Der Graf aus Südamerika: Der kleine Fürst 318 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Ich sollte mich natürlich freuen«, sagte Baronin Sofia von Kant kleinlaut. »Schließlich habe ich nur noch diese Schwester, nach Lisas Tod. Aber...« Baron Friedrich ging zu seiner Frau und nahm sie in die Arme. »Es wird schon gehen, Sofia«, sagte er ruhig. »Außerdem hast du Angelika jetzt lange nicht gesehen, vielleicht hat sie sich geändert.« »Glaubst du?« Sie sah ihn forschend an. »Nein, du glaubst es nicht, du willst mich nur beruhigen. Ach, Fritz! Meine Schwester Angelika ist überspannt und anstrengend. Wahrscheinlich ist es ein Glück, daß sie ferne Länder erforscht und ständig unterwegs ist. Stell dir nur mal vor, wir hätten täglich mit ihr zu tun! Sie würde uns innerhalb kürzester Zeit an den Rand des Wahnsinns treiben.« »Übertreib nicht, Sofia.« Sie schien den Einwand ihres Mannes gar nicht gehört zu haben. »Und dann ist sie ja auch noch so abergläubisch! Ständig sieht sie irgendwelche Dämonen am Werk.
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Der Graf aus Südamerika - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 318 –
Der Graf aus Südamerika
Viola Maybach
»Ich sollte mich natürlich freuen«, sagte Baronin Sofia von Kant kleinlaut. »Schließlich habe ich nur noch diese Schwester, nach Lisas Tod. Aber...«
Baron Friedrich ging zu seiner Frau und nahm sie in die Arme. »Es wird schon gehen, Sofia«, sagte er ruhig. »Außerdem hast du Angelika jetzt lange nicht gesehen, vielleicht hat sie sich geändert.«
»Glaubst du?« Sie sah ihn forschend an. »Nein, du glaubst es nicht, du willst mich nur beruhigen. Ach, Fritz! Meine Schwester Angelika ist überspannt und anstrengend. Wahrscheinlich ist es ein Glück, daß sie ferne Länder erforscht und ständig unterwegs ist. Stell dir nur mal vor, wir hätten täglich mit ihr zu tun! Sie würde uns innerhalb kürzester Zeit an den Rand des Wahnsinns treiben.«
»Übertreib nicht, Sofia.«
Sie schien den Einwand ihres Mannes gar nicht gehört zu haben. »Und dann ist sie ja auch noch so abergläubisch! Ständig sieht sie irgendwelche Dämonen am Werk. Wahrscheinlich wird sie uns als erstes wieder Vorträge halten, daß ein Fluch über Sternberg liegt...« Sie unterbrach sich, ihre Augen blitzten zornig. »Dann kann sie aber was erleben, das sage ich dir. Ich bin froh, daß Christian sich nach dem Verlust seiner Eltern so gut gefangen hat.«
»Solche Äußerungen wird sie hoffentlich nicht wagen«, meinte Friedrich nachdenklich, »das wäre wirklich sehr ungeschickt.«
Sofias Schwester Elisabeth und ihr Mann Leopold waren vor wenigen Monaten bei einem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen. Daraufhin hatten Sofia und Friedrich den Sohn des Fürstenpaares, Prinz Christian von Sternberg, in ihre Familie aufgenommen. Sie lebten ebenfalls seit langem auf Sternberg, ihre Kinder Anna und Felix waren für Christian auch vorher schon wie Geschwister gewesen.
»Übermorgen also«, seufzte Sofia. »Dabei ist sie doch heute schon in München angekommen. Warum reist sie dann nicht gleich weiter, statt noch zwei Nächte im Hotel zu verbringen? Und was sollen diese geheimnisvollen Andeutungen über ihren Begleiter? Hast du die verstanden?«
»Nein«, mußte Friedrich zugeben. »Ich wollte dich auch schon danach fragen. Sie wird sich doch nicht verliebt haben?«
»Angelika? Bestimmt nicht. Seit sie Witwe geworden ist, hat es keinen Mann mehr in ihrem Leben gegeben, und das ist ja nun schon über zehn Jahre her. Ich glaube, sie hat sich an ihre Freiheit gewöhnt, die ist ihr wichtiger als jeder Mann. Auf die Idee, sie könnte verliebt sein, bin ich gar nicht gekommen, muß ich gestehen. Es ärgert mich nur, daß sie einfach schreibt, ihr guter Freund Ronaldo Mauro würde sie begleiten. Was soll das? Warum kann sie uns nicht mitteilen, wer dieser Ronaldo ist? Ich finde das unhöflich.«
»Aber du kennst sie doch, um Konventionen hat sie sich noch nie geschert«, versuchte der Baron seine Frau zu beruhigen. »Und sie hat auch gute Seiten, vergiß das bitte nicht. Sie ist hilfsbereit, im Kern gutmütig und oft sogar amüsant. Daß sie einen Hang zu theatralischen Auftritten hat und einem ziemlich auf die Nerven gehen kann, gebe ich gerne zu, aber sie kann auch sehr nett sein, und sie ist trotz allem deine Schwester, Sofia.«
»Ja, ja«, murmelte sie. »Ich weiß, daß ich wieder einmal übertreibe. Aber es ist eine Tatsache, daß Angelika und ich am besten miteinander auskommen, wenn wir uns nicht sehen und nur ab und zu miteinander sprechen.«
»Laß die Kinder nicht merken, wie du über diesen bevorstehenden Besuch denkst«, bat er. »Es hilft uns nicht weiter, wenn sie deine Einstellung übernehmen. Vielleicht kommen sie gut mit deiner Schwester aus, und das würde uns den Umgang mit ihr sicherlich sehr erleichtern.«
Sie umarmte und küßte ihn. »Danke für deine mäßigenden Worte, Fritz. Ich werde versuchen, mein Temperament zu zügeln.«
»Ja, bitte!«, sagte er mit einem Lächeln. »Und jetzt muß ich an die Arbeit, der Verwalter wartet bestimmt schon auf mich.«
Als er gegangen war, besann sich auch die Baronin darauf, daß es noch einiges zu tun gab vor der Ankunft der Gäste, und so rief sie nach Eberhard Hagedorn, dem treuen Butler, der zugleich der gute Geist von Sternberg war, um mit ihm alles zu besprechen, was es noch zu besprechen gab.
