Charlotte ist verliebt!: Toni der Hüttenwirt 256 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Charlotte ging ruhelos auf der Terrasse der Berghütte auf und ab und schaute fast im Minutentakt auf ihre Armbanduhr. »Lotte, du machst mich noch nervöser, mit deinem Herumgehampel. Komm, setz dich her zu mir an den Tisch, Madl!«, sagte der alte Alois. Charlotte setzte sich und legte das Handy auf den Tisch. Toni kam und brachte ihr einen Kräutertee. »So, den trinkst jetzt, dann wirst du ruhiger! Der stärkt die Nerven«, schmunzelte Toni. »Ist der Tee aus einer Kräutermischung von der Ella Waldner?« »Ja, Lotte. Trink! Mei, jeder kann verstehen, dass du aufgeregt bist.« Der Tee war heiß und süß. Er schmeckte gut. Der alte Alois, Charlottes Großvater, griff über den Tisch und tätschelte ihre Hand. »Ganz ruhig, es wird alles gut werden, Lotte«, sagte er zuversichtlich. Charlotte Holzer seufzte tief. »Du hast keinen Grund, aufgeregt zu sein, Madl.«
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Buchvorschau
Charlotte ist verliebt! - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 256 –
Charlotte ist verliebt!
Der erste Schritt ist der schwerste
Friederike von Buchner
Charlotte ging ruhelos auf der Terrasse der Berghütte auf und ab und schaute fast im Minutentakt auf ihre Armbanduhr.
»Lotte, du machst mich noch nervöser, mit deinem Herumgehampel. Komm, setz dich her zu mir an den Tisch, Madl!«, sagte der alte Alois.
Charlotte setzte sich und legte das Handy auf den Tisch.
Toni kam und brachte ihr einen Kräutertee.
»So, den trinkst jetzt, dann wirst du ruhiger! Der stärkt die Nerven«, schmunzelte Toni.
»Ist der Tee aus einer Kräutermischung von der Ella Waldner?«
»Ja, Lotte. Trink! Mei, jeder kann verstehen, dass du aufgeregt bist.«
Der Tee war heiß und süß. Er schmeckte gut.
Der alte Alois, Charlottes Großvater, griff über den Tisch und tätschelte ihre Hand.
»Ganz ruhig, es wird alles gut werden, Lotte«, sagte er zuversichtlich.
Charlotte Holzer seufzte tief.
»Du hast keinen Grund, aufgeregt zu sein, Madl.«
»Ich kann es nicht fassen, wie ruhig du bist. Wenn man bedenkt, was damals geschehen ist. Hast du wirklich kein Herzklopfen?«
Der alte Alois lächelte.
»Na klar habe ich Herzklopfen, Lotte. Aber mein Herz schlägt schneller vor Freude. Das ist ein schöner Tag.«
Charlotte nickte ihrem Großvater zu. Sie drehte sich auf dem Sitzplatz um, um das Geröllfeld besser im Auge zu behalten, während sie langsam den Tee trank.
Sie dachte an die zurückliegenden Monate, ab dem Augenblick, als Anna und Ella Waldner in den Laden des Stuckateurbetriebs ihrer Großeltern gekommen waren. Sie hatten zwei Engelsfiguren in Auftrag gegeben. So hatten sie Kontakt zu ihr hergestellt. Charlotte war über zwanzig und erst durch Anna und Ella erfuhr sie, dass sie einen Großvater in Waldkogel hatte. Sie war in dem Glauben aufgewachsen, ihr Vater hätte keine lebenden Verwandten mehr. Bei Ella hatte Charlotte dann die Briefe gelesen, die ihre verstorbene Großmutter nach München an ihre beiden Buben Harald und Emil geschickt hatte. Alle waren ungeöffnet zurückgekommen.
Nach schlaflosen Nächten und mit Hilfe von Doktor Engler, Ella Waldner, Toni und Anna, sowie Pfarrer Zandler, war es zu einem Treffen mit dem Großvater auf der Berghütte gekommen. Von ihm erfuhr Charlotte Einzelheiten über den Streit, der das Zerwürfnis vor mehr als fünfundzwanzig Jahren zur Folge hatte. Wie so oft, war es um Geld gegangen – das Lebenselixier von Haralds ehrgeiziger zukünftiger Frau Karola, – die damals die »unrentable alte Hütte« gerne verkauft hätte. Zugunsten eines vorgezogenen Erbes ihres Mannes und zu Ungunsten von Alois und seiner Frau, die dadurch ihre Heimat verloren hätten. Kein Wunder, dass Alois sie damals der Hütte verwies. Danach war nichts mehr wie zuvor: Harald hielt in blinder Liebe zu seiner Karola und zog schließlich sogar seinen jüngeren Bruder auf seine Seite … Jahrzehntelang hatte Alois nichts mehr von seinen Söhnen gehört und auch nicht erfahren, dass er inzwischen Enkelkinder hatte!
Charlotte beschloss, nicht länger ein Geheimnis daraus zu machen, dass sie Alois Holzer kennen gelernt hatte. Sie informierte ihren Vater und ihren Onkel, sowie ihre Cousine Sophie und ihren Cousin Kuno. Die Reaktionen waren ganz unterschiedlich. Kuno rannte davon und wollte nicht hören, was sie zu erzählen hatte. Sophie war tief erschüttert und wollte den Großvater Holzer sofort kennen lernen. Charlottes Vater weinte Tränen, weil das Versteckspiel ein Ende hatte und Charlotte ihm die Last der Lebenslüge von den Schultern genommen hatte. Emil Holzer, der jahrelang unter der finanziellen Abhängigkeit von seinem Bruder Harald und dessen Frau Karola gelitten hatte, zog einen Schlussstrich unter die Vergangenheit.
