigte. Im Gegenteil: Sie waren allesamt froh über Maries Entscheidung – und auch darüber, dass die junge Frau bei der Großmutter lebte. So war Anneliese nicht allein, und keiner musste ein schlechtes Gewissen haben, weil er sich nicht genug um sie kümmerte.
»Hm, Biskuitkuchen«, sagte Marie. »Wann hast du denn schon wieder gebacken?«
»Ich habe doch Zeit genug«, erklärte Anneliese. »Seit ich auf dem Hof kaum noch arbeiten muss, weil du das alles übernommen hast ...«
»Übertreib nicht, so viel mache ich gar nicht«, entgegnete Marie. »Wir haben gute Leute hier, Omi, die machen die Arbeit, nicht ich.«
Anneliese widersprach ihr nicht, obwohl sie es besser wusste. Marie war mit dem Hof verwachsen, sie hatte darauf bestanden, alles zu lernen, über jeden einzelnen Zweig des Betriebs Bescheid zu wissen. Deshalb wurde sie von den Angestellten auch akzeptiert, sie war eine von ihnen, mit den meisten duzte sie sich. Es herrschte insgesamt eine familiäre Atmosphäre, dennoch genoss Marie Respekt.
»Hier«, sagte Anneliese und schob einen Briefumschlag über den Tisch. »Das ist für dich gekommen. Sieht edel aus.«
»Kann man sagen«, murmelte Marie. »Ach, von Flora.«
»Flora, Flora«, wiederholte Anneliese ratlos, dann hellte sich ihr Gesicht auf. »Die Tochter von Brigitta und Albert von Frankenfels?«
Marie nickte. Floras Vater Albert war der älteste Bruder ihres Vaters. Als Kinder waren Flora und sie enge Freundinnen gewesen.
»Du weißt ja«, sagte Anneliese jetzt, »mit diesem Zweig deiner Verwandtschaft bin ich nicht mehr so vertraut.«
»Ich auch nicht«, stellte Marie fest. »Diese Adeligen wollen ja eigentlich auch gar nichts mit mir zu tun haben.«
»Du bist selbst eine Adelige«, rief Anneliese ihr ins Gedächtnis.
Marie lachte kurz auf, während sie den Briefumschlag aufschlitzte. »Ich habe so einen Namen, das stimmt, aber mein Leben ist doch ganz bürgerlich, finde ich, und ich denke, das wird auch so bleiben. Irgendwann heirate ich einen Landwirt, und dann wird mich der adelige Teil der Familie endgültig vergessen. Hier hat sich ja sowieso noch nie einer von denen blicken lassen.«
»Seit dem Tod deiner Eltern nicht mehr, das stimmt. Und, was schreibt Flora?«
Marie schob ihrer Großmutter das Schreiben hin. Es war eine edel bedruckte Einladungskarte, zu Floras 25. Geburtstag – sie würde das Ereignis in München begehen, in der großzügigen Villa ihrer Eltern. Es war die Rede von »zwangloser Kleidung« und »bitte keine Geschenke – Eure Anwesenheit ist für mich das größte Geschenk.« Unten auf die Karte hatte Flora geschrieben. »Ich würde mich sehr über dein Kommen freuen, Marie. Ein Hotelzimmer