Plantage der Sehnsucht
Von Margaret Way
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Über dieses E-Book
Die schöne Bronte, zukünftige Erbin der australischen Plantage Oriole, will nichts von Steven Randolphs Plänen wissen! Der erfolgreiche Projektentwickler möchte das traumhaft gelegene Anwesen zu einer Touristenattraktion machen. Überschwänglich schildert er ihr sein Vorhaben. Doch plötzlich geht es nicht nur um die Zukunft der Plantage, sondern auch um Brontes eigenes Schicksal...
Margaret Way
Mit mehr als 110 Romanen, die weltweit über elf Millionen Mal verkauft wurden, ist Margaret Way eine der erfolgreichsten Liebesroman-Autorinnen überhaupt. Bevor sie 1970 ihren ersten Roman verfasste, verdiente sie ihren Unterhalt unter anderem als Konzertpianistin und Gesangslehrerin. Erst mit der Geburt ihres Sohnes kehrte Ruhe in ihr hektisches Leben ein. Die gebürtige Australierin liebte ihre Heimat und vor allem das australische Outback übte dank seiner atemberaubenden Schönheit und fast unendlicher Weite schon immer eine große Faszination auf sie aus. So ist dieses schöne Fleckchen Erde auch fast immer Schauplatz ihrer romantischen, gefühlvollen Familiensagas. Die beliebte Autorin verstarb 2022.
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Plantage der Sehnsucht - Margaret Way
IMPRESSUM
Plantage der Sehnsucht erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2004 by Margaret Way, PTY. LTD.
Originaltitel: „The Australian Tycoon’s Proposal"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe ROMANA
Band 1607 - 2005 by CORA Verlag GmbH, Hamburg
Übersetzung: Irmgard Sander
Umschlagsmotive: ThinkstockPhotos_ake1150sb, jon_olmstead, roud_natalia
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2017 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733776596
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Mit jedem ihrer Schritte wirbelte Bronte den roten vulkanischen Staub auf. Er drang in ihre teuren Sandaletten und zwischen die Zehen und knirschte unter den Sohlen. Anscheinend waren ihre Füße empfindlich geworden, seit sie den Dschungel verlassen hatte. Aber welcher vernünftige Mensch trug auch hochhackige Sandaletten auf einem Pfad quer durch den Busch?
„Verdammt!" Sie blieb gereizt stehen und stieß einige Verwünschungen aus. Unwirsch stellte sie den kleinen Koffer, der inzwischen eine Tonne zu wiegen schien, zu Boden. Die lederne Schultertasche, die sie ein kleines Vermögen gekostet hatte, folgte. Nun endlich konnte Bronte sich den Staub und die Sandkörner von den Fußsohlen schütteln. Welche Erleichterung!
Verschwitzt wie sie war, rutschte ihr die Sonnenbrille immer wieder auf die Nasenspitze. Und obwohl sie einen breitkrempigen Hut trug, hatte sie das Gefühl, die Sonne würde ihr ein Loch in den Kopf brennen. Das ärmellose Designertop klebte ihr am Rücken.
„Kein Wunder, dass du so unglücklich bist! Du bist ein Dummkopf, Bronte!" Sie führte oft Selbstgespräche, eine alte Angewohnheit aus ihrer einsamen Kindheit.
Ein Staubwirbel veranlasste sie, den Pfad zu verlassen und abzuwarten, bis er vorüber war. Sie war ja selber schuld, dass sie zu Fuß gehen musste. Aber der Taxifahrer hatte kein Recht gehabt, ihre Großtante Gillian eine „verrückte alte Schrulle" zu nennen und dann auch noch zu erwarten, das sie, Bronte, in sein dröhnendes Gelächter einstimmen würde. Das hatte sie fuchsteufelswild gemacht. Also gut … groß und stattlich, bot Tante Gilly mit ihrer kaum zu bändigenden weißen Haarmähne, die einmal genauso blauschwarz gewesen war wie Brontes, und den blitzenden dunklen Augen, gelinde gesagt, einen etwas verwegenen Anblick, und sie machte keinen Hehl daraus, dass sie regelmäßig mit ihren verstorbenen Vorfahren kommunizierte.