*
»Und was soll jetzt an diesem Hotel so toll sein?« maulte Ariane von Schönhausen, nachdem sie die beiden geräumigen Zimmer in Augenschein genommen hatte, die sie gemeinsam mit ihrer Cousine Luisa in den nächsten Tagen bewohnen würde. Sie waren vor einer Stunde in München eingetroffen, nach einem gemeinsamen Aufenthalt bei einer Tante in Paris, deren Geburtstag groß gefeiert worden war.
»Ich dachte, das wäre hier was Besonderes, Luisa!« Arianes Stimme klang anklagend.
»Das ist es doch auch«, erwiderte Luisa ruhig. »Jedes Zimmer ist individuell gestaltet, trägt eine ganz eigene Handschrift. Ich finde es wunderschön, muß ich sagen. Und es liegt zentral, aber trotzdem ruhig. Also, mir gefällt es hier sehr gut.«
Die beiden jungen Frauen machten in München Station, weil Luisa, die eine begabte Designerin war, ihre Entwürfe einigen Leuten zeigen wollte, mit denen sie sich eine Zusammenarbeit wünschte. Ariane begnügte sich bisher damit, ein wenig zu studieren, wenn sie Lust dazu hatte.
Meistens hatte sie keine, aber über ihre Zukunft machte sie sich wenig Gedanken. Ihre Eltern waren vermögend, sie würde ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen müssen.
Das traf auf Luisa ebenfalls zu, doch es drängte sie, ihr Leben verantwortungsvoll zu gestalten, ihr eigenes Geld zu verdienen und etwas zu schaffen, worauf sie stolz sein konnte. Trotz dieser Unterschiede kam sie mit Ariane gut aus – vor allem wohl auch deshalb, weil sie ihrer Cousine in der Öffentlichkeit bereitwillig das Feld überließ und sich im Hintergrund hielt. Schöne Frauen waren sie beide, doch auf sehr unterschiedliche Art. Luisa hatte seidige blonde Haare und ausdrucksvolle blaue Augen von einem intensiven Blau. Ihr üppiger Mund lächelte gern, und das sah man ihm an. Sie zog sich meistens sportlichelegant an, nur bei festlichen Gelegenheiten liebte auch sie den großen Auftritt.
Ariane war kleiner als ihre Cousine, mit einem ebenmäßigen Gesicht und lustiger Stupsnase. Sie trug ihre dunklen lockigen Haare relativ kurz, ihre Kleidung war betont auffällig. Nach ihr drehten sich die Leute auf der Straße regelmäßig um, und genau das wollte sie erreichen.
»Wenigstens gibt es zwei Bäder«, stellte sie jetzt gnädig fest. »Allerdings sind die nicht sehr groß. Und zur Begrüßung hätten sie uns wenigstens...«
Ein Klopfen unterbrach sie. Als sie öffnete, sagte ein charmanter junger Mann: »Herzlich willkommen in unserem Hause. Im Namen der Geschäftsleitung laden wir Sie zu einem Glas Champagner ein, begleitet von einem kleinen Gruß aus unserer Küche.«
Als er wieder gegangen war, fragte Luisa lächelnd: »Na, bist du jetzt zufrieden?«
»Der Champagner ist gut«, mußte Ariane zugeben. »Und dieser Gruß aus der Küche auch. Ich bin ziemlich hungrig.«
»Wir können bald nach unten ins Restaurant gehen – das hat einen erstklassigen Ruf.«
»Ich dachte,