Schöne Maja – vom Kavalier getäuscht!: Der kleine Fürst 299 – Adelsroman
Von Viola Maybach
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Es ist so schön, wieder einmal bei euch zu sein!« Maja von Simmering rutschte behaglich noch etwas tiefer in den breiten Ledersessel, mit denen die Bibliothek von Schloss Sternberg ausgestattet war. Nicht nur nach Ansicht der Schlossbewohner war sie der schönste Ort im gesamten Schloss, sondern so dachten auch die meisten ihrer Gäste. An allen Wänden standen Bücherregale aus dunklem Holz, die bis zur Decke reichten. Um an die obersten Fächer zu gelangen, musste man auf fahrbare Leitern zurückgreifen. Überall standen kleine Tische mit Leselampen. Im Winter versammelte die Familie sich regelmäßig im größten Bibliotheksraum, denn dort gab es einen Kamin, um den einige der bequemen Sessel in einem Halbkreis angeordnet waren. Das ging so bis in den Frühling hinein, wenn es noch immer zu kalt war, um schon auf der Terrasse hinter dem Schloss zu sitzen. Da war es in der Bibliothek deutlich gemütlicher. »Für uns ist es schön, dass du uns endlich wieder einmal besuchst, Maja«, erwiderte Baronin Sofia von Kant und schenkte der jungen Frau ein Lächeln voller Zuneigung. Maja war eine sehr hübsche, temperamentvolle Frau mit wilden roten Locken und schönen, großen blauen Augen. Sie war vor wenigen Jahren einmal im Schloss-Gestüt erschienen, weil sie sich ein Pferd hatte kaufen wollen. Zufällig hatte Baron Friedrich, Sofias Mann, sich gerade bei seinem Stallmeister Robert Wenger aufgehalten und Maja auf diese Weise kennengelernt. Sie war ihm gleich sympathisch gewesen. Und als sie ein halbes Jahr später mit einer Freundin wiedergekommen war, die ebenfalls ein Pferd kaufen wollte, hatte er sich länger mit ihr unterhalten und sie wenig später auch seiner Frau vorgestellt. Daraus war eine gute Freundschaft geworden. »Und du hast ja versprochen, dieses Mal etwas länger zu bleiben als sonst«, warf Konrad ein, Sofias und Friedrichs Sohn. Er war siebzehn Jahre alt, sein achtzehnter Geburtstag stand bevor.
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Buchvorschau
Schöne Maja – vom Kavalier getäuscht! - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 299 –
Schöne Maja – vom Kavalier getäuscht!
… und das soll Liebe sein?
Viola Maybach
»Es ist so schön, wieder einmal bei euch zu sein!« Maja von Simmering rutschte behaglich noch etwas tiefer in den breiten Ledersessel, mit denen die Bibliothek von Schloss Sternberg ausgestattet war.
Nicht nur nach Ansicht der Schlossbewohner war sie der schönste Ort im gesamten Schloss, sondern so dachten auch die meisten ihrer Gäste. An allen Wänden standen Bücherregale aus dunklem Holz, die bis zur Decke reichten. Um an die obersten Fächer zu gelangen, musste man auf fahrbare Leitern zurückgreifen. Überall standen kleine Tische mit Leselampen. Im Winter versammelte die Familie sich regelmäßig im größten Bibliotheksraum, denn dort gab es einen Kamin, um den einige der bequemen Sessel in einem Halbkreis angeordnet waren. Das ging so bis in den Frühling hinein, wenn es noch immer zu kalt war, um schon auf der Terrasse hinter dem Schloss zu sitzen. Da war es in der Bibliothek deutlich gemütlicher.
»Für uns ist es schön, dass du uns endlich wieder einmal besuchst, Maja«, erwiderte Baronin Sofia von Kant und schenkte der jungen Frau ein Lächeln voller Zuneigung.
Maja war eine sehr hübsche, temperamentvolle Frau mit wilden roten Locken und schönen, großen blauen Augen. Sie war vor wenigen Jahren einmal im Schloss-Gestüt erschienen, weil sie sich ein Pferd hatte kaufen wollen. Zufällig hatte Baron Friedrich, Sofias Mann, sich gerade bei seinem Stallmeister Robert Wenger aufgehalten und Maja auf diese Weise kennengelernt. Sie war ihm gleich sympathisch gewesen. Und als sie ein halbes Jahr später mit einer Freundin wiedergekommen war, die ebenfalls ein Pferd kaufen wollte, hatte er sich länger mit ihr unterhalten und sie wenig später auch seiner Frau vorgestellt. Daraus war eine gute Freundschaft geworden.
»Und du hast ja versprochen, dieses Mal etwas länger zu bleiben als sonst«, warf Konrad ein, Sofias und Friedrichs Sohn. Er war siebzehn Jahre alt, sein achtzehnter Geburtstag stand bevor. Er konnte es kaum erwarten, endlich volljährig zu werden.
Auch die beiden anderen Teenager im Raum, Konrads jüngere Schwester Anna und sein Cousin Christian von Sternberg, der seit dem frühen Unfalltod seiner Eltern ebenfalls zur Familie von Kant gehörte, würden bald ein Jahr älter werden. Im vergangenen Jahr hatten sie ihre Geburtstage mit einem einzigen großen Fest begangen, doch davon war dieses Mal nicht die Rede. »Kommt nicht in Frage«, hatte Konrad gesagt. »Sonst gerne, aber nicht, wenn ich volljährig werde, das müsst ihr verstehen.«
»Ich bleibe auch länger«, sagte Maja. »Guckt mich doch an, ich brauche dringend Urlaub, muss mich mal ausschlafen und wieder Kraft tanken. Ich sehe doch einfach erbärmlich aus, so bleich und mit diesen dunklen Schatten unter den Augen.«
Anna fing an zu kichern.
