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Wer die Ruhe sucht
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eBook213 Seiten3 Stunden

Wer die Ruhe sucht

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Über dieses E-Book

Frau Bijou lebt ihren Traum: ein tolles Haus, eine wundervolle Ehe und einen liebevollen Sohn. Aber wie viel davon ist nur Schein? Immer öfter wird sie von ihren alten irrationalen Ängsten heimgesucht und stößt auf Geheimnisse. Oder sind sie gar nicht so unwirklich? Kann sie die Mysterien auflösen, bevor es zu spät ist?
SpracheDeutsch
HerausgeberSternfunken
Erscheinungsdatum7. Juli 2021
ISBN9783985945269
Wer die Ruhe sucht

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    Buchvorschau

    Wer die Ruhe sucht - Nadine Herberger

    Kapitel 1 

    »Und wir können uns das wirklich leisten?«, fragte ich leise, als der Makler in einen anderen Raum ging. Julien nickte und zwinkerte mir zu. Ich hatte mich bei ihm eingehakt und er drückte meinen Arm. Das beruhigte mich, denn offen gestanden hatte ich überhaupt keinen Plan von unserer finanziellen Lage. Ich wusste nur, dass wir sehr wohlhabend waren und Julien unsere Geldangelegenheiten regelte.

    Das Haus, das wir uns ansahen, lag an einem See. Es war zweistöckig, unterkellert und hatte ein großzügig geschnittenes Badezimmer. In der Mitte der Küche befand sich eine Kochinsel, alle Arbeitsflächen waren in einem Terracottaton gefliest. Im gesamten Haus war hochwertiger Parkettboden verlegt. Die nächsten Nachbarn erreichte man zu Fuß in einer guten halben Stunde. Im Sommer konnte man den See zum Baden nutzen, da würde Milo sich freuen. Mein elfjähriger Sohn, der es super fand, von nun an mit dem Auto zur Schule gebracht zu werden. Ich sah uns drei schon hier einziehen. Mir wurde warm ums Herz. Dieses Gefühl bekam ich, wenn etwas richtig Gutes bevorstand.

    »Wenn Sie möchten«, begann der Makler, »können Sie bereits in einem Monat einziehen. Es sind nur noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen. Das Dach wurde im letzten Sommer neu gedeckt. Der Vorbesitzer hat die Auffahrt vor drei Monaten neu teeren lassen.«

    Er sah uns an und ich sah die Geldscheine in seinen Augen tanzen.

    »Geben Sie uns ein paar Minuten. Meine Frau und ich besprechen uns kurz.«

    Julien zog mich auf die Holzterrasse, von wo aus man zum See gehen konnte. Wir liefen durch das heruntergefallene Laub zum Steg. Julien sagte: »Wir sollten es kaufen. Milo täte es gut nicht mehr in der Stadt zu leben. Du hättest einen Raum nur für dich, den Schuppen lasse ich für dich herrichten.«

    »Und du könntest dich von deinem anstrengenden Job erholen. Die Stille hier draußen tut uns allen gut. Und wir können uns das wirklich leisten?«, fragte ich und sah ihn mit großen Augen an.

    Er grinste mich an und ich liebte es, wie sich dabei diese Grübchen in seinen Wangen bildeten. Er sagte: »Du sprichst mit dem diensthabenden Oberarzt der Orthopädie, also ja, mein Schatz, wir können uns das leisten.«

    Wir umarmten und küssten uns. Noch immer bekam ich dabei weiche Knie. Julien war mein Traummann. Alles war perfekt. War.

    Zurück im Haus erteilten wir dem Makler den Auftrag, fuhren wieder in unsere Stadtwohnung, die Julien behalten wollte, für die Zeiten, in denen er Bereitschaft hatte. Wir öffneten eine Flasche Champagner. Dabei war es mir völlig egal, dass gerade zehn Uhr vormittags war.

