Höchste Zeit für Wunder: Toni der Hüttenwirt 287 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Franziska kam in die Küche der Berghütte. »Hast du deine Sachen schon alle ausgepackt und eingeräumt?«, fragte Anna. »Ich hatte nicht viel. Zuerst habe ich alles aus den Schränken geräumt, was weg kann. Was soll ich damit machen?« Anna überlegte kurz. »Wir lagern sie am besten bei den Baumberger Großeltern auf dem Dachboden. Dort ist noch viel Platz. Du kannst dann später entscheiden, was du damit machen willst. Hast du die Sachen schon verpackt?« »Nein«, sagte Franziska. »Ich habe sie in eine Ecke geräumt.« Anna holte einige große Säcke. »Da kannst du alles hineinstopfen. Nach und nach kann Toni sie mitnehmen, wenn er etwas im Tal zu erledigen hat.« Franziska nickte und ging in ihr Zimmer. Dass sie wortkarg war, wunderte niemand. Franziska war entsetzt, dass sie die Kammer auf Wendys Alm räumen musste.
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Buchvorschau
Höchste Zeit für Wunder - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 287 –
Höchste Zeit für Wunder
... aber sie geschehen nicht von allein
Friederike von Buchner
Franziska kam in die Küche der Berghütte.
»Hast du deine Sachen schon alle ausgepackt und eingeräumt?«, fragte Anna.
»Ich hatte nicht viel. Zuerst habe ich alles aus den Schränken geräumt, was weg kann. Was soll ich damit machen?«
Anna überlegte kurz.
»Wir lagern sie am besten bei den Baumberger Großeltern auf dem Dachboden. Dort ist noch viel Platz. Du kannst dann später entscheiden, was du damit machen willst. Hast du die Sachen schon verpackt?«
»Nein«, sagte Franziska. »Ich habe sie in eine Ecke geräumt.«
Anna holte einige große Säcke.
»Da kannst du alles hineinstopfen. Nach und nach kann Toni sie mitnehmen, wenn er etwas im Tal zu erledigen hat.«
Franziska nickte und ging in ihr Zimmer.
Dass sie wortkarg war, wunderte niemand. Franziska war entsetzt, dass sie die Kammer auf Wendys Alm räumen musste. Der Umzug in ihr Kinderzimmer auf der Berghütte hatte ihr nicht behagt. Aber sie hatte geschwiegen. Im Stillen tröstete sie sich, dass sie ohnehin nicht lange bleiben würde. ›Wenn ich die Lehrstelle wechsele, gehe ich von Waldkogel fort und habe dann dort ein Zimmer‹, dachte sie. Außerdem hatte sie die Hoffnung, Sebastian noch umstimmen zu können, noch nicht aufgegeben. Sie benötigte die Zustimmung ihres älteren Bruders, als fünfzigprozentigem Miteigentümer des geerbten elterlichen Bichler Hofs, um den Meiningers vorzeitig den Pachtvertrag zu kündigen. Sebastian hatte es abgelehnt. Aber Franziska gab ihren Traum nicht so schnell auf, möglichst bald dort Bäuerin zu sein und in ihrem Elternhaus zu leben. Dort hatten Franziska und Sebastian ihre ersten Lebensjahre verbracht, bis zum Unfalltod ihrer Eltern. Toni und Anna hatten sie adoptiert.
Anna kam, sie riss Franziska aus ihren Gedanken.
»Du hast noch nicht zu Abend gegessen. Was willst du?«
»Es ist mir gleich … nein, warte. Ist noch Eintopf da?«
»Ja! Kommst du zu mir in die Küche?«
Franziska überlegte kurz.
»Ich fülle noch den einen Sack und stelle ihn zu den anderen in den Flur. Dann mache ich mich frisch. Ich habe genug für heute. Morgen ist auch noch ein Tag. Außerdem ist es mein freier Tag. Ich habe am letzten Wochenende gearbeitet. Ich komme gleich und nehme mir vom Eintopf.«
Anna nickte und ging zurück in die Küche.
Toni, der am Tresen Gläser spülte, trocknete sich die Hände ab.
»Ist unser Madl noch immer so still?«, fragte er leise.
»Ja, es ist mir unheimlich«, antwortete Anna flüsternd. »Was wohl in ihrem Kopf vorgeht? Hoffentlich kommt sie nicht auf weitere dumme Gedanken. Toni, mir wäre es lieber, sie wäre ärgerlich darüber, weil wir darauf bestanden, dass sie die Kammer auf Wendys Alm räumt. Sie könnte wenigstens wütend auf Lukas und diese Hella sein. Würde sie doch nur laut schimpfen! Aber sie sagt kein Wort. Sie ist stumm wie ein Fisch. Mir gefällt das nicht. Es erinnert mich an die Ruhe vor dem Sturm. Weißt du, auf dem Meer habe ich sie oft erlebt, diese eigenartige Stille. Sie war voller Spannung. Das zehrt an den Nerven. Und dann bricht plötzlich ein Orkan los.«
Toni schlang die Arme um Anna und zog sie an sich.
»Anna, wir können Schwimmwesten anlegen«, schmunzelte er und hauchte ihr einen Kuss auf ihr blondes Haar. »Wir müssen Geduld haben. Vielleicht sieht in einigen Tagen alles ganz anders aus. Außerdem kommt Sebastian bald.«
»Wäre er nur schon hier, Toni!«, seufzte Anna.