Auch Christian musste lachen.
»Was ist denn?«, fragte Maja.
»Na ja«, sagte Christian schließlich, »du siehst klasse aus. Ich frage mich gerade, wie du wohl aussiehst, wenn du erholt bist und dir selbst gefällst.«
»Wie süß von dir, danke, Chris! Aber ich versichere dir, dass ich im Augenblick nur ein Schatten meiner selbst bin.« Trotz ihrer Worte machte Maja einen durchaus vergnügten und munteren Eindruck – man durfte ihre Aussage, dass sie erholungsbedürftig war, also wohl nicht allzu ernst nehmen.
Allerdings war der Baronin aufgefallen, dass ihre Munterkeit ein wenig aufgesetzt wirkte, so, als spielte sie eine Rolle, weil sie sich nicht ins Herz blicken lassen wollte. Außerdem hatte sie bis jetzt ihre Familie noch mit keinem Wort erwähnt.
»Wie geht’s Florian, Maja?«, fragte Sofia daher betont beiläufig und wusste sofort, dass sie ins Schwarze getroffen hatte. Majas falsche Munterkeit hatte mit ihrem Zwillingsbruder zu tun, das war offensichtlich, denn mit einem Schlag sah sie so aus, wie sie sich zuvor beschrieben hatte: blass und mit Augenringen. Wo waren die nun so schnell hergekommen?
»Keine Ahnung«, murmelte Maja.
Sofia, Friedrich und die Teenager wechselten ratlose Blicke. Es war Anna, die schließlich mit einer Frage herausplatzte: »Wieso das denn nicht? Ihr wisst doch immer alles voneinander!«
Maja schüttelte den Kopf. Ihr war anzusehen, dass ihr dieses Gespräch unangenehm war und dass sie überlegte, wie sie ihm am besten aus dem Weg gehen könnte. Sofia wollte schon eingreifen und vor allem ihre Tochter mit Blicken zum Schweigen zu bringen, als Maja sich doch noch zu einer Antwort durchrang.
»Nicht mehr«, sagte sie. »Keine Ahnung, was mit Florian los ist, aber seit einiger Zeit zieht er sich immer mehr zurück. Ich habe ihn schon ungefähr hundert Mal gefragt, ob ich ihn irgendwie gekränkt oder verletzt habe, aber er sagt immer nur nein, nein, nein – und das war’s. Aber ändern tut sich nichts. Es ist bestimmt drei Wochen her, dass ich ihn zuletzt gesprochen habe. Wann unser letztes Treffen war, kann ich schon gar nicht mehr sagen. Er scheint auch dauernd unterwegs zu sein. Einmal wollte ich ihn besuchen, da war er nicht da. Ich habe ihm einen Zettel in den Briefkasten geworfen, danach hat er mich angerufen und gesagt, ich soll bitte nicht mehr unangemeldet kommen, weil er sich sonst Vorwürfe machen müsste, wenn ich vor verschlossener Tür stehe. Es war aber klar, dass das nur eine Ausrede war. Er wollte mich einfach nicht sehen.«
Maja wohnte in Nürnberg, Florian in München, aber in der Vergangenheit hatten sie sich trotzdem häufig getroffen.
»Vielleicht hat er eine neue Freundin«, vermutete Konrad, »und er will noch nicht, dass du sie kennenlernst.«
»Die Idee hatte ich natürlich auch schon, aber ich weiß nicht. Florian hatte schon lange keine Freundin mehr, er hat sehr viel gearbeitet in letzter Zeit – sonst wäre er ja auch nicht ständig unterwegs.«
Maja und ihr Bruder waren beide Architekten geworden. Aber während Florian sich auf Brücken und Hochhäuser spezialisiert hatte, interessierte sich Maja mehr für Wohnhäuser. Sie waren beide Angestellte in großen Architekturbüros, träumten aber davon, sich selbstständig zu machen. Es war auch die Rede davon gewesen, gemeinsam eine Firma zu eröffnen, doch diesen Plan hatten sie offenbar aufgegeben.
Maja sprang auf, es war offensichtlich, dass sie das Gespräch lieber nicht fortsetzen wollte. »Ich fahre noch ein bisschen in die Stadt, wenn ihr nichts dagegen habt. Bis zum Abendessen ist ja noch jede Menge Zeit, oder?«
»Ja, natürlich. Tu, was immer dir gefällt.«
»Und morgen ein langer Ritt durch die Wälder!«, rief Maja, schon an der Tür. »Herrlich!« Aber wieder wirkte ihre Fröhlichkeit aufgesetzt. Im nächsten Moment war sie weg.
»Da stimmt was nicht«, stellte Anna fest. »Meint ihr, sie haben sich verkracht?«
Anna hatte das gleiche hübsche runde Gesicht wie ihre Mutter, und auch deren blonde Locken und die blauen Augen hatte sie geerbt, während ihr Bruder seinem schmalen, groß gewachsenen Vater mit dem klassischen Profil ähnelte. Aber auch er war blond, während Baron Friedrich dichte braune Haare mit ein paar wenigen Silberfäden darin hatte.
Christian sah seiner verstorbenen Mutter, der Fürstin Elisabeth von Sternberg, ähnlich: Von ihr hatte er das schmale Gesicht