Zeit zu gehen: Dr. Norden Extra 82 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Herzlichen Glückwunsch, Frau Raabe, Sie sind schwanger«, verkündete Dr. Daniel Norden seiner freudestrahlenden Patientin und deutete auf das kleine Herz, das deutlich auf dem Monitor des Ultraschallgerätes zu erkennen war. Obwohl er kein Gynäkologe war, kam es doch nicht selten vor, dass sich einige seiner weiblichen Patienten vertrauensvoll an ihn wandten, wenn sie eine Schwangerschaft vermuteten. So auch Verena Raabe, der er einen ersten kurzen Blick auf ihr Ungeborenes ermöglichen konnte. »Das kleine Herz schlägt regelmäßig und kräftig.« »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich über diese Nachricht freue. Ich kann es kaum erwarten, Robert davon zu erzählen.« »Tun Sie das.« »Mit der anderen Verwandtschaft warte ich allerdings noch eine Weile«, dachte Verena laut nach. »Es heißt ja auch immer, dass eine Schwangerschaft erst ab der zwölften Woche sicher ist.« »So wie es aussieht, ist der Fötus völlig normal entwickelt. Ich glaube nicht, dass Sie mit irgendwelchen Schwierigkeiten zu rechnen haben.« »Trotzdem. Wie heißt es so schön: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, erwiderte Verena Raabe lächelnd und stand auf, um sich anzuziehen. »Möchten Sie die Schwangerschaftsvorsorge von Ihrem Frauenarzt durchführen lassen? Dann stelle ich Ihnen einen Überweisungsschein aus«, bot Daniel freundlich an.
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Buchvorschau
Zeit zu gehen - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 82 –
Zeit zu gehen
Alle Tränen sind geweint
Patricia Vandenberg
»Herzlichen Glückwunsch, Frau Raabe, Sie sind schwanger«, verkündete Dr. Daniel Norden seiner freudestrahlenden Patientin und deutete auf das kleine Herz, das deutlich auf dem Monitor des Ultraschallgerätes zu erkennen war. Obwohl er kein Gynäkologe war, kam es doch nicht selten vor, dass sich einige seiner weiblichen Patienten vertrauensvoll an ihn wandten, wenn sie eine Schwangerschaft vermuteten. So auch Verena Raabe, der er einen ersten kurzen Blick auf ihr Ungeborenes ermöglichen konnte. »Das kleine Herz schlägt regelmäßig und kräftig.«
»Sie können sich gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich über diese Nachricht freue. Ich kann es kaum erwarten, Robert davon zu erzählen.«
»Tun Sie das.«
»Mit der anderen Verwandtschaft warte ich allerdings noch eine Weile«, dachte Verena laut nach. »Es heißt ja auch immer, dass eine Schwangerschaft erst ab der zwölften Woche sicher ist.«
»So wie es aussieht, ist der Fötus völlig normal entwickelt. Ich glaube nicht, dass Sie mit irgendwelchen Schwierigkeiten zu rechnen haben.«
»Trotzdem. Wie heißt es so schön: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, erwiderte Verena Raabe lächelnd und stand auf, um sich anzuziehen.
»Möchten Sie die Schwangerschaftsvorsorge von Ihrem Frauenarzt durchführen lassen? Dann stelle ich Ihnen einen Überweisungsschein aus«, bot Daniel freundlich an.
Aber Verena schüttelte den Kopf.
»Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne bei Ihnen bleiben. Mein Gynäkologe ist ja leider in Rente gegangen, und sein Nachfolger ist mir nicht sonderlich sympathisch. Außerdem fühle ich mich bei Ihnen wirklich in guten Händen.«
»Das freut mich. Solange es keine Komplikationen gibt, übernehme ich die monatliche Vorsorge sehr gerne. Für die Entbindung kann ich Ihnen die Praxis eines Kollegen empfehlen. Dr. Hans-Georg Leitner ist ein langjähriger Freund von mir und Chef der gleichnamigen Klinik. Sie werden sich dort sicher wohlfühlen.«
»Bis dahin habe ich ja noch ein wenig Zeit«, erklärte Verena und strich sich liebevoll über den noch flachen Bauch.
»Sie werden sehen, wie schnell die restlichen sieben Monate vergehen.«
Unter diesem munteren Geplauder begleitete Dr. Norden seine Patientin hinaus zum Empfang, wo seine treue Assistentin Wendy ihrer Arbeit nachging.
»Bitte geben Sie Frau Raabe einen Untersuchungstermin in vier Wochen.« Und zu Verena gewandt erklärte er: »Jeden Monat führen wir eine kleine Untersuchung durch, um sicherzugehen, dass sich der Fötus gut entwickelt und Sie gesund sind. Beim nächsten Termin erhalten Sie den Mutterpass, in den die Ergebnisse und alle weiteren wichtigen Daten vermerkt werden. Dieses Dokument sollten Sie während der Schwangerschaft immer bei sich tragen.«
In Daniels Erklärungen hinein klingelte das Telefon, und Wendy ging an den Apparat. Rasch erlosch das Lächeln auf ihrem Gesicht, während sie aufmerksam in den Hörer lauschte und nach einem Stift griff, um eine Adresse zu notieren.
»Was ist passiert?« erkundigte sich Daniel besorgt. Verena hatte die Praxis inzwischen verlassen. Es war kurz vor Mittag, und er freute sich darauf, mit seiner Familie wieder einmal essen zu können. Doch Wendy musste ihm einen Strich durch die Rechnung machen.