In einer Gegend, die für ihre Originale berühmt war, galt Gilly als ganz besonderes Original: Sie war die Buschheilerin. Die Plantage, oder genauer gesagt, die zweihundert Morgen, die davon übrig geblieben waren, würden die Begierde zahlreicher Interessenten wecken, sollten sie je zum Verkauf stehen, aber Gilly brauchte nicht viel zum Leben. Dennoch hatte sie mit der Zeit den größten Teil ihres geerbten Geldes aufgebraucht. „Ich habe einfach schon zu lange gelebt!", lautete ihre Erklärung. Zur Aufbesserung ihres spärlichen Etats verkaufte sie Kräutertinkturen, das eine oder andere als hoch wirksam gepriesene Aphrodisiakum und wunderbare Cremes und Salben für Frauen. Mit Männern hatte sie nichts mehr im Sinn, nachdem sie vor über fünfzig Jahren von einem vor dem Altar sitzen gelassen worden war.
Auch Bronte mochte die Männer nicht. Meist stellten sie sich ihrer Erfahrung nach nur als große Enttäuschung heraus. Allerdings war sie noch von keinem ausrangiert worden, sondern sie scheute einfach davor zurück, sich fest zu binden. Zum Beweis hatte sie gerade nur eine Woche vor dem großen Tag ihre Hochzeit abgesagt, die bereits als das gesellschaftliche Ereignis in den Medien angekündigt worden war, und sich damit den Zorn ihrer eitlen Mutter und ihres grobschlächtigen Stiefvaters eingehandelt. Welch eine Demütigung! Welch eine Schande! Und noch schlimmer … es war schlecht fürs Geschäft!
Ihr Verlobter Nat hatte eher verblüfft und wütend reagiert. Welches vernünftige Mädchen würde ihn abweisen? Die jungen Frauen standen sich doch auf den Füßen, um Nathan Saunders kennen zu lernen! Nats Mutter wiederum war wie eine Furie auf sie losgegangen und hatte sie mit Schimpfwörtern bedacht, die Bronte ihr gar nicht zu getraut hätte. Niemand verschmähte ungestraft den Wunderknaben von Thea Saunders, die sich für einen der Sterne der High Society hielt. Wutschnaubend forderte sie den Verlobungsring zurück, einen Solitär von drei Karat. Bronte war froh, ihn loszuwerden … ihr Finger fühlte sich ohne ihn viel leichter an. In all dem Chaos hatte sie sich mit dem Wissen getröstet, dass sie keinesfalls das erste Mädchen war, das vor seiner Hochzeit kalte Füße bekommen hatte. Das Problem war nur, dass sie bis zur letzten Minute gewartet hatte, um ihre Zweifel zu äußern. Sie verachtete sich dafür, dass sie nicht eher den Mut aufgebracht hatte, aber sie hatte vorausgesehen, welche Turbulenzen ihre Entscheidung hervorrufen würde.
Die ordinäre Standpauke durch ihren Stiefvater, den sie so verabscheute. Nat war immerhin speziell für sie ausgewählt worden. Das beschämende Gefühl, ihre Mutter enttäuscht zu haben, obwohl sie ihr, wenn sie ehrlich war, nie etwas hatte recht machen können. Ihre Absage der Hochzeit mit Nat Saunders hatte einen gewaltigen Skandal verursacht. Nur wenige ihrer so genannten Freunde hatten zu ihr gehalten. Wo sie auch auftauchte, fiel man über sie her. Wie hatte sie nur so dumm sein können? Der gut aussehende und allseits beliebte Nat war der Sprössling des Medienmoguls Richard Saunders, der ein enger Freund ihres Stiefvaters Carl Brandt und dessen Partner in verschiedenen – vermutlich zwielichtigen – Geschäften war. So hatte die Sache mit der Hochzeit natürlich das Ende ihrer angehenden Karriere als Schauspielerin bedeutet. Im Verlauf des vergangenen Jahres war sie durch eine Hauptrolle in der preisgekrönten TV-Polizeiserie „Shadows" richtig bekannt und beliebt geworden. Doch inzwischen hatte sie ein ziemlich blutiges Ende auf der Mattscheibe ereilt. Sie war im Kugelhagel getötet worden. Die Einschaltquoten waren kurzfristig in astronomische Höhen geschnellt, und ihre Fans hatten einen Proteststurm veranstaltet … sie hatte bis dahin gar nicht geahnt, dass sie überhaupt so viele Bewunderer besaß. Doch Quoten hin, Fans her, man konnte nicht zulassen, dass sie zwei steinreiche Familien vor den Kopf gestoßen hatte.
