Falsche Zeit für die Liebe: Der neue Dr. Laurin 94 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Alles in Ordnung, Johanna«, sagte Leon Laurin zu seiner achtzehnjährigen Patientin Johanna Herkenrath, als sie aus der Umkleidekabine kam und auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz nahm. Er kannte sie bereits, seit sie kurz nach ihrer ersten Periode verschüchtert mit ihrer Mutter bei ihm aufgetaucht war. »Sie können beruhigt auf Ihre große Reise gehen, die kleine Entzündung ist ausgeheilt. Aber ich schlage vor, dass Sie nach Ihrer Rückkehr noch einmal vorbeikommen, nur zur Kontrolle.« »Das hatte ich mir sowieso schon vorgenommen. Jetzt bin ich aber erst einmal froh, dass alles gut aussieht. Meine Mama hat mir schon richtig Druck gemacht, dass ich noch einmal zu Ihnen gehe, bevor wir losfahren.« Johanna seufzte erleichtert. »Sie können sie beruhigen – und richten Sie ihr einen Gruß von mir aus. Ich beneide Sie beide ein bisschen um das, was Sie alles zu sehen bekommen werden«, gestand Leon. »Wir reden seit Jahren über diese Reise«, erwiderte Johanna. »Damals kannte ich Gino noch gar nicht, da haben meine Mama und ich uns schon ausgemalt, einmal durch mehrere afrikanische Länder zu reisen. Als ich dann Gino kennengelernt habe, dachte ich, dass ich vielleicht lieber mit ihm auf diese Reise gehen würde, aber er hat mir gesagt, dass er von Neuseeland träumt, nicht von Afrika und dass es ganz in Ordnung ist, wenn ich diese Reise ohne ihn mache. Für meine Mama und mich geht damit also endlich ein Traum in Erfüllung, und ich muss mir wegen Gino keinen Kopf mehr machen.« Leon hörte ihr mit einem Lächeln zu. So jung seine Patientin auch war, an Zielstrebigkeit und Selbstbewusstsein mangelte es ihr nicht. Ihren Freund Gino hatte sie kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag kennengelernt und innerhalb kürzester Zeit gewusst, dass er der Mann ihres Lebens war – was umgekehrt auch galt.
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Buchvorschau
Falsche Zeit für die Liebe - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 94 –
Falsche Zeit für die Liebe
Unveröffentlichter Roman
Viola Maybach
»Alles in Ordnung, Johanna«, sagte Leon Laurin zu seiner achtzehnjährigen Patientin Johanna Herkenrath, als sie aus der Umkleidekabine kam und auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz nahm. Er kannte sie bereits, seit sie kurz nach ihrer ersten Periode verschüchtert mit ihrer Mutter bei ihm aufgetaucht war. »Sie können beruhigt auf Ihre große Reise gehen, die kleine Entzündung ist ausgeheilt. Aber ich schlage vor, dass Sie nach Ihrer Rückkehr noch einmal vorbeikommen, nur zur Kontrolle.«
»Das hatte ich mir sowieso schon vorgenommen. Jetzt bin ich aber erst einmal froh, dass alles gut aussieht. Meine Mama hat mir schon richtig Druck gemacht, dass ich noch einmal zu Ihnen gehe, bevor wir losfahren.« Johanna seufzte erleichtert.
»Sie können sie beruhigen – und richten Sie ihr einen Gruß von mir aus. Ich beneide Sie beide ein bisschen um das, was Sie alles zu sehen bekommen werden«, gestand Leon.
»Wir reden seit Jahren über diese Reise«, erwiderte Johanna. »Damals kannte ich Gino noch gar nicht, da haben meine Mama und ich uns schon ausgemalt, einmal durch mehrere afrikanische Länder zu reisen. Als ich dann Gino kennengelernt habe, dachte ich, dass ich vielleicht lieber mit ihm auf diese Reise gehen würde, aber er hat mir gesagt, dass er von Neuseeland träumt, nicht von Afrika und dass es ganz in Ordnung ist, wenn ich diese Reise ohne ihn mache. Für meine Mama und mich geht damit also endlich ein Traum in Erfüllung, und ich muss mir wegen Gino keinen Kopf mehr machen.«
Leon hörte ihr mit einem Lächeln zu. So jung seine Patientin auch war, an Zielstrebigkeit und Selbstbewusstsein mangelte es ihr nicht. Ihren Freund Gino hatte sie kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag kennengelernt und innerhalb kürzester Zeit gewusst, dass er der Mann ihres Lebens war – was umgekehrt auch galt. Sie hatte ihm Gino Tonelli bei einer zufälligen Begegnung einmal vorgestellt, er war beeindruckt gewesen, wie liebevoll und zugewandt die beiden miteinander umgegangen waren. Ein bisschen, gestand er sich jetzt ein, hatten sie ihn an Antonia und sich selbst erinnert, an die Anfangszeit ihrer Liebe, die nun auch schon mehr als zwanzig Jahre hielt …
Unvermittelt sagte er: »Allmählich sollte ich jetzt wohl ›Frau Herkenrath‹ zu Ihnen sagen, Sie sind ja nun schon seit fast einem Jahr volljährig ...«
»Bloß nicht, Herr Doktor, da käme ich mir ganz fremd vor!«, rief Johanna. »Und alt. Das können Sie echt nicht bringen!«
Er musste lachen. »Wenn Sie so dagegen sind, mache ich es natürlich nicht. Ich dachte nur, es wäre vielleicht an der Zeit …«
»Auf keinen Fall!«
Sie arbeitete am Empfang eines großen Unternehmens, und er war ganz sicher, dass sie das großartig machte. Sie war ein freundlicher Mensch, aber bei Bedarf konnte sie auch energisch sein – so wie jetzt, wo sie leicht das Kinn vorreckte und ihn anfunkelte, als wollte sie ihn warnen, auch nur noch ein weiteres Wort zu sagen. Er hatte sie einmal zufällig morgens getroffen, als sie auf dem Weg zur Arbeit gewesen war und hätte sie beinahe nicht erkannt in ihrem strengen, eleganten grauen Kostüm, perfekt geschminkt, die jetzt locker herabfallenden braunen Haare hochgesteckt. Sie hatte Jahre älter ausgesehen und unnahbar gewirkt, bis sie ihn erkannt und sich in Sekundenschnelle in die Johanna Herkenrath verwandelt hatte, die er kannte.
