Die schöne Valentina: Der neue Dr. Laurin 112 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Valli«, sagte Anneliese Möhringer, »ich muss mal eben mit dir reden. Hast du noch einen Moment Zeit?« Valentina Feurich sah ihre Chefin erschrocken an. Hatte sie sich etwas zuschulden kommen lassen? Aber Frau Möhringers freundlicher Tonfall und das Lächeln auf ihrem Gesicht sprachen gegen diese Vermutung. Sie atmete unwillkürlich auf. »Lass uns nach hinten gehen«, schlug Anneliese Möhringer vor. »Hier vorn wird ja gleich geputzt.« ›Nach hinten‹ hieß: An der Backstube vorbei in den gemütlichen kleinen Aufenthaltsraum, in dem die Chefin, der Chef und die Angestellten ihre Pausen verbringen konnten. Wobei es in der Bäckerei Möhringer nicht allzu viele Pausen gab. In der Backstube wurde ab vier Uhr morgens gearbeitet, die Bäckerei öffnete um sieben, da kamen schon die ersten Kundinnen und Kunden, um auf dem Weg zur Arbeit noch schnell ein frisches Hörnchen oder ein belegtes Brötchen zu essen. Auch Kaffee gab es bei Möhringers, der wurde morgens in großen Mengen gekauft, zum Mitnehmen. An die Bäckerei schloss sich auch noch ein kleines Café an, aber das war morgens noch nicht geöffnet. Nicht, dass Möhringers das nicht gern getan hätten, aber es fehlte ihnen schlicht an Personal. Valentina hatte hier ihre Ausbildung gemacht und war anschließend übernommen worden. Sie arbeitete sowohl in der Backstube, als auch im Verkauf – mittlerweile mehr im Verkauf, worüber sie froh war. Sie war beliebt bei der Kundschaft, das tat ihr gut. Und es war eine angenehme Arbeit, abgesehen von den Arbeitszeiten natürlich.
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Buchvorschau
Die schöne Valentina - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 112 –
Die schöne Valentina
Unveröffentlichter Roman
Viola Maybach
»Valli«, sagte Anneliese Möhringer, »ich muss mal eben mit dir reden. Hast du noch einen Moment Zeit?«
Valentina Feurich sah ihre Chefin erschrocken an. Hatte sie sich etwas zuschulden kommen lassen? Aber Frau Möhringers freundlicher Tonfall und das Lächeln auf ihrem Gesicht sprachen gegen diese Vermutung. Sie atmete unwillkürlich auf.
»Lass uns nach hinten gehen«, schlug Anneliese Möhringer vor. »Hier vorn wird ja gleich geputzt.«
›Nach hinten‹ hieß: An der Backstube vorbei in den gemütlichen kleinen Aufenthaltsraum, in dem die Chefin, der Chef und die Angestellten ihre Pausen verbringen konnten. Wobei es in der Bäckerei Möhringer nicht allzu viele Pausen gab. In der Backstube wurde ab vier Uhr morgens gearbeitet, die Bäckerei öffnete um sieben, da kamen schon die ersten Kundinnen und Kunden, um auf dem Weg zur Arbeit noch schnell ein frisches Hörnchen oder ein belegtes Brötchen zu essen. Auch Kaffee gab es bei Möhringers, der wurde morgens in großen Mengen gekauft, zum Mitnehmen.
An die Bäckerei schloss sich auch noch ein kleines Café an, aber das war morgens noch nicht geöffnet. Nicht, dass Möhringers das nicht gern getan hätten, aber es fehlte ihnen schlicht an Personal.
Valentina hatte hier ihre Ausbildung gemacht und war anschließend übernommen worden. Sie arbeitete sowohl in der Backstube, als auch im Verkauf – mittlerweile mehr im Verkauf, worüber sie froh war. Sie war beliebt bei der Kundschaft, das tat ihr gut. Und es war eine angenehme Arbeit, abgesehen von den Arbeitszeiten natürlich. Aber das frühe Aufstehen machte ihr zum Glück nicht viel aus, da waren Langschläfer schlechter dran als sie.
Hinzu kam, dass Frau Möhringer und ihr Mann faire Chefs waren. Valentina verstand sich auch mit ihren Kolleginnen und Kollegen gut, es herrschte insgesamt ein angenehmes Betriebsklima in der Bäckerei, obwohl es auch hier natürlich gelegentlich Unstimmigkeiten gab. Doch die wurden schnell ausgeräumt und waren dann ebenso schnell vergessen.
Von ihren Freundinnen hörte sie gelegentlich ganz andere Geschichten: von Neid, Missgunst, Konkurrenzdenken, sogar noch weit Schlimmerem. Sie wurde allgemein beneidet, wenn sie sagte, dass sie all das nur vom Hörensagen kannte.
Ja, es war ein guter Job. Trotzdem war sie nicht glücklich hier. Und das war ihr Problem, von dem aber Möhringers natürlich nichts wussten und auch nie etwas erfahren würden.
Ihre Chefin war vorausgegangen und wies einladend auf einen der Stühle, während sie selbst Platz nahm. Allmählich war Valentina richtig neugierig auf das, was Anneliese Möhringer so dringend mit ihr besprechen wollte, und ein bisschen unbehaglich fühlte sie sich immer noch, dem freundlichen Lächeln ihrer Chefin zum Trotz.
