Alte Freunde – neue Liebe: Toni der Hüttenwirt 247 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
»Hier muss es sein«, sagte Anna und zeigte auf das Schild über der Toreinfahrt. Anna Baumberger und Ella Waldner standen vor einem Haus in einer ruhigen Seitenstraße Münchens. Eine Einfahrt durchbrach das Haupthaus als Unterführung in einen Hinterhof. Das große Tor stand offen. »Anna, ich gestehe dir, ich hab ein bissel Herzpumperln«, sagte die alte Ella. »Ich auch! Doch wir müssen da jetzt durch.« Anna und Ella gingen in den Hinterhof und sahen sich um. Neben Lagerräumen, hoch gefüllt mit Gips- und Zement-Säcken, entdeckten sie das Büro im Hinterhaus, sie traten ein. »Grüß Gott«, sagte Anna freundlich. Eine ältere Frau sah von ihrem Schreibtisch auf. Sie stand auf, trat an den Holztresen, der den Raum quer abteilte, und grüßte freundlich zurück. »Wir haben eine Anfrage, es geht um zwei kleine Gipsfiguren«, sagte Anna. »Man sagte uns, dass dieser Meisterbetrieb so etwas anfertigen könne.« »Ja, wir fertigen und reparieren Stuckdecken und gelegentlich auch Statuen. Um was handelt es sich genau?«
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Buchvorschau
Alte Freunde – neue Liebe - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 247 –
Alte Freunde – neue Liebe
Geht das wirklich gut?
Friederike von Buchner
»Hier muss es sein«, sagte Anna und zeigte auf das Schild über der Toreinfahrt.
›Maurer und Stuckateurbetrieb Wilhelm Wetter & Charlotte Holzer‹
Anna Baumberger und Ella Waldner standen vor einem Haus in einer ruhigen Seitenstraße Münchens. Eine Einfahrt durchbrach das Haupthaus als Unterführung in einen Hinterhof. Das große Tor stand offen.
»Anna, ich gestehe dir, ich hab ein bissel Herzpumperln«, sagte die alte Ella.
»Ich auch! Doch wir müssen da jetzt durch.«
Anna und Ella gingen in den Hinterhof und sahen sich um.
Neben Lagerräumen, hoch gefüllt mit Gips- und Zement-Säcken, entdeckten sie das Büro im Hinterhaus, sie traten ein.
»Grüß Gott«, sagte Anna freundlich.
Eine ältere Frau sah von ihrem Schreibtisch auf. Sie stand auf, trat an den Holztresen, der den Raum quer abteilte, und grüßte freundlich zurück.
»Wir haben eine Anfrage, es geht um zwei kleine Gipsfiguren«, sagte Anna. »Man sagte uns, dass dieser Meisterbetrieb so etwas anfertigen könne.«
»Ja, wir fertigen und reparieren Stuckdecken und gelegentlich auch Statuen. Um was handelt es sich genau?«
»Wir wollen zwei kleine Engel in Auftrag geben, als Modell oder Vorform für den späteren Guss in Metall. Sie sollen etwa so hoch sein.« Anna hielt die Hand über die Arbeitsfläche des Tresens. »So zwanzig bis fünfundzwanzig Zentimeter, dachten wir. Die Engel sollen große Flügel haben und dazwischen muss ein Rucksack hängen. So ein großer Rucksack, so wie man ihn früher hatte, aus Tuch mit Lederbesatz. Er muss prall sein, sodass klar ist, dass die Engel mit dem schweren Rucksack nicht mehr fliegen können. Die Figuren sollen ein Geschenk für meine beiden Kinder sein. Können Sie uns dabei weiterhelfen?«
»Einen Augenblick bitte«, sagte die ältere Dame. »Ich bin eher fürs Büro zuständig, für Ihr Anliegen rufe ich lieber Charlotte herbei. Das ist meine Enkelin. Sie ist gelernte Stuckateurin und wird Sie fachlich beraten.«
»Gern«, erwiderte Anna.
Die Dame ging zu der offenen Tür am Hintergrund und rief: »Lotte, kannst du mal kommen? Kundschaft für dich!«
Es dauerte nicht lange, dann kam eine junge Frau in einem weißen Overall zu ihnen nach vorne.
»Die Herrschaften fragen, ob wir zwei Engel anfertigen können aus Gips. Ein Modell für den späteren Metallguss.«
»Oh, das klingt interessant!« Die junge Frau ging auf Anna und Ella zu.
»Grüß Gott, ich bin Charlotte Holzer, gelernte Stuckateurin, aber Sie können einfach Lotte zu mir sagen.«
»Gern«, lächelte Anna die junge Frau an, »dann nenne mich gerne Anna, und das ist meine Freundin Ella. Wir suchen jemanden, der uns ein Modell für zwei Engelstatuen aus Metall macht. Man hat uns gesagt, ein Gipsmodell sei am einfachsten anzufertigen.«
»Das stimmt. Von einer Gipsfigur kann man die Vorlage für die Gussformen sehr gut abnehmen.«
»So wurde uns das auch erklärt«, sagte Ella. »Die Engel sollen sehr lebendig aussehen.«
»Gibt es eine Skizze oder ein Foto?«
Anna und Ella schüttelten die Köpfe.
»Wir können die Engel nur beschreiben.«
Anna erklärte noch einmal ganz genau, wie sie aussehen sollten.
Charlotte holte einen Zeichenblock und einen weichen Bleistift. Sehr geschickt skizzierte sie einen Engel.
