Hunger auf Leben: Dr. Norden Bestseller 455 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
»Wie fühlen Sie sich heute, Frau Eckstein?« Daniel Norden stand am Klinikbett seiner Patientin Eleonore Eckstein und warf einen skeptischen Blick in ihr mürrisches Gesicht. »Wie soll es einer geplagten Frau wie mir schon gehen? Zuerst stirbt mein Mann so plötzlich und jetzt auch noch dieses Unglück mit dem Oberschenkelhalsbruch. Ich frage mich, was als Nächstes kommt.« »Sie dürfen nicht so schwarz sehen«, versuchte Daniel, die tristen Gedanken seiner Patientin aufzuhellen. »Ich denke, Sie haben Ihr Unglückssoll mehr als erfüllt. Jetzt werden bestimmt bessere Zeiten anbrechen.« In diesem Augenblick näherten sich Stimmen auf dem Flur der Behnisch-Klinik, es wurde geklopft, und gleich darauf betrat Albert Eckstein gemeinsam mit seiner Schwester Anna das Krankenzimmer. »Herr Dr. Norden, Sie hier? Damit haben wir ja gar nicht gerechnet«, begrüßte Albert den Hausarzt der Familie freudig. Der erwiderte den Gruß lächelnd. »Ich muss doch sehen, wie es meinen Sorgenkindern geht.« »Das ist wirklich nett von Ihnen. Findest du nicht auch, Mama?«, fragte Anna und beugte sich über ihre Mutter, um ihr einen Begrüßungskuss zu geben. »Noch lieber wäre es mir, ich wäre erst gar nicht von dieser unseligen Leiter gefallen«
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Buchvorschau
Hunger auf Leben - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 455 –
Hunger auf Leben
Patricia Vandenberg
»Wie fühlen Sie sich heute, Frau Eckstein?« Daniel Norden stand am Klinikbett seiner Patientin Eleonore Eckstein und warf einen skeptischen Blick in ihr mürrisches Gesicht.
»Wie soll es einer geplagten Frau wie mir schon gehen? Zuerst stirbt mein Mann so plötzlich und jetzt auch noch dieses Unglück mit dem Oberschenkelhalsbruch. Ich frage mich, was als Nächstes kommt.«
»Sie dürfen nicht so schwarz sehen«, versuchte Daniel, die tristen Gedanken seiner Patientin aufzuhellen. »Ich denke, Sie haben Ihr Unglückssoll mehr als erfüllt. Jetzt werden bestimmt bessere Zeiten anbrechen.« In diesem Augenblick näherten sich Stimmen auf dem Flur der Behnisch-Klinik, es wurde geklopft, und gleich darauf betrat Albert Eckstein gemeinsam mit seiner Schwester Anna das Krankenzimmer.
»Herr Dr. Norden, Sie hier? Damit haben wir ja gar nicht gerechnet«, begrüßte Albert den Hausarzt der Familie freudig. Der erwiderte den Gruß lächelnd.
»Ich muss doch sehen, wie es meinen Sorgenkindern geht.«
»Das ist wirklich nett von Ihnen. Findest du nicht auch, Mama?«, fragte Anna und beugte sich über ihre Mutter, um ihr einen Begrüßungskuss zu geben.
»Noch lieber wäre es mir, ich wäre erst gar nicht von dieser unseligen Leiter gefallen«, murrte Eleonore mit düsterer Miene.
»Dann hättest du eben nicht hochsteigen dürfen. Das kommt davon, dass du nie Zeit hast und immer alles sofort erledigt werden muss.«
»Was bleibt mir denn anderes übrig, wenn ich niemanden erreichen kann und sich niemand nach mir erkundigt?«
»Jetzt bist du aber ungerecht. Du weißt genau, dass ich zu dir komme, so oft es meine Zeit erlaubt. Und Albert kann nun mal nicht so häufig von der Firma wegbleiben.«
»Dafür kommt Roberta ab und zu, um dir zu helfen«, bemerkte Albert leicht beleidigt.