Anneliese Möhringer war jetzt Anfang sechzig, und man sah ihr das Alter und die viele Arbeit, die sie noch immer leistete, durchaus an. Ihre grauen Haare trug sie kurz, das Gesicht war von einem Netz feiner Falten durchzogen, doch ihre wasserblauen Augen hatten nach wie vor einen hellwachen Blick, und sie war noch immer so flink unterwegs wie als junge Frau. Sie war schmal und klein und hatte normalerweise eine angenehme, ziemlich tiefe Stimme, die jedoch überraschend laut werden konnte, wenn sie sich ärgerte. Zum Glück kam das nicht oft vor.
Wie es ihre Art war, kam sie jetzt direkt zum Punkt: »Du bist hier nicht am richtigen Platz«, sagte sie so ruhig, als spräche sie über etwas Belangloses.
Sie duzte alle Angestellten, mit deren Einverständnis. Eigentlich duzte Anneliese Möhringer mehr oder weniger jeden, mit dem sie zu tun hatte, wohingegen niemand auf die Idee kam, sie ebenfalls zu duzen. Und niemand kam auf die Idee, ihr das Duzen übel zu nehmen. Valentina hatte sich schon gelegentlich gefragt, woran das lag.
In diesem Augenblick freilich fragte sie sich nur, wie ihre Chefin zu dieser Einschätzung – die sie selbst teilte – gelangt war. Und sie war geradezu entsetzt, dass ihr Geheimnis entdeckt worden war.
»Jetzt guck nicht so erschrocken«, fuhr Anneliese Möhringer fort. »Du bist nicht die beste Bäckerin der Welt, aber das ist es nicht, du bist auch nicht schlechter in der Backstube als viele andere. Und im Verkauf bist du großartig, weil du gut mit Menschen umgehen kannst. Und natürlich macht es etwas aus, dass du jung und schön bist, da kommen vor allem die Männer gleich noch einmal so gern zu uns. Aber du bist hier nicht glücklich. Ich sehe mir das ja jetzt schon eine Weile an, und ich weiß, ich schneide mir ins eigene Fleisch, wenn ich dir sage, was ich denke, aber es tut mir weh zu sehen, wie du an deinem eigenen Leben vorbei lebst, Kind.«
Valentina saß regungslos auf ihrem Stuhl, sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Ihre Gedanken waren ja schon oft in die gleiche Richtung gewandert, aber niemals hatte sie es sich selbst so deutlich eingestanden, wie sie es jetzt von Frau Möhringer hörte.
»Ich weiß, wovon ich rede, weil ich auch einmal in deiner Situation war. Als ich meinen Mann heiratete und klar wurde, dass er in seinem Beruf meine Unterstützung brauchen würde, war ich todunglücklich, ich hatte nämlich ganz andere Pläne für mein eigenes Berufsleben. Ich wollte eigentlich Krankenschwester werden, das war mein Traum. Aber ich musste wählen: entweder meinen Mann oder meinen Traum. Ich habe mich für meinen Mann entschieden, bin Bäckerin geworden und habe ihm geholfen, den Betrieb hier aufzubauen. Was ich damit sagen will: Ich hatte einen Grund, mich für die Arbeit hier zu entscheiden, und ich habe meine Entscheidung nicht bereut. Wenn ich das richtig sehe, gibt es für dich aber keinen Grund, an einem Beruf festzuhalten, der dich nicht glücklich macht.«
»Aber …«, begann Valentin, verstummte jedoch gleich wieder. Sie senkte den Kopf, sodass ihr die dunklen Haare ins Gesicht fielen und sie sich ein bisschen dahinter verstecken konnte. Sie wollte nicht, dass Frau Möhringer sah, wie aufgewühlt sie war.
»Valli«, die Stimme ihrer Chefin war jetzt ganz weich, »ich weiß, du verstehst dich nicht mit deinen Eltern, sie werden dir also nicht helfen können. Also musst du es ohne sie schaffen. Was immer dich glücklich machen würde: Nimm es in Angriff!«
Valentina hob den Kopf, richtete ihre dunklen Augen auf Anneliese Möhringer und sagte verzweifelt: »Aber das ist es ja gerade: Ich weiß nicht, was mich glücklich machen würde. Echt, ich habe keine Ahnung. Es stimmt, was Sie sagen: Die Arbeit hier macht mich nicht glücklich, aber ich bin gerne hier, weil alle nett sind, weil ich die Kundschaft mag, weil ich den Duft aus der Backstube mag, weil wir … wir … hier ein bisschen wie eine Familie sind.« Ihr versagte die Stimme, und zu ihrem Schrecken merkte sie, wie ihre Augen feucht wurden. Rasch senkte sie den Kopf wieder, aber natürlich war es zu spät, Frau Möhringer hatte ihre Tränen bereits gesehen.
»Nicht weinen«, sagte sie sanft. »Ich will dich ja auch nicht wegschicken, im Gegenteil, am liebsten würde ich dich bitten, für immer hierzubleiben.