»Was ist los?«, fragte sie verunsichert. »Warum sehen Sie mich so komisch an?«
»Ich musste gerade an unsere kurze Begegnung vor Ihrer Firma denken, wie ich Sie zuerst kaum erkannt habe …«
Sie lachte vergnügt. »Ich erinnere mich noch an Ihren Gesichtsausdruck. Keine Sorge, mir geht es genauso. Wenn ich mich morgens nach dem Schminken und Frisieren im Spiegel ansehe, denke ich immer: Das bin ich nicht, das ist jemand anderes. Aber sobald ich die Firma verlasse, bin ich wieder ich selbst, das geht ganz schnell.«
»Ist das denn Vorschrift? Dass Sie so aussehen müssen?«
»Klar, dachten Sie, ich mache das freiwillig? Am Anfang fand ich das nur blöd, aber mittlerweile habe ich begriffen, dass die Leute, die zu uns kommen, keinen Respekt vor mir hätten, wenn ich da in Jeans und Pulli säße. Und wenn ich mal etwas strenger werden muss, was jeden Tag mehrmals vorkommt, hilft so ein Kostüm – meine Uniform, sage ich immer – schon auch. Die Menschen reagieren auf so etwas. Hätte ich vorher auch nicht gedacht, es ist aber wirklich so.«
»Wann müssen Sie denn ›etwas strenger‹ werden?«, fragte Leon belustigt.
»Na, was glauben Sie denn, wie viele Leute jeden Tag kommen und behaupten, sie hätten einen Termin, obwohl sie keinen haben? Die denken, sie können mich an der Nase herumführen, aber da haben sie sich leider getäuscht. Als ich noch neu war in dem Job, war das vielleicht so, aber das hat nicht lange gedauert. Jetzt ist der Sicherheitsdienst schneller da, als die zum Aufzug rennen können.«
»Eigentlich sind Sie zu jung für den Job, oder?«
»Normalerweise ja, aber ich habe ja schon direkt nach meinem Schulabschluss, also mit sechzehn, da angefangen, und ich bin einem der Chefs aufgefallen. Er hat neulich zu mir gesagt, wenn ich will, kann ich es in dem Unternehmen noch weit bringen. Mal sehen, vielleicht bleibe ich da und gucke mal, wie hoch ich nach oben komme.«
»Das ist ein Medienkonzern, oder?«
Johanna nickte. »Deshalb habe ich mich ja dort beworben, mich interessiert, was die machen.«
»Warum sind Sie nach der Mittleren Reife von der Schule abgegangen? Hätten Sie nicht Abitur machen und studieren können?«
Sie grinste. »Schon, hätte ich, aber ich wollte nicht. Schule und Uni, das ist nichts für mich. Ich lerne für mich allein besser. Da kann ich mir aussuchen, was mich interessiert, und das kann ich mir dann beibringen – oder beibringen lassen. Dafür brauche ich keine Schule.«
Als sie gegangen war, fragte sich Leon, ob er selbst mit achtzehn auch schon solche aufmüpfigen Gedanken gehabt hatte: dass man, wenn man etwas lernen wollte, die Schule nicht unbedingt brauchte, sondern sich das erforderliche Wissen auch selbst oder mit der Hilfe anderer, die man sich aussuchte, aneignen konnte.
Nein, dachte er, so etwas ist mir nicht in den Sinn gekommen, jedenfalls damals noch nicht.
Und immerhin musste man ja, um sich selbst etwas beizubringen, erst einmal lernen, wie das überhaupt ging, etwas zu lernen. Und dazu, immerhin, war die Schule doch hilfreich gewesen.
Es klopfte kurz, gleich darauf kam Eckart Sternberg herein. Er war Chefarzt der Chirurgie in der Kayser-Klinik.
»Ich falle heute Mittag aus«, sagte er. »Wir mussten eine weitere OP ansetzen, also werde ich heute keine Pause machen können.«
»Das trifft sich gut – oder schlecht, ich nämlich auch nicht, und Timo weiß ohnehin nicht, wo ihm der Kopf steht, weil die Notaufnahme gerade mal wieder überrannt wird«, erwiderte Leon.
Timo Felsenstein leitete die Notaufnahme. Die drei Männer verbrachten ihre Mittagspause, wenn es sich einrichten ließ, gern gemeinsam, vor allem, seit Leon als Chef der