»Er kommt und bleibt einige Tage.«
»Ich bin beunruhigt über Franziskas Pläne. Wird sie die Lehrstelle wechseln? Wird sie den Pachtvertrag kündigen? Das geht mir den ganzen Tag im Kopf herum. Ich kann mich kaum noch auf etwas anderes konzentrieren, Toni.«
Er küsste sie erneut. »Anna, ich fühle mit dir. Aber wir haben uns darauf geeinigt. Wir warten, bis sie etwas sagt.«
Einen Augenblick legte Anna den Kopf an Tonis Schulter. Sie seufzte.
Dann hörte sie die Tür gehen, die vom privaten Wohnteil der Familie Baumberger in den Wirtsraum führte.
Franziska kam herein. Sie nahm eine große Suppenschale und füllte sie mit Eintopf, der hinten auf der Küchenhexe warmgehalten wurde. Dann schnitt sie sich eine dicke Kante Brot ab.
»Ich setze mich draußen auf die Terrasse.«
»Franziska geht uns aus dem Weg«, flüsterte Anna, als Franziska außer Hörweite war.
»Ja, so sieht es aus. Lass sie! Sie wird sich wieder fangen.«
Toni ging zum Tresen und spülte die restlichen Gläser.
Die Hüttengäste zogen sich, nach und nach, auf den Hüttenboden und in die Kammern zurück. Im Vorbeigehen sagten sie gute Nacht und Toni wünschte ihnen einen erholsamen Schlaf. Sie gehörten fast alle zu einer Reisegruppe, die für den nächsten Tag eine Hochgebirgstour geplant hatte. Sie wollten noch in der Dunkelheit aufbrechen. Das bedeutete, dass Toni und Anna sehr früh, früher als sonst, aufstehen mussten.
»Das wird eine sehr kurze Nacht«, bemerkte Anna.
»Deshalb machen wir nicht mehr so lange. Wir richten noch für das Frühstück vor, dann gehen wir schlafen. Alois ist noch auf. Es ist Vollmond, da findet er wenig Ruhe.«
So geschah es. Anna und Toni wünschten Franziska, die noch auf der Terrasse saß, eine gute Nacht. Sie nickte nur.
Der alte Alois hatte es gesehen. Er blinzelte Toni und Anna zu und folgte ihnen ins Wohnzimmer.
»Macht euch keine Gedanken!«, sagte er. »Ich bin noch eine Weile auf. Vielleicht gelingt es mir, mit Franziska zu sprechen.«
»Alois, ich halte die Spannung kam noch aus«, klagte Anna.
Der alte Alois legte ihr liebevoll und beruhigend die Hand auf die Schulter. »Das wird schon, Anna. Jetzt gehst du schlafen. Am besten trinkst du noch einen großen Obstler, von meinem Selbstgebrannten. Dann schlummerst du selig«, schmunzelte er.
Alois wünschte eine gute Nacht und ging hinaus.
Eine Viertelstunde später stand Alois an der Küchenhexe und wartete, bis die Milch heiß war.
Franziska kam herein. Sie wusch ihr Geschirr ab und stellte es in den Schrank.
»Ich mache mir gerade einen Vollmondschlaftrunk. Trinkst du einen Becher mit?«, fragte Alois.
»Vollmondschlaftrunk, was ist das? Milch mit Honig?« Franziska sah Alois neugierig an.
»Milch und Honig sind auch drin. Dazu kommt Pulver aus dieser Dose. Es besteht aus getrockneten Wurzeln und Kräutern. Ella Waldner macht daraus ein Pulver. Das Rezept ist von ihr. Darauf schläft man sehr gut.«
Franziska seufzte. »Ja, ich nehme auch einen Becher. Schaden kann es nicht. Ich bin müde, aber gleichzeitig hellwach.«
»Oh, Franziska, so ein Zustand ist mir wohlbekannt. Es gab viele Nächte in meinem Leben, in denen ich körperlich sehr müde war, aber mein Geist mich wach hielt.«
»Das hast du treffend beschrieben, Alois.«
Alois schickte Franziska an den Kamin. Sie legte Holz in die Glut, während er den Schlaftrunk zubereitete.
Alois reichte ihr einen großen Becher, mit einer hellbraunen Flüssigkeit.
Franziska roch daran. »Alois, hast du da Obstler reingeschüttet?«
»Natürlich habe ich einen Schuss Obstler hineingegossen«, lachte der alte Alois.
»Das verfälscht Ellas Rezept.«
»Im Gegenteil, Franziska. Das ist keine Verfälschung, es ist eine Verfeinerung.«
Seine Erklärung brachte Franziska zum Lachen.
»Alois, was du nicht sagst? Du bist raffiniert. Am Ende verfeinerst du deine Eintöpfe auch mit Obstler?«
Alois grinste. »Das ist eine Idee. Das probiere ich gleich morgen aus. Warum sollte es nicht schmecken? Schließlich kocht man Zwiebelsuppe mit Wein. Mei, das ist wirklich eine Idee. Du darfst als Erste kosten. Ich ernenne dich zu meiner Cheftesterin.«
Franziska lachte laut.
»Schön, dass du lachst, Franziska. Du warst den ganzen Tag so ernst. Du, das gefällt mir nicht. Naa, das gefällt mir ganz und gar nicht. Und es passt nicht zu dir! Du bist kein trübsinniger Mensch.«
Franziska errötete. Sie nippte an dem Getränk.
»Und wie schmeckt es dir?«, fragte Alois.
»Es ist sehr ungewöhnlich, aber gut. Frag mich morgen Früh noch einmal! Wenn ich darauf schlafen konnte, ist mir alles recht, Alois.«
»Ella sagt, man kann die Mischung eindicken zu einer Art Sirup. Ich probiere es mal