Ihre Mutter hatte kein gutes Haar mehr an ihr gelassen. „Wie konntest du das tun, du undankbare kleine Närrin, nach allem, was Carl Brandt für dich getan hat!" war Miranda Brandts Lieblingsvorwurf gewesen.
Was aber hatte Carl Brandt wirklich für sie getan? Er hatte sie keinesfalls adoptiert. Ihr richtiger Vater hatte ihr genug hinterlassen, so dass die Kosten für Schule und Studium, Lebensunterhalt und Kleidung gedeckt waren. Denn Bronte war die Alleinerbin ihres Vaters gewesen, wobei Ross McAllister seinen Anwalt zum Testamentvollstrecker eingesetzt hatte. Offenbar hatte er seinen letzten Willen am Tage seines Todes zu ihren Gunsten geändert, und ihre Mutter, die auch jetzt noch schön und sexy war, obwohl sie ihren fünfundvierzigsten Geburtstag bereits das zweite Mal gefeiert hatte, musste sich mit der Villa und ihren beträchtlichen Juwelen begnügen. Das roch nach einem Geheimnis, aber Bronte hatte nie versucht, es zu ergründen. Denn nichts würde ihr den geliebten Vater zurückbringen, den sie immer noch vermisste.
Ihre Mutter hatte sich zweifellos stets zu Geld und Macht hingezogen gefühlt. Da kümmerte es nicht, dass Carl Brandt, ihr neuer Ehemann, ein Tyrann war, der sich wie die Axt im Walde benahm. Wehmütig dachte Bronte oft an ihren Vater, der ein feiner Gentleman gewesen war. Doch sie hatte ihn im Alter von nur sieben Jahren verloren, als er mit seinem schnellen Sportwagen gegen einen Baum geprallt war. Ihre Mutter hatte danach stets behauptet, Ross McAllister sei ein rücksichtloser Raser gewesen. Eine Ansicht, der seine zahlreichen Freunde vehement widersprachen.
Nach dem Tod des Vaters hatte sich Brontes Leben jedenfalls drastisch verändert. Ihre Mutter hatte für einige Tage die trauernde Witwe gespielt, die kurz vor einem Nervenzusammenbruch stand. Bronte war zu ihren Großeltern mütterlicherseits geschickt worden, was jedoch nur eine Woche gut ging. Dann entschied ihre Großmutter, die auf dem Standpunkt stand, dass Kinder gesehen, aber nicht gehört werden dürften, sie könne die „Anfälle ihrer temperamentvollen Enkelin nicht länger ertragen. An diesem Punkt eilte Gilly McAllister Bronte zur Hilfe und bot sich an, das Kind bei sich aufzunehmen. Die gute, alte, „verrückte
Gilly! Gilly, die insgeheim Miranda „oberflächlich und egoistisch" nannte.
Bronte sollte bei Gilly bleiben, bis ihre Mutter den tragischen Verlust verarbeitet hatte. Sie blieb fünf Jahre! In dieser Zeit sah sie ihre Mutter nur selten … denn da Carl Brandt Miranda als seinen Besitz betrachtete, musste sie ihm jederzeit zur Hand sein. Ihre Großmutter sah Bronte überhaupt nicht mehr. „Was für ein Glück!", spottete Gilly. Keiner der beiden wurde zu Miranda und Carl Brandts pompöser Hochzeit eingeladen, die ungebührlicherweise nur gut einen Monat nach Ross McAllisters tragischem Tod gefeiert wurde. So viel zu der trauernden Witwe.