Während die junge Frau zeichnete, sagte ihre Großmutter: »Lotte, wenn du hier bist, dann kann ich einkaufen gehen. Schließt du nachher ab? Dein Großvater wird erst spät von der Baustelle kommen. Das schöne trockene Wetter nutzt er aus. Wir essen dann auch später. Nimm dir ein Brot, wenn du Hunger hast!«
»Omi, ich werde schon nicht verhungern«, lachte Charlotte, ohne aufzusehen.
Frau Wetter wandte sich an Anna und Ella. »Meine Enkelin wird Sie gut beraten«, bemerkte sie und ging fort.
Anna und Ella schauten fasziniert zu, wie Charlotte zeichnete. Die junge Frau war sehr geschickt.
»So, das ist nur eine erste Skizze«, sagte sie. Charlotte drehte den Block um, damit Anna und Ella die Zeichnung besser sehen konnten.
»Wunderschön!«, sagte Anna.
»Genauso haben wir es uns vorgestellt«, sagte Ella. »Später werden die Engel auf einem Holzsockel festgemacht oder auf einer Metallplatte. Sie wird so groß sein, dass man auch eine Kerze draufstellen kann …«
»… und die Metallschilder, die wir haben anfertigen lassen«, sagte Anna.
Ella Waldner holte aus ihrer Handtasche zwei glänzende Messingschilder. »Hier, da steht drauf: ›Vertraue den Engeln vom Engelssteig!‹ und auf dem anderen Schild, das auf der Rückseite, soll stehen: ›Für Basti von Alois Holzer‹ und ›Für Franzi von Alois Holzer‹.«
Charlotte ergänzte die Zeichnung, dabei sagte sie: »Das ist wohl ein Patengeschenk? Schöne Idee! Sehr originell, die Sache mit dem Rucksack. Herr Holzer scheint ein großer Bergliebhaber zu sein.«
Anna und Ella warfen sich Blicke zu.
»Das ist er bestimmt. Aber er hat sich das nicht ausgedacht. Du hast noch nie vom ›Engelssteig‹ gehört?«, fragte Anna mit Unschuldsmiene.
»Nein! ›Engelssteig‹, das hört sich nach einem Wallfahrtsort in den Bergen an«, sagte Charlotte.
Anna und Ella sahen sich kurz an.
»Das ist der Hausberg von Waldkogel, das liegt südlich von München.«
»Waldkogel?«, wiederholte Charlotte. Sie schaute Anna und Ella erstaunt an. »Ich heiße mit Familiennamen ›Holzer‹ und mein Vater kommt aus Waldkogel. Da muss ich ihn mal fragen. Allerdings denke ich, dass er kaum etwas darüber weiß. Seine Familie ist früh weggezogen, da war er noch sehr klein. Er sagt, er habe gar keine Erinnerungen an diese Zeit.«
»Es gibt einige Familien in Waldkogel, die Holzer heißen. Vielleicht sind das entfernte Verwandte?«, fragte Anna.
»Soviel ich weiß, hat er dort keine Verwandtschaft.« Charlotte zeichnete weiter. »So gefällt mir der Entwurf gut. Ich mache davon eine exakte Zeichnung, die dann Grundlage für die beiden Figuren ist. Sie ist nächste Woche fertig. Ich werde auch etwas über den ›Engelssteig‹ recherchieren. Die Geschichte interessiert mich«, sagte Charlotte, während sie die Details der Engelsflügel zeichnete.
Ella Waldner ergriff das Wort: »Anna und ich wollten in das Wirtshaus an der nächsten Ecke gehen und eine Brotzeit einnehmen. Hast du Zeit, Madl? Du kannst gern mit uns kommen. Du hast dir solche Mühe gegeben, und ich möchte dich auf eine Brotzeit einladen. Dabei erzählen wir dir von Waldkogel und den Engeln vom ›Engelssteig‹.«
»Das ist eine gute Idee, Ella«, stimmte Anna zu. »Wenn Charlotte mehr über den Berg und die Engel weiß, kann sie sich ein genaueres Bild machen.«
Charlotte sah auf und lächelte. »Gern, vielen Dank für die Einladung! Ich muss noch abschließen und mich umziehen. Ich war hinten in der Werkstatt und habe gearbeitet. Ich brauche eine Viertelstunde, bis ich fertig bin. Ich komme nach.«
»Wunderbar, dann warten wir dort. Wir setzen uns nach draußen«, sagte Anna.
Anna und Ella verabschiedeten sich, Charlotte schloss hinter ihnen ab.
Erst als sie auf der Straße waren, wagten sie zu sprechen.
»Anna, hast du die Augen von dem Madl gesehen? Sie hat die gleichen Augen wie der Alois«, sagte Ella.
»Sie hat auch sonst viel Ähnlichkeit. Die Art und Weise, wie sie den Bleistift gehalten hat. Alois hält jeden Stift so.«
»Mei, Anna, was habe ich Herzklopfen!«, seufzte Ella.
»Mir geht es auch so. Es ist schon sonderbar, dass Emil seiner Familie gegenüber verschweigt, dass er Verwandte hat.«
»Sehr traurig ist das, Anna. Wie kann er so etwas tun?«
»Er will allen Fragen aus dem Weg gehen, Ella.«
»Das macht die Sache für uns nicht einfacher, Anna. Wir könnten in ein Wespennest stoßen.«
»Da hast recht. Doch wer A sagt, der muss auch B sagen, Ella. Charlotte oder Lotte, wie sie gerufen wird, scheint ein liebes Madl zu sein. Vielleicht freut sie sich, zu erfahren, dass sie einen Großvater hat.«
»Stimmt, aber wir müssen behutsam vorgehen«, gab Ella zu bedenken.
»Damit hast du zweifellos recht, Ella. Doch ist es nicht besser, wenn wir gleich mit der Wahrheit herausrücken? Lass uns das im Biergarten