Von Sophie hatte Charlotte erfahren, dass ihre Eltern ständig darüber stritten, ob Harald Kontakt zu seinem Vater aufnehmen sollte. Karola war dagegen. Kuno war der Meinung seiner Mutter. Sophie litt zwar unter der Stimmung zuhause, ging aber tapfer ihren eigenen Weg.
Und jetzt war es so weit. Emil, Alois Holzers jüngster Sohn, wollte mit seiner Frau Monika zur Berghütte kommen. Charlotte konnte die Ankunft ihrer Eltern kam erwarten.
»Da sind sie!«, rief Charlotte und sprang vom Stuhl auf.
Sie rannte über die Terrasse, stürzte die Treppe hinunter und lief ihren Eltern entgegen.
»Da seid ihr endlich! Ihr habt Verspätung. Ich hatte solche Angst, dass du es dir im letzten Augenblick anders überlegt hättest, Papa.«
Emil Holzer nahm seine Tochter in den Arm.
»Jetzt bin ich hier. Wo ist mein Vater?«
»Damit wir ungestört sind, hat Anna einen Tisch hinter der Berghütte gedeckt. Dort wartet Opa.«
Charlotte streichelte ihrem Vater die Wange.
»Papa, ich denke, er ist genauso aufgeregt wie du. Keine Angst, alles wird gut! Er freut sich. Ich habe es ihm erst heute Morgen gesagt, dass du und Mama am Nachmittag kommen. Ich dachte gestern Abend, dass es so besser ist. Sonst schläft er nicht.«
Emil atmete tief ein. Er nahm Monikas Hand und sie gingen mit Charlotte auf die Berghütte zu.
Toni und Anna begrüßten sie herzlich.
»Mei, es sind etliche Jahre vergangen, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben, Emil«, sagte Toni. »Schön, dich mal wieder zu sehen! Willkommen auf der Berghütte! Das ist meine Frau Anna.«
»Ja, es ist lange her, Toni. Alles war so unnötig. Es tut mir leid«, sagte Emil. Er kämpfte mit seiner Stimme.
Toni legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Du brauchst einen Obstler. Auf die Minute kommt es auch nicht mehr an, Emil. Du siehst so schlimm aus, als würden dir gleich die Beine einknicken.«
»So ähnlich fühle ich mich«, sagte Emil.
Während Toni für Emil einen Obstler holte, sprach Anna mit Monika.
Emil trank den Obstler aus.
»Mei, ist der gut!«, sagte er.
Toni grinste. »Den hat dein Vater gebrannt. Das ist sein Hobby.«
»Der ist wirklich gut.«
»Papa, ich bin sicher«, sagte Charlotte drängend, »Opa Alois gibt dir eine ganze Flasche, wenn er dir so gut schmeckt. Aber jetzt komm! Er wartet.«
Charlotte begleitete ihre Eltern auf den Platz hinter der Berghütte. Dort pflegte Toni Holz zu hacken, und Anna trocknete die Wäsche. Sebastian und Franziska spielten dort oft oder machten Hausaufgaben.
Der Tisch war festlich gedeckt. Anna hatte ihr gutes Geschirr aufgelegt und zur weißen Tischdecke passende Servietten aus Stoff. In der Mitte des Tisches stand unter einer Glashaube ein Kuchen.
Alois trug seinen besten Lodenanzug. Ein Strahlen ging über sein Gesicht, als er Emil, Monika und Charlotte sah.
Er ging auf Emil zu. Sie gaben sich wortlos die Hand. Dann zuckten ihre Mundwinkel. Sie fielen sich in die Arme und hielten sich fest. Dabei liefen ihnen Tränen über die Wangen.
»Bub, mein lieber Bub!«, flüsterte der alte Alois.
»Vater, Vater …, es tut mir leid! Was soll ich zu meiner Entschuldigung sagen? Ich kann nur sagen, dass es mir unendlich leid tut. Ich bin Charlotte unendlich dankbar, dass sie uns wieder zusammengebracht hat.«
Der alte Alois wischte sich mit den Handrücken die Tränen ab. Dann holte er sein großes kariertes Taschentuch heraus und trocknete seinem Buben die Tränen ab.
»Schnäuz dir die Nase, Emil, sonst mach ich es!«, sagte Alois und grinste.
Alle schmunzelten.
Emil wischte sich noch einmal die Augen und schnäuzte sich die Nase. Er wollte seinem Vater das Taschentuch zurückgeben.
»Das kannst du behalten. Ich habe mir zwei eingesteckt. Ich hatte mir schon gedacht, wir könnten ein Taschentuch gebrauchen. Als Bub hattest du immer vergessen, dir eins einzustecken. Du weißt noch, wie ich dir dann mein Taschentuch gegeben habe?«
»Ich vergesse heute noch sehr oft, ein Taschentuch einzustecken, dabei legt mir Monika immer eins auf die Kommode. Übrigens, dass ist Monika, meine Frau.«
Alois lächelte Monika an und musterte sie.
»Du bist ein fesches Madl. Deine Schwiegermutter und ich hätten immer noch gern ein Kindl gehabt und nach den beiden Buben hätten wir uns über ein Madl sehr gefreut. Aber es hat nicht sollen sein. Mei, Haralds Madl, die Karola, hab ich einmal gesehen. Ich will ehrlich sein, sonderlich gefallen hat uns des Madl net.