    Als Milo um kurz nach zwei von der Schule kam, erzählten wir ihm die Neuigkeiten. Er freute sich wie sonst nur an Weihnachten. Sofort schmiedeten er und Julien Pläne. Im Sommer wollten sie um die Wette schwimmen, im Herbst angeln und Männersachen machen, die ich, wie sie meinten, ohnehin nicht verstand Ich lächelte und schüttelte den Kopf. Mein Herz ging auf, als ich die beiden so sah. Sie wirkten wie Vater und Sohn, doch Milo war nicht Juliens leiblicher Sohn. Er kannte seinen Vater nicht, dieser starb, als ich mit Milo schwanger war. Als Milo zwei war, kam Julien in unser Leben. Sofort akzeptiere er meinen Sohn und die beiden hatten von Beginn an einen guten Draht zueinander. Manchmal fragte ich mich, was Julien in mir sah. Ich war eine einfache Frau, nicht überdurchschnittlich hübsch oder übermäßig intelligent.

    Als wir uns kennenlernten, arbeitete ich stundenweise in einer Bücherei. Aber der Spagat zwischen alleinerziehend und Geld für meine kleine Familie zu verdienen, war enorm schwer. Milos Vater hatte mir nichts hinterlassen, wir waren nicht einmal verheiratet gewesen. Wir hatten große Pläne und er hatte sich so gefreut, Vater zu werden. Manchmal stellte ich mir vor, dass er ab und an über Milo wachte. Er würde immer Teil meines Lebens sein, auch wenn er nicht mehr lebte. Milo gab ich als Zweitnamen, den Namen seines Vaters: Ben. Ich sprach auch oft mit ihm über seinen Vater. Er wusste, dass Julien nicht sein leiblicher Vater war, aber er nannte ihn Papa, das ist okay, denn er ist für ihn wie ein Vater. Julien und ich hatten oft darüber gesprochen noch ein gemeinsames Kind zu bekommen. Aber es hatte irgendwie nie funktioniert. Und inzwischen war Milo so groß, da wollte ich nicht noch einmal anfangen müssen mit Windelnwechseln und mitten in der Nacht aufstehen, weil das Baby Hunger, Durst oder sonst ein Bedürfnis hatte.

    Julien lieh sich in der Bücherei, in der ich arbeitete, immer öfter medizinische Fachbücher aus. Irgendwann bekam er raus, wann ich arbeitete und er wollte nur noch von mir bedient werden. Hin und wieder plauderten wir ein wenig über Bücher. Ich empfahl ihm so manchen Schmöker und er war ganz offen und interessiert. Eines Tages lud er mich zum Essen ein. Die Dinge nahmen ihren Lauf. Da war er gerade kurz davor seinen Facharzt in Orthopädie zu machen. Inzwischen ist er Oberarzt und ich war schon immer extrem stolz auf ihn. Vielleicht himmelte ich ihn auch ein wenig an. Aber das durfte man, oder? Den eigenen Mann anhimmeln war okay. Nach unsrer Heirat bestand er darauf, dass ich nicht mehr in der Bücherei arbeitete, er meinte, ich solle mich dem Haushalt, meinem Sohn und meinen Hobbys widmen. Das war die offizielle Version, inoffiziell sah es so aus, dass ich, wie ich es nenne, ein Angsthase bin. Ich habe eine Angsterkrankung und mehrere Therapien haben nicht geholfen. Als Frau eines so renommierten Arztes musste ich etwas darstellen und nicht ein Häufchen Elend, das hin und wieder nervös schwitzend in der Bücherei saß. Julien hatte es natürlich mit anderen Worten ausgedrückt, aber das war die Kernbotschaft. Ich musste zugeben, dass es mir guttat, als ich aufhörte zu arbeiten. Der Druck war weg. Ich war völlig frei von der Zeiteinteilung. Milo tat es ebenfalls gut, denn je entspannter ich wurde, desto entspannter war auch er. Je mehr ich mich meinem Hobby, der Malerei, widmete, desto weniger Ängste und Panikattacken hatte ich. Gelegentlich suchte mich noch eine heim, meistens beim Einkaufen. Aber es gab die wunderbare Erfindung des Lieferservices und ich nutzte diese regelmäßig. Julien war minder begeistert, denn er war, wie all die Schulpsychologen der Meinung, dass man sich seinen Ängsten stellen musste, dann würden sie verschwinden. Haha, ich lache immer noch. Denn kaum war eine Angst besiegt, jagte mich die nächste. Von daher ging ich, was das anging, meinen eigenen Weg. Zum jetzigen Zeitpunkt wusste ich nicht, wie lächerlich meine Ängste, im Gegensatz zu dem waren, was mir bald das Blut in den Adern gefrieren lassen würde.

