Bücher Magazin

Rezensoinen

OLIVER BOTTINI

Einmal noch sterben

Deutsche Originalausgabe

Curveball war der Deckname des irakischen Informanten des BND, dessen Informationen den Krieg der Bush-Administration am Golf rechtfertigten. Hätte der Krieg verhindert werden können, wenn Curveballs Lüge über Saddams Massenvernichtungswaffen rechtzeitig aufgedeckt worden wäre? Um diese Frage herum baut Bottini seinen hochspannenden Roman, der in einem Zeitraum von drei Wochen die politischen Winkelzüge deutscher Geheimdienstakteure mit der geheimen Mission einer Gruppe von Elitesoldaten verbindet. Sie sollen in Bagdad die Beweise einer Dissidentin sichern, die Curveballs Informationen widerlegen, doch der Einsatz läuft aus dem Ruder. Der Scharfschütze Frank Jaromin wird zum Sündenbock gemacht – und wehrt sich auf eigene Faust. Bottinis Elitepolizisten sind gebrochene Männer, von der Härte ihrer Aufgabe gezeichnet und kaum in der Lage, ein Familienleben aufrecht zu erhalten. Es gelingt dem Autor, auch ihre Mitund Gegenspieler im Staatsapparat und in geheimen Netzwerken glaubwürdig als Menschen mit widersprüchlichen Motiven zu zeichnen, angetrieben etwa von Schmerz über den Verlust eines Sohnes durch den Terror von 9/11. Bottinis Gespür für politisches Versagen und menschliche Unzulänglichkeit machen ihn zum legitimen Erben des großen John le Carré. (lk)

Bottini schreibt keine gewöhnlichen Kriminalromane, sondern hochaktuelle Analysen moralischer Ambivalenzen.

DUMONT, 475 Seiten, 25 Euro

A. K. TURNER

Wer mit den Toten spricht

Übersetzt von Marie-Luise Bezzenberger

Jung, gothic, intuitiv – diese Attribute zeichnen die junge Sektionsassistentin in der Pathologie Cassie Raven laut Klappentext aus. Klingt naiv und etwas abschreckend für Krimileser:innen, die Klischees vermeiden möchten und reicht als Beschreibung auch nicht. Denn Cassie ist auch intelligent, sensibel und mitfühlend, erfüllt zwar einige der düsteren Klischees einer ehemaligen Gothic-Braut, mit denen die BBC-Produzentin A. K. Turner aber zu spielen weiß und die erfreulich authentisch wirken. Und während Cassies Kollegen ihre Obduktionswitze reißen, wie dass der Geruch verbrannter Leichen an KFC erinnere, feilt Cassie an ihrem Umgang mit Hinterbliebenen und und glänzt mit der ein oder anderen Weisheit über den Tod. Neben dem rätselhaften Selbstmord eines

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