»Da hast du recht. Deine Frau sehe ich inzwischen öfter als dich.«
»Mutter, lass uns nicht schon wieder damit anfangen. Du weißt genau, wie eingespannt ich in der Firma bin. Da kann ich nicht einfach kommen und gehen, wie es mir in den Kram passt.«
»Dieses Problem wird sich in nächster Zeit ohnehin nicht stellen«, mischte sich Daniel Norden in das Gespräch, das mit leicht gereiztem Tonfall geführt wurde. »Mein Besuch hat nämlich durchaus auch einen praktischen Sinn. Ich möchte Ihnen vorschlagen, die Zeit der Rehabilitation auf der Insel der Hoffnung zu verbringen. Das ist ein wunderbarer Ort der Ruhe und Einkehr ...«, wollte er seine Erklärungen ausführen, weckte aber mit diesem Vorschlag doch nur Eleonores Widerspruchsgeist.
»Rehabilitation? Ohne mich. Erstens will ich mich nicht nur mit alten Frauen umgeben, die den ganzen Tag über ihre Krankheiten lamentieren. Und zweitens weiß ich nur zu gut, wie das alles abläuft. Zuerst wird man in einen Rollstuhl gesetzt, dann zur Rehabilitation geschickt, und anschließend landet man direkt in einem Pflegeheim. Das will ich nicht.«
»Davon hat doch gar kein Mensch geredet, Mama«, versuchte Anna, ihre aufgebrachte Mutter zu beruhigen.
»Gesagt vielleicht nicht, aber gedacht«, beharrte Eleonore eigensinnig.
»Wie haben Sie sich die Sache mit der Rehabilitation denn vorgestellt?«, fragte Daniel Norden irritiert nach.
»Ganz einfach, ich will zu Hause bleiben und Anna übernimmt die Gymnastikstunden. Schließlich ist sie ausgebildete Krankengymnastin.«
»Aber Mama, kannst du dir überhaupt vorstellen, wie viel Therapie nach so einem Unfall vonnöten ist? Muskelaufbau, Stabilisieren der Hüfte und Gehübungen sind nur die allerwichtigsten Maßnahmen. Das braucht viel Zeit und ich weiß nicht, wie ich das mit meinem Arbeitstag vereinbaren kann. Außerdem ist da noch dein Haushalt. Du kannst weder kochen noch einkaufen gehen, von Waschen und Bügeln ganz zu schweigen.«
»Nun, du könntest ja morgens und in der Mittagspause kommen und zwischendurch die Wäsche mitnehmen. Kochen ist kein Problem, da gibt es praktische Fertiggerichte. Und Albert teilt sich mit Roberta meine Abendbetreuung. Ich denke, das ist doch ein praktikabler Vorschlag.« Zum ersten Mal an diesem Tag huschte ein Lächeln über Eleonores düsteres Gesicht. Anna und Albert warfen sich fragende Blicke zu. Schließlich nickte Albert.
»Wenn Dr. Norden damit einverstanden ist, halte ich das für eine durchaus vernünftige Idee. Wozu hat man denn eine Familie? Und die Arbeitsaufteilung halte ich auch für vertretbar. Schließlich ist dein Alltag nicht so anstrengend wie meiner«, erklärte er Anna gegenüber, die ihren Bruder mit großen Augen anstarrte, aber nichts sagte. Ihr Alltag war ebenso ausgefüllt und anstrengend, doch sie wollte vor ihrer Mutter keine Diskussion beginnen. Als auch Daniel Norden dem Vorschlag zustimmte, gab es nichts mehr dazu zu sagen.