»Leider wird wieder einmal nichts aus Ihrer Mittagspause. Sie müssen sofort zu Herrn Bräuer in die Arndtstraße. Er ist gestürzt und konnte den Apparat nur mit letzter Kraft erreichen.«
»Schön«, seufzte Daniel pflichtbewusst. »Bitte rufen Sie Fee an, damit sie und die Kinder nicht vergeblich auf mich warten.«
»Wird gemacht. Hier ist die genaue Anschrift und die Telefonnummer.«
»Vielen Dank, Wendy. Ich wüsste gar nicht, was ich ohne Sie machen würde«, gab Daniel lächelnd zurück, während er den Arztkittel gegen ein sommerliches Sakko tauschte.
Sofort wurde Wendys Gesicht von einem zarten Rot überhaucht. Sie freute sich immer über die Komplimente ihres Chefs, die, wie sie wußte, stets von Herzen kamen.
»Ich tue doch nur meine Pflicht.«
»Aber das ganz besonders gründlich und gut.« Mit diesen Worten ergriff Dr. Daniel Norden seine Arzttasche, winkte seiner Assistentin noch einmal zu und machte sich auf den Weg in die Arndtstraße, um seinem Patienten Albert Bräuer zu Hilfe zu eilen.
Mit wachsender Nervosität tippte Edith Kranzberg wieder und wieder die Nummer ihres Geliebten Albert Bräuer in ihr Handy ein.
Doch stets meldete sich nur der Anrufbeantworter. Als sie hinter sich die Schlafzimmertür leise in den Angeln quietschen hörte, fuhr sie erschrocken herum. Ihre Tochter Alexandra kam herein, und Edith atmete erleichtert auf.
»Ach, du bist es.«
»Wer sonst? Hier steckst du also, Mama. Ich hab’ dich im ganzen Haus gesucht. Warum bist du denn so blass?« Besorgt kam Alexandra einen Schritt näher und musterte ihre Mutter eingehend.
Edith lachte verlegen. Insgeheim suchte sie fieberhaft nach einer plausiblen Erklärung.
»Oh, ich wollte nur eben telefonieren«, gab sie wahrheitsgemäß mit einem Blick auf das Mobiltelefon in ihrer Hand zu.
»Aber das kannst du doch auch vom Festnetz aus machen. Das ist erstens viel billiger und zweitens gesünder. Diese Handystrahlung ist unglaublich schädlich.«
»Ich weiß das alles. Aber ich wollte in Ruhe sprechen. Unten rumort Marlene mit dem Staubsauger herum, du hast Essen gekocht. Das sind nicht die idealen Voraussetzungen, um mit einem Klienten zu sprechen.«
»Da hast du recht«, gab Alexandra lachend zu. »Aber jetzt ist ohnehin keine Zeit für Arbeit. Kommst du zum Essen?«
»Natürlich. Ich bin sofort da.«
Alexandra schenkte ihrer Mutter einen weiteren, misstrauischen Blick. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr, das spürte sie instinktiv. Doch sie wollte nicht zu sehr in Ediths Privatsphäre eindringen und zog sich diskret zurück.
Als Edith kurz darauf am Mittagstisch erschien, wirkte sie wieder natürlich und frisch. Alexandras Sorgen lösten sich in Wohlgefallen auf.
»Hm, hier riecht es aber lecker. Was hast du uns denn Schönes gezaubert?«
»Lachs-Lasagne, dein Leibgericht. Setz dich doch. Leider kann man das nicht aufwärmen. Papa wird heute Abend mit einem Butterbrot vorliebnehmen müssen.«
»Darauf können wir keine Rücksicht mehr nehmen. Erinnerst du dich nicht daran, wie oft ich mit dem Abendessen im Ofen auf ihn gewartet habe? Mehr als einmal ist alles verbrannt oder vertrocknet«, gab Edith heftiger als beabsichtigt zurück.
Alexandras Misstrauen erwachte erneut.
Während sie mit der Gabel eine Nudelschicht zerteilte, dachte sie nach.
»Sag mal, ist zwischen Papa und dir eigentlich alles in Ordnung?«
»So in Ordnung, wie es eben sein kann, wenn man sich kaum zu Gesicht bekommt«, antwortete Edith und verbarg ihr flammendrotes Gesicht hinter der Serviette.
»Das klingt ja nicht gerade zufrieden.«
»Wie sollte es schon sein nach so vielen Jahren Ehe? Ich möchte dir ja nicht alle Illusionen rauben, aber selbst die größte Liebe kühlt mit den Jahren ab. Das scheint ein Naturgesetz zu sein. Trotzdem gebe ich die Hoffnung nicht auf. Stell dir vor, dein Vater hat mir versprochen, mich heute Abend in die Oper auszuführen.«
»Eine magere Ausbeute«, erklärte Alexandra unbarmherzig. »Deshalb gibt es erst gar keinen Mann in meinem Leben. Ich will mich nicht verlieben. Das macht nur Ärger und bringt Enttäuschung.«
»So schwarz darfst du das auch wieder nicht sehen. Verliebt sein ist etwas Wunderbares. Man fühlt, dass man am Leben ist, die Welt ist bunt und leicht.«
»Das klingt gerade so, als ob die Erinnerung in dir noch sehr lebendig ist«, neckte Alexandra ihre Mutter.
»Ich habe eine lebhafte Fantasie«, redete sich Edith heraus und räusperte sich. Schon lange brannte ihr ihr Geheimnis auf der Seele. Sie sehnte sich so sehr danach, sich