Eine Warnung mit Folgen!: Toni der Hüttenwirt 262 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Gina Aumüller ging in die Teeküche und schaltete die Espressomaschine ein. Während sie wartete, schaute sie gedankenverloren aus dem Fenster des Rathauses. »He, Gina, was ist?« Gina erschrak und drehte sich um. Bürgermeister Fritz Fellbacher stand im Türrahmen. »Wo warst du nur mit deinen Gedanken? Ich habe dich schon zwei Mal angesprochen, Frau Gemeindesekretärin. Du hast es überhaupt nicht bemerkt.« Gina bekam einen roten Kopf. »Tut mir leid, Herr Bürgermeister. Ja, ich war in Gedanken. Ich weiß nicht mehr weiter«, sagte sie und zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, ich trinke einen Espresso und denke nach. Trinken Sie einen mit?« Bürgermeister Fellbacher verneinte. Er kannte Ginas Vorliebe für starken Espresso. »Danke, ich bleibe bei meinem Kaffee. Was macht dir Kopfzerbrechen?« »Herr Bürgermeister, jetzt suche ich schon drei Tage im Archiv nach Unterlagen über die Gemarkung, auf der die Brücke stand.
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Buchvorschau
Eine Warnung mit Folgen! - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 262 –
Eine Warnung mit Folgen!
Zu charmant, um ehrlich zu sein?
Friederike von Buchner
Gina Aumüller ging in die Teeküche und schaltete die Espressomaschine ein. Während sie wartete, schaute sie gedankenverloren aus dem Fenster des Rathauses.
»He, Gina, was ist?«
Gina erschrak und drehte sich um. Bürgermeister Fritz Fellbacher stand im Türrahmen.
»Wo warst du nur mit deinen Gedanken? Ich habe dich schon zwei Mal angesprochen, Frau Gemeindesekretärin. Du hast es überhaupt nicht bemerkt.«
Gina bekam einen roten Kopf.
»Tut mir leid, Herr Bürgermeister. Ja, ich war in Gedanken. Ich weiß nicht mehr weiter«, sagte sie und zuckte mit den Schultern. »Ich dachte, ich trinke einen Espresso und denke nach. Trinken Sie einen mit?«
Bürgermeister Fellbacher verneinte. Er kannte Ginas Vorliebe für starken Espresso.
»Danke, ich bleibe bei meinem Kaffee. Was macht dir Kopfzerbrechen?«
»Herr Bürgermeister, jetzt suche ich schon drei Tage im Archiv nach Unterlagen über die Gemarkung, auf der die Brücke stand. Ich kann nichts finden.«
»Ein bisserl merkwürdig ist das schon. Ich dachte, der Teil des Waldes gehöre zum Gemeindegrund, dann wäre nämlich die Gemeinde Waldkogel verantwortlich für die eingestürzte Brücke. Lorenz Hofer, unser Förster, hat mich darauf hingewiesen, dass das nicht der Fall ist. Irgendwann muss also die Grundstücksgrenze verschoben worden sein. Aber wann und von wem? Und vor allem, warum gibt es darüber keine Unterlagen?«
Gina seufzte. »Ich weiß nicht mehr, wo ich suchen soll, Herr Bürgermeister. Ich bin mit meinem Latein am Ende und das, obwohl ich Italienerin bin. Bekanntlich sprachen die Römer Lateinisch und sind unsere Vorfahren.«
»Gut, dass du deinen Humor nicht verloren hast! Wenn du nichts gefunden hast, dann gibt es nichts.«
Gina schüttelte den Kopf. »Herr Bürgermeister, das wäre ziemlich peinlich für die Gemeinde und für Sie, wenn die Unterlagen nicht gefunden würden.«
Daran musste sie Fellbacher nicht extra erinnern. Deswegen hatte er schon schlaflose Nächte. Mit gemischten Gefühlen schaute er der nächsten Gemeinderatssitzung entgegen. Franz Huber, Ruppert Schwarzers Bazi, würde mit Sicherheit Rechenschaft verlangen. Es lag auf der Hand, dass er versuchen würde, Bürgermeister Fellbacher eine Schlamperei im Amt nachzuweisen. War die Gemeinde Waldkogel ihrer Sorgfaltspflicht nicht angekommen, dann war sie für Folgeschäden und Kosten haftbar, die durch den Einsturz der Brücke entstanden waren, vor allem die Behandlungskosten für Hildegard Oberländers Unfall. Oder die Gemeinde Waldkogel hatte zu wenig Grundsteuer kassiert. Beides waren Verfehlungen, die seine Feinde im Gemeinderat Bürgermeister Fellbacher anlasten würden.