»Schön, dann ist es also beschlossene Sache. Mama muss nicht zur Rehabilitation und wird von uns in ihrem eigenen Haus versorgt. Bist du damit zufrieden?«
»Mehr als das, mein Junge. Ich danke euch, dass ihr so zu mir haltet«, erklärte Eleonore, gerührt von so viel Hilfsbereitschaft ihrer Kinder. So hatte sie sich das immer erträumt, und auch wenn dieser Traum viel zu schnell Wirklichkeit werden musste, war sie dennoch über alle Maßen zufrieden. »Wenn es schon mein Schicksal sein muss, den Lebensabend ohne euren Vater zu verleben, dann freue ich mich doch darüber, wenigstens nicht ganz allein und verlassen zu sein.«
»Das sind Sie auf keinen Fall. Bei derart prachtvollen Kindern. Man könnte glatt neidisch werden.«
»Dazu haben Sie doch keinen Grund, Herr Doktor«, widersprach Eleonore zufrieden. »Erst neulich habe ich Ihre Frau mit Ihrer großen Tochter getroffen. Was für ein liebes hilfsbereites Mädchen, ich muss schon sagen. Sie hat mir ganz selbstverständlich und ohne zu fragen, die Tasche abgenommen und nach Hause getragen. So gut erzogene Kinder findet man heutzutage nicht mehr allzu häufig.«
»Dabei ist das für uns eine Selbstverständlichkeit. Aber Sie haben recht. Meine Frau beschwert sich schon hin und wieder darüber, wie frech und unerzogen die Besuchskinder sind, die beinahe jeden Tag bei uns vorbeikommen. Da gelten noch nicht einmal mehr die einfachsten Anstandsregeln«, erklärte Daniel nachdenklich und erinnerte sich mit Schaudern an eine Episode am Abendbrottisch, als Felicitas einem Kind in Désis Alter erklären musste, wie man Messer und Gabel benutzt.
»Das kommt bestimmt daher, dass sich niemand mehr die Mühe macht, seine Kinder ordentlich zu erziehen«, tat Albert seine Meinung zu diesem Thema kund. »Wenn ich mal Kinder habe, wird Roberta ihnen ordentliche Manieren beibringen, soviel ist sicher.«
»Hoffentlich weiß Roberta schon davon«, bemerkte Anna spitz. Sie hasste den selbstgefälligen Ton, in dem Albert stets von seinen Plänen sprach und selbstverständlich voraussetzte, dass alle anderen seiner Meinung waren. »Außerdem denke ich, dass diese Sache wie alle anderen auch, zwei Seiten hat. Welche Familie kann es sich heutzutage schon noch leisten, dass die Frau zu Hause bleibt, um sich ausschließlich um die Kinder zu kümmern?«
»Ich finde, Anna hat ganz recht. Zu meiner Zeit war das alles noch ganz anders. Die Mutter war den ganzen Tag zu Hause und sorgte für eine anständige Erziehung der älteren Kinder, die sich neben ihren Aufgaben im Haus um die Jüngeren kümmerten. Es war selbstverständlich, dass alle zusammen halfen. Heutzutage ist eine Mutter nachmittags ausschließlich damit beschäftigt, ihre Kinder vom Musikunterricht zum Sportverein und danach zu Freunden zu fahren. Ich frage mich: Wie soll da noch ein Gefühl des Zusammenhaltes entstehen, geschweige denn eine gute Erziehung Platz finden?« Herausfordernd blickte Eleonore in die Runde, aber auf diese Frage konnte ihr niemand eine Antwort geben.
»Da kann sich jeder nur an seiner eigenen Nase packen und es für sich und seine Familie besser machen. Eine Besinnung auf die alten Werte ist dabei manchmal nicht das Schlechteste«, gab Daniel schließlich zu und warf einen Blick auf die Uhr. »Ich könnte ja noch Stunden hier mit Ihnen verbringen und diskutieren. Leider muss ich langsam weiter, sonst bekomme auch ich den Vorwurf, mich nicht genügend um die Kinder zu kümmern«, lächelte er verschmitzt.
»Na hören Sie mal, einen besseren