Es geht um Liebe und Vertrauen: Toni der Hüttenwirt 313 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Doktor Martin Engler rangierte seinen großen Geländewagen auf dem weiträumigen Hof seiner Praxis hin und her. Seine Sprechzimmerhilfe Erna Schulz beobachtete ihn durch das Fenster. Mindestens zehnmal fuhr er vorwärts und rückwärts. Erna schüttelte den Kopf. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Endlich hatte Martin das Auto unter dem Carport geparkt. Er blieb noch eine Weile hinter dem Steuer sitzen. Mit den Fingerspitzen trommelte er auf das Lenkrad. Dann stieg er aus und knallte die Fahrertür zu. »Martin, was ist los?«, fragte Erna, als er wieder in die Praxis kam. Er sah schlecht aus. Tiefe Ringe unter den Augen zeugten von schlaflosen Nächten. Martin sah seine ältere Sprechstundenhilfe schweigend an. »Wie wäre es mit einem Kaffee?«, fragte sie freundlich. »Danke, nein, dann kann ich noch weniger schlafen, Erna. Ich mache mir etwas zu essen. Veronika hat eine Menge Konserven geliefert. Es wird schon etwas dabei sein.«
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Buchvorschau
Es geht um Liebe und Vertrauen - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 313 –
Es geht um Liebe und Vertrauen
Martin hofft auf Unterstützung
Friederike von Buchner
Doktor Martin Engler rangierte seinen großen Geländewagen auf dem weiträumigen Hof seiner Praxis hin und her. Seine Sprechzimmerhilfe Erna Schulz beobachtete ihn durch das Fenster. Mindestens zehnmal fuhr er vorwärts und rückwärts. Erna schüttelte den Kopf. Sie konnte sich keinen Reim darauf machen.
Endlich hatte Martin das Auto unter dem Carport geparkt. Er blieb noch eine Weile hinter dem Steuer sitzen. Mit den Fingerspitzen trommelte er auf das Lenkrad. Dann stieg er aus und knallte die Fahrertür zu.
»Martin, was ist los?«, fragte Erna, als er wieder in die Praxis kam.
Er sah schlecht aus. Tiefe Ringe unter den Augen zeugten von schlaflosen Nächten. Martin sah seine ältere Sprechstundenhilfe schweigend an.
»Wie wäre es mit einem Kaffee?«, fragte sie freundlich.
»Danke, nein, dann kann ich noch weniger schlafen, Erna. Ich mache mir etwas zu essen. Veronika hat eine Menge Konserven geliefert. Es wird schon etwas dabei sein.«
Erna Schulz betrachtete ihren Chef und schüttelte den Kopf. Er hatte deutlich abgenommen und sah elend aus. Es war auch kein Wunder. Seine Frau hatte ihn verlassen und sich auf die Berghütte zurückgezogen. Und er litt noch immer unter den Folgen des Autounfalls. In Ernas Herz regte sich Mitleid. Sie kannte Martin, seit er ein kleiner Bub war. Damals arbeitete sie, als junge Frau, bei seinem Vorgänger in der Praxis. Als Martin nach seinem Studium die Praxis übernahm, war sie geblieben. »Martin, ich mache dir einen Vorschlag. Ich bin mit der Schreibtischarbeit fertig. Es ist ohnehin gleich Schluss. Ich koche dir ein gutes Abendessen. Wie sagt man? ›Gutes Essen hält Leib und Seele zusammen‹, ist es nicht so?«
»Das musst du nicht, Erna. Ich komme schon zurecht«, wehrte er ab.
»Schmarrn!«, herrschte sie ihn an. »Mei, schau mal in den Spiegel! Du bist nur noch ein Strich in der Landschaft. Es wird Zeit, dass Katja zurückkommt.«
Martin zuckte mit den Schultern.
»Langsam habe ich Zweifel, ob sie überhaupt wiederkommt«, sagte er leise.
»Martin, so etwas darfst du nicht denken«, sagte Erna.
»Ach, ich weiß längst nicht mehr, was ich denken soll, Erna. Es ist alles so verfahren. Keiner glaubt mir. Alle sehen in mir den Buhmann, der seine Frau hintergangen hat. Da kann ich beteuern, so oft und so laut ich will, dass da nichts war und ist und nie etwas sein wird zwischen mir und Manuela. Sie ist nur eine Kollegin. Ich war froh, dass sie die Praxisvertretung übernommen hat, sonst hätte ich die Praxis schließen müssen.«
Erna schaltete den Computer aus. Sie ging zur Tür und schloss ab. »So, Schluss für heute!«, sagte sie. Sie legte Martin die Hand auf die Schulter. »Komm mit! Nach einem guten Abendessen sieht alles gleich besser aus.«
Erna Schulz war für ihre Tatkraft bekannt. Sie ging einfach an Martin vorbei in den Wohnteil. »Mei, wie sieht es denn hier aus?«, rief sie, als sie das Chaos in der Küche sah.
Instinktiv krempelte sie die Ärmel ihrer Bluse nach oben.
Dr. Martin Engler errötete leicht. »Es ist eben ein Männerhaushalt«, sagte er zu seiner Entschuldigung. Er setzte sich auf die Kante der Eckbank, zog einen Stuhl heran und legte sein Bein hoch. Er rieb sich mit der Hand das Knie.
»Hast du Schmerzen?«, fragte Erna.