»Es ist, wie es ist, Gina. Zaubern kann ich nicht. Es muss doch zu klären sein, wem dieses kleine Stück Land gehört.«
Der Espresso war fertig. Gina lehnte sich an die Fensterbank und trank.
»Haben Sie mit dem Grafen gesprochen?«, fragte Gina. »Seine Besitzungen grenzen an den Bach. Vielleicht weiß er etwas?«
Die Gesichtszüge Fellbachers hellten sich auf.
»Gina, du bist nicht nur ein fesches Madl und eine gute Gemeindesekretärin, du bist ein Genie. Ich fahre sofort zu Tassilo. Derweil kannst du die Suche einstellen.«
»Fahren Sie noch einmal beim Förster vorbei! Er wollte auch nach Unterlagen suchen.«
»Das mache ich«, sagte Bürgermeister Fellbacher und eilte davon.
Tassilo Graf von Teufen-Thurmann saß in seinem Musikzimmer und studierte eine Partitur. Die Tür öffnete sich. Wütend schimpfte er: »Ich will nicht gestört werden. Wie oft muss ich das denn noch sagen!«
Zenzi stand in der Tür, Tassilos alte Haushälterin, die einst sein Kindermädchen gewesen war.
»Hör auf zu Brummen, Tassilo! Es gibt etwas Wichtiges. Fellbacher ist hier.«
Der Bürgermeister trat ein.
»Fritz, was gibt es?«, fragte Tassilo. »Du siehst nicht gut aus.«
Fritz Fellbacher wischte sich mit dem Taschentuch die Stirn und den Nacken. Tassilo bat ihn, sich zu setzen, dann holte er den Obstler. Sie prosteten sich wortlos zu und tranken.
»Ich wollte dich nicht stören, Tassilo. Ich mache es auch kurz«, sagte Fellbacher. »Du weißt, dass die Brücke da oben zusammengekracht ist, mitsamt der armen Hilda... Und jetzt geht es darum, wem das Land mit der Brücke gehört, wegen der Haftung, verstehst du?«
»Theoretisch schon! Hat die Gemeinde Ärger? Macht Hilda Ärger?«
»Naa, die ist inzwischen froh, dass ihr net mehr passiert ist, Tassilo. Doch der Hofer Lorenz musste den Vorfall der oberen Forstbehörden melden. Das ist Vorschrift, und die haben ihm einen ganzen Packen Papier mit Fragen geschickt.«
»Darüber regst du dich auf?«
»In dem Fall rege ich mich auf, Tassilo. Der Lorenz, eifrig wie er ist, hat nachgemessen, von Grenzstein zu Grenzstein. Dabei kam heraus, dass die Grenze mehrmals hin und her verschoben worden ist. Es geht nur um ein paar Meter. Aber diese paar Meter sind entscheidend. Jetzt geht es darum, den rechtmäßigen Eigentümer ausfindig zu machen. Die kleine Holzbrücke hat seit Jahrzehnten niemanden interessiert. Eigentlich hat sie kaum jemand benutzt. Früher, als Autos in Waldkogel noch selten waren, mag sie wichtig gewesen sein. Aber das ist lange her. Die Brücke ist recht schmal und für Fahrzeuge ungeeignet.«
»Auf was willst du jetzt hinaus, Fritz?«
»Ich suche den Eigentümer.«
»Du willst mir doch nicht etwa die Sache anhängen? Mein Grundstück endet am Bachufer.«
