Dunkle Machenschaften: Der neue Dr. Laurin 65 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
Leon Laurin, Chef der Kayser-Klinik im Münchener Südwesten und Arzt aus Leidenschaft, wunderte sich über sich selbst. Seit einer Woche war er nicht mehr in der Klinik gewesen. Er war nicht einmal vorbeigefahren, um das Gebäude, das er sonst täglich betrat und das so etwas wie sein zweites Zuhause war, wenigstens von außen zu sehen. Und was musste er feststellen? Es ging ihm blendend, er hatte nicht einmal Entzugserscheinungen – oder doch nur wenige. Viel weniger jedenfalls als befürchtet. Er machte nämlich Urlaub, und zwar zu Hause. Da seine Frau Antonia gerade jetzt in ihrer Kinderarztpraxis unabkömmlich war und seine Kinder Schule hatten, war er in München geblieben. Antonia hatte ihn zwar zu überreden versucht, in die Berge zu fahren, doch die Vorstellung hatte ihm nicht gefallen. Er wollte Urlaub machen, aber nicht ohne seine Familie sein. Also war er in München geblieben, fuhr jeden Tag mit dem Rad weite Strecken durch die Stadt, er joggte auch und machte, wie ein Tourist, Spaziergänge. Er streifte durch Museen und Kirchen, bewunderte die schönen Plätze, setzte sich auf eine Bank am Isarufer und wunderte sich darüber, dass er sich ohne Arbeit so zufrieden fühlte. Er staunte über vieles, als hätte er es noch nie zuvor gesehen. Und so kam es ihm auch vor: Er sah München mit anderen Augen, entdeckte täglich etwas Neues und wunderte sich darüber, wie das möglich war, denn immerhin lebte er schon über vierzig Jahre in seiner Heimatstadt. Und er lernte Simon Daume besser kennen, der Familie Laurin den Haushalt führte. Simon hatte von Kevin, dem Dreizehnjährigen, den Titel ›Haushaltsmanager‹ verliehen bekommen, und ein solcher war er tatsächlich binnen kürzester Zeit geworden, trotz seiner erst zweiundzwanzig Jahre. Er war ein verantwortungsvoller junger Mann, der für zwei jüngere Schwestern sorgte, seit ihre Eltern drei Jahre zuvor kurz nacheinander gestorben waren. Normalerweise bekamen sich Leon und Simon kaum zu sehen, denn Leon hatte das Haus längst verlassen, wenn Simon seinen Dienst antrat, der am frühen Nachmittag beendet war, während Leon sich noch in der Klinik aufhielt. Jetzt aber sahen sie sich täglich und führten tiefsinnige Gespräche über das Leben im Allgemeinen und im Besonderen. Leon machte mit Simon ähnliche Erfahrungen wie mit seiner Heimatstadt: Er lernte an ihm ganz neue Seiten kennen.
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Buchvorschau
Dunkle Machenschaften - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 65 –
Dunkle Machenschaften
Matilda gerät unter Verdacht
Viola Maybach
Leon Laurin, Chef der Kayser-Klinik im Münchener Südwesten und Arzt aus Leidenschaft, wunderte sich über sich selbst. Seit einer Woche war er nicht mehr in der Klinik gewesen. Er war nicht einmal vorbeigefahren, um das Gebäude, das er sonst täglich betrat und das so etwas wie sein zweites Zuhause war, wenigstens von außen zu sehen. Und was musste er feststellen? Es ging ihm blendend, er hatte nicht einmal Entzugserscheinungen – oder doch nur wenige. Viel weniger jedenfalls als befürchtet.
Er machte nämlich Urlaub, und zwar zu Hause.
Da seine Frau Antonia gerade jetzt in ihrer Kinderarztpraxis unabkömmlich war und seine Kinder Schule hatten, war er in München geblieben. Antonia hatte ihn zwar zu überreden versucht, in die Berge zu fahren, doch die Vorstellung hatte ihm nicht gefallen. Er wollte Urlaub machen, aber nicht ohne seine Familie sein.
Also war er in München geblieben, fuhr jeden Tag mit dem Rad weite Strecken durch die Stadt, er joggte auch und machte, wie ein Tourist, Spaziergänge. Er streifte durch Museen und Kirchen, bewunderte die schönen Plätze, setzte sich auf eine Bank am Isarufer und wunderte sich darüber, dass er sich ohne Arbeit so zufrieden fühlte. Er staunte über vieles, als hätte er es noch nie zuvor gesehen. Und so kam es ihm auch vor: Er sah München mit anderen Augen, entdeckte täglich etwas Neues und wunderte sich darüber, wie das möglich war, denn immerhin lebte er schon über vierzig Jahre in seiner Heimatstadt.
Und er lernte Simon Daume besser kennen, der Familie Laurin den Haushalt führte. Simon hatte von Kevin, dem Dreizehnjährigen, den Titel ›Haushaltsmanager‹ verliehen bekommen, und ein solcher war er tatsächlich binnen kürzester Zeit geworden, trotz seiner erst zweiundzwanzig Jahre. Er war ein verantwortungsvoller junger Mann, der für zwei jüngere Schwestern sorgte, seit ihre Eltern drei Jahre zuvor kurz nacheinander gestorben waren.
Normalerweise bekamen sich Leon und Simon kaum zu sehen, denn Leon hatte das Haus längst verlassen, wenn Simon seinen Dienst antrat, der am frühen Nachmittag beendet war, während Leon sich noch in der Klinik aufhielt. Jetzt aber sahen sie sich täglich und führten tiefsinnige Gespräche über das Leben im Allgemeinen und im Besonderen.