»Ja, seit ich noch einmal draufgefallen bin, verzögert sich die Heilung.«
»Du musst Geduld haben, Martin.«
»Leichter gesagt, als getan«, brummte er.
»Ja, jetzt siehst du mal, wie das ist, wenn man Geduld aufbringen muss. Du forderst es von deinen Patienten, aber selbst geduldig zu sein, ist nicht so leicht.«
Martin grinste schief. »Es wird noch eine Weile dauern, bis ich wieder richtig Auto fahren kann. Ich habe es vorhin probiert und es ging daneben… «
»Wie meinst du das?«, fragte Erna.
»Ich kann die Bremse nicht betätigen. Das ärgert mich. Solange ich nicht bremsen kann, kann ich Manuela nicht entlassen. Sie muss die Hausbesuche machen.«
Erna nickte. »Aber die Regelung ist gut, die du jetzt getroffen hast. Manuela macht nur die Hausbesuche und du bist hier in deiner Praxis. Außerdem wohnt sie bei Beate und Carl. Das alles müsste sich herumgesprochen haben, auch bis auf die Berghütte hinauf.«
»Ja, wahrscheinlich ist es so, Erna. Die Buschtrommeln funktionieren gut, nehme ich an. Aber Katja hüllt sich in Schweigen. Ich weiß nimmer, was ich tun soll.«
Während Martin redete, füllte Erna die Spülmaschine und räumte etwas auf.
Sie schaute in der Speisekammer nach. »Wie wäre es mit Kartoffeln, Sauerkraut und Bratwurst?«, rief sie. »In der Tiefkühltruhe sind noch Bratwürste.«
»Klingt gut, aber das ist viel Arbeit. Isst du mit?«
»Ja, das mache ich. Dann kann ich auch sicher sein, dass du wirklich was isst. Mei, Martin, du bist sehr schmal geworden. Du bist nur noch ein Schatten deiner selbst. Wie viel hast du abgenommen?«
»Frage nicht, Erna!«, seufzte Martin.
Erna beschloss, dass es zum Nachtisch Pudding geben soll. Martin brauchte Kalorien. »Also hör mal, jetzt will ich dir etwas sagen, Martin. Deine Patienten nehmen Rücksicht. Es ist ruhig in der Praxis. Ich schlage dir deshalb vor, dass ich mich um dich, dein Essen und den Haushalt ein bisserl kümmere. Bist du einverstanden?«
Martin rieb sich das Kinn. »Erna, das ist lieb. Aber besser nicht, sonst dichtet Katja dir und mir etwas an.«
Erna Schulz musste lachen. »Jetzt machst du dich aber lächerlich. Etwas zwischen mir und dir? Das kannst du doch nicht wirklich denken.«
Martin seufzte. »Erna, ich sage dir, so wie die Dinge liegen, ist im Augenblick alles möglich.«
»So ein Schmarrn! Jetzt höre auf, in Selbstmitleid zu zerfließen.«
Martin schüttelte den Kopf. »Erna, ich hätte nie gedacht, dass Katja sich so in etwas hineinsteigern könnte. Und das gilt auch für Wally. Wally redet kein Wort mehr mit mir und hat mir jede Gunst entzogen. Das hat mich schwer getroffen, beides. In mir ist eine Welt zusammengebrochen. Am Anfang war ich nur wütend. Jetzt bin ich erschüttert und verzweifelt.«
»Du musst etwas unternehmen, um die Sache geradezurücken.«
»Erna, das ist leichter gesagt, als getan. Manuela hat mit Katja geredet. Davon hatte ich mir viel versprochen. Manuela übernachtet nicht mehr hier. Wir halten nicht mehr gemeinsam Sprechstunde ab. Manuela macht nur die Hausbesuche. Was soll ich noch tun? Ich bin mit meiner Weisheit am Ende, restlos am Ende.«
Erna setzte Kartoffeln im Dampfkochtopf auf. Das ging schnell. Sie schaute Martin an. »Martin, darf ich dir einen Rat geben?«
»Jeden Rat, der dir einfällt. Ich bin für alles offen. Denn ich selbst weiß mir keinen Rat mehr.«
»Gut, dann höre mir jetzt zu. Du musst deine Haltung ändern.«
»Wie meinst du das?«, staunte er.
Erna sah ihm an, dass er sie wirklich nicht verstand. »Nun, ich meine damit, dass du dich benimmst, als müsstest du ein schlechtes Gewissen haben.«
»Das habe ich nicht, Erna. Ich war Katja treu, auch wenn es mir keiner glaubt«, unterbrach er sie.
»Martin, lass mich ausreden! Du läufst herum, als hättest du ein schlechtes Gewissen.«
»Das habe ich nicht, muss ich auch nicht haben«, unterbrach er Erna erneut.
»Himmelherrgott, Martin, lasse mich ausreden!«
Er nickte.
Erna atmete tief ein. »Martin, dass du nicht gut beisammen bist, sieht dir jeder an. Das kann man aber auch so auslegen, als hättest' ein schlechtes Gewissen. Du solltest deinen Stolz herauskehren. Du bist doch ein starkes Mannsbild. Du musst dir sagen, dass du dir nichts hast zuschulden kommen lassen. Deshalb musst du auch nicht in Sack und Asche gehen. Verstehst du?«
»Das ist nicht so einfach, Erna. Außerdem macht mir mein Bein Schwierigkeiten. Wenn ich doch endlich gesund wäre und Manuela nicht mehr bräuchte! Aber ich kann wirklich noch kein Auto fahren. Es geht einfach