»Schmarrn! Nix will ich dir anhängen, Tassilo. Ich kann verflixt noch mal nicht herausfinden, wie das ist, mit dem Stückchen Land. Entweder es gehört der Gemeinde, dann gibt es Ärger, weil die Gemeinde Waldkogel hätte mehr aufpassen müssen. Oder das Land gehört irgendwem und dann hat die Gemeinde die Grundsteuer falsch berechnet. Mei, ich kann das grinsende Gesicht vom Huber Franz schon vor mir sehen. Endlich hat er etwas gegen mich in der Hand. Das kann mich meinen Stuhl als Bürgermeister kosten.«
Tassilo lachte. »Fritz, Fritz, jetzt übertreibst du gewaltig. Geh zum Martin und lass dir ein paar Pillen geben! Das sind ja schon Wahnvorstellungen. Warum steigerst du dich da so hinein?«
»Du hast leicht reden, Tassilo. Gina durchsucht schon seit Tagen die alten Akten im Archiv. Sie kann nix finden. Wie soll jetzt einer wissen, wer die Verantwortung trägt? Es ist sonderbar. Es ist so, als gehöre des bisserl Grund rund um die Brücke niemandem. So etwas gibt es nicht.«
Tassilo wollte etwas einwenden. Aber Fellbacher gab ihm ein Zeichen, dass er ihn ausreden lassen solle.
»Hofer hat es so beschrieben: es ist Niemandsland, ein weißer Fleck auf der Landkarte. Ich ärgere mich, dass ich das nie kontrolliert habe. Ich hätte an die Brücke denken müssen.«
»Schmarrn, Fritz! Ich habe auch nicht mehr an die Brücke gedacht. Erst als ich hörte, dass Hilda den Unfall hatte, habe ich mich erinnert. Außerdem war dort alles zugewachsen. Wie ist Hilda nur auf die Idee gekommen, diese Abkürzung zu nehmen?«
Bürgermeister Fellbacher seufzte.
»Tassilo, ich will dir nix Böses. Aber hast du Unterlagen, was deinen Grundbesitz betrifft? Alte Pläne müssten doch da sein. Deine Familie gehört zu den ältesten Familien hier. Die Grafen von Teufen– Thurmann sind seit vielen Jahrhunderten hier angesiedelt.«
»Wenn es dich beruhigt, Fritz, werde ich nachsehen.«
»Das ist schon mal ein Anfang«, sagte Fellbacher.
»Fritz, warte einfach ab! Dich kann doch sonst auch nix so schnell aus der Ruhe bringen.«
»Ja, aber ich spüre die schwarze Wolke, die sich über mir zusammenbraut. Außerdem laufen kriminaltechnische und sonstige Untersuchungen.«
»Großer Gott, haben die bei den Behörden nix anderes zu tun?«, schimpfte Tassilo. »Gut, die Brücke ist eingekracht. Hilda ist ins Wasser gefallen, mit bekannten Folgen. Wir sollten alle froh sein, dass es so glimpflich abgegangen ist.«
»Wir sind auch alle froh. Aber das befreit mich nicht von der Verantwortung. Auf jeder Seite des Ufers hat Hofer zwei Grenzsteine gefunden. Die sind erst zu Tage gekommen, als seine Waldarbeiter das Ufer freigelegt hatten. Und es gibt keine Unterlagen über den Besitz zwischen den Grenzsteinen, immerhin ein paar Meter, links und rechts der Brücke. Eingraviert ist drauf auch nichts. Vielmehr: die Zeichen lassen sich nicht lesen.«
Der Graf rieb sich das Kinn. »Fritz, ich gestehe, dass mir die Sache mittlerweile