Einige Monate später kam als angebliche Frühgeburt Brontes Halbbruder Max zur Welt. Der arme kleine Max, dessen Geburt Anlass zu so viel Klatsch und Tratsch gab, obwohl Bronte und Gilly weit oben im abgeschiedenen Norden erst ein Jahr später aus der Zeitung von Max’ Existenz erfuhren.
An Brontes zwölftem Geburtstag traf Miranda Brandt dann aus heiterem Himmel die Entscheidung, Bronte auf ein exklusives Internat in Sydney zu schicken. „Du musst weg von diesem primitiven Ort!, hatte Miranda entsetzt konstatiert und die Plantage fluchtartig mit ihr verlassen. „Du bist eine Wilde! Wie konnte ich dich bloß Gilly überlassen … die kann sich ja nicht einmal um sich selber kümmern!
Der verwilderte Zustand der Plantage und Brontes Anblick hatten ihr einen echten Schock versetzt. Rückblickend musste Bronte zugeben, dass sie damals etwas verwegen ausgesehen hatte. Unter Gillys Anleitung hatte sie es sich angewöhnt, wie ein Junge herumzulaufen, bekleidet mit Shorts oder Hosen, die von einem breiten Gürtel gehalten wurden, und rustikalen Stiefeln.
An dem Tag, als Bronte die Plantage verließ, hatte ihre geliebte Tante Gilly sich die Augen ausgeweint. Die tapfere, starke Gilly, die ansonsten stets dem General in der Familie alle Ehre machte: General Alexander „Sandy McAllister, der in den afghanischen Kriegen in Indien für die Briten gekämpft hatte und zu Ruhm und Ehre gelangt war. „Sandy
war Gilly einer der liebsten unter den Familiengeistern.
Etwas erfrischt nach der Verschnaufpause, hängte sich Bronte die Tasche wieder um und nahm den teuren Koffer auf, der ein abgelegtes Stück ihrer Mutter war. Miranda Brandt kostete es aus, die Frau eines sehr reichen Mannes zu sein. Und Carl Brandt verwöhnte seine Frau aus gutem Grund: Miranda war für ihre Schönheit und Eleganz weithin bekannt und beneidet und damit für Carl Brandt ein Statussymbol, mit dem er prahlen konnte.
Ansonsten war er kein großzügiger oder großherziger Mensch. Bronte hatte er die meiste Zeit kaum wahrgenommen. Wer weiß, was aus ihr geworden wäre, wenn sie nicht das Erbe ihres Vaters gehabt hätte. Schlimmer aber war noch die niederträchtige Art, mit der er seinen eigenen Sohn behandelte. Er überschüttete den armen Max mit Kritik, beißendem Spott und Sarkasmus, weil der Junge nichts von dem Geschäftssinn und der hemdsärmeligen Durchsetzungsfähigkeit seines Vaters geerbt zu haben schien. Es war Bronte schwer gefallen, den fünfzehnjährigen Max jetzt allein zurückzulassen, aber das Internat bot ihm wenigstens eine gewisse Zuflucht. Er hatte sich sogar so weit durchgesetzt, dass er inzwischen die meisten Ferien dort blieb … sehr zum Leidwesen seiner Mutter, die sich einbildete, eine gute Mutter zu sein.
Meine traurige, fehlgesteuerte Familie, dachte Bronte. Praktisch jeden Tag musste man mit irgendeiner Krise rechnen. Bronte hatte sich oft gefragt, wie sie ihrer Mutter äußerlich so ähnlich und doch ihrem Wesen und Handeln nach das genaue Gegenteil sein konnte. Das, was wirklich zählte, Werte, Liebe, Verständnis, hatte sie von Gilly gelernt. Zwar hatte sie nie aufgehört, ihre