Leon machte mit Simon ähnliche Erfahrungen wie mit seiner Heimatstadt: Er lernte an ihm ganz neue Seiten kennen. Dass Simon ein berühmter Koch werden würde, hatte er bereits gewusst, und er zweifelte nicht daran, dass der junge Mann sein Ziel erreichen würde. Aber über die Zeit vor dem Tod der Eltern Daume hörte Leon erst jetzt Genaueres, und er war betroffen und beeindruckt zugleich. Wie viel Schweres hatte Simon bereits durchleben müssen, und wie tapfer stellte er sich seinem Schicksal! Er hatte darum gekämpft, dass seine Schwestern und er zusammenbleiben durften, und es war ihm gelungen, obwohl er ja erst neunzehn gewesen war, als sie zu Vollwaisen wurden.
Diese Gespräche führten sie, wenn Leon frühstückte. Simon hatte extra deswegen seinen Arbeitsplan umgestellt, denn normalerweise putzte er vormittags und erledigte die nötigen Einkäufe für den Haushalt, und erst danach widmete er sich den Vorbereitungen für das Abendessen der Familie. Wenn Kyra nach Hause kam, die Jüngste der Familie Laurin, setzte sie sich zu ihm in die Küche, und für eine gemütliche halbe Stunde arbeitete er weiter, während sie ihm erzählte, was in der Schule vorgefallen war. Anschließend ging er nach Hause, wo sein eigener Haushalt auf ihn wartete.
Jetzt war es anders: Nicht Kyra saß bei ihm in der Küche, während er das Abendessen vorbereitete, sondern der frühstückende Leon, und erst, wenn dieser zu einer seiner Erkundungsfahrten durch München aufgebrochen war, fing Simon an zu putzen. Es hatte zwei Tage gedauert, bis sich diese neue Routine eingespielt hatte. Kyra gefiel sie natürlich überhaupt nicht: Mit einem putzenden Simon konnte sie sich nicht unterhalten. Aber da sie wusste, dass dieser Zustand nicht von Dauer sein würde, fand sie sich damit ab.
An diesem Morgen sagte Simon: »Ich könnte mich daran gewöhnen, dass Sie immer zu Hause sind, Herr Laurin. Eigentlich arbeite ich gern allein, ich mag es, wenn ich mir alles so einteilen kann, wie ich will, ohne dass ich auf jemanden Rücksicht nehmen muss. Aber es gefällt mir auch sehr, mich zu unterhalten, während ich in der Küche arbeite. Das mache ich ja sonst mit Kyra, aber eben immer nur kurz.«
»Mir gefällt es auch sehr, hier zu sitzen und mich von Ihnen verwöhnen zu lassen. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen, morgens mit den anderen aufzustehen, aber das Frühstück ist bei uns keine gemütliche Sache, weil alle es eilig haben. Niemand setzt sich ruhig hin und genießt sein Frühstück. Meine Frau und ich schaffen es manchmal, wenn die Kinder endlich weg sind, aber viel Zeit haben wir dann ja auch nicht mehr. Und jetzt … was soll ich sagen? Ich merke es, wenn meine Frau aufsteht, überlege kurz, ob ich mich ihr anschließe, und dann drehe ich mich auf die andere Seite und bin auch schon wieder eingeschlafen.«
»Sie waren wohl ziemlich überarbeitet, oder?«
Leon zögerte. Darüber hatten sie bislang noch nicht gesprochen, Simon und er. »Ja«, sagte er schließlich. »Ich habe es nicht gemerkt, aber ich glaube, so war es. Ich hatte ein seltsames Erlebnis, im Operationssaal …« Er stockte, es fiel ihm nicht leicht, darüber zu reden.
Simon fragte nicht nach, er wartete einfach. Seit einiger Zeit trug er seine dunklen Haare länger als zuvor, was ihm gut stand. Beim Kochen band er sie zu einem Pferdeschwanz zusammen, manchmal auch zu einem Knoten oben auf dem Kopf. Er sah, dachte Leon wieder einmal, trotz allem, was er bereits erlebt hatte, noch immer unglaublich jung und verletzlich aus, und das war es wohl auch, was ihn schließlich weiterreden ließ. Bisher wussten nur wenige Vertraute, was ihm widerfahren war, aber Simon durfte dazugehören.
»Ich hatte so etwas wie Wahnvorstellungen«, sagte er. »Ich war im Operationssaal nur Zuschauer, es war eine Hirnoperation, die noch junge Patientin hatte einen großen Tumor, der ihr entfernt werden musste. Ich hatte nicht genügend Abstand, sonst hätte ich vielleicht assistiert, die Neurochirurgie interessiert mich, ich habe das schon öfter gemacht. Aber dieses Mal wollte ich nicht und hätte es auch nicht gekonnt.«
Er unterbrach sich, die Bilder, die während des Eingriffs über ihn hergefallen waren, kehrten zurück, er schauderte unwillkürlich.
»Und dann?«, fragte Simon ganz ruhig.
»Und dann habe ich gedacht, dass alles schiefgeht. Ich hörte, was meine Kollegin sagte, aber bei mir kam es an als Alarmschrei. Ich hatte den Eindruck, dass ihr Assistent alles falsch machte, mir wurde wahnsinnig heiß, ich dachte, das wäre der Grund dafür, dass die Operation nicht gelingen würde … und so weiter. Ich bin beinahe umgekippt. Das ist mir noch nie passiert. Meine Kollegin hat hinterher gesagt, ich soll mal eine Pause machen – und das mache ich jetzt. Die paar Tage, die meine Frau und ich vor nicht allzu langer Zeit mal für eine kurze Auszeit genutzt haben, waren wohl nicht genug.«
»Das muss ein großer