    Kapitel 2 

    Der Umzug verlief problemlos. Julien hatte eine Umzugsfirma beauftragt und bis zum Tag des Einzuges war auch mein Büro, so wie wir es nannten, fertig. Wir zogen in den Herbstferien ein. Julien hatte in dieser Woche frei und so konnten wir uns in aller Ruhe in das Haus einleben. Milos Zimmer war eine richtige Räuberhöhle, er hatte eines der größten Zimmer mit einem Stockbett. So konnten auch mal Freunde übernachten. Julien schenkte ihm zum Einzug ein Teleskop, denn Milo liebte es, in die Sterne zu sehen. Mir verriet er einmal, dass wenn er so in die Sterne sah, immer hoffte, seinen Vater zu sehen. Ich unterdrückte meine Tränen und nahm ihn liebevoll in die Arme. Dann sagte ich ihm, dass wenn er genau hinsah, er sicherlich seinen Vater eines Tages sehe.

    Kapitel 3 

    Es war Freitagabend, als mir das erste Mal etwas merkwürdig vorkam. Milo verbrachte viel Zeit am See.

    Zuerst saß er da eine Zeitlang mit Julien und die beiden führten »Männergespräche«. Doch dann saß er allein da, auf dem alten Steg, der bis zur Mitte mit buntem Herbstlaub bedeckt war. Allem Anschein nach führte mein Sohn Selbstgespräche. Das war nicht weiter verwunderlich. Doch in mir meldete sich etwas. Ich tat dies auch in meiner Kindheit, hatte imaginäre Freunde, da auch ich ohne Geschwister aufwuchs. Ich befürchtete, dass Milo so werden würde wie ich, voller Angst und Unsicherheit. Die negativen Gedanken verdrängte ich schnell und beobachtete ihn, wie er ein lebhaftes Gespräch führte und dabei kicherte. Nach einer Weile stand er auf und hielt seine Hand so, als wolle er jemandem aufhelfen. Ich schüttelte lächelnd den Kopf. Er winkte und ging zurück Richtung Haus. Ich war weiter in der Küche mit dem Abendessen beschäftigt. Milo zog seine Schuhe aus, hängte die Jacke an die neue Garderobe und schlurfte zu mir in die Küche.

    »Hi Mama, was gibt’s heut zu essen?«, fragte er und linste auf den Herd.

    »Kürbissuppe und Apfelkuchen«, antwortete ich und ich musste meinen Sohn nicht ansehen, um zu wissen, dass er freudig grinste.

    Das war eine seiner Leibspeisen.

    »Deckst du bitte den Tisch? Julien muss ich noch aus seinem Arbeitszimmer zerren.«

    Milo verdrehte die Augen und antwortete: »Lass mal, ich hole ihn.«

    Er stapfte davon und ich grinste. Milo hatte da so seine Tricks Julien aus seinem Zimmer zu locken. Noch einmal sah ich aus dem Fenster, ehe ich die Teller aus dem Schrank daneben nahm. Auf dem Steg sah es aus, als würden einzelne Blätter zur Seite geschoben. Als ginge jemand darüber. Ich schüttelte den Kopf und machte weiter meine Arbeit. Vermutlich der Wind, der über dem See die Blätter ungewöhnlich aufwirbelte.

    Nach dem Abendessen verabschiedete sich Milo in sein Zimmer, er wollte mit seinem Kumpel chatten. Julien und ich machten es uns auf der Couch gemütlich. Gekonnt dekantierte er den Wein und schenkte mir ein.

    »Auf uns und unser neues Heim«, sagte er und prostete mir zu.

    Ich schmiegte mich an ihn und Julien streichelte über meinen Arm. Das Pochen seines Herzens beruhigte mich. Ich schloss die Augen.

    »Wusstest du eigentlich, dass Milo eine Freundin hat?«, fragte er.

    Schlagartig öffnete ich meine Augen und setzte mich auf.

    »Wie bitte?«, fragte ich und war nicht über die Tatsache, dass er eine hatte überrascht, sondern darüber, dass er davon zuerst Julien erzählte und nicht mir.

    Julien grinste überheblich. Er antwortete: »Ja, sie wohnt wohl hier irgendwo in der Nähe. Er meinte, er hätte sie am See kennengelernt und sie hätten sich prima verstanden.«

    »Aha, das ist ja interessant. Ich habe ihn heute am See gesehen, er saß da ganz allein.«

    »Glaubst du wirklich, er trifft sich hier mit ihr, wo wir sie sehen können? Komm schon, das haben wir früher auch nicht gemacht.«

    Das leuchtete mir ein. Aber ich war schon sehr neugierig. Julien sah mir das an und sagte: »Lass ihn, er wird schon zu dir kommen und es dir erzählen. Das ist sicher eine ganz harmlose Geschichte. Eine kleine Schwärmerei.«

    »Du hast ja recht, ich hätte mich auch nicht vor der Haustür getroffen. Vorhin saß er da am See und es sah so aus, als rede er mit sich selbst. Das verwirrt mich etwas.«

    »Vermutlich lag sein Handy auf dem Schoß und er hat mit der Angebeteten telefoniert. Und was glaubst du, mit wem er jetzt chattet?«

    Julien hob seine Finger in die Höhe und machte Gänsefüßchen in der Luft. Ich wollte aufstehen und hoch gehen um zu lauschen, doch Julien durchschaute mich.

    »Nein, lass das!«

    Ich verdrehte die Augen und setzte mich wieder. Dann sagte ich: »Ja, du hast ja recht. Es ist nur so: Mein Baby wird erwachsen!«

    Wir sahen uns an und lachten laut los.

    »Das wird er in der Tat. Da wird noch einiges auf uns zukommen. Glaub mir. Komm, ich hole uns noch was zu knabbern.«

    Mit diesen Worten ging er in die Küche und kam kurze Zeit später wieder. Milo kam nur noch mal vor neun und verabschiedete sich für die Nacht. Er war angeblich müde, dabei hatte ich das dumpfe Gefühl, dass er vielleicht mit diesem Mädchen chattete. Dabei fragte ich mich, ob er vielleicht doch etwas zu jung für ein eigenes Smartphone war. Klar, er war auf einer weiterführenden Schule und er war mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs gewesen. Bis jetzt. Ab Montag beginnt die Schule wieder und er nutzte das Mamataxi. Wozu benötigte er also ein Smartphone? Meine innere Stimme, die die ich immer hatte und die im Grunde wusste, was richtig und falsch war, sagte mir, dass es okay war ein eigenes Telefon zu haben. Dass es zwar nicht gut war, dass alle eins hatten, aber so war es nun mal heutzutage. Die Kinder hatten Telefone und kommunizierten so miteinander. Hausaufgaben wurde ausgetauscht. Bilder von Haustieren verschickt. Leider gab es auch eine Schattenseite. Aber er war nicht betroffen und soweit ich das beurteilen konnte, war auch niemand in seiner Klasse betroffen. Milo ging auf ein privates Gymnasium und dies ließ Julien sich viel Geld kosten. Er scheute wirklich keine Kosten und Mühen für Milo. Milo war jedoch nicht verzogen. Er wuchs privilegiert auf und wusste das in seinem jungen Leben zu schätzen. Manchmal dachte ich darüber nach, wie mein Leben ohne Julien verlaufen wäre. Milo wäre auf einer staatlichen Schule und ich würde noch in der Bücherei arbeiten. Er hätte kein Smartphone, vielleicht ein altertümliches Handy, aber kein Smartphone, mit dem man über einen Kurznachrichtendienst mit Mädchen kommunizieren konnte. Ich verdrehte die Augen, denn meine Gedanken kreisten nur um ein Thema. Tatsache war, dass Milo ein anständiges Kind war und wenn er allmählich Interesse an einem Mädchen fand, dann war das okay. Ich konnte den Lauf der Zeit nicht aufhalten.

    Kapitel 4 

    Am nächsten Morgen wurde ich vom frischen Brötchenduft geweckt. Ein paar herbstliche Sonnenstrahlen drangen durch das Fenster herein, ich räkelte mich im Bett. Es war Samstag, wenn Julien frei hatte, nutzte er manchmal die Gelegenheit, Brötchen zu holen, damit wir drei gemeinsam frühstücken konnten. Rasch ging ich ins Badezimmer und war kurze Zeit später auf dem Weg nach unten. Doch, da ich sehr neugierig war, hielt ich in der Mitte der Treppe kurz an und lauschte, was die beiden zu bereden hatten, während sie das Frühstück vorbereiteten. Ich konnte nur Bruchteile verstehen, es ging um irgendein Videospiel. Gerade als ich weiterlaufen wollte, bekam ich einen kräftigen Stoß von hinten. Das kam unerwartet und hart. Mein großes Glück war, dass ich mit einer Hand am Geländer war, ansonsten wäre ich die komplette Treppe hinuntergesegelt. Ich hing ungeschickt am Geländer fest und fiel ein paar Stufen hinab. Julien und Milo rannten zu mir und sahen mich besorgt an. Julien rief Milo zu: »Hole bitte schnell meinen Koffer aus dem Arbeitszimmer!«

    Milo nickte und all das geschah in Zeitlupe. Mir wurde schwarz vor Augen. Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Krankenhaus. Julien stand neben mir, in seinem weißen Kittel. Die Hände auf dem Rücken gefaltet.

    »Was ist passiert?«, fragte ich.

    »Du bist die Treppe runtergefallen. Wie oft habe ich dir gesagt, dass du Hausschuhe und nicht nur Strümpfe anziehen sollst? Herrgottnochmal! Wie so ein törichtes Kleinkind.«

    Auch das war Julien. Lief es mal nicht nach seinem Kopf, packte ihn die Wut und seine Kommentare gingen unter die Gürtellinie.

    »Wo ist Milo?«

    »Bei Cedric. Du hast uns einen riesen Schreck eingejagt! Weißt du das?«

    Meine Erinnerung kam wieder und mir fiel ein, dass ich nicht gefallen war, sondern gestoßen wurde.

    »Julien, mich hat jemand gestoßen, ich bin nicht gefallen«, sagte ich und in dem Moment war mir klar, dass er mir nicht glaubte, dass ein dummer Kommentar kommen würde und das tat es auch: »Na klar, dich hat jemand gestoßen. Vielleicht solltest du abends einfach nicht mehr so viel saufen.«

    Mit diesen Worten verschwand er. Mein Schädel brummte und mein Arm tat weh. Er leuchtete in allen Farben, aber gebrochen war er nicht, ich hatte keinen Gips. Julien kam noch einmal rein, sagte mir, dass ich über Nacht bleiben müsste, um eine Gehirnerschütterung auszuschließen. Er würde aber wieder nach Hause gehen, um sich um Milo zu kümmern. Sein Ärger war offensichtlich etwas verraucht, denn er gab mir zum Abschied einen Kuss auf die Stirn.

    Es war ganz praktisch, die Frau des Oberarztes zu sein, wenn man im Krankenhaus war. Ich hatte ein schönes Einzelzimmer, einen Fernseher, WLAN und bekam richtig gute Kost. Am Abend zappte ich durch das Fernsehprogramm, doch es interessierte mich nicht